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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abomieinentspreis betragt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prLimmvranäo. Anzeiger Inserate werden biS spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderach, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 88. Donnerstag, den 29. Zuli 1880. 5. Iahrg. ^öffentliche Stadtgemein-erathsfitzung zu Zwönitz Freitag den 30. Zuli 1880 Nachmittags 6 Uhr. Tagesordnung ist am Verhandlungstage voll Vormittags 9 Uhr an in der Hausflur des Rathhauses öffentlich ansgehängt. Bekanntmachung. Das städtische Eichamtsloeal befindet sich von jetzt ab Bahnhofs st raße Nr. SS parterre im Hause des Herrn Spitzenhändler Zeeh und ist regelmäßig an Wochentagen geöffnet von 7—12 Uhr Vormittags und 1—7 Uhr Nach mittags. Zwönitz, am 20. Juli 1880. Der E i ch a m t s v o r st a n d. Bürgermeister Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Trotz der kalendermäßigen Saurengurken-Zeit ist das politische Leben in Deutschland nicht erstorben; in Friedrichs- ruh ist noch in den letzten Tagen der vergangenen Woche fleißig gearbeitet morden, der Reichskanzler hat hierauf Berlin einen kurzen Besuch abgestattet und sich sodann nach seinem historischen Kissingen begeben, woselbst möglicherweise durch den deutschen Cardinal Hergen- röther wieder unter der Hand mit der Kurie verhandelt werden wird. Die letzten Conferenzen in Friedrichsruh, die der Reichskanzler mit den Ministern Lucius und Bitter hatte, gelten der künftigen Steuer- und Finanzpolitik. In Hamburg und Altona stndirte Minister Bitter persönlich die Zoll- und Frcihafenverhältnisse; in Koburg treten die deutschen Finanzminister am Mittwoch zusammen, nm sich ebenfalls mit der Steuerreform zu beschäftigen; vom Tabnksmonopol dagegen ist es wieder still geworden, oder vielmehr die Officiösen sagen, daran denke die Reichsregierung nicht mehr, nachdem sich der Reichstag darüber in einem ablehnenden Votum geäußert habe. Kissingen, 26. Juli. Der Reichskanzler Fürst von Bismarck in mit seiner Gemahlin und mit seinem Sohn, dem Grafen Wilhelm Bismarck, heute Abend 9^ Uhr hier eingetroffen. Der Fürst wurde von der zu seinem Empfange versammelten großen Menschenmenge auf das Herzlichste begrüßt und begab sich sofort nach seiner Wohn ung in der oberen Saline. Oesterreich. Wien, 24. Juli. Bei dem gestrigen Schützen- festbanket traf ein Telegramm Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm ein, in welchem der Kaiser seinem Danke für den von dem deutschen Schützenbunde ihm übermittelten patriotischen Gruß und seine Freude über die rege Theilnahme desselben an dem ersten österreichischen Vundesschießen Ausdruck verlieh. Se. Majestät wies zugleich auf die überaus herzliche Ausnahme hin, welche erhöht durch die An wesenheit des Kaisers von Oesterreich dem deutschen Schützenbund zu Theil wurde. 4)r. Kopp brachte nach Verlesung des Telegramms ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den deutschen Kaiser aus und das Centralcomito sandte namens der österreichischen Schützen eine telegraphische Dankadresse an den Kaiser Wilhelm, in welcher angezeigt wurde, daß alle anwesenden Schützen und Festgäste ans das Wohl des erhabenen Verbündeten des allgeliebten Kaisers Franz Joseph ein begeistertes dreimaliges Hoch ausgebracht hätten. Frankreich. Paris, 26. Juli. Gestern Abend fand im Stadtviertel von Belleville zu Ehren der Amncstirten ein Banket statt, bei welchem