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-rritag, ». Hktober i»r» V«. Gahrvans. 5K. «r» Drahlanlckirift: Nachrick,!», Druden tzrniIvirckitr-Eammrlnumme«! »»»«> Nu« lü« Nachlgewrllche: Nr. »voll Sch«>I»«N»»g u. Pauplgetchllllillelle: Drridkn-N. I, viaitenstrai« »8/t» «e,ug»gebL-r vom I. bt» ld. vliod«« ISW dr< Idgttck, zweimaltaer Zustellung srei Hau» 1.7a MI. Postb«i»gtv«e>1 Ist« Munal Oltobe« ll.t« MI. elnlchl, SO Big. Postgebübr lohne Posttuile»ungtgebl>l>«>. lkln-elnumme» l<> Big., austerhuld Treiben« ld Psg. An«c>genpre>lei Die S1n»eigen werden nach Woldmorl berechnet! dle »Inlvalltge sa mm breite Zelle »d Plg . Ist« auiwSrl« tu Big. gamilien- anjklgen und Tlellengeiuche ohne lllaball ld Big., auherhalb rd P>g., dle so mm breite Rellame»cUe »00 Big., austerhalb iS0 Big- Osserlengebübr »0 Big. Auswärtige Aulträge gegen Borauibezablung Druck u. Nerlag: Lievich t Nelchardt, Treiben. Pofticheck-stio. loa» Treiben Nachdruck nur mit deull.Quellenangabe lDreidn. Nachr.i »uliliig. Unverlangte Schriilstücke werden nicht ausbcwahrt Konditorei Ois O Klo b v r-S p « r I »! itNt l Mrücutt», 8ti ?ü Lmsiisnsti.S/lü RRR R Mberd Kir-mes-Kuel-isri vsr dsrükmls Ktrmsskueksnt -- Kr/Hur ÄaSem L c->. LSickS/V z ucomovi/e /c»on, alu, u>v» in visisn Sorten Vrescien5 größter Konciitoreibetrieb! pssgsi 81tgks 10 6ro6s in ^silungsn Bor SKstftmg ks Fvar Krruger in Berlin tDrahtmetdung unserer Berliner Schrtftleltungi Berlin, IN. Oktober. Die „Vossischc Zeitung" meldet: Der Präsident der Schwedischen N c i ch s b a n k erschien heute als Gast in den Räumen der Berliner Börse. Die Annahme, daß dieser Besuch in Zusammenhang mit den Verhandlungen über eine Anleihe des Ziindholztrustcs sür das Deutsche Reich stehe, bestätigt sich. Der Ches des schwedischen Zündholztrustes, Jvar Krenger, trisst heute in Berlin ein, um die Verhandlungen über eine NeichSanlcthc zum Abschlusi zu bringen, und um gleichzeitig in seiner Eigenschaft als Besitzer der größten deutschen Zündhoizsabriken an den ent scheidenden Beratungen über dle Schaffung eines deutschen Zünbholzmonopols teilzunehmcn. Die Anleihe wird 125 Millionen Dollar, also rnnd Sütl Millionen Mark, betragen und eine Laufzeit von KV Jahren haben. lieber die Bedingungen schweben noch Verhandlungen mit der Neichsbank und dem NeichSfinanzministerium. Bisher ist ein Zinsfuß von e t w a <! v. H. in Aussicht genommen. Die Anleihe wird von der schwedischen Aktiengesellschaft Kreuger L Toll garantiert. Die deutschen Banken sind an der Anleihctransaktivn zunächst nicht beteiligt. Das Reich erhält nach Maßgabe des noch scstzusetzcnden Äusgabe- kurseS den vollen Anlcihecrlös ohne Abzug einer Bank provision oder sonstiger Spesen ausgczahlt. Das neue NeichSmonopol erstreckt sich lediglich aus den Zündholzverkauf. Die Fabriken bleiben also nach wie vor Privateigentum der bis herigen Inhaber. Gegenüber der bisherigen Organisation der deutschen Zündholzwirtschaft bringt das neue Gesetz c i n s ch n e i d e n d e Veränderungen. Auch die Firmen, die bisher dem Syndikat fernstandcn, müssen ihre Waren an das neue Mono pol verkaufe» und können sie nur durch das Monopol ver kaufen. Dadurch wird eine Neufestsetzung der bisherigen Produktionsquoten erforderlich, die aber an den bisherigen Machtverhältnisscn zwischen Deutschen und Schwede» nichts ändern soll, mindestens nicht zunng»»stcn der Deutschen.! Ntkkaitlsm«tW»>§ In Zukunft soll auch das Reichsmonopol das ausschlag gebende Recht des Zündhvlzimportü haben. Leider