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18S3 18S Montag, de» ». s»,»ß AmtMktt des König!. Bezirksgerichts z» Freiderg, sowie der König!. GerichtsLmter «nö der Stadtrache zu Freiberg, Sayda und Brand. Lagesneschichte. Berlin. Die osstciellen und officiösen Blätter leisten jetzt Erstaunliches: so spricht sich eine in amtlichen Kreisblättern ent haltene Mittyeilung über das Bundesresormproject des Kaisers von Oesterreich folgendermaßen aus: „Oesterreich hat soeben einen kleinen Aufregungsstoff in unser deutsches Vaterland geworfen. Der Kaiser Franz Joseph ladet die Fürsten zu einer Konferenz über die Fragen ein, welche den Bund delvegen. Das Auffallende an diesem Schritte ist, daß der Kaiser von Oesterreich ihn so kurz vor der Zusammenkunft mit dem Könige Wilhelm I,. gethan hat. Am 31. Juli unterzeichnete er das Rund schreiben an seine deutschen Bundesgenoffen, am nächsten Tage trat er die Reise nach Gastein an. Scheint es nicht gerade, als ob der Kaiser ein großes Gewicht daraus gelegt habe, dem preußischen Monarchen mit einem kalt accompli cmgegenzutreten? Und wäre Us. nicht im Namen eines gedeihlichen Gelingens rathsamer gewesen, ,Ui jener ernsten Unternehmung zu warten, bis unser König sein Gutachten abgegeben habe? Daß Oesterreich, seiner alten Haus- polinl getreu, die Fürstenconferenz nur im eigenen Interesse bean trage, wer darf'hieran zweifeln? Oesterreich strebt mit Hütte seiner konstitutionellen Koketterie nach der Führung der konstitutionellen Klein- und Mittelstaaten Deutschlands; es trachtet überdies nur deshalb nach einer deutschen Einigung, um di« Politik Preußens, welche durch den französischen Handelsvertrag eingcleitet war, durch- kreuzen zu können. Hier liegen also keine deutschen, sondern rein österreichische Zwecke vot. ?>'.Jst es vorauszusrtzen, daß Preußen dieselben unterstützen wird? — unterstützen darf? Der Versuch des Wiener Hofs wird im Falle erfolglos verpuffen, wo er nicht gar mit einer tüchtigen Verschnupfung ende» wird". — Nach Mittheilungcn aus Beilin im Wiener „Botschafter", handelt es sich bei der Unterredung in Gastein zwischen dem König nnd dem Kronprinzen um drei Alternativen: „Entwrder «m eine Stellvertretung des Königs durch den Kronprinzen — uud das wäre der der Einigung der beiden deutschen Großmächte zuträglichste Fall. Oder die Stunde BiSmarck's Hal geschlagen und ein rascher Entschluß des Königs fördert plötzlich eine eingreifende MinistcrkrisiS zu Tage. Oder endlich — der König sieht sich ver anlaßt, die Krone niederzulegen und die Regierung der jünger» Kraft seines Sohnes zu übertragen." Berlin. Im April d. I. war auf der Tour von hier nach Charlottenburg ein Briesbeutel, der über H600 Thlr. Geld enthielt, »mgeiauscht worden und statt dessen ein mit Papierschnitzeln gefüllter Beutel bei der Post in Spandau angekommcn. Durch fortwährende sorgfältige Beobachtungen der bei der Beförderuug des entwendete» Beutels beschäftigt gewesenen Beaotten seitens der Kriminalpolizei ist es derselben gestern gelungen, den Dieb in der Person eines Postbotcns, Namens Ebert, zu entdecken. Derselbe soll Geldaus« gaben über sein Einkommen hinaus gemacht haben, namentlich »ährend des ih« zu seiner Erholung bewilligten Urlaubs, wo ihn die Kriminalpolizei nicht ouS den Augen gelassen hatte. Gestern »nrde bei Eberk Haussuchung abgehalten und dabei eine Summe »on 3ÜVV Thlr. hinter dem Spiegel versteck! gefunden, deren redlichen El»erd er nicht nachweisen konnte. Er wurde sofort verhaftet. — Der Wiener „Morgen-Post" wird über eine Begegnung König Lubwig'S von Baiern und Hrn. v. BiSmarck'S als verbürgt «zählt: „In dem hinter Salzburg gelegenen Orte Plein führte der Zufall den greisen König Luhwill von Baiern, den preußischen KriegSminister Hrn. v. Roon und Hin. v. Bismarck zusammen. K««ikral v. Roo», dem König