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Dresdner Journal : 30.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-30
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 30.04.1897
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vezus-prei»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark LOPf., bei den Kaiser lich deiltschr» Postanstalten vierteljährlich -«Mark; außer halb de» Deutschen Reiche- Post- und St.inpelzuschlag. Einzelne Nummern: tv Pf. «rschciuen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend-. Fernspr -Anschluß: Nr 1LSS. Dresdner Journal. AnkündigungSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition dc» Dresdner Journal- Dresden, Znnngerstr 2ü Fernspr.-Anschluß: Str 12vä M 98. Freitag, den 30. April, abends. 1897. Diejenigen Bezieher unseres Mattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Üönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 30. April. Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser! und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August sind gestern nach mittag 4 Uhr I5 Min. aus Bärringen in Böhmen nach Dresden zurückgekehrt und haben die Weinbergs villa in Wachwitz bezogen. Dresden, 30. April. Se. Hoheit der Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin ist gestern Abend 0 Uhr I4 Min. in Dresden eingetroffen und hat im König!. Residenzschlosfe Wohnung genommen. Dresden, 30. April Se.Majestät der König haben heute Vormittag I! Uhr im hiesigen König!. Residenz schlosfe Se. Hoheit den Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin zu empfangen geruht, um das Schreiben entgegenzunehmen, durch welches Aller- höchstdemfelben das Ableben Sr. Königl. Hoheit des GroßherzogS Friedrich Franz III. von Mecklenburg- Schwerin und die Uebernahme der Regentschaft Seitens Sr. Hoheit des Herzogs Albrecht von Mecklenburg Schwerin notificirt wird. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hofmarschall Kammerherrn Hans Georg von Carlowitz-Hartitzsch den Titel eines Haus marschalls mit dem persönlichen Range in Gruppe 3, dem Generaldirektor der Königlichen musikalischen Kapelle und des Hoftheaters Kammerherrn Nikolaus Graf von Seebach den persönlichen Rang in Gruppe 5 der zweiten Klasse der Hofrangordnung, dem Kammerjunker Rudolf Freiherrn vonKönne- ritz unter Ernennung zum Kammerherrn den Titel und Rang eines Ceremonienmeisters und dem bisherigen Flügeladjutant Major z. D. Hilmar Freiherrn von dem BuSsche-Streithorst den Titel und Rang eines Hofmarschalls zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem AmtShauptmann zu Dresden-Neustadt, Ge heimen RegierungSrath von Thielau, die nach gesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Belassung seines Titels und Ranges zu bewilligen. Dresden, 30. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Assessor der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Plauen charakterisirten Staatsanwalt Franz Arthur Graf zum Staats anwalt beim Landgerichte Plauen zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberregierungsrath Morgenstern im Ministerium des Innern den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Rothen Adlerorden 3. Klasse annehme und trage. Lnnst und Wissenschaft. Ausstellung kunstgewerblicher Arbeiten in Arnolds Kunstsalon. . II. Von den in der Arnoldschen Ausstellung überwiegen den keramischen Erzeugnissen verdienen die ungarischen Lüstergefäße von Zsolnay an erster Stelle genannt zu werden Das Hauptinteresse liegt hier allerdings auf tech nischem Gebiete. In den Formen und Verzierungen hat man sich mehr oder weniger eng an Vorbilder gehalten, die der ungarisch-bosnischen