betreibt man an den amtlichen Stellen di« gleiche Geheimniskrämerei, wie zur Zeit, als die ersten Gerüchte über dieses Anleihcgcschäft anstauchtcn. ES ist an den amtlichen Stellen weder eine Bestätigung, noch ein Dementi dieser Zcitungömeldungen zu erhalten. Jedoch ist, wenn man bedenkt, daß damals das Reichsfinanz- mtnisterium erklärte, daß durch solche Veröffentlichungen nur der „Gang der Verhandlungen" gestört würde, nicht daran zu zweifeln, daß diese Verhandlungen, die damals eine un liebsame, aber im Interesse der deutschen Oefscntlichkeit liegende Unterbrechung erfahren haben mochten, nun z» dem milgctciltcn Ergebnis geführt haben. Daß dieses Ergebnis sür daS Deutsche Reich kein Geschäft ist, bei dem es Gewinne macht, liegt aus der Hand und braucht nicht sonderlich betont zu werden. Der Schwede Kreuger hat einen Zündholzkonzern geschaffen, der mit ganz billigen Gestehungskosten arbeiten kann und die deutsche Produktion vollständig niederzuwersen imstande ist. Daß Kreuger bet -er jetzigen Regelung, die ihm -as Monopol sichert, R i e s e n g e w i n n c aus Deutschland herauszteht, ist eine Tatsache. A»S dieser Tatsache erklärt sich die andere Tatsache der scheinbar so günstigen Au le i h c sür die leeren Netchskanen. Diese anscheinend günstige Rcichsanleihe darf aber nicht darüber täuschen, daß ihre Ge währung verbunden ist mit schweren volkswirtschaft lichen Schädigungen. Die Entscheidung über diese» großzügige Finanz- und Zündholzprogramm ist vor Sonnabend mittag nicht zu er warten. Bon 2Z auf 3Z Pfennige! Berlin. IN. Oktober. Dem „B. T." zufolge soll der Preis der Konsumhölzer von 25 auf etwa 35 Pfennig sür zehn Schachteln erhöht werden, wodurch die Zündhoizsabriken ren tabel gemacht, woran aber auch das Reich selbst l-unächst zum Ausgleich entfallender Zolleinnahmcn, dann aber anch in ! Form von Ucbcrgcwinnens beteiligt werden soll. Mißbrauch -er Machtmittel -es Staates Die Ministergenosscn Scvering und Grzcsinski scheinen die Nerve» verloren zu haben. Wie sollte man es sich sonst erklären, daß sie, die Anhänger der demokratischsten Republik der Welt, mit allen Machtmitteln des Staates Sturm laufen gegen das Volksbegehren, das doch dazu da ist, der Meinung des Volkes unabhängig von den Parlamenten freien Ausdruck zu verleihen. Wir können es schließlich ver stehen, daß der Kampf gegen den neuen Tributplan der Ncichsrcgicrung unangenehm ist. Man wird nichts dagegen sagen können, wenn die Minister als Parteimänner vor ihren Wählern dagegen Stellung nehmen. Das ist ihr gutes Recht! Aber das ändert sich in dem Augenblick, wenn die Minister zu Parteizwccken die Machtmittel des Staates einsctzen, um eine verfassungsmäßig verbriefte Aktion, die ihnen als Partcimänncrn nicht paßt, zu be kämpfen. Das ist ein Tun, das ans das äußerste verwundern müßte, wenn man in dieser Hinsicht nicht schon einiges ge wöhnt wäre. Allerdings die Schärfe, mit der die Negierung diesmal vorgeht, stellt alles bisher Dagewescne in den Schatten. Dieser Kampf hat Formen angenommen, die alle Freunde der freien Meinungsäußerung auf den Kampfplan rufen müssen. Es geht bereits nicht mehr um das Volks begehren. Es geht schon um die wichtige Frage, ob sich das deutsche Volk gefallen lassen muß, daß man an seinen Grund rechten dann rüttelt, wenn es den derzeitigen Machthabern nicht in ihr parteipolitisches Konzept paßt. Das Volks begehren sür das deutsche Freiheitsgesetz ist von der Negie rung zugelassen worden. Also ist es verfassungsmäßig. Seine