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Dresdner Journal : 27.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189008272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-27
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 27.08.1890
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W198 Mittwoch, den 27. August, abends. 1890. ve»«x»pr«U>r kür Drei äs» visrts^Lkrliod 2 U^rk KO kk, b»i Uso L»i»«rl. dvot»oü«v ko»t»v,t»Itvu viert«!- jLUrlleU S U»rk; »usssrtlLld äs» deutschen L»ict»«> tritt kost- uad Ltewpetrusctrl»^ trima. Lior «los Uuwruer»: 10 kk. Ankülld>xni>ss8xvbüüren, kür den k»lliQ einer ^sexnlteoen kleiner Leiirilt LO kk. Unter ,,Liv^«e»nät" dro ^.er.c KO kk. Lei ^»deUsn- nnä ^iEsrnsnt« entepr. Lreedelnenr littet» rnit XuennUms der Sonn- u. kviertens - korneprvoU-LL»otdu»8! Ur. 1285. Nt eMerIm n al. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Lnnndm» von ^okandlxnoxen nuevLrter Fr. Lrandstetter, Lorvlnierronür de» Dresdner dournnl»; L»«dnrU N«rUn Wien Lsipsix L«s»I Ur»»1»» knurkkart «. N.! //aa«r»>«tr,n ct VvAier,' »srUo Vl»o-N»MdiuU- kr»U 1^tx-tU -er»nktnit ». U. >Lned»n: F«d. A/o««,' kert» London L»rUn krnnkNlrt n. A Stalls »rt: Da«L« F <7o., L»rUn: /n« attdendant, Nr»,l»u: Fabat5,- Lnnnoror: <7. Lc^üssker, UsU« ». s.: d Larct <L 6o. Uernuexeder« LSoixl. Lrxedition de« Dresdner dournnl». Dresden, Avinxvrstr. 20. ksrnsprscU-itnsvUIuss: Ur. 1285. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 1 M. In Dresden - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmnfikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Sieg meier (Albertplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen znr Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Emil Bäge, Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kauf mann Simon, Circusstr. 24, Ecke Pillnitzerstr., Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiede gäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Auküudigunge« aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren aus 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Königliche Hofphotograph W. Hugo Höffe rt in Dresden den ihm verliehenen Titel als Hofphotograph Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Wales annehme und führe. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stadt- und Sparkassen-Kassirer Stricker in Oederan das Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schuhmachermeister Gutbrecht in Werdau das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Wchbmtlichrr Teil. AelegraphiscHe WcrchricHten. Paris, 27. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Graf Vilanova und 6 ihn begleitende Per sonen sind bei einer Besteigung deS Montblanc verschwunden. Rom, 26. August. (W.T.B.) Bei den HauS- suchungen, welche die Polizei heute bei den Füh rern der Barsanti- und Oberdankvereine hielt, wurden im Hause Dominik Mancinis zwei gefüllte Bombcn gefunden. Mancini wurde verhaftet. Feuilleton. Verschlungene Pfade. Nsvelle von H. v. Goetzendorss-Grabowski. 6 (Fortsetzung.) Binnen kurzem war auch die Antwort da. Sie lautete: „Verehrter Mr. Cuckoo! Ich müßte in der That hartherzig und grausam fein, wollte die Ausdauer und Wärme, mit welcher Sie an der hoffnungs- und aussichtslosen Neigung zu mir festhalten, nicht meine Bewunderung und mein Mitgefühl erwecken. Ich glaube, dem Manne, welcher bereit ist, um meinetwillen jeden Kampf mit den Verhältnissen auf sich zu nehmen, eine offene Darlegung der Umstände schuldig zu sein, die mein Leben regieren. Ich bin ein ganz mittelloses Mädchen, Mr. Cuckoo. Meine Eltern — sie leben auf einer Besitzung der Lady Romson in Sussex — waren in früheren Tagen gut situiert, durch unglückliche Spekulationen meines Vaters gerieten wir ins Elend. Lady Ramson war es, welche helfend eingriff und uns sowohl eine Heimat bot, als auch jede sonstige Unterstützung zu teil werden ließ. Das alles ge schah um meinetwillen. Ich hatte bei der Lady be reits einige Jahre hindurch gedient, ihre besondere Zu neigung gewonnen und gelobt, für alle Zeit treu zu ihr zu halten. Lady Ramson behandelte mich nie mals gleich einer gewöhnlichen Dienerin, sie beehrte London, 27. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Bericht der irischen Landkommisfion meldet, daß in ganz Irland, ausgenommen in der Um gegend Dublins und in der Grafschaft Down, die Kartoffelpest ausgetreten sci. Liverpool, 27. August (Tel. d.Dresdn.Journ.) Die Konferenz deS Vereins für Reform deS Völ kerrechtes ist gestern im hiesigen Rathause eröffnet worden. Hr. Sieveking (Hamburg) wurde zum Vorsitzenden gewählt. Dresden, 27. August. Bulgarien und Bosnien. Die Wiener „Presse" wendet sich in einer bemer kenswerten Auslassung gegen die „Nowoje Wremja", welche die Entdeckung gemacht hatte, daß durch die Anwesenheit zweier bosnischer Bataillone in Österreich der Berliner Vertrag ganz ernstlich verletzt worden sei und daraus den etwas abenteuerlichen Schluß ge zogen hatte, daß die Annexion Bosniens nicht nur »n Wien beschlossene Sache sei, sondern daß auch der deutsche Kaiser bei seiner Zusammenkunft mit dem Kaiser Alexander die Zustimmung Rußlands hierzu erwirken wolle. Daß die „Nowoje Wremja" dafür seitens des „Dreibundes" die vollständige Preisgebung der gegenwärtigen Regierung in Sofia als ebenbürtige Gegenleistung bereitwilligst hinnehmen würde, war, wie die „Presse" hinzufügt, unschwer zwischen den Zeilen zu lesen. Die genannte Wiener Zeitung tritt den phantastischen, selbstverständlich jeder Begründung entbehrendcn Befürchtungen des St. Petersburger Blattes vorzugsweise deshalb entgegen, weil das von demselben in Umlauf gesetzten Märchen von der neuesten Verletzung des Berliner Vertrages schon allerlei gläu bige Nachbeter gefunden hat und von den Feinden der österreichischen Monarchie mit Behagen breit be treten wird. Wie durchaus haltlos diese Legende ist, wird sofort klar, wenn man den Artikel 25 des Berliner Vertrages aufschlägt und nachliest. Dieser Artikel lautet wörtlich, soweit er sich auf die seit 1878 occupierten Länder bezieht: „Die Provinzen Bosnien und Herzegowina werden seitens Osterreich- Ungarns occupiert und verwaltet werden." Der Wort laut dieser Bestimmung ist so klar und einfach, daß man meinen sollte, es könne über das, was damit ge sagt werden soll, niemand im unklaren sein. Wenn trotzdem Zweifel bezüglich der Auslegung erhoben werden, so zeigt dies wieder einmal, daß einem pan slawistischen Blatte eben alles möglich ist, wenn es sich darum handelt, für die großrussischen Ideen Pro paganda zu machen. Es ist darum gewiß nicht über flüssig, wenn die „Wiener Presse" sich bemüht, den pan slawistischen Politikern die Schmerzen zu ersparen, welche aus dem übertriebenen Wesen der neuesten Theorie der „Nowoje Wremja" mit der Zeit entstehen könnten. Wir lassen im nachstehenden die Auslassung des halb amtlichen Wiener Blattes folgen: Da der Artikel 25 des Berliner Vertrags, so sagt dasselbe, weder rücksichtlich der Dauer der Okkupation, noch rücksichtlich der Objekte der Verwal tung irgend eine Ausnahme festsetzt, und da die mit der Pforte am 16. April 1879 geschlossene Konven tion gleichfalls gar keine Einschränkunben festsctzt, so ist es selbstverständlich, daß Österreich-Ungarn das Recht oder die Pflicht besitzt, die Wehrkraft der okku pierten Provinzen nach eigenem Gutdünken zu organi sieren und zu entwickeln. Und da es wohl nicht an ging, den Bosniern selbst die Zusammenstellung und Ausbildung ihrer wehrfähigen Söhne zu überlassen, so mußte dies durch unser Reichskriegsministerium ge schehen, und da kann folgerichtig für die Dauer der Okkupation niemand anders der oberste Kriegsherