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Amts- M Aiizeikebllitt für den Ubonuement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschlictzl. di« »Jllustr. Unterhaltung-bl." a. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: d'e kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ! > -- > 47. Ia-rgang. - —- LOO. Dienstag, den 18. September LS«« Bekanntmachung. Am 1. Oktober 19VV beginnt der Unterrichtskursus im Zeichnen für Handwerker in der städtischen Jnduftrieschnle. Der Lehrplan umfaßt folgende Fächer: 1. Jahr: Freihandzeichnen nach Vorlagen für betreffende Berufsarten und geometrisches Zeichnen nach Vorlagen. 2. Jahr: Elementare Projektion und Fachzeichnen. 3. Jahr: Fachzeichnen. Mr Maler: 1. Jahr: Zeichnen nach Vorlagen und Buchstabenschreiben. 2. Jahr: Zeichnen nach Gipsmodellen (naturalistisch und ornamentalisch.) 3. Jahr: Monochromes Malen nach Gipsmodellen und Vorlagen. Der Zeichenkursus hat den Zweck, den Handwerkslehrlingen, welche in ihrem Berufe das Zeichnen nutzbringend verwenden können, eine gründlichere Ausbildung im gewerblichen Zeichnen zu ermöglichen, als Schule und Werkstatt gewährt, außerdem aber auch Schön- heitsgesühl und Geschmack anzuregen, dabei sich aber in der Hauptsache an den vom Schüler gewählten Beruf eng anzulehnen. Der Unterricht wird mit je 8 Stunde« an je 8 Tage« der Woche, möglichst Abends von ',4? bis Uhr im Zeichcnsaale der Industrieschule ertheilt. Befreiung vom Fortbildungsschulunterrichte wird angestrebt. An Schulgeld werden für jedes Halbjahr von jedem Schüler 5 Mark erhoben. Meldungen sind umgehend in der Registratur des Stadtrathes oder beim Vorsteher des Handwerkervereins Herrn Gärtnerei besitze» Fritzsche einzureichen. Eibenstock, den 14. September 1900. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Pas Knde des Aurenkrieges. Das südafrikanische Trauerspiel ist auS: Paul Krüger hat flüchtend sein Land verlassen und befindet sich in Laurenze Mar- quer. Chamberlain und Rhodes haben das Ziel ihrer Wünsche erreicht; sie sind unbeirrt durch den Fluch der ganzen nicht englischen Well auf dar Ziel losgegangen: der fast hundert jährige Kamps zwischen den holländischen Afrikandern und den Engländern ist durch Gold und militärische Uebermacht für län gere Zeit zu Gunsten Britanniens entschieden worden — nicht für immer! Größte Heldenhaftigkeit und schwächlichste Initiative — zwischen diesen beiden Polen Hal während des ganzen letzten Kriege« die Führung der Buren, sowohl unter Joubert wie zu letzt unter Botha, geschwankt. Nie und nie haben die Buren einen errungenen Erfolg ausgenutzt; auf fliehende Feinde zu schießen, galt ihnen für unedel. Nirgend« haben sie einen be festigten Ort vertheidigt; ihre Zahl war zu gering, als daß sic einen Theil ihrer Streitkräfte der Gefahr aussctzen wollten, für längere Zeit lahmgelegt zu werden. Sie haben Bloemfontein, Johannesburg, Pretoria, Lyeenburg ohne Schwertstreich geräumt — und jetzt, wo ihnen noch der ihnen vertraute Guerillakrieg in dem überaus schwer zugänglichen Gelände nervlich und nord östlich von Lhdenburg übrig blieb, werfen sie die Flinte in« Korn! Ohm Krüger ist ein alter Mann; er scheint der menschlichen Empfindung nachgcgcben zu haben, er — der den Engländern am meisten Verhaßte — hat sich persönlich in Sicherheit ge bracht. Aber damit ist auch die Widerstandsfähigkeit der Buren endgültig gebrochen. Es fehlt ihnen für fernere Operationen der feste Mittelpunkt, wenn auch der aussichtslose Guerillakrieg noch einige Zeit sortdauern sollte. E» ist möglich, daß Krüger seine Flucht im Einverständniß mit Steijn bewerkstelligt hak, von dem gemeldet wird, daß er sich nach dem Oranjefrcistaat zurückbegeben wird. Dort kämpft vc Wet noch in heldenhafter Weise und