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WeWH-Mms Verantwortlicher Redacteur: Pälll Ikhne in Dippoldiswalde. Jnjerate, welch-Seid« bedeutenden Auflage de« Blattes ein« sehr mrk» same Berbreituna finden, werden mit U) Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — La» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dein Ausschlag. — Einae» sandt, ,m redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« A> Pfg. Me „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern jo Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Miakche Kmtshaupimannschast Dippoldiswalde, sowie für die Miglichm Kmlsgerichle und ine Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenßeiil Nr. 88. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, den 28. Juli. Während der Jahresbericht der Dresdener Handels- und Gewerbe kammer auf 1889 nur im 1. Theile zur Kenntniß ge langt ist, liegt uns derselbe von der Handels- und Gewerbekammer Chemnitz vollständig, in einem Bande von 500 Seiten, mit vollständigem alphabetischen In haltsverzeichnisse und einer graphischen Darstellung der Bewegung des Liverpooler Baumwollenmarktes vor. Das gebotene Material ist so reichhaltig, daß wir eS uns versagen müssen. Einzelnes anzuführen; nur in Bezug auf den bei den sächs. Staatsbahnen fühlbar gewesenen Mangel an Betriebsmitteln, um dessen Ab stellung die Kammer dringend gebeten hat, theilen wir aus dem Berichte mit, daß derselbe außer beim Kohlen-, auch beim Getreidetransport sehr unangenehm verspürt worden ist. So ist z.B. im Sommer 1888 am Elbkai in Mesa ein derartiger Mangel an Wagen gewesen, daß aus Schiffen angefahrenes Getreide hat ausgeladen und ins Freie gelegt werden müssen. Ost konnte nur V» oder V« der von der Verwaltung erbetenen Wagen ge stellt werden. Ein Elbkahn mißt ein Quantum von ungefähr 5—6000 Ctr., als 20—30 Wagenladungen. Auch aus der Spielwaarenbranche ist die Klage er hoben worden, daß unter dem Mangel an Wagen, gerade zur Zeit, wo Aufträge expedirt werde» sollen, die Exportfähigkeit zu leiden habe. Wir führen dies an, als einen Beweis, daß trotz der enormen Vermeh rung des Betriebsmaterials, dieselbe mit der höchst erfreulichen Steigerung des Verkehrs nicht immer Schritt zu halten vermag. — Für Postsendungen mit lebenden Thieren sind neue wichtige Bestimmungen getroffen worden, welche den 1. August in Kraft treten. Bei allen der artigen Sendungen im innern deutschen Verkehr, sowie im Wechselverkehr mit Oesterreich-Ungarn hat der Ab sender für den Fall des Nichtbezugs der Sendungen im Voraus Verfügung über dieselben zu treffen. Diese wichtige Bestimmung gilt bis jetzt nur für Nachnahme- packete, wird aber vom 1. August ab aus alle gewöhn lichen Postsendungen mit lebenven Thieren ausgedehnt. Für die Verfügung sind drei Fälle vorgesehen; der Absender hat zu schreiben: Wenn nicht sofort an genommen (oder bezogen) „zurück", oder „verkaufen", oder „telegraphische Nachricht auf meine Kosten". Nach dieser Verfügung handelt die Post, wenn die Sendung nicht binnen 24 Stunden nach geschehener postamtlicher Benachrichtigung in Empfang genommen worden ist. Bei postlagernden Sendungen tritt die Verfügung des Absenders nach zweimal 24 Stunden nach dem Ein treffen der Sendung in Kraft, nachdem unterdessen ein Bestellungsversuch gemacht worden ist, sofern der Em pfänger im Postamte bekannt ist. — Mit den Rebhühnern wird es in diesem Jahre ziemlich schwach bestellt sein. Das anhaltende Regenwettcr macht dabei seinen Einfluß geltend. Aus Böhmen, woher für Sachsen ein großer Theil dieser Vogelart kommt, sind Berichte eingelaufen, nach denen dortselbst der Stand der Rebhühnervermehrung gar nicht erfreulich ist. In Folge der anhaltenden Regen güsse in den Monaten Juni und Juli — in denen die Lege- und Brütezeit stattfindet — waren sehr viele Rebhühnerpaare genöthigt, ihre verschwemmten Nester zu verlassen. Gegenwärtig, wo die Heumahd und der Rapsschnitt beendigt und der Kornschnitt bereits be gonnen, findet der Jäger zu