Bauerntöpferei oder der chinesisch-japanischen, der indisch-persischen, also besonders der orientalischen Kunst angehören Die Anstalt von Wilh. Zsolnay in Fünfkirchen genießt wohl bald ein Vierteljahrhundert lang einen ehrenvollen Ruf unter den kermanischen Fabriken Von den hier geschaffenen früheren Arbeiten möchte ich nur an die farbenprächtigen sog. Rhodosschalen und einige andere orientalische Arbeiten erinnern, von denen das hiesige Kunstgewerbemuseum nteressante Stücke besitzt Bei der Dekorierung der ausgestellten Fünfkirchner Arbeiten finden sich nun zwei der gesuchtesten Probleme unserer heutigen Keramiker vortrefflich gelöst Das eine ist die fehlerlose Anwendung der tiefroten Unterglasurfarbe (das sog. sanx äe bouek), welche wir bei chinesischen Porzellanen haben schätzen gelernt, das andere ist der von den alten persischen, spanisch-maurischen und ältesten italienischen Fayencen her bekannte, in den verschiedensten Farben schillernde Metalllüster Die genannte rote Farbe (Kupferoxydul nennt sie der Fachmann) fehlerfrei hervor zubringen scheiterte meistens an den größeren Hitzegraden, dir da- europäische Porzellan dem chinesischen gegenüber verlangt, welche aber die Farbe verdarben Nur dort, wo eine weichere Masse verwendet wurde, konnte von Erfolgen die Reve sein, wie in Berlin bei dem weicheren „Seger- KekannLrnachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Nebeneisenbahn Kohlmühle-Hohnstein bei Schandau betreffend. Das Finanzministerium hat beschlossen, tie schmal spurige Nebeneisenbahn von Kohlmühle nach Hohnstein bei Schandau am I. Mai 1897 dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An dieser Bahn befinden sich außer der Anschluß haltestelle Kohlmühle und dem Endbahnhofe Hohnstein bei Schandau die Haltestellen für Personen- und Güterverkehr Lohsdorf, Unterehrenberg und Ober- ehrenberg. Die Leitung des Betriebes auf der genannten neuen Bahnlinie erfolgt durch die Generaldireknon der Staatseisenbahnen, welche auch die Tarife und die Fahrpläne bekannt machen wird; dagegen verbleibt die Erledigung der Bauangelegenheiten und die Regel ung der Besitzverhältnisse im Bereiche der neuen Bahnstrecke zunächst noch dem Kommissar für Slaats- eisenbahn-Bau, Finanzralh Klinger in Dresden. Dresden, am 29. April 1897. Finanz-Ministeriu m. v. Watzdorf. Strobelt. WekannLrnachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Nebeneisenbahn Kohlmühle-Hohnstein bei Schandau betreffend. Mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Königlichen Finanz-Ministeriums vom 29. dss. Mts., die Eröffnung des Betriebes für den öffentlichen Ver kehr auf der schmalspurigen Bahnlinie Kohlmühle- Hohnstein bei Schandau am 1. Mai d. IS. betr., wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß der Betrieb nach den Vorschriften der im 18 Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes sür das König reich Sachsen vom Jahre 1892 bekannt gemachten Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands stattfinden wird. Für die Beförderung sind die für die Königlich Sächsischen Staatseifenbahnen giltigen Reglements rc. sowie die für die genannte Linie veröffentlichten „Be sonderen Bestimmungen und Tarife" maßgebend. Die Tarife für den Personen- und Gepäckverkehr werden auf den betreffenden Verkehrsstellen aus gehängt, die Tarife sür den Güter- rc. und Vieh transport sind in den von den Verkehrsstellen zu er langenden „Besonderen Bestimmungen und Tarifen für die Linie Kohlmühle-Hohnstein bei Schandau" enthalten. Die in den letzteren Tarif aufgenommenen zusätz lichen Bestimmungen zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands sind gemäß den Vorschriften unter I-- der EingangSbestimmung zur Verkehrsordnung genehmigt werden. Die Personenzüge verkehren nach dem vom 1. Mai d. IS. ab geltenden, bereits bekannt gemachten Sommerfahrplane für 1897. Dresden, am 29. April 1897. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatscisenbahnen. Hoffmann. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Beider Verwaltung der Staatseisenbahn sind ernannt warten: die nachgcnannten Expedition-Hilssarbeitrr als Station« assistenten II. 1kl : Brunkin Frankenberg, Günther in Leipzig I, Ulrich in Werdau, Wieck in Klingenthal und Zimmermann in Grünhainichen; die nachgenanntcn Bremser a s Schaffner: Beier" und Köhler" in Chcmnitz, Dietrich" und Voigt länder" in Riesa, Fritsch" in Eger, Kelter" in Nossen, Leonhardt" und Pollmer" in Annaberg, Leuschel' «nd Nebe" inLeipzigll, Lorenz'" und Ziller" inDre-dcn N. II, Petzschke" in Leipzig I, Pietzsch" und RhodiuS in Dresden-B , Preßler, Schütze' und Schwitzing in Reichenbach i/B, Schneider" in Mügeln b/P., Schönberner und Stephan' in Tresden-N I, Seidelin Zwickau; Hanke, zeither Brems wärter, als Schaffner inLeipzigll; Dietz, zeither Wächter, al- Portier in Chemnitz; die nachgenannten HilsSweichenwärter al- Weichenwärter II Kl.; Erler in Dorfchemnitz, Frank in Wüstenbrand, Schöne in Langenhennersdorf, Uhlig in Wüsten» brand, Bogel in Glauchau, Zenker in Niederneukirch und Zerche in FranzenSbad; Grimm und Wange, zeither Hilss- packcr, und Schubert, zeither HilsSweichenwärter, als Packer in BischosSwerda, Tetschen und Neumark; Becker, Schulze und Vogelfang, zeither Stellvertreter als Bahnwärter für Posten Radebeul-Radeburg 3, Leipzig, Treiben 2II und Dresden- Werdau 4be*II; Herkner und Zeissig, zeither Vorarbeiter, als Bahnwärter für Posten Reichenberg-Zittau 2 und Bautzen Königswarihi; Kaden und Tcube, zeither Hilsswächter, als Wächter in Chemnitz und Schandau. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Hartmann, zeither Ober Postdirrctionssccreiär, als Postlassirer bei dem Postamtc 4 in Chemnitz; Arlt, zeither Postverwaltcr in Niedersedlitz, als solcher in Coswig; Dittmar, zeither Post verwalter in Halsbrücke, als solcher in Altenberg (Erzgeb.); Wegcrdt, zeither Postverwalter in Mügeln (Bez Dresden), als solcher in DreSden-Piejchen; — Schanze, Schuhmacher- meister, zeither Posthülsstelicninhaber, als Postagent in Herzog-- walde bei Mohorn; Bergmann, Kaufmann, als Postagent in Kirschau bei Schirgiswalde; Schuster, Gemeindevorstand, zeit her Posthülsstelleninhabcr, als Postagent in Klix bei Gutlau; Tzschrrlich, Cigarrenmacher, als Postagent in Oberullersdorf bei Zittau; Rammer, Steinbruchsbcsitzcr, zeither Posthülf- stclleninhabcr, als Postagent in Wicsa bei Kamenz. Nichtamtlicher Teil. Tie Obstruktion der Teutschru Oppositions- parteien im österreichischen Reichsrate hat in der vorgestrigen Sitzung desselben ihren An fang genommen. Der Kampf „bis aufs Messer" der deutschfortschrittlich und der dcutschnational gesinnten Abgeordnelengruppen gegen die Regierung wurde be schlossen, nachdem letztere durch die Ausdehnung der Sprachenverordnungen auch aus Mähren zu erkennen gegeben l at, daß sie in der Sprachenfrage den einmal betretenen Weg ungeachtet des allgemeinen nnd heftigen Widerstandes der Deutschen weiter gehen wolle. Die Obstruktion der Deutschen in« ReichSrate richtet sich jedoch auch gegen dessen autonomistische Mehrheit, weil letztere in den bisherigen Verhandlungen über die Frage, in welchem Verhältnisse die regierungs freundlichen Reichsratsgruppcn in den Ausschüssen vertreten sein sollen, die Absicht, diese Parteilogen zu vergewaltigen, ganz offen zur Schau