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MM-MW Amtsblatt für di- Königliche ÄmishMptm-mschast MppMswalde, sowie für di- Königlich-« Umtsg-richle und in- Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage de- BlatteS eine sehr wirt- fame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Tbeile, die Spaltenzeil« MPfg. Die „WeiSeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Veranttvortlicher Redakteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 3. April 1883. Nr. 38. 48. Jahrgang. - - — Die Nemesis in England. Die Freiheit ist ein edles Kleinod und jeder weise Staatsmann wird sie denjenigen Staatsbiirgern gern gönnen, welche sie zu würdigen und richtig zu ver- werthen verstehen, denn in diesem Falle stärkt die Freiheit zu allen guten Thaten; diejenigen Menschen indessen, welche mit der Freiheit einen aktiven oder passiven Mißbrauch treiben, indem sie dieselbe benutzen, entweder Verbotenes zu vollbringen oder Gebotenes zu unterlassen, werden das zweischneidige Schwert der Freiheit an sich selber kennen lernen. Die rächende Wahrheit dieses Gesetzes wird nun wohl sehr ernstlich «in Staat empfinden müssen, der immer sehr stolz auf seine Freiheit geivesen ist, aber bei den Gütern, welche er dadurch erlangte, ein einseitiger, egoistischer Freiheits freund wurde. Wir meinen England, dessen leitende Staatsmänner es stets für gut fanden, alle Akte der Freiheit zu billigen, wenn nur das stolze Jnselreich keinen Schaden davon hatte. England wähnte sich in seinen politischen Errnngenschaften ja auch um min destens dreihundert Jahre vor den andern Staaten im Vorsprung und sah geringschätzig auf diejenigen Staaten herab, deren Völker noch kein rechtes Quantum Frei heit vertragen konnten. Ein halbes Jahrhundert hin durch war daher auch England der Protektor aller verkannten auswärtigen Freiheitshelden und Revolu tionäre. Die aufständischen Griechen, Ungarn, Polen und andere Insurgenten fanden in London Asyle und auch häufig materielle Stützen, Englands auswärtige Politik begünstigte überall die freiheitlichen Bewegungen und zumal nach dem Sturme und Drange der vier ziger Jahre wimmelte es in London von schiffbrüchigen Emigranten. Es sei nun fern von uns, dieserhalb England irgend welche Vorwürfe machen zu wollen, denn es diente mit dieser Politik ja der Freiheit oder doch der Humanität, indem es gleichzeitig vielen europäischen Staaten die Splitter in den Augen zeigte und auch manchen herauszog. Leider vergaß nur England dabei, den Balken, der ihm nicht nur im Auge, sondern im ganzen Leibe saß, herauszuziehen, denn nicht nur schon damals, nein, bereits seit langen Jahrhunderten schleppt sich Englands Bruderstamm, die unglückseligen Irländer, in sozialer Knechtschaft und wirthschaftlicher Misere dahin und heute haftet die irische Frage wie ein glim mender Feuerbrand ani ganzen englischen Staatskörper. England hatte sich dem Wahne hingegeben, daß den Irländern mit den vergoldeten Brocken der politischen Freiheit der Mund gestopft sei und dem englischen Egoismus, der sich im Besitz und der Freiheit wohl fühlte, schien es genug zu sein, den Irländern die Freiheit ohne den Besitz gegeben zu haben. Was sollte nun aber wohl ein wirthschaftlich geknech tetes Volk, welches keinen Grund und Boden, keine Industrie und keinen Handcl besitzt, womit es sich kräftig entwickeln kann, mit der politischen Freiheit «»fangen? Zunächst haben die Iren so manches Jahrzehnt ihre Freiheit, die ihnen vorkam, wie eine Perle Thau dem Durstigen in der Wüste, unberührt liegen lassen, bis einige unternehmende Köpfe in derselben endlich doch einen gewissen Werth erkannten. „Wir sind frei!" riefen ein Parnell und Genossen den Irländern