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Sächsische Volkszeitung : 26.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193107268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310726
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-26
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
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Nummer 17t — 3V. Jahrgang erscheint «mal W0ck>ll. mit lttuftr. Grollebellagcn.Hctmnt und keil' und der Mndcrbellage .tzltr unsre Nein»» Leute'. sowie de» srexibellage» .St. Benno-Blatt'. .Unterhalt»»» und Wissen', .Die drastische Haitdtrau', .Nerzlttchcr Ratgeber', .rar gute Buch'. Monatlicher Bezugspreis S^o einscht. Bestellgeld. Liiijelnummer 10 H Sonnabend-n. Sonntagnummcr iiv Hauptschrlftle Li- ü>. DeSezh», Dresden. Sonnlaq, den 28. Juli 1931 ^D DD SInzelgenprcls,: Dte lgelnattene pelttjette »t» z,tzl>»ntieN< «8 MD nnretgen u.Llellengeluche !il» Dte petttreltaniezelte. M mm ^M MD ^M ^M MU DM DD W MD IW MD MD IM W 40 du-petttrettam.-zette I .tttt.te. Brtesgeb :»t> z ^mNall« ^M^ ^M ^D MD DM DM WM UMl DD inM hl>t>eier ci>ew»n eilttcht ,ede cüeiplUchtittia aut cüelenuig towl« DD MD WD ^MMM^ LlMimg . NuUrÄee» n. Leistung d. Lchadenersah, ^D Geschäsllicher Letl: Frau, BungarS, Dresden. 0 olrssettun »ekchaftSft«»,, Drucku.Berlg«, «crmanca. er.ss^^ Für christliche Politik «n- Kultur rroz Bankkonto «tadtbank Dresden Re Stil» * Redakttoo drr Lüchtttiden BotkSzeltung Dre»d«n»iUtstadi 1. Poliertcratze >1. Uernrni Mit und »IMS. Nach Brünings Rückkehr Bericht vor -em Kabinett und bei Hindenburg — Vor neuen Finanz-Maßnahmen Eins ist not Ms der große Krieg zu Ende war, zwölf Millionen Menschen auf den Schlachtfeldern erschlagen, Europas Wohlstand auf ein Jahrhundert vernichtet — da ging man keineswegs daran, gemeinsam einen Wiederaufbau zu ver suchen. Man warf vielmehr die Frage nach der Schuld auf und bezeichnete selbstverständlich den als Schuldigen, der sich als der Schwächere erwiesen hatte; der sollte nun allein den Schaden wieder gutmachen. Wie weit wir in Europa mit dieser geistreichen Methode gekommen sind, ist hinlänglich bekannt. Die gleiche Methode aber wird heute von den weitesten Kreisen im deutschen Volke ange- wendct auf die wirtschaftliche Krise, in der wir mitten darinstehen. Statt alle Kräfte zusammenzufassen, um aus der schlechten Lage herauszukommen, streitet man sich sehr gründlich darüber, wer an dieser Lage schuld ist. Da beschuldigen die Kommunisten den Kapitalismus und rnscn zum Ausstand ans. Die Ncchtsopposition erklärt, die Krise sei nichts als der „Bankrott des Systems". Die Sozialdemokratie wendet sich in einem Ausruf an das deut sche Volk, um den Kapitalisten alle Schuld zu geben. And die Unternehmer antworten, nur die „marxistische Miß« wirtschaft" habe uns so weit gebracht. — Wer hat nun recht? Hat der Kapitalismus oder hat der Sozialismus versagt? Sie haben beide versagt. Die Erundzüge unseres Wirtschaftssystems sind kapitalistisch. Das; sich aus einer sol chen kapitalistischen Grundlage eine gesunde Gesellschaft entwickelt, ist an sich keineswegs unmöglich. Aber die Gegenwart zeigt eine Entwicklung zum Ueberkapi- talismus, den kein Geringerer als Papst Pius Xl. eine schwere Erkrankung des sozialen Lebens genannt hat. Die Beherrschung der Märkte durch anonyme Konzerne und Trusts, deren Geschäfte niemand mehr durchschaut, und lwas schlimmer ist) auch niemand mehr überblickt, die Möglichkeit, Niesenvermögen innerhalb eines solchen Mammut-Gebildes geräuschlos zu verspekulieren (wie das eben noch im Fall Nordwolle geschah), die Ausschaltung der selbständigen Initiative des mittleren und kleinen Unter nehmers — das