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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — AbonncmentspreiS vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. HmM. Uojsen, Menlehn md die Umgegenden. Imtsölntt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Kgl. AmLshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Aintsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. LsrstrenLamt zu Tharandt. Ns. 54 Dienstag, den 8. Juli 18W. Erlas;, die MarLirnnst der Murgrenzeu an den , öffentlichen Wegen betr. Es ist wabrzunehmen gewesen, daß Seiten der Gemeinden und der Bffitzer bez. Vertreter selbstständiger Gutsbezirke des hiesigen Bezirkes nicht allenthalben die nöthige Sorg falt aus die gehörige Unterhaltung der zufolge der Bekanntmachungen der Königlichen Amtshauptmannschaft vom 19. Juni und 2. October 1882 zur Markirung der Flurgrenzen an den öffentlichen Wegen anzubringcnden Steine verwendet wird. Denn theffs fehlen die Flurgrenzsteine, theils sind sie schadhaft, oder die Aufschrift an denselben ist unleserlich. Dir gedachten Wegebaupsliästigen werden daher veranlaßt, dis fraglichen Grenzsteine alsbald einer Durchsicht zu unterziehen und die vorgefundenen Mängel durch Reparatur, beziehentlich Ergänzung und Erneuerung der Grenzsteine zu beseitigen. Meißen, am 2. Juli 1890. Königliche Amtshattptrnannschaft. / v. Airchbach. EMftvsrpaehtung. Die -iesjährigsn Obstnntzungen auf der Meißen - Wilsdruffer Straße, Abtheilung 2 (1 Parzelle) und Aeffelsdorf - Noffener Straße, Abtheilung ff—3 (in mehreren Parzellen) Montag, 0c» 21. Inti V. I., von Nachmittags 1Z Uhr an im Gasthofe „zum Adler" in Wilsdruff an Meistbietende gegen ssfortige baars Zahlung und unter den sonstigen vor Beginn der Verpachtung bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 28. Juni 1890. Königliche Straßen- und Wasserbau-Inspektion II. Königliche Bauverwalterei. Neuhaus. Diesel. Dsnnerstaa, -en 10. -s. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Siadtgememderathssitzung. Wilsdruff, am 7. Juli 1890. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. MiSer, Brgmstr. Tagesgeschichte. Unser Kaiser weilte in den ersten Tagen der verflossenen Woche beim dänischen Königspaare auf Schloß FredenSdorg. Von dort hat er seins stille Nordlandsfahrt nach Norwegen fortgesetzt und ist am Dienstag in Christianis eingetroffen, wo er seinen Aufenhalt gewissenhaft benutzt, um sich über Alles und Jedes eingehend zu unterrichten. König Oskar und die Bevölkerung der norwegischen Hauptstadt überbieten sich in Zuvorkommenheiten für den erhabenen Gast. Mit Stolz empfindet man die augenfällige Auszeichnung, welche dem nordischen Lande durch den wiederholten Besuch des Deutschen Kaisers erwiesen wird und welche das Augenmerk der ganzen Welt auf Norwegen lenkt. „Die Tage sind vor über, kann man manchen Norweger sagen hören, wo nur ein Zufall ausländische Besucher hierher trieb, und in langen Jahr hunderten nur ein einziger regierender fremder Fürst, nämlich König Jakob VI. von Schottland, (dessen Schwester an König Christian I V. verheirathet wurde), 1589 seinen Fuß auf nor wegischen Boden setzte". Wenn hierin eine so große Ver änderung eingetr.On ist, so hat man zu einem wesentlichen Theile Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser dafür zn danken. Kaiser Wilhelm liebt die See und das Leben auf dem freien Meere. Für ein Volk, das in so großer Ausdehnung, wie das norwegische, selbst auf d.r See sich bewegt, trägt dieses viel bet, um die Theilnabme zu vermehren, womit es den Kaiser in Norwegen als Gast des Königs der vereinten