Rochefort den Ehrenplatz einnahm. Cassiaux brachte einen Toast auf Rochefort aus, dessen Feder den Sturz des Kaiser reichs herbeigeführt habe und der jetzt zurückgekehrt sei, um für die Freiheit rind gegen den Opportunismus zu kämpfen. Rochefort trank auf eine Vereinigung der Socialisten bei den 1881 stattfindenden Kammerneuwahlen. Diese unerläßliche Vereinigung müsse den Oppor tunismus discipliniren, der trotz seiner Versprechungen es nicht wage, die Märzdekrete auszuführen und die Armee und den Richterstand zu reformiren. Man müsse aber warten. Rochefort stellte dann einer Liste von Opportunisten eine Liste von Intransigenten gegenüber und sagte: Ferre, Delescluze, Flourens seien Bourgeois gewesen, Milliere sei ermordet worden, ihn müsse mail rächen. Rochefort schloß mit einem Toast auf die Vereinigung aller Arbeiter. Auf den Toast Nochefort's folgten andere ähnliche Toaste, das Banket schloß erst gegen 10 Uhr. Rußland. Bei einer in Dresden lebenden russischen Familie aus den höchsten Gesellschaftskreisen Petersburgs soll die bestimmte Nachricht eingegangen sein, daß der Kaiser Alexander von Rußland anfangs der vorigen Woche der Fürstin Dolgorucki die Hand gereicht habe. Diese Vermählung zur linken Hand wird natürlich noch sorg fältig verheimlicht, da sie ein wenig hart sich an den Tod der Kaiserin anschließt. — Ueber den Mord der Mutter des Generals Skobeloff verlauten noch folgende Details: Frau Skobeloff kam iir Begleitung des Mörders, Usatis, in Konstantinopel an; sie wollten, um den Seeweg zu vermeiden, über den Balkair nach Paris reisen. Usatis nahm sich vier Montenegriner mit; in der Nähe von Philippopel überfiel er mit seinen Begleitern den Wagen der Damen und er schoß die Letztere; seine Montenegriner raubten die gesammten Ju welen der Frau Skobeloff im Betrage von 160,000 Fres. Als Usatis sich verfolgt sah, erschoß er sich; die 4 Montenegriner sind in Haft genommen. Nordamerika. In New-Jork eingetroffene Nachrichten aus Mexico vom 16. d. M. behaupten wiederholt, daß General Gonzales mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt worden. Einer Meld ung zufolge wurde in Guanajuanto der Versuch gemacht, Gonzales zu erschießen, während er, eine Volksknndgebung entgegennehmend, auf dem Balkon stand. Der General blieb unverletzt, aber zwei nahe stehende Personen wurden verwundet. Anch werden einige ausrührische Ruhestörungen, die in der Präsidentenwahl ihren Grund haben, aus den Provinzen gemeldet. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Das Königliche Amtsgericht Stollberg hat beschlossen, den auf den 4. September d. I. in Aussicht genommenen Gerichts tag in Zwönitz bereits den 13. August d. I. abzuhalten. — Ein für Arbeitgeber und Arbeitnehmer besonders wicbtiges Urtheil wegen Schadenersatz für Körperverletzung geben wir in Nach stehendem: In der lithographischen Anstalt von C. H. Röder in Neu reudnitz bei Leipzig arbeitete der Steindrucker Friedland an einer lithographischen Schnellpresse als Maschinenmeister. Als solcher hatte er ca. aller 6 Minuten auf ein an der Maschine angebrachtes Tritt- bret zu treten, um eine über dem Drucksteine befindliche Walze mit telst Schwammes anzufeuchten. Dies mußte jedoch äußerst schnell ge schehen, da hierzu nur M/s bis 2 Secunden Zeit übrig blieben, wollte er sich nicht der Gefahr aussetzen, von dem hin- und hergehenden Drncksteine erfaßt zu werden. Die Maschine, welche Friedland be diente, war 1877 in gebrauchtem Zustande erworben worden und da