alles sind Fäulniserscheinungen im kapita listischen System der Gegenwart. Dazu kommt in Deutsch land der grundsätzliche Fehler, eine Erneuerung des gesam ten Wirtschaftsapparates finanziert zu haben mit kurz fristigen Krediten, aus denen heute Frankreich die unzer reißbare Fessel zur Niederhaltung Deutschlands flechten möchte. Durch die so luftig finanzierte Rationalisierung ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht unwesentlich er höht worden. Auf der anderen Seite hat die kapitalistische Reklame Luxusbedürfnisse großgezllchtet, die heute unsere Lebenshaltung verhängnisvoll verteuern. Aber auch der Sozialismus hat versagt. Ein Mann wie Dr. Brüning kann darauf Hinweisen, das; er seit dem Beginn seiner Tätigkeit im öffentlichen Leben un ablässig angekämpst hat in gleicher Weise gegen die kapita listischen Auswüchse wie gegen die sozialistischen Uebcr- treibungen, die vor allem der Begriffsverwirrung des Krieges und der Inflation ihre Entstehung verdanken. Sozialversicherung tut not, aber ist das wirklich eine soziale Versicherung, bei der Krankenkassen Paläste bauen, aber die kranken Ausgesteuerten der Fürsorge anheimfallen? Mieterschutz ist unentbehrlich, aber waren bürokratische Wohnungszwangswirtschaft und Hauszinssteuer wirklich glückliche Ergänzungen dazu? Für die Arbeitslosen zu sor gen ist nach der Verfassung und nach dem christlichen Sit tengesetz Pflicht, aber kann diese Pflicht nicht in anderer Weise erfüllt werden, als durch eine kostspielige Organisa tion wie die Arbeitsämter, die heute die phantastische Un kostenziffer von 7,2 v. H. der ausgezahlten Unterstützungs summe haben? Hat nicht der Sozialismus den Menschen immer nur von Rechten aber nicht von Pflichten gepredigt? Hat er nicht durch seine materialistische Zielsetzung eine Steigerung der materiellen Lebensansprüche gefördert, die die heutige Zeit der Entbehrung für viele doppelt schwer erträglich macht? Kein Zweifel: Sozialismus wie Kapitalismus haben einander nichts vorzuwerfen. Sie haben in gleicher Weise zu unserem Elend beigetragen. Wir bedauern die Menschen, bei denen das Schlag wort noch Glauben findet, Abkehr von einem „System" könne die Heilung bringen. Von Systemen erwarten wir gar nichts. Wir halten nichts von Programmen und nichts von Theorien. Auch Kapitalismus und Sozialismus sind ja nicht aus Theorien entstanden. Die Freizügigkeit der Wirtschaft war Wirklichkeit, ehe denn Adam Smith schrieb, und Wirklichkeit war der Klassenkampf, ehe Karl Marx Der Besuch Slimsons Berlin, 25. Juli. Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsaus;enminisler Dr. Curtius und die deutsch« Delegation trafen heute von Lon don kommend um 8.1? Uhr aus Bahnhof Charlotte »bürg ein, wo sic von Staatssekretär in der Reichskanzlei Dr. Piinder empsangen wurden. Ursprünglich sollt« die deutsche Delegation mit dem Nord- expreh um 8.37 Uhr auf dem Bahnhof Friedrichstraße eintressen, hatte aber ihre Dispositionen geändert. Die Absicht der Ankunft auf dem Bahnhof Charlottenburg war so geheim gehalten worden, das; auf dem Bahnhof Friedrichstraße selbst die nächsten Angehörigen des Rcichsaußenministers. Frau Dr. Curtius. ein Sohn und der Schwiegersohn sowie Herren des Auswärtigen Amtes sich eingesunden hatten. Bor dem Bahn hof Friedrichstraße hatten zahlreiche Photographen 'Ausstellung genommen und die Polizei hatte umfangreiche Absperrungs maßnahmen getroffen, da sich das Publikum bereits eine Stunde vor Eintressen des Nordexpresses angesammclt halte. Der Kanzler wird heut« noch dem R ei chs kab i n« t t Bericht über die Berhandlungcn in Paris und in London erstatten. Ebenso wird der Reichspräsident noch im Laufe des