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September ab ist Herr RegierungSrath Uhlemann, jetzt bei der Kgl. Kreishauptmannschaft Bautzen beschäf tigt, ernannt worden. Die Stellvertretung des Herrn Oberregierungsraths Lotze wird mit Ende d. M. sich erledigen, von wo an bis zum Eintritt deS neuen Chefs die Stellvertretung durch Herrn Bezirksaflessor v. Kiesenwetter weitergeführt wird. Reinhardtsgrimma. Durch den am 12. Febr. dieses Jahres den ganzen Vormittag über andauernder Sturm war auch die hiesige bisherige, die Jahreszahl 1775 tragende, Kirchthurmfahne zerbrochen worden und machte sich deshalb die Anschaffung einer neuen nothwendig. Bei Abhebung des oben gebliebenen TheileS (der andere war durch den Sturm herunter- geriffen worden) zeigte es sich aber, daß auch die Kuppel einer vollständigen Erneuerung bedürfe, und so ent schloß man sich, nicht blos ebengenannte Erneuerung vornehmen zu lasten, sondern sie auch auf den Thurm knopf dadurch, daß man ihn im Feuer vergolden ließ, auszudehnen. Die neue, die Jahreszahl 1894 tragende Thurmsahne, sowie der neuvergoldete Thurmknopf wurden nun am 24. d. M. aufgesetzt. Ehe dies jedoch geschah, hielt der Ortsgeistliche an die Anwesenden eine kurze Ansprache und that dann vor ihren Augen «ine Urkunde, nachdem er sie vorgel'esen, nebst neun Stücken der jetzt gangbaren Münzen in die dem Thurm kopse anzuvertrauende Kapsel; Urkunden aus früherer Zeit oder dergl. waren leider in dem Thurmknopfe bei besten Herabnahme nicht vorgefunden worden. Säwmt- liche Arbeiten sind solid und geschmackvoll auSgesührt und geben dem Thurme ohne Zweifel ein gefälliges Ansehen. Beerwalde. Am Montag Vormittag, den 23. d. MtS., fand die Einweihung der hiesigen, von Herrn Baumeister Klotz in Dippoldiswalde nach sachverstän digem Gutachten in zufriedenstellendster Weise neu erbauten Schule statt. An dieser Feier nahmen als Vertreter der königl. Bezirksschulinspektion die Herren BezirkSaffeffor von Kiesenwetter und Bezirksschulinspektor Richter Theil; auch hatte sich Herr Brandversicherungs inspektor Treitschke auf Einladung mit eingefunden. Nach sehr sinnreicher Abschiedsrede des Herrn Lehrers Vogelgesang am alten SchulhauS, sowie abwechselnden Gesängen, erfolgte von Seiten des Baumeisters die Uebergabe deS Schlüssel« zur neuen Schule, in welcher Herr Bezirksschulinspektor Richter in der ihm eigenen Weise die trefflichste Weihrede hielt. An dem sich an schließenden Festmahle herrschte animirteste Stimmung und fand die Feier deS Tages durch Abhaltung eines rvohlgelungenen Kinderfestes den würdigsten Abschluß. Quohren. In hiesiger Schule ist eine Ktnder- Sparkaffe eingerichtet worden. Allwöchentlich bringen die Kinder einen kleinen Betrag mit zur Schule, welcher verzinslich angelegt wird. Bei der Konfirmation wird dann der Geldbetrag nebst Zinsen dem Kinde resp. den Eltern zurückgezahlt. Bei den Kindern wird da durch der Sinn fürs Sparen geweckt und manchen -Eltern wird bei der Entlassung des Kindes aus der Schule der zurückerhaltene Betrag sehr willkommen sein. Kreischa. Das vergangene Woche im Saale der Kuranstalt stattgefundene WohlthätigkeitS-Concert Hot sür die Kinderdewahranstalt die Summe von «7 Mk. ÄO Pf. ergeben. Posseudorf. Vergangene Woche haben die Ar beiten zur Herstellung einer Niederdruck-Dampfheizung sür unser Gotteshaus begonnen und im Lauf« dieser Woche find bereits die Röhren in di« Kirche gelegt worden. Ende August d. I. sind wir im vollständigen Besitz der HeizungSanlag« für unser Gotte-Hau». Glashütte Eine fast tropische Hitz« lagerte be sonder- am 3. Bogelschießtage auf unserer Festwiese. Trotzdem die auf dem Platze stationirte Feuerspritze wiederholt ihre Fluthen ergoß, so gelang es doch immer wieder der