zu, „bilden wir Vereine, gründen wir eine Landliga und sagen wir den Engländern, was sie von ihren Staatsangehörigen rühmen, daß wir frei sind, daß wir unser Land allein besitzen und allein regieren wollen." Da hörten nun wohl die Engländer den Schall dieser freien Worte, aber es fiel ihnen nicht ein, die Wünsche der Irländer zu befriedigen. Darauf sind qber die Letzteren geradezu freiheitstoll geworden und antworten den Engländern nun mit Verbrechen und Auflehnungen aller Art, und England wird wohl oder übel eine ganze agrarische und soziale Revolution in Irland durchmachen müssen. Und wer weiß, ob dieselbe nur auf Irland beschränkt bleibt, denn die gesammten englischen Gruno- und Bodenverhältnisse stecken noch in einem total veralteten Systeme, bei welchem ein selbständiger Bauernstand gar nicht auf kommen kann und wo nur die Großgrundbesitzer in Ueppigkeit neben einer Unzahl darbender Tagelöhner existiren. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wir machen hierdurch nochmals darauf aufmerksam, daß nächsten Mittwoch, im Anschluß an den Nachts II Uhr 10 Min. von Dresden ab gehenden Zug, ein Extrazug von Hainsberg nach Schmiedeberg abgelassen werden wird. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat März 467 Einzahlungen im Be trage von 47607 M. 15 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 416 Rückzahlungen im Betrage von 43 255 M. 15 Pfg. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldisivalde und Umgegend auf den Monat März 1883. Einnahme: 11769 Mark 64 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. 210 - 1 - Stammeinlagen. 10 - 80 - Eintrittsgelder und Bücher. 22132 - 61 - Spareinlagen. 4552 - — - verkaufte Staatspapiere. 35 - — - Zinsen von Staatspapieren. 25100 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 330 - 60 - Provision für Vorschüsse. 880 - 43 - Zinsen für Vorschüsse. 65011 Mark 09 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 15795 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 6683 - 83 - gekaufte Staatspapiere. 26771 - 36 - zurückgezahlte Spareinlagen. 31 - 67 - Zinsen. 3672 - 72 - zurückgezahlte Stammeinlagen und Dividende. 1 - 50 - Regie-Aufwand. 52956 Mark 8 Pf. Summa der Ausgabe. — Angekündigte öffentliche Sitzungen des königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen. Den 4. April, Vormittags 9 Uhr gegen Fuhrwerksbesitzer Köhler in Niederpöbel wegen Be leidigung. '/-10 Uhr gegen Musikus Ritter in Kleincarsdorf wegen Thierquälerei. 10 Uhr gegen Gasthofsbesitzer Hiekmann in Schmiedeberg wegen Gestattung eines Glücksspieles. 11 Uhr gegen Käse händler Köhler in Possendorf wegen Unterschlagung. 11 Uhr gegen Waldarbeiter Baldauf in Oberfrauen dorf und Fleischergesellen Bellmann in Nieder frauendorf wegen Jagdvergehen bez. Hehlerei. Nach mittags 2 Uhr gegen die Handarbeitersehefrau Wink ler in Börnchen wegen Betrugs. In Zivilsachen. Den 5. April, Vormittags 9 Uhr: Privatus Winter in Strießen gegen Nittergutspachter St riegl er in Kreischa als Ältersvormund der Ge schwister Schwarz daselbst. Dampfmühlenbesitzer Gräp- ner in Lockwitz gegen Mühlenbesitzer Wünsche in Kautzsch. Gutsbesitzer Gotthold Lotze in Hausdorf gegen Gutsbesitzer Ernst Eulitz in Possendorf. Rechts anwalt Plant in Chemnitz gegen Rittergutspachter Benndorf in Possendorf. Schieferdecker Wendler in Berreuth gegen Schieferdeckermeister Wendler in Reichstädt. Handelsgesellschaft Uh le mann L Co. in Leipzig gegen Fabrikbesitzer Bernhardt Straube in Naundorf. Viehhändler Ferd. Kühnel in Strecken walde gegen NittergutspachterBenndorf in Possendorf. — Der hiesige Gewerbe-Verein wird nächsten Freitag, den 6. April, im hiesigen Nathhaus-Saale fein 2 5jähriges Stiftungsfest feiern durch eine Festsitzung (5 Uhr Nachmittags) und ein gemeinschaft liches Abendessen. Wir machen die Mitglieder hier durch nochmals darauf aufmerksam, daß die Karten vorher bei Hrn. Kaufmann Lincke zu entnehmen sind. — Die Erfolge der Obstpflanzungen hängen bekanntlich wesentlich von der Auswahl der Obstsorten ab. Um nun unsere Obstzüchter vor häufigen Miß erfolgen möglichst zu wahren, ist jetzt ein Verzeichniß eines Normal-Obst-Sortiments für das Königreich Sachsen, enthaltend Kern- und Steinobst, und zwar für die verschiedenen Boden- und klimatischen Ver hältnisse gesondert, zusammengestellt worden. Es ent hält 75 Sorten von Aepfeln, 75 von Birnen, 25 von Kirschen, 25 von Pflaumen, 10 von Pfirsichen und 5 von Aprikosen. An der Hand dieses Verzeichnisses wird es den Obstzüchtern leicht werden, eine ihren Zwecken entsprechende richtige Auswahl zu treffen. Dasselbe ist im Druck erschienen und durch den Ge schäftsführer des Landes-Obstbau-Vereins, Lämmerhirt (Dresden-Neustadt, Förstereistraße 14), zum Preise von 50 Pfg. pro Exemplar zu beziehen. — Bei der, von dem „deutschen Krieger-Ver ein" ans Dresden am zweiten Osterfeiertage im hie sigen Schießhaussaale „zum Besten unseres Militär- Vereins" veranstalteten Theater-Vorstellung wurde eine Einnahme von 179 Mk. 40 Pfg. erzielt. Die Aus gaben betrugen aber 173 Mk. 94 Pfg., so daß nur ein Reingewinn von 5 Mk. 46 Pfg. verblieb, welcher Betrag vom hiesigen Militär-Verein der Armenkasse zu Dippoldiswalde überwiesen woroen ist. — In Röthenbach bei Frauenstein sind von 93 Schulkindern gegenwärtig 75, außerdem aber auch noch 36 nicht schulpflichtige Kinder an Masern er krankt, und ist daher von der kgl. Schulinspektion an geordnet worden, die dortige Schule nach Ablauf der Ferien bis auf Weiteres noch geschloffen zu halten. Gleichartige Verfügung hat die kgl. Bezirksschulinspek tion an den Schulvorstand zu Burkersdorf ergehen lassen, da unter den dasigen Schulkindern eben falls Masern, wie auch Scharlach epidemisch aufge- getreten sind. Dresden. Die Regierung wird dem nächsten Landtage eine Mittheilung über den Stand der wei teren Untersuchungen bezüglich der Verunreinigung der fließenden Gewässer in Sachsen zugehen lassen. Sie hat bei dem Vorschlag diesbezüglicher Maßregeln die Interessen der Industriellen Sachsens, wie auch der Landwirthschaft, bekanntlich in schonend- ster Weise zu berücksichtigen, und gerade aus diesem Grunde wird zur Erreichung einer erfolgreichen Be kämpfung jener Uebelstände ein opferfreudiges Ent gegenkommen der betreffenden Privatpersonen wohl un abwendbar bleiben. — Das Ministerium der Justiz hat eine Verord nung erlassen, nach welcher die Justizbehörden ange wiesen werden, vom 1. April an bei ihren Bestellungen auf Papier und Druckformulare die Dezimal-Ein- tHeilung dergestalt zu Grunde zu legen, daß das Rieß zu 1000 Bogen und das Buch zu 100 Bogen gerechnet wird. — Die Brauereien Dresdens hatten bisher sehr em pfindlich unter der Konkurrenz der Einfuhr böhmischen Bieres zu leiden. Jetzt soll nun diese Konkurrenz durch das Brauen von Bier nach böhmischer Art durch hiesige wie andere sächsische Brauereien mit erfreulichem Erfolge bekämpft werden. Sayda. Am 29. März hatte sich hier eine reich liche Anzahl der Verehrer und Freunde des Hernr Assessor Heldner versammelt, welcher am 2. April das ihm übertragene Amt als Amtsrichter und Vor stand des kgl. Amtsgerichts zu Frauenstein antritt, um dem Scheidenden bei geselligem Beisammensein noch ein Lebewohl zu sagen. Welche Zuneigung und Ver ehrung der Scheidende als plichtgetreuer, humaner, allezeit gefälliger Beamter sowie als Förderer der Ge selligkeit sich während seines 5'/.jährigen Wirkens in