heutige», Tages d-n Kanzler empfangen um persön lich über die internationalen Verhandlungen der letzten Tag« Bericht zu erhallen. In der heutigen Sitzung des Kabinetts dürften auch die weiteren Maßnahmen zur Sicherung der Finanz- und Wirtschaftslage erörtert werden. Lb heute schon aus diesem Gebiet neue Maßnahmen getrossen werden, steht aller dings noch dahin. Man nimmt an, daß die Reichsregierung ent scheidende Entschlüsse erst nach der Erledigung der Besuche Slimsons und Mac Donalds in Berlin fassen wird. Alan spricht davon, daß die Rcichsregierung a» eine Interessengemeinsckmft der Banken denkt, um die Schwierigkeiten, die bei einzelnen Bankinstituten in letzter Zeit entstanden sind, leichter über winden zu können. Auch «ine neue Erhöhung des Reichsbank diskonts wird in diesem Zusammenhänge als möglich be zeichnet. Sehr großes Aussehen haben di« Angriffe erregt, die in diesem Zusammenhang« gegen den Rei ch sba n k Prä sidenten Dr. Luther gerichtet worden sind. Wir haben gestern schon darüber kurz berichtet. Neben d«r „Frankfurter daraus eine Theorie machte. Nicht Programme sind wichtig, sondern die Menschen. In den Seelen der Menschen mus; die Bereitschaft lebendig sein, das diene zu schaffen. Seelische Krast ist cs auch, die allein die heutige Krise überwinden und neue Formen für die Gestaltung der deutschen Zukunft finden kann. Was wir brauchen ist eine grundsätzliche Wandlung der seelischen Haltung unseres Volkes, die sich dann auch zwangsläufig in einer Aenderung der materiellen Lebensführung auswirken wird. Eine solche Wandlung kann freilich nicht hervorgehen aus dem Fanatismus, nicht aus einer Volksanfwiegelung, die überall an die von einer harten Notpolitik verletzten kleinen und kleinsten Jnter- Zeppelin nach Leningrad gestartet Berlin. 25. Juli. Das Luftschiff Gras Zeppelin ist heut« morgen um 4.10 Uhr hei schönem Wetter unter Leitung von Dr. Eckener aus seiner Arktisfahrt nach Leningrad gestartet. Mehrere Hundert Berliner hatten sich eingesuudeu, die dem deut scheu Luftschiff dl« letzten Grüße zmviuktcn. Nach einer kurzen Schleife nahm das Luftschiff sofort Kurs nach Nordosten. In der Nacht waren die Landungsmannschaften fieber haft tätig, um das Luftschiss bis in die letzten Kleinigkeilen für die Arklissahrt sertigzumacheu. Nicht weniger als 13 MIO Kubikmeter Gas wurden in das Lustjchisf hineingepnmpt. Außerdem wurden weit über 8 Tonnen Benzin und Oel ge laden. Auch der letzte Proviant wurde schon in Berlin einge nommen. Gege» 4 Uhr morgens erschien Dr. Eckener, der in einem kleinen Gasthof in Staaken übernachte! hatte, und tras die letzten Boibcreitungen. Dr. Eckener äußerle sich über die Berlin-Ltaakencr Einrichtungen des Flugplatzes sehr günstig. Er betonte, daß er «vahricheinlich Danzig und Königsberg nicht anslicgcn werde, da er direkten Kurs aus Leningrad nehmen will nnd sich an die Wetterkarte hallen muß Tie Passagiere verbracht«,, die Nacht an Bord. Zeitung" und dem „Borivärts" hat auch die „Germania" ml der Führung der Reichsbank Kritik geübt, wenn auch durchaus i„ maßvoller Form. Diese Artikel hat nun der „B.crliner Börsen« Kurier" gestern in einem Artikel „Abschied von Dr Luther" znsammengesaßt. In dem Artikel wird rundheraus der Rück», tritt Dr. Luthers vom Posten des Reichsbankprüsiöenten ge fördert. Die unzulängliche Borarbeit der Reichsbank sei del Grund für den mageren Erfolg der Verhandlungen in Pari» und London gewesen. Der Börsenkurier regt an, daß Dr. Luther freiwillig zurücklrilt und daß man ihn mit einem p« Mische,, Amte betraue. Lb dieser Vorstoß des Börsenkuriers Erfolg haben wird, hängt natürlich von den Berhandlungen ab, die der Reichs kanzler in den nächsten