getragen hat. Die deutschen Oppositionsparteien setzten die Ob struktion ganz in der Weise, wie sie von den Jung- tjchechen vor zwei Jahren gegen das Koalitions- ministerium mit vollem Erfolg zur Ausführung gelangte, in Szene, und zwar einerseits durch die von ihnen immer wieder erhobene Forderung, daß über sämt liche Anträge, von welcher Seite sie auch kämen, namentliche Abstimmung stattzufindcn habe, und anderseils durch die sogenannten Dauernden. Nicht weniger als fünf namentliche Abstimmungen, von denen jede über 40 Minuten in Anspruch nahm, wurden über die belanglosesten Anträge vorgenommen und so dann mußte, wenn auch nicht ohne Widerspruch, die Regierungsmehrheit eine zwei Stunden lange Rede des deulschfortschritlUchen Abg. Lecher über die Zweck mäßigkeit der Zuweisung des auf der Tagesordnung stehenden Handelsvertrags mit Bulgarien an einen Ausschuß über sich ergehen lassen. Bei den Abstimm ungen konnte man erkennen, welche von den deutschen Fraktion n und in welchem Maße sie an der Ob- porzellan" und wie rn Fünfkirchen, wo die verarbeuele Masse etwa die Mitte hält zwischen Steingut und Porzellan Das eigenartige Schillern der Farben, also der Lüster, wird durch einen aus die Oberfläche gebrachten Hauch von Metall bewerkstelligt. Das hierbei in Anwendung zu bringende Verfahren ist aber so diffiziler Natur, daß man woh! allmählich gelernt hat, solche Lüstersarben zu erzeugen, ohne ihre Anwendung indessen vollkommen sicher regeln zu können. Etwas Neues bietet uns Zsolnay also gewisser maßen nicht — auch in der Arnoldschen Ausstellung be finden sich z. B. zwei als vortrefflich gelungen zu bezeich nende rote Lüstervasen von dem Pariser C D. Massier und einige Stücke von Kachler in Nestvet, Dänemark — aber die technische Vollendung und die Sicherheit in der An wendung, welche wir hier erblicken, läßt das große Auf sehen, das die Zsolnayschen Arbeiten im vorigen Jahre auf der Ausstellung in Budapest erregten, völlig berechtigt er scheinen. Andere moderne Bestrebungen auf keramischem Gebiete und zwar solche, welche sich mehr auf den künstlerischen Teil beziehen, findet man noch in verschiedenen Erzeugnissen vor. So in denen der beiden Kopenhagener Porzellan fabriken, der Königlichen und der von Groendahl Die erstere bevorzugt einen graublauen Ton, versteht es, ihren naturalistisch behandelten Blumen einen eigenen Duft zu verleihen und zeigt sich sowohl in den meist angewandten Unterglasurfarben, als auch in einigen besonderen Glasuren, wie bei der Bcrnsteinnachahmung, bei der weißen Vase mit kleinen zarten Krystallen unter der Glasur und einigen ge ronnenen Glasuren als auf der Höhe der Technik stehend. Bei der zweiten Kopenhagener Fabrik möge außer dem Dunkelblau und Gold gehöhten Kranichmuster, das vor 9 Jahren auf der Kopenhagener Ausstellung großes Auf sehen erregte, noch das zartgetönte Erdbeerservice und die große trefflich bemalte Fischvase besondere Erwähnung finden. Dann wären die beiden holländischen Fabriken zu Utrecht und Rozenburg im Haag zu nennen, die mit falten Fardentönen breit behandeltes pflanzliches Orna ment bei einer prächtig glänzenden Glasur bevorzugen Auch die Königl. Porzellanmanufaktur in Meißen hat einige treffliche Werke zur Ausstellung geliefert, welche beweisen, daß man auch dort bestrebt ist, sich den modernen Strömungen nicht zu verschließen Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die sm- püte-Arbeiten, so die mächtige Schale, welche aus lichtblauem Grunde eine in einem Spinnetz sitzende leicht behandelte Frauengestalt zeigt, und die reich mit Gold und Silber verzierte Vase in Königs blau. Als für Meißen ganz ungewohnte und