ordnungsgemäß« und reibungslose Durchführung sollte dem zufolge die oberste Pflicht der Negierung sein. Ist doch ein Volksbegehren das Mittel des Volkes, seinen Willen kunb- zutun. Ter Wille des Volkes aber sollte in einer demokra- tischen Republik gerade den Parteien der Linken heilig und unverletzlich sein. Was aber sehen wir? Die Beauftragten der Linksparteien in der Negierung suchen selbst mit Polizeiverbotcn diesen Willen zu unterdrücken. In drei facher Weise hat bereits die Reichs- und die preußische Negie rung sich gegen die reibungslose Durchführung des Volks begehrens vergangen. Der erste Schlag richtete sich gegen den Stahlhelm. Der preußische Minister Grzcsinski hat ein Verbot in den Provinzen Rheinland und Westfalen erlassen. Den Vor wand mußte ein Geländespiel liefern, das am 21. September In der Gegend von Langenberg stattfand und das nach Ansicht der sozialdemokratischen Machthaber den Charakter einer militärischen Ucbung trug. Wie steht es damit? Würde sich Genosse Grzcsinski die Mühe machen, einmal die Stahlhelm- satzungcn nachzulesen, so würde er finden, daß die Abhal- t n n g militärischer Hebungen mit A » Sschluß aus dem Stahlhelm bestraft wird. Der Stahlhelm, die Millioncnorganisation der deutschen Frontsoldaten, weiß, daß er sich peinlich an die bestehenden Gesetze zu halten hat, und er tut das um so mehr in dem Augenblick, wo er sich zum Hanptträgcr einer großen politischen Aktion gemacht hat. Ge ländespiele aber sind in Deutschland immer noch gestattet. Sie werden von jedem Turnverein, von jedem Jngcndbund gerade in den Herbstmonaten als gesunder, stählender Sport von jeher veranstaltet. Auch -as Reichsbanner Schwarz-Rot- Gold betätigt sich in dieser Richtung sehr lebhaft. Man hat nicht gehört, daß Grzcsinski gegen seine Lieblingsorganisation cingcschrittcn wäre, obwohl das Reichsbanner, noch dazu gerade in der letzten Zeit, droht, daß gegen die angeblichen Feinde der Republik mit der „Faust und mit der Waffe recht zeitig losgeschlagen" werden müsse, wie der ReichSbanner- führcr, Untvcrsitätsprofcssor Heller, ans der Gaukonserenz in Magdeburg im September ansfllhrtc. Wenn der Borwurf militärischer Hebungen berechtigt ist. so gerade beim Reichs banner. Als Sozialdemokrat wirb Grzcsinski sicher mit beson derem Genuß die sozialistische „Magdeburger VolkSstimme" vom 17. September 1S2S gelesen haben — wenn nicht, möge er eS schleunigst nachholen —. in der die Reichswehr monar- chistischer Umtriebe bezichtigt wird und der Feldzug des Reichsbanners gegen die Reichswehr angcdeutct wirb: Lahmlegung der kleinen Garnisonen und Abschnürung von Truppentransporten. In diesem Zusammenhang erinnern wir an die famose Nachtübung des Reichsbanners, deren Ziel dle Aushebung der Garnison Donaueschingcn war Warum ist das Reichsbanner deshalb nicht verboten worden? Ober hält Grzcsinski das sür keine militärische Hebung? Diese Feststellungen genügen, um »u wissen, daß heute mit Wider die belgischen Greuelliigen Warum keine inlernationale Anker- suchung? Bell über das reine deutsche Gewisse« Berlin, 10. Oktober. Der Neichsministcr a. D. Dr. Bell, Vorsitzender des Untersuchungsausschusses des Deutschen Reichstags zur Prüfung der Völkerrechts- Verletzungen im Weltkrieg, stellt zu den von der bel gischen Presse erhobenen Beschuldigungen gegen Deutschland und gegen den Untersuchungsausschuß des Reichstages in einer Erklärung u. a. scst: Der in der belgischen Presse geäußerte Verdacht, der Untersuchungsausschuß dcS Rcichtagcs zur