Glühhitze, nach kurzer Zeit die künstliche Abkühlung zu vergewaltigen. Das Feuerwerk am Abende entsprach voll und ganz den großen Erwar tungen, die man sich gemacht hatte. Herr Oberfeuer werker Kadner versteht es, dem Publikum-immer wieder etwas Neues zu bieten. So wäre denn wieder ein mal dies unser Volksfest vorüber, vom besten Wetter begleitet ist es verlaufen, möge eS auch allen anderen Hoffnungen und Wünschen Rechnung getragen haben.. — Die Temperatur stieg am Dienstag bis auf -s- 43° L. (Schatlentemperalur -s- 25'/,° R.) Tharandt. Für Aufhebung der Forst akademie Tharandt und Verlegung des forstlichen Studiums an die LandeS-Univerfitäl Leipzig tritt ein sächsischer Forstbeamter in einem längeren Artikel ein, den dieser Tage die amtliche „Leipz. Ztg." zum Abdruck gebracht hat. Der Verfasser erinnert u. A. daran, daß der unlängst neuernannte Direktor der Akademie Tharandt, Prof. vr. Neumeister, bereits 1890 auf einer Versammlung des sächsischen Forst vereins einen Vortrag über die erwähnte Frage mit den Worten geschloffen hat: „Also nicht Akademie und Universität nebeneinander oder nacheinander, auch nicht nach dem Universitätsschnitt eingerichtete Forstakgdenzien, sondern allein die sür den forstlichen Unterricht würdig ausgestattete Universität ist das Ziel, da» un» vor- zuschweben hat. Steuern wir darauf los!" Die Er füllung dieser Forderung, für die eine Versammlung deutscher Forstmänner schon vor 20 Jahren in Frei burg i. B. eingetreten ist, wird in jenem Artikel als dringendes Bedürfniß hingestellt, zumal neuerdings auch zahlreiche frühere Gegner der Universttätsbildung ihre Meinung zu deren Gunsten geändert haben. Dresden. Der Verkauf der Marienbrücke ist nun zur Thatsache geworden. Der StaatsfiSkuS hat dieselbe an die Stadtgemeinde einschließlich der bestehenden AusfahrtSrampen und des Brückenzollein nehmergrundstückes auf Altstädter Seite, sowie ein schließlich verschiedenen anderen fiskalischen Areals ver kauft. Vom Verkaufe ausgeschloffen bleiben nur die auf der Brücke befindlichen Eisenbahngeleise und Tele graphenleitungen, deren Beseitigung vor der Uebergabe der Brücke durch die StaatSeisenbahn erfolgen wird. Die Stadtgemeinde ist vertragsgemäß gehalten, in Neustadt eine 17 m breite Straße nach der Kaiser straße zu anzulegen und sortbestehen zu lassen. Der StaatsfiSkuS hinwiederum verpflichlet sich, von seinem am Elbufer gelegenen Areale ein ziemlich langes, 3 m breites Trennstück abzugeben. Die Gemeinde zahlt hierfür 1500000 Mark am Tage der Uebergabe der Brücke. Diese erfolgt erst in einigen Jahren nach In betriebnahme der neuen, unterhalb der Marienbrücke von der Staatseisenbahnverwaltung zu erbauenden Eisenbahnbrücke und nach Entfernung der auf der Marienbrücke und dem anschließenden Bahnkörper be findlichen Bahngeleise. Wegen der Erhebung des Brückenzolles bestimmt der abgeschloffene Vertrag Fol gendes : Der Etadtgemeinde wird die Berechtigung zur Erhebung eines Brückenzolles aus der Marienbrücke nach demselben Tarife und unter denselben Bedingungen, wie solche für die AugustuSbrücke festgesetzt sind, ein geräumt. Diese Berechtigung soll für die Marienbrücke ebenso, wie für die Albert- und Carolabrücke durch den Vertrag vom IS. Mai 1886 bestimmt ist, wenig stens so lange gelten, al» auf der AugustuSbrücke oder auf einer zum Ersätze derselben zu errichtenden Brücke die Erhebung des auf widerruflicher Genehmigung der EtaatSregierung beruhenden Brückenzölle» stattfindet. Königsbrück. In unserem kleinen, kaum 2500 Einwohner zählenden Städtchen, da- den meisten säch sischen Städten darin „über" ist, daß e» ein Elektri zitätswerk besitzt, fangen jetzt die Gewerbetreibenden an, sich die elektrische Krafterzrugung für ihre Zwecke dienstbar zu