selbst die Engländer geben zu, daß er allerhand kleine Vortheile erringt. Nicht um greifbare, positive Ziele könnte für ihn der Endkamps gehen, son dern um da« .Phantom' der Ehre, dessen Hochhaltung mit kleinen oder großen Opfern c» doch zuwege bringen kann, daß er in den Herzen und Geistern der Späkerlcbenden einstmals lebendige Gestalt gewinnt, daß e» wirkt, wie ein Krieger und Feldherr mit eisengepanzeucr Faust. Aus Maseru wird gemeldet, daß General Hunter im Be griff stehe, eine große UmgchungSbewcgung anSzuführen, welche bezweckt, die Kommando«, weeche noch im Nordosten de« Frei staate» die Feindseligkeiten forlsetzen, zu umzingeln. Die Garni sonen der von den Buren besetzten Städten seien mit den Trup pen Hunter« vereinigt. Man muß abwarten, wa« bei dieser UmgehungSbewegung herauSkommt. Bi« jetzt Hal sich ve Wet wichen Manöver» stet« gewachsen gezeigt. E« ist aber fraglich, ob er den Kampf sortzuletzen gewillt ist und ob er im Stande sein wird, einen irgendwie beträchtlichen Theil seiner Leute zu sammenzuhalten, nachdem auch Ohm Krüger da« Spiel aufge- gebcn hat. Präsident Steijn wird kaum noch da« KricgSscuer neu zu entflammen im Stande sein. Aber wäre die« auch der Fall: ein weitere« Kämpfen ist durchaus zwecklos. Von der Brutalität der englischen Kriegführung hat man in London selbst zum Theil wenigsten« die richtige Empfindung. Der .Star' schreibt in einem Leitartikel: »Die Buren hegen einen Haß gegen un«, welcher durchaus nicht grundlo« ist, und eine Entrüstung, die durchaus gerecht erscheint. — Wir haben den Krieg provozirt, wir haben ihn fortgesetzt, nachdem unsere Ehre längst rehabilitier war und wir fahren jetzt fort, zu käm pfen, mit keinem andern Motiv, al» dem der häßlichsten Länder gier. Wa« zuerst ein ehrlicher Krieg war, artet jetzt in organi- firte Freibeuterei au». Früher und auch noch jetzt pflegten wir mit der Ritterlichkeit unserer Soldaten zu renommiren, und selbst Räuber und Banditen in der englischen Tradition haben immer wenigsten» die Frauen respektirt. Unsere Offiziere, hoch oder niedrig, sind durch den Krieg brutalisirt worden und haben da« gewöhnlichste menschliche Gefühl verloren. Sie werden »im Namen von England« Königin' sortfahren, die Weiber und Kinder der Buren hilflos und heimathlo« zu machen, und da« von Recht» wegen'. Tagesgeschichte. — Deutschland Die Reisezeit der ostasiatischen Truppen auf der annähernd 9000 Seemeilen von Bremerhaven bi« Singapore weilen Sirecke schwankt zwischen 29 und 62 Tagen. Den besten Rekord lieferte da» Schwestcrschiff der bei dem Brande im New-Aorker Hafen schwer havarirtcn .Main", der neue und imposante Dampfer .Rhein" mit dem Generalleutnant v. Lessel an Bord. Ihm kamen an Schnelligkeit fast nach die kleineren Dampfer .Halle" und .Dresden", die mit den ersten Truppen de« zweiten Expeditionskorps abgingen, und der »H. H. Meier", der mit der „Phönicia" den Schluß bildete. Alle vier Schiffe gebrauchten die Mindestzeit von 29 Tagen. Die .Batavia" be förderte 2400 Mann in reichlich 30 Tagen nach China. Nur diese fünf Dampfer haben den Panzerkreuzer .Fürst Bismarck" überflügelt; die übrigen Schiffe mußten hinter dem Kreuzcrkoloß mit seiner gewaltigen Panzerung und Artillerie zurückbleiben. Da« Schiff gebrauchte unter Abrechnung der schwierigen Kanal fahrt kaum 31 Tage für die Strecke, machte also täglich einschließ lich der Fahrtunlerbrechung 300 Seemeilen. Ihm folgten die .Frankfurt" und der „Wittekind" mit den beiden Jeebataillonen, sowie die „Aachen" und die .Phönicia", die volle 31 Tage be anspruchten. Die „Straßburg" erreichte Singapore in 32 Tagen, währind die „Sardinia" und die „Adria" schon 33 Tage ge brauchten. Der „Fürst Bismarck" ist da« einzige Kriegsschiff geblieben, da« Schnelldampfer überholt