neue Dekorationen müßen bezeichnet werden die auf der Schale, in die mit dreierlei Blau, Rot und Gold in trefflicher Weise ein orientalisches Muster gemalt ist, und die Arbeiten, welche ähnlich wie die Kopenhagener duftige Blumenmalerei in Unterglasurfarben zeigen Interesse werden weiter eine Anzahl Köppingscher Gläser beanspruchen, deren Eigenart und hohe Eleganz man rühmen muß, wenn man sich auch wohl kaum ver hehlen wird, daß bei ihnen keine genügende Rücksicht auf den Stoff, aus dem sie geschaffen wurden, genommen ist, daß die Verbindungsstellen nicht genügend hervorgehoben sind u. dgl. m Beachtenswert sind ferner noch einige weiße mit Rot Überfangene und geätzte Glasgefäßc von dem berühmten Nancyer Künstler Galle, zwei Gläser von Tiffany, New-Nork, und mehrere Kunstverglasungen von Carl Engelbrecht in Hamburg, bei denen das von Amerika kommende OpalescentglaS verwendet ist, eine Technik, die in Dresden auf der vorjährigen Ausstellung durch die Gebr. Liebert und Sachse u. Hofrichter bekannt gemacht worden ist. Bei dem modernen Bestreben, sich von dem Über lieferten frei zu halten und möglichst selbständig zu sein, ist natürlich auch manches untergelaufen, was keineswegs gebilligt werden kann Hierzu sind eine Anzahl von dem Franzosen Carabin bemalte Limoges - Porzellanteller zu rechnen, welche ein der Äderung einiger Halbedelsteine struktion beteiligt sind. Bei der ersten namentlichen Abstimmung über den Vorschlag des Präsidenten vr. Kathrein, daß vor der Verhandlung des sozialistischen Dringlichkeitsantrages, betreffend die Auflösung der Eisenbahnarbeiterverbände, der bulgarische Handels vertrag m Beratung gezogen werde, haben die Deutsch- fortschrittlichen, die deutsche Volkspartei, die deutsch nationale Schönerergruppe, die liberalen Großgrund besitzer, die Christlich-Sozialen, die Sozialisten und die Stojalowski Partei, im ganzen 148 Abgeordnete, dagegen gestimmt, während für den Antrag 162 re gierungsfreundliche, den verschiedenen Parteien der Rechten und des Zentrums angehörige Abgeordnete eingetreten sind. Die Regierungsmehrheit zählte bei dieser Abstimmung nur 14 Stimmen mehr als die vereinigte deutsche Opposition. Bei den folgenden Abstimmungen haben sich die Reihen der Opposition stark gelichtet, da die christlich-sozialen und die liberalen Großgrundbesitzer in dem Maße, alsdiedeulschfortschritt- lichen und deutschnationalen Abgeordneten den Ob- strnktionskampf gegen die Regierung offen zur Ausführung brachten, durch Verlassen des Sitzungssaales ihre ab weichende Absicht über die Zweckmäßigkeit dieses äußersten Kampfmittels zu erkennen gaben. Schließlich be teiligten sich bei den Abstimmungen über die von der Opposition gestellten Anträge nur noch ungefähr 70 deutsche Abgeordnete der deutschfortschrittlichen und deutschnationalen Parteien, die nun den begonnenen Kampf auch ohne die fragwürdige BundcSgenosfen- schaft der Antisemiten und liberalen Großgrundbesitzer fortführen dürften. Der Eindruck, den dieser erste Anlauf der Opposi tion auf die Regierung und die autonomistische Reichs ratsmehrheit gemacht hat, war zunächst der einer — unangenehmen Überraschung. Mian hat es dort immer noch nicht glauben wollen, daß die deutschfoitschritt- liche Partei sich zu diesem für ihre Zukunft nicht un bedenklichen äußersten Kampfmittel der parlamentari schen Notwehr entschließen werde. Nachdem jedoch dieser unwahrscheinliche Fall thatsächlich eingctreten ist, mußtcn die Regierung und die Mehrheitsparteien auf Ausfindig machung von wirksamen Gegenmitteln bedacht sein. Noch vor dem Wiederzusammentritt des Reichsrates nach den Osterfeiertagen haben regierungsfreundliche