seinem Leidwesen auf den abgeräumten Wiesen und Aeckern gar oft solch' ver lassenes Nest. Voraussichtlich wird also dieses Jahr das Rebhuhn ein gesuchtes Wildpret sein. — Wie man die längst beendete Erdbeerernte als eine mittelmäßige bezeichnen mußte, so muß man auch der jetzt beginnenden Himbeerernte das Prädikat mittelmäßig ertheilen. Die Heidelbeerernte war noch unter Mittel und auch von den Preiselbeeren läßt sich, wie es scheint, nur eine Mittelernte erwarten. Dienstag, den 29. Juli 1890. Was dagegen die Braun- (Kratz-) beeren betrifft, so ist ein solch reicher Ansatz wie Heuer schon seit vielen Jahren nicht zu verzeichnen gewesen. — Zur Warnung diene folgender Vorfall: Vorige Woche starb in Dünsbach im Württembergischen ein 14 Jahre alter Knabe an Darmentzündung; er hatte vor 8 Tagen Kirschen mit den Kernen gegessen und war dadurch schwer erkrankt. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 11. April dieses Jahres bei dem Gutsbesitzer Liebstein in Haus- dorf entstandenen Brandes hat die königliche Brand versicherungskammer der Spritze der Gemeinde Maxen, sowie der Spritze der Feuerwehr zu Reinhardts grimma Prämien nach Höhe von 30 M. und be ziehentlich 25 M. bewilligt. SeiferSdorf. 27. Juli. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, von der rührigen, freundlichen Einwohner schaft des Festorts thatkräftig unterstützt und von der Sängerschaft mit gutem Erfolge ausgeführt, verlief das diesjährige Concert der Gruppe Dippoldiswalde vom Elbgausängerbunde zur höchsten Zufriedenheit Aller, der Zuhörer und der Sänger. Bis Nachmittags 2 Uhr wurden die ankommenden Sängervereine aus Schmiedeberg, Rabenau, Großölsa, Reichstädt, Rein hardtsgrimma und Höckendorf von dem Bruderverein Seifersdorf am Gasthof mit harmonischem Gruß em pfangen, worauf zunächst die Hauptprobe stattfand. Nach 4 Uhr stellte sich sodann der Festzug am Bahn restaurant Berger, wo die Sänger von 10 Festjung frauen mit Sträußchen geschmückt wurden. Mittler weile waren mit dem Bahnzuge die Herren Schwarze, Schöne, Kellmeyer und Stenzel, Vorstandsmitglieder des Elbgausängerbundes, eingetroffen. Unter Führung des Turnvereins SeiferSdorf bewegte sich nun der Festzug durch das mit Ehrenpforten, Blumengewinden und Fahnen reich geschmückte Dorf bis zurück an den Gasthof, wo er auf dem Turnplätze einen Kreis schloß. Hier wurden die auswärtigen Sänger noch einmal insgesammt von dem Verein Eintrachl-Seifersdorf be grüßt, dessen Vorstand, Herr Schuhmachermeister Ender- lein, seine kurze, gut geformte und freundlich wirkende Begrüßung mit einem Hoch auf den Gruppendirigenten, Herrn Kantor Hellriegel, schloß, der in seiner Antwort besten Dank auf den Festort SeiferSdorf ausbrachte. Ein recht angenehm wirkender Schmuck des Festzuges waren außer der Fahne des Turnvereins die mit bunten Blumen umwundenen Lyras der Vereine Dippoldis walde und Seifersdorf. Nach Auflösung des Zuges war bald der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt, ja viele Concertbesucher mußten in Lauben und auf Bänken vor dem Saale Platz nehmen. Anerkannt muß noch werden, daß für die Sänger im Garten hinter dem Saale überdachte Bänke ausgestellt waren, von denen jene durch eine Thüre günstigerweise gleich in die Concertmuschel gehen konnten. Bei Beginn des Concertes begrüßte Herr Kantor Hellriegel zunächst die anwesenden obengenannten Herren vom Vorstand des Elbgausängerbundes, worauf Herr Betriebssekretär Schwarze dem Concert gutes Gelingen und der Gruppe weiteres Erblühen wünschte. Das Programm kündete 8 Mafien- und 10 Einzelgesänge an, meist Volkslieder, das letzte: „Höre uns, Germania!" von Jüngst mit Musikbegleitung. Wenn man als erste Aufgabe der Männergesangvereine hinstellt die Erwärmung für volks- thümlichen, veredelnden und zu allem Guten, Schönen und Hohen begeisternden Gesang und als zweite Aus gabe die musikalische und auch sprachliche Schulung der Sänger, so muß nach dem letzten Concerte, das uns wie ein Barometer den gesanglichen Stand der Gruppe