hat. Die übrigen bean spruchten mindesten« vierzig Tage. In diesem Zeitraum legten die Linienschiffe .Kurfürst Friedrich Wilhelm", .Brandenburg", „Weißenburg", .Wörlh" und der Kreuzer „Hela" die Fahrt zurück. Bcmerkenswerth ist die Leistung de« neuesten Kanonen bootes, de« .Luch«", der in 53 Tagen von Kiel au« seine Be stimmung erreichte. Da« Schwestcrschiff „Tiger" gebrauchte 62 Tage. Der kleine Kreuzer „Bussard" legte die Strecke trotz der großen Havarie, die er im Hafen von Aden erlitt, in 56 Tagen zurück. — Asien. Die Lage auf den Philippinen ist für die Amerikaner fast aussichtslos. Der Krieg daselbst, der nun be reit« beinahe zwei Jahre dauert, Hal da« Ausbieien einer Okku pationsarmee von 65,000 Mann nothwendig gemacht und schon mehr al« 4000 amerikanischen Soldaten da« Leben gekostet. Trotzdem können die Amerikaner bis zur Stunde nur Manila und da« angrenzende Gebiet besetzt halten. Die Insurgenten okkupiren den übrigen Theil des Archipel», setzen den Guerilla krieg gegen die Amerikaner fort und wagen sich bi» aus drei Meilen vor Manila vor. Allerdings halten die amerikanischen Soldaten außer Manila noch einige Städte an der Küste und im Innern besetzt, aber ihre Vorposten sind nirgend« sicher und werden täglich von den Insurgenten angegriffen. — China. Die zuletzt eingcgangene Meldung des vorzüglich unterrichteten Pekinger Korrespondenten der .Time«" Macht jeeen Zweifel an der Mitschuld der chinesischen Regierung un möglich. Wenn die amtlichen Berichte der Gesandten diesen That- bcstand bestätigen, so wird auch für die Mächte kaum noch ein Schwanken hinsichtlich der cinzuleitcnden Schritte zur Sühnung der geschehenen Verbrechen zulässig sein. Gehen die Schuldigen straffrei au«, so würde die« einer direkten Ermunterung zur Wie derholung der Gräuelthaten bei günstiger Gelegenheit glcichkommen. Schon die Unsicherheit, die die Haltung der Mächte seit dem Austauchen de» russischen Räumungvorschlage» zeigt, hak, wie der „Time«'-Korrespondent anschaulich schildert, eine lähmende Wirkung aus die Aktion der Mächte zur Feststellung und Bestrasung der Uebelthäter zur Folge gehabt. E« ist zu hoffen, daß mit dem Eintreffen ausreichender Verstärkungen der deutschen und eng lischen Truppen ein anderer Zug in da« Vorgehen der Mächte kommt. In einem weiteren Pekinger Telegramm der „Time»" wird die verhältnißmäßig schwache militärische Vertretung England« in der chinesischen Hauptstadt scharf bemängelt. Die militärische Stellung England« in Peking sei anormal. E« seien nur 2500 Mann britische Truppen in Peking, und die Japaner brücken offen ihre Unzufriedenheit darüber au», daß die Briten eine klei nere Streilkraft sandten, al« die Regierung versprochen hätte. Ferner heißt e«, eine Hungersnoth scheine im Winter unvermeid lich, da China von Brotstoffen gänzlich entblößt sei. Die Ab- schicdSredc de» Deutschen Kaiser« an die Truppen sei mit Be geisterung gelesen, aber die Stimmung gedämpft worden, al« man erfuhr, daß der chinesische Gesandte noch immer am Berliner Hose beglaubigt sei, obwohl man jetzt wisse, daß Herr v. Kctkelcr am 20. Juni nicht von Straßenräubern, sondern von einem Kaiserlichen Offizier, der in Gemäßheit Kaiserlicher Besehle han delte, ermordet ivoroen ist. ES sei ermittelt worden, daß die Kaiserin und Tuan an diesem Tage die Ermordung aller sremden Gesandten geplant halten. Die Mächte müßten auf der endgil- tigen Absetzung der Kaiserin und der Hinrichtung Tuan«, sowie der übrigen hohen Beamten, welche die Angriffe auf die Lega tionen und die Ermordung der Missionare leiteten, bestehen. — Die Plünderungen in Tientsin, wobei selbst die Häuser in der Europäerstadt nicht verschont geblieben sind, werden hauptsächlich den Russen und den Franzosen zugeschrieben. Wenn e« wahr