Reiche in dessen norwegischer Hauptstadt willkommen heißt. Wie verlautet, soll der Aufenthalt des Monarchen in Norwegen reichlich drei Wochen dauern. Die Kaiserin ist am 1. Juli in SaßnP zu einem längeren Sommeraufenthalt wohlbehalten angelangt. Mit lebhafter Theilnahme und stolzer Freude folgt das deutsche Volk der abermaligen Nordlandsfahrt seines Kaisers und die Huldigungen, welche dem erlauchten Mo narchen auf fremder Erde darzebracht werden, finden im Herzen der deutschen Nation ihren lauten Widerhall. Schon auf dänischem Boden ist Kaiser Wilhelm seitens des Herrscher hauses wie seitens der Bevölkerung ein ungemein herzlicher Empfang bereitet worden, aber fast noch herzlicher gestaltete sich seins Aufnahme in Christiania, die sich-dazu noch in einem ungemein festlichen Nahmen bewegte. Wilhelm II. ist diesmal allerdings in der vollen Würde seines kaiserlichen Amtes in der Hauptstadt Norwegens erschienen und dies erklärt es, daß jetzt der hohe Herr in Christianiw in besonders festlicher Weise empfangen wurde. Daß die Begrüßung der nach Christiania geeilten schwedischen Königsfamilie und namentlich des Königs Oskar mit Kaiser Wilhelm eine sehr innige und freudige war, versteht sich bei den intimen Beziehungen zwischen dem deutschen Kaiserhause und der königlichen Familie von Schweden-Nor wegen, am Dienstag, fand im Schlosse zu Christiania Diner zu Ehren des Kaisers statt. Am nächsten Tage begleitete König Oskar seinen hohen Gast nach mehreren Punkten der Umgegend und nahm hierbei der Kaiser in „Froznersartteren" ein ihm von der Stadt Christiania angebvtsnes Frühstück an. Im Verlaufe desselben brachte der Kaiser, des schönen Empfanges, dm er in Christiania gefunden, gedenkend, einen Trinksvruch auf dis Stadt und deren Bürger aus. Am Mittwoch Nach mittag war Galatafsl im königlichen Schlosse, woran sich ein im Schloßhofe aufgeführter Zapfenstreich sämmtlicher Militär- mustkkorps schloß. — König Oskar ernannte den Kaiser zum Ehren-Admiral der norwegischen Marine, Kaiser Wilhelm seinerseits verlieh dem Prinzen Eugen, dem jünsten Sohne des schwedischen Hcrrscherpaarss, den Schwarzen Adlerorden. — Bei der Galatafel vom Mittwoch toastete zuerst König Oskar in warmen Worten auf Kaiser Wilhelm, worauf letzterer mit einem Trinkspruchs auf den König erwiderte. Der Kaiser wies in demselben darauf hin, wie er in seiner Jugend nicht gereist sei und nun als Monarch sich durch Reisen ausbildcn und die Nachbarn kennen lernen wolle. Norwegen habe er aus Liebe zu Lem kernigen Volke dieses Landes ausgesucht, das sich durch steten Kampf hindurch gearbeitet habe und gleich den Germanen ein Volk der Mannestreue und der Königs- trcue sei. Der kaiserliche Trinkspruch klang in der Aufforderung an die Norweger aus, auf das Wohl ihres Königs zu trinken. Ueber das Programm der Kaiscrreise nach England ver lautet: Se. Mas. Kaiser Wilhelm wird am Sonnabend, 2. August, in Cowes auf der Insel Wight eintreffen und in Osborne als Gast der Königin bis zum Donnerstag, 7. August, ver weilen. Von dort wird der Kaiser sich direkt nach Edtnburg begeben und die Forth-Brücke besichtigen. Ein Besuch Londons, welcher eine Zeit lang geplant war, gilt neuerdings für un wahrscheinlich. Offizielle Festlichkeiten werden diesmal in Os borne nichtstattfinden, denn der Besuch des Kaisers wird einen lediglich familiären Charakter tragen. Der Reichstag ist nach einer bedeutsamen Aröeitsthätig- keit von nahezu zwei Monaten am Mittwoch bis zum 18. November vertagt worden, während die Arbciterschutzkommijston bereits am 5. November wiederum zusammentreten wird. Der Reichstag hat