anzeigt, das Gesammturtheil lauten: „Die Erfüllung beider Aufgaben ist mit sehr gutem Erfolge angestrebt worden." Seit dem Concerte vor 3 Jahren in Dippoldiswalde ist die Zahl der Gruppenveretne von 7 auf 9 gestiegen (Zuwachs durch Reichstädt und Höckendorf), also die Lust zum Männergesang hat eine 56. Jahrgang. ' ——SS— Steigerung erfahren. Ebenso erfreulich ist es, daß man innerhalb der letzten 3 Jahre einen wesentlichen Fortschritt in der Ausbildung der Sänger nach allen Bedingungen hin wahrnahm und darum dem Eifer der Sängerschaft volle Anerkennung zollen kann. Wenn aber das« zweite Ziel von dem einen Verein näher erreicht worden ist, sein Lied also auch bester ange sprochen hat, als das eines anderen, so kann dieser Unterschied in vielerlei Ursachen liegen, die trotzdem für die Strebsamkeit des letzteren kein ungünstiges Zeug» niß zu geben vermögen. Diese Gruppenconcerte werden in uneigennütziger Weise zu Gunsten milder Stiftungen gegeben (über den Reingewinn werden wir später wennmöglich berichten), der Preis von 30—40 Pfg. ist ein so niedriger, daß ein Bekritteln einzelner Ver eine nicht am Platze wäre, wir darum auch diejenigen Vereine, deren Gesang am Besten gefallen hat, nicht be« sonders nennen wollen, sondern wir begnügen uns mit dem oben gegebenen Gesammturtheil. Außerdem ist es aber anerkennenswerth, daß auch der Landbevölkerung Gelegenheit gegeben wird, die Macht eines Massen gesanges auf sich wirken zu lassen, und wünschen wir der Gruppe Dippoldiswalde, daß sie sowohl an Sänger zahl als auch an Sangeskunst immer mehr wachse und gedeihe. Oberhäslich. An Stelle des von hier nach Dippoldiswalde verzogenen Gemeindevorstandes'Herrn Richter hat der Gemeinderath in seiner am 23. d. M. abgehaltenen Sitzung den zeitherigen Gemeindeältesten Herrn Theodor Weinhold als Gemeindevorstand für hiesigen Ort gewählt. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl eines Gemeindeältesten erhielt im zweiten Wahl gang die absolute Stimmenmehrheit das Gemeinde rathsmitglied Herr Wilhelm Böhme. Die Genannten erklärten sich zur Annahme der betreffenden Aemter bereit. Altenberg. Am vergangenen Sonntag fand hier nach 6jähriger Pause wieder ein Schulfest statt, das vom herrlichsten Wetter begünstigt war. Dasselbe ver lief unter allgemeinster Theilnahme der gesammten Einwohnerschaft in allen feinen Theilen zur vollständigen Zufriedenheit. — Das diesjährige Bergfest ist infolge des Todes des Obersteigers Meutzner auf nächsten Sonnabend, 2. August, verschoben worden. K Glashütte. Vor kurzem ist mit knapper Noth ein einjähriges Kind aus Lebens- oder wenigstens Leibesgefahr gerettet worden. Das Kind spielte mitten auf der Straße ohne genügende Aufsicht, wie es hier leider so oft vorkommt, als ein Einspänner, von einem 14 bis 15 jährigen Burschen gelenkt, gerade auf das Kind losfuhr. Die Hufe des alten schweren Arbeits pferdes berührten schon das Kind, als das Geschirr noch glücklich vom hiesigen Lehrer H. zum Stehen ge bracht wurde. — 27. Juli. An dem Kinderfeste, welches heute bei prächtigem Wetter nach zweijähriger Pause wieder stattfand, betheiligten sich unter Leitung der Lehrer und verschiedener hiesiger Damen und Herren gegen 400 Schulkinder. Der stattliche Zug bewegte sich um 2 Uhr vom Schulhofe aus, Musik und Trommeln an der Spitze, mit Umzug durch die Stadt nach der Vogel wiese. Nach einer kurzen, sehr hübschen Rede des Primus, welche mit einem Hoch auf die Lehrer schloß und nach einer darausfolgenden Pause begannen dis Kinderspiele. Die 3 ersten Knabenklassen schaffen nach Vögeln, die 3 ersten Mädchenklafien hatten Stoßvögel, während bei den kleinsten Klaffen Schnureschlagen, Verloosungen und dergleichen stattfanden. Nach dem Abschieben der Vögel und dem Vertheilen von Semmel, Wurst und Bier wurden noch einige allgemeine Spiele aufgeführt, bis man gegen >/»8 Uhr zum Einzug schritt. H Poffendorf. Trotz der theilweise höchst un günstigen Witterung hat vergangene Woche die Ernte in hiesige Gegend ihren Anfang genommen, man