ist, daß die Befehlshaber die Plünderung den Soldaten „einen halben Tag lang" — genügende Zeit, um da« Werth vollste zulammenzuraffen! — gestaltet haben, so kann sich die russische wie die französische Regierung der Verpflichtung einer strengen Untersuchung dieser Handlungsweise nicht entziehen. „Goli schütze un« vor unseren Freunden!" haben die brangsalirten Europäer Äruno auSzurufen. Da« nennt man nun „Rettung" und .Erlösung"! Was die Chinesen nicht geraubt haben, nehmen Mannschaften der verbündeten Truppen umso gründlicher fort. Es ist eine alte kricgSgeschichtliche Erfahrung, daß Soldaten, sind sie einmal beim Plündern, alSbald ohne Besinnung und ohne Maß rauben, wa« ihnen vor Augen kommt, und von der Beule gier schließlich so verblendet werden, baß sie Freund und Feind nicht mehr unterscheiden. Und wenn schlechterdings nicht« mehr zu holen ist, dann folgt ein blinde«, wüthcnbes Zerstören. ES gereicht zu großer Genuglhuung, daß kein deutscher Solda: sich an der Plünderung betheiligt Hal. L-icherlich ist aus deutscher Seite der Befehl gegeben worden, jede Plünderung zu unter lassen. Die anderen Kommandeure mußten also mit der Wahr scheinlichkeit schwerer Ausschreitungen ihrer Mannschaften gegen die Europäer rechnen und darnach ihre Maßregeln treffen. Wieder einmal sind die Konsuln „machtlos" gewesen. Daß diese Vor kommnisse mit der Aussicht aus spätere Auseinandersetzungen unter den Mächten ein Bindemittel sür die Einigkeit, die „Waffen brüderschaft" der Verbündeten sind, wird man nicht behaupten können. Die Plünderungen stellen den Beginn neuer intecnatio- naler Verwickelungen dar, denn keine Macht giebl gerne zu, daß sie im Unrecht, und ebensowenig rücki keine Macht gerne Geld heraus. Wie lange hat es gedauert, bis die deutschen Ersatz ansprüche sür die englischen Dampseibeschlagnahmen genehmigt wurden — und wie bescheiden ist der zugebilligte Ersatz ausge fallen! Mindesten« Verstimmungen bleiben auf beiden Seiten stet» zurück. Wenn sich die Mächte über da« gegenüber der chinesischen Regierung einzuschlagende Verhalten noch nicht einigen können, dann ist doch eine baldige Einigung geboten über ea« Verhalten der Mächte unter einander, mit dem Grundsatz vor Allem, daß unter keinen Umständen und bei ichiveister Strafe im Fall der Zuwiderhandlung die Soldaten sich am Eigcnthum der Freniben in China vergreisen dürsen. Sonst wäre es schon besser, dieser BesreiungS- und Sühnezug im Namen der Kultur und de« Recht« fände ein schleunige« Ende, und zwar eben im Interesse der Fremden in China, die gewiß nicht aus dem Regen in die Traufe kommen wollen. — Eine Anerkennung der Haltung der deutschen Trup pen und Matrosen bei den ftaltgehabten Kämpfen in China sprich! der Berichterstatter de« .TempS" in Tientsin au«, indem er schreibt: „Die beiden deutschen Kanonenboote „Iltis" und „Jaguar" nahmen einen entscheidenden Antheil an dem Sturme auf die Bahnfort« und an ihrer Besetzung, wobei sic starke Verluste erlitten. Sie pflanzte da« Kaiserliche Banner auf den Südsort« auf und bemächtigten sich eine« Torpedoboote«, sowie einer bedeutenden Menge Flußschissmaterial». In Tientsin be schützten 300 Matrosen die deutsche Konzession und ihre geringe Zahl erlaubte ihnen nicht, einen bedeutenden Antheil an dem Angriffe auf die Chinescnstadt zu nehmen. Die meisten dieser Matrosen wurden in da« Sehmoursche Korps einverleibt und bildeten den festesten Kern desselben. Dieser hervorragende Geist der Disziplin verleugnete sich nicht einen Augenblick und trat besonders bei den lief bcklagenrwerthen PiunderungSszenen hervor, deren Schauplatz Tientsin nach dem 13 Juli war; denn man kann keinen Fall dieser Art einem einzigen deutschen Matrosen Nachweisen . . .' — Peking, 8. September. Die Vernehmung de» Mör-