eine ganze Reihe der ihm obliegenden Arbeiten zum Abschluß gebracht und vor allen Dingen eine neue feste Bürgschaft für die äußere Sicherheit des Vaterlandes mit An nahme der Militärvorlaze geschaffen, wie es die Thronrede wünschte. Die Lösung einer großen Aufgabe, welche die Sicherung des inneren Friedens und damit die Förderung der inneren Wohlfahrt des Vaterlandes im Auge hat, steht dem Reichstage noch für den Winter bevor. Möge er auch diese in gemein samer Arbeit mit der Reichsregterung zu einem gedeihlichen Abschlusse bringen. Das Auftreten der Sozialdemokraten im Reichstag ist, trotzdem sie von der früher besessenen Zahl von etwa einem Dutzend Abgeordneter auf drei Dutzend auf gestiegen sind und damit eine Vertretung im Reichstage er langt haben, wie niemals auch nur annähernd zuvor, im All gemeinen ein derartiges gewesen, daß man ihnen das Zeugnis; nicht versagen kann, Laß sie, wenn man den Gewohnheiten und Bestrebungen ihrer Partei manches zu gut hält, einen maßvollen nnd besonnenen Gebrauch von ihrer gegen früher so erheblich verstärkten parlamentarischen Stellung gemacht haben. Sie haben freilich gegen alles Wichtige gestimmt, was dem Reichstag zur Entscheidung vorlag; aber das Haden ja die Deutschfreistnnigen auch gethan. In ihren Reden haben sich die sozialdemokratischen Abgeordneten im Allgemeinen einer gewissen Mäßigung und Vorsicht befleißigt; cs sind früher weit schlimmere Redeausschrsitungen vorgekommen, als in dem jetzt hinter uns liegenden Reichstagsabschnitt. Die sozialde mokratischen Mitglieder haben sich auch in ihrer Art weit eifriger als früher an den parlamentarischen Arbeiten bctheiligt. An den Berathungen des Gcwerbcgerichtsgesetzes und der Ar beiterschutzvorlage haben sie sehr lebhaften Antheil genommen und hierzu eine Fülle von Anträgen eingebracht, die freilich zumeist abgslehnt wurden, weil sie zu weitgehende Forderungen erhoben, immerhin aber von einem gewissen Ernst zeugten, statt der beständigen leeren Agitation praktische Arbeiterintcressm zu fördern. Im Einzelnen haben die Sozialdemokraten damit auch manches erreicht, so wenig ihnen das auch genügen mag und so sehr manche Bestimmungen ihres Arbeitersckutzgesetz- entwurfs eine ernste Erörterung ausgeschlossen. Im Allge meinen herrscht in dem Auftreten der Sozialdemokraten, schon im Hinblick auf das nahe Erlöschen des Sozialistengesetzes, gegenwärtig nicht der äußerste Radikalismus vor; das zeigte sich in manchen Erscheinungen Les Reichstages, wie eS sich auch sonst im Gang Ler sozialen Bewegung zeigt. Uebrigens scheinen trotz der großen Zunahme an Neichstagsmandaten neue Männer dieser Richtungen von erheblicherer geistiger Bedeutung Lurch die jüngsten Wahlen nicht in das öffent liche Leben gebracht worden zu sein. Unter den neuen Männern dieser Partei ist nicht ein einziger, der eine hervorragendere Rolle zu spielen in Aussicht stellt oder den älteren Mitgliedern, den Bebel und Liebknecht, Vollmar und Singer, an Befähigung gleichzukvmmen scheint. Der Besitz der Partei an bedeuten deren geistigen Kräften ist eben recht beschränkt. Nach den vom Bundcsrathe angenommenen Vorschriften über die diesjährige Volkszählung soll die Zählung, soweit thunlich, mittelst besonderer Zählerkommissionen und Heran ziehung freiwilliger Zähler in Zählkarten oder Zählungslisten in abgegrenzten Bezirken unter Leitung der Lokalbehörden vor- gcnommen werden und von Haus zu Haus, sowie von Haus halt zu Haushalt mittelst namentlicher Aufzeichnung der zu zählenden Personen erfolgen. Zur Zeit der Zählung sollen öffentliche Versammlungen und Feste, Jahrmärkte, Truppen-