Prüfung der NölkcrrcchtSvcrleßungcn im Weltkriege habe Versch lungen deö deutschen Heeres und der deutschen Negierung aus der Zeit des Anmarsches in Belgien geleugnet oder verschleiert und übergangen, entbehrt jeder Grundlage. Allerdings hat der Untersuchungsausschuß über die Vor gänge in Löwen, Dinant, Aerschot, Ardcnne und TamineS keine selbständigen Erhebungen angestellt. Dieses Verfahren hatte aber seinen Grund nicht in dem Wunsch, eine Auf hellung der tics beklagenswerten Vorgänge zu vermeide», sondern in der Unmöglichkeit, die zur Ansklärung des Sachverhalts unerläßlichen Beweise zu erheben, insbesondere Ort und Stelle der Ereignisse in Augenschein zu nehmen und belgische und deutsche Zeugen einander gegenüberzustelleu Dem zuständigen NntcrsnchnngSauöschnß ist durch die Tat sache. daß er nicht als internationale Kommission arbeiten kann, eine unübcrschreltbare Grenze gezogen. Er ist sich dieses seiner Arbeit unvermeidbar anhaftenden Mangels jederzeit bewußt gewesen und hat das auch an mehreren Stelle» seiner Veröffentlichungen deutlich zum Ausdruck gebracht. Der Ausschuß kann in seinem Werke weiter nichts sehen als eine Vorarbeit sür die internatiooale Untcrsnchung über die von alle» kriegführende» Mächten begangenen Völ- keirechiövcrlctzungcn und Uber die geeigneten Mittel. Wieder- hvlungen in Zukunst vorznbeugcn. Wenn der belgische Minister des Aeußeren, Ban derselbe, nach dem Er- scheine» de» Werkes de» Untersuchungsausschüsse» von sich au» eine internationale Untersuchung vorschlug, so hatte er sich damit den vom deutschen Untersuchungsausschuß selbst wieder holt geäußerten Wunsch zu eigen gemacht. Es bleibt tief bedauerlich, daß Nanderveldc sich nach- her gezwungen sah. der Ausführung seines eigenen Vorschlages zu widersprechen, während die deutsch« Ne gierung ihr Material einer internationalen Kom mission sofort zur Verfügung zu stellen bereit war. Die belgische Regierung hat sich dadurch selbst der Gelegenheit beraubt, ihr Beweismatcrial vor einem unparteiischen Forum zur Geltung zu bringen und dadurch die Klärung des umstrittenen Sachverhaltes herbcizusührcn. Ich bin überzeugt, daß die Kjarstcllung der nicht zur Ruhe kommenden Fragen durch eine internationale Kommission früher oder später ersvlgcn muß und dann der ehrliche Wille des deutschen Untersuchungsausschusses und der Wert seiner in erster Linie recht kritischen Arbeit nicht mehr ver kannt werden wird. Ich habe die Genugtuung, daß die soeben in Ge » s beschlossene Ergänzung der Haager LandkricgSordnung vom 27. Juli 1V2S an mehreren Stellen Anregungen ans dem Werk des Unter suchungsausschusses übernommen hat. Nichts kann den Wert der Arbeit des deutschen Ausschusses deutlicher und erfreu licher ins Licht stellen. Die in dem Werk des UntersnchungS- ausschusscö enthaltenen Anregungen sind noch lange nicht aus- geschöpft. , Slmt Kr SkrlbMrte >»« ». Sktokr Berlin. 10. Oktober. Das ReichsvcrkehrSministerinm hat Pros. Hermann Obcrth die Erlaubnis zum Abschuß seiner ersten F « rnrakete an der Ostsee erteilt. Der „Lokalanzciaer" meldet, daß der Start der ersten Weltraumrakete auf den 10. Oktober festgefetzt worben ist. Professor Oberth hat sich nach Rücksprache mit dem Reichs» verkebrsministerium entschlossen, die Greiföwaldcr Oie zum Ausgangspunkt seiner Versuche zu wählen. Die Rakete wird in nordöstlicher Richtung in geneigter Vcrtikallinie ge startet werben. Rach den Berechnungen Prosessor Oberthö wird die Rakete eine Höhe von 60 bis 76 Kilometern erreichen.