Tagen sichren wird. Die Arbeit de» Kabinetts wird sich i„ den nächsten Tage,, aus das Ziel ei„. stellen müssen, di« deutsche Wirtschast ohne schwer« Erschütte rungen über Ultimo Juli Hinwegzubringen. Die Persönlichkeit des Kanzlers gibt die Gewähr dafür, daß alle Maßnahmen sachlicher und personelle» Nalur getrossen werden, Sie notwen dig sind, um dieses Ziel zu erreichen. Der amerikanische Außenminister Stimfon trisst am Sonn- abcndnachmittag gegen 5 Uhr in Berlin ein. Sein Besuch ist inossizieller Natur. Die Abreise crsotgt am Montag. Montag vormittag trisst dann auch um 8.38 Uhr der englische Auhcn- minster und nachmittags mit dem Flugzeug Ministerpräsident MacDonald hier ein. Die englischen Gäste woknen t« Hotel Kaiserhof. Eine Zusammenkunft in Hubertusstock ist nicht vor gesehen. Zu den Nachrichten, daß der französische Ministerpräsident Laval bereits nächste Woche nach Deutschland komme, wird noch einmal daraus hingewiesen, daß Reichskanzler Dr. Brüning be reits gestern erklärt habe, es sei noch alles in der Schwebe und bisher seien noch keine Dispositionen getrossen. Im Zusammenhang mit dein bevorstehenden Besuch von Finanzsachverständigen in Berlin wird von zuständiger Stelle ausdrücklich daraus aufmcrtsam gemacht, daß es sich um zwei Ausschüsse handelt, von denen der eine ein Ausschuß von Ver tretern ist, die von den Gouverneuren der Zentralbanken er nannt und formell von der BIZ. bestätigt werden, während cs sich bei dem anderen Ausschuß um eine Reihe von Bankiers handelt, die auf deutsche Initiative nach Berlin eingcladen werden, um hier die Lage zu prüfen. essen appelliert. Sondern nur aus einer Besinnung aus die sittliche Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Ge- nieinschast und der Zukunft, also letzten Endes aus religiö sem Geiste. Mrr glauben an die sittliche Erneuerung des deutschen Volkes, weil wir Führer haben, die. ihrem Volte nicht von der notwendigen selbstlosen Haltung etwas vor reden, sondern sie ihm Vorleben. Ein Gröber, ein Fchrenbach sind vor der Zeit ins Grab gesunken, zermürbt von der überschweren Arbeit, die sie in trostloser Zeit für ihr Volk übernommen hatten. Wir sehen heute an der Spitze der Zenlrumspartei Ludwig Kaas, obwohl er in dieser Stellung eine schwere Krankheit, die ihm das Leben zu verkürzen droht, nicht ausheilen kann. Aus unseren Reihen ist Heinrich Brüning in das Kanzleramt berufen worden. Brüning hat vor Jahren einmal geschrieben: „Der Glaube an die Wahrhaftigkeit des Staatsmannes wird nur gewonnen und kann nur entstehen, wenn zunächst die Ueberzcugung da ist, das; dieser Betreffende in der Lage ist, jederzeit die Selbstentäußerung und Selbstansm senmg im Interesse der Gesamtheit bis zum Aeußersten zu treiben." Diese Worte hat der, der sie schrieb, als Kanzler in der Tat und Wahrheit bewährt. Wir haben Führer, die in schwersten Stunden ihre Entschlossenheit, ihren Weitblick und ihre Selbstlosigkeit bewiesen haben. Notwendig ist, das; die Vollsgesamtheit Vertrauen zu diesen Führern bewährt und das; jeder ein zelne sich bemüht, ihrem Beispiele zu folgen. Einfachheit, Pflichtbewußtsein, Selbstlosigkeit und Selbstbeherrschung haben das deutsche Volt nach der furchtbaren Katastrophe des 30jährigen Krieges und nach dem Zusammenbruch von 1806 zu neuer Blüte gesührt. Damals waren die Ein schnitte in deutsches Grenzgebiet noch grausamer, bie mili tärische Ohnmacht Deutschiands noch schlimmer als beute, zudem die Neichseinheit tatsächlich zcrtriimmcri Auch heute ist das deutsche Volk nicht verloren, wenn ec in sic' oie sittlichen Kräfte erneuert, die allein die Zukunft geh.llcir können. i>vi<
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