Ludwig schon von früher her be kannt, stellte sich demselben vor und wurde von ih» in ein Gespräch gezogen. Hr. v. Bismarck näherte sich und bat seinen Kollegen, auch ihn Sr. Maj. zu präsentiren. Hr. v. Roon, natürlich rasch dazu bereit, wendete fick zu dem König mit den Worten: „Ge statten Ew. Maj., daß ich Ew. Maj. den Hrn. Ministerpräsidenten v. Bismarck verstelle." „Wen?" fragte der nicht gut hörende König sckarf betonend. Und Hr. v. Roon wiederholte mit er hobener Stimme, der ganzen Umgebung gut vernehmbar, die Ditte, Se. Maj. durch die Bekanntschaft mit Hrn. v. Bismarck beglückt« zu dürfen. Man mag fick nun den allgemeinen Eindruck auf die Umstehenden uud den speciellrn auf Hrn. v. Bismarck denken, al» der König ein heftiges "„Nein! Neinl" heransstieß, sich jäh wendete und davonging." Köln, 1l. August. Da« komitä zur Dorbereitung des am 15. und 16. Oktober zu begehenden DowbaufefleS hat beschlossen, außer König Wilhelm, Königin Auguste und den übrigen Mit gliedern LeS königlichen HauseS, desgleichen Kiuig Ludwig vH« Bayern sämmtliche souveräne Fürsten Deutschland- zum gedachten Feste einzuladen. ", Bernburg, 12. August. Ueber das Befinden de» Herzog- sind gestern und heute folgende ärztliche Bulletins durch die „Bernd. Zig." veröffentlicht worden: 1) „Se. Hoheit der Herzog haben in neuester Zeil mehrfach an Hinfälligkeit gelitten; «S batte sich eine Geschwulst der Füße eingestellt, welche jetzt wieder geschwunden ist. In der letzten Nacht haben Se. Hoheit gut geruht und ist der Zustand der Art, daß er dem hohen Patienten den Genuß der freien Luft gestattet." 2) „So. Hoheit der Herzog haben heut« nicht gui geschlafen; der Kräfteverfall nimmt zu." . > Thüringen. Die „Hildburgb. Dorfzig." schreibt: Jedermann weiß, zu welcher Hast und Eile der Landmann in manchen Jahre« genöthigt, so zu sagen, gehetzt wird, wenn er an seiner Erndte nickt empfindlichen Schaden leiden will. Ueber unzuttichende Arbeitskräfte für solche Zeiten der Noth wird allgemein geklagt, und um so bitterer geklagt, als ausreichende Kräfte schon vorhanden wären, wenn man sich nur entschließen möchte, Soldaten auf einige Wochen des Jahres dem Landbau zur Verfügung zu stellen. E» läge darin zugleich eine Anerkennung des Landbau», der Grund lage aller menschlichen Kultur. Selbst der Kaiser von China, der Sohn des Himmels, schämt sich ja solcher eigenhändigen Aner kennung nicht. Es läge darin ferner von Seilen des Staat» ein kleiner Gegendienst, eine Art Erkenntlichkeit gegen einen überaus wichtigen Theil seiner Angehörigen, gegen da» Landvolk, da» ih« seine Söhne da» ganze übrige Jahr hindurch zur Verfügung stellt. Der Gcldpunkr, der allerdings auch nicht zu verachtens, möge ganz bei Seite bleiben. Aber auch auf den Soldaten würde eine Abwechselung nur heilsam wirken, leiblich wie. geistig. Eine zeit weilige Ablösung vom dumpfen Kasernenleben, vom langweiligen Dienstreglement wäre dem jungen Menschen sogar von Herzen za gönnen. Der Einwand aber, als werde der Kriegerstand entehrt durch den Schweiß, den er auf dem Acker- oder Erndtefelde oder in der Scheuer vergießt, dieser Einwand dürfte höchstens noch unter dem dürren Sckädel eines Potsdamer Gardelieutenants aus tauchen. Oder will man gar entgegnen, daß der Soldat zu seiner gründlich!« Ausbildung die kostbare Zeit nicht missen könne, so würde ein solcher Einwand wohl kaum in Kinderstuben noch ein gläubiges Publikum finden. Vielleicht wird der Soldat, der noch nicht von allem Nachdenken verabschiedet ist, begreifen, baß ek eigentlich nicht mehr al» billig ist, wenn er sein bescheiden Theil daz» hilft, da« Korn zu bauen uud zu bergen, von dem auch er demnächst sein Brod essen soll. Will er aber durchs«» keinen Finger bnst ^-Freiverger Anzeiger^ d« Si« Nachmittag« UN- -ckpall«« AeUe »S« ) Uhr Ak Nimm Mit t df. TagedLatt.