Blätter den Entschluß des Grafen Badeni angeküodigt, den Reichsrot nach Vornahme der AuSschußwahlln sofort wieder bis zum nächsten Herbst zu vertagen und fein Glück sodann in dem zur Erledigung der nationalen AuSgleichSfragen wieder kinberufenen böhmischen Land tage zu versuchen. Das Ministerium wird im schlimmsten Falle diese Drohung verwirklichen müssen, aber vorerst soll die autonomistische Reichsratsmehrheit im Wege der Änderung der parlamentarischen Geschäftsordnung den Widerstand der Obstruktionistcn gegen die Fort setzung der fachlichen Reichsrateverhandlungen zu brechen versuchen. Der Antrag der dcutschklerikalen Partei führer, demzufolge durch diese Reform der Geschäfts ordnung die Einbringung von Dringlichkeitsanträgen und Forderungen an namentlichen Abstimmungen er schwert, wenn nicht unter Umständen ganz unmöglich gemacht werden soll, beschäftigt jetzt die Ausschüße der Mehrhcitsparteien, hat aber keine Aussicht aus Durch führung, da weder die Jungtfchechen noch auch die Ehristlichsozialen auf die seitherige uneingeschränkte Frei heit, den Reichsrat durch diese äußersten Mittel der Notwehr zu terrorisieren, verzichten wollen. In endgiltiaer Weise wird über die Haltung der Regier ung und der Reichsratsmehrheit zu dem Obstruktions kampfe der Deutschen erst nach der Rückkehr des Kaisers Franz Joseph I. aus Rußland entschieden werden. Nach der Lage dcr Tinge dürfte jedoch die Entscheidung in keinem Falle ein Nachgeben der Re gierung in der Sprachcnmrordnungssrage in Gefolg schaft haben, da die durch die Obstruktion bezweckte Aushebung dieser Regierungserlasse den Rücktritt des ' - , _m.u^ ähnelndes Muster zeigen. Von Carabin rühren weiter zwei in Holz geschnitzte Schalen her, bei denen je ein ver schlungener Körper einer Meerjungfrau den Henkel bildet. Technisch sind diese Arbeiten gut gemacht. Die bei dcr einen zu Tage tretenden Idee, die Haare der weiblichen Gestalt das Innere der Schale bedecken zu laßen, ist in deßen wohl kaum gutzuheißen. Von demselben Künstler, der sich in Paris aus kunstgewerblichem Gebiete eines guten Rufes erfreuen soll, sind ferner 6 kleine Bronzen, eine Serpentintänzerin in verschiedenen Stellungen, zeigend, zur Ausstellung gebracht. Wenn ich auch zugebe, daß hierbei das Hauptsächliche, eine Fraucngestalt in derartigen Be wegungen darzustellen, gut empfunden und zur Darstellung gebracht ist, so kann ich mich mit den Arbeiten selbst doch keineswegs einverstanden erklären. Wenn der Künstler nun einmal derartige — wie ich gern zugestehe — schwierige Motive wählen wollte, war es dann nötig, gerade Bronze als Material zu nehmen, wo die eigentümlichen Gewandfalten wirken, als sei die Gestalt in feuchtes Leder gehüllt ; Mußte er denn die skizzenhafte Be handlung so weit treiben, wie er es gethan hat? (Ein Fuß soll doch immer noch als Fuß zu erkennen sein, wenn er auch nur in allgemeinen Umrißen angegeben wird.) Und dann, war eS nun, um die Idee zu verkörpern, wirklich nötig, zu dem entblößten Oberkörper ein solch häßliches Modell zu nehmen? Bei aller Achtung vor dem französi schen Geschmack und völliger Anerkennung der Überlegen heit der Pariser Bronzen müßen wir doch gegen solche Arbeiten, wie die Tänzerinnen von Carabin, entschieden Front machen Die Zartheit und Feinheit der Pariser Kleinplastik laßen sich an anderen Werken der Ausstellung recht gut erkennen, so in der Libelle von I. Cheret, die in leicht gebranntem Ton hergestcllt ist, und einigen Modellen von Roty und Chaplain Von den übrigen Arbeiten, welche die Ausstellung noch aufweist, können hier nur noch erwähnt werden die mit
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