machen. So kommt jetzt auch in der Druckerei der dortigen „Westlausitzer Ztg." Elek trizität zur Verwendung. Die Elektrizität liefert das dasige Elektrizitätswerk des Herrn Ingenieur Beyer- Dresden ; durch einen neben der Schnellpresse plazirten Motor von 1,13 8?., der die winzige Größe eines Nähmaschinen-Aufsatzkastens hat, wird die Elektrizität in arbeitende Kraft umgesetzt, die im vorliegenden Falle die Druckmaschine treibt, in anderen Fällen aber auch jede andere Maschine treiben kann. Ein gleicher Motor von 4 8k. Stärke ist in der" Glaserei veS Herrn Hugo Gey, Schloßstraße, in Thätigkeit, wo der selbe eine Anzahl Holzbearbeitungsmaschinen treibt. Soweit sich bis jetzt beurtheilen läßt, funktioniren beide Motoren vorzüglich; sie sind in der Handhabung sehr bequem, bedürfen keinerlei Wartung und sind jederzeit arbeitsbereit. Zittau. Eine schreckliche That ist am Dienstag in Oybin auf dem Wege vom Töpfer durch den oberen Theil der Felsengaffen nach dem Scharfenstein zu ver übt worden. Auf diesem Wege wandelten die Kauf- mannS-Ehefrau Rauchfuß aus Dresden und deren beiden Söhne, von denen der ältere etwa 18, der jüngere ca. 12 Jahre alt ist, welche seit einigen Tagen zur Sommerfrische dort weilen. Wie es heißt, be fanden sich dieselben in Gesellschaft mit einigen anderen Damen und Kindern, während eine Erzählung von anderer Seite besagt, daß einige Damen desselben Weges gegangen sind. Da plötzlich kam eia Strolch aus dem Gebüsch heraus und forderte mit der Pistole in der Hand von der zu Tode erschreckten Frau Rauch fuß die Baarschaft, indem er ihr gleichzeitig die Uhr kette von der Brust riß. Als hierauf der 18jährige Sohn der also Bedrohten ven Räuber mit seinem Stocke abzuwehren versuchte, schoß der freche Geselle aus einem Revolver mehrere Kugeln gegen ihn und seine Mutter ab, und zu Tode getroffen sank der junge Mann entseelt zu Boden, während der Mörder zu entkommen vermochte. Auch Frau Rauchfuß wurde durch einen Schuß in die Hand und durch einen weiteren in die Brust verwundet; doch soll ihr Zustand glücklicher Weise zu krnsten Besorgnissen keinen Anlaß geben. In weitem Umkreise hat diese verbrecherische That die größte Aufregung hervorgerufen. (Die Theil- nahme, die von allen Seiten der unglücklichen Familie entgegengebracht wird, ist in der ganzen Dippoldis- walder Gegend um so herzlicher, da alle Glieder der selben hier wohl bekannt sind. Lebte doch Herr Rauch fuß lange Jahre als Fabrikant in Schmiedeberg und bekleidete er auch daS Amt eines Gemeindevorstandes daselbst.) Von einem Augenzeugen wird der Hergang deS UeberfalleS folgendermaßen geschildert: Die gegen wärtig mit ihren Kindern, zwei Söhnen im Alter von 12 und 17 Jahren, zur Sommerfrische in Oybin weilende Gattin deS Kaufmanns Rauchsuß aus Dresden hatte gestern Nachmittag in Gesellschaft einer jungen Dame aus Oybin mit ihren Kindern einen Ausflug nach dem Töpfer unternommen. Nach kurzer Rast in dem Restaurant des Töpfers wollte man durch die Felsengaffe nach dem Hochwalde gehen. In fröhlicher Stimmung brachen die Ausflügler auf, nicht ahnend, welch trauriges Schicksal ihnen in den nächsten Minuten bevorstand. In der Nähe des EcharfensteinS kam ihnen ein älterer unbekannter Mensch entgegen, der plötzlich einen verborgen gehaltenen Revolver hervorzog und mit dem Rufe: „Da» Geld öder da» Leden!" auf Frau Rauchsuß zusprang und derselben Uhr und Kette zu entreißen versuchte. Entschlossen drang je doch der neben seiner Mutter gehende 17jährige Sohn auf den frechen Angreifer ein und versuchte ihn mit seinem Schirme »urückzuschlagen. Der Räuber wandte sich nunmehr gegen den jungen Mann und feuerte zwei Schüsse auf ihn ab, von denen einer traf und den jungen R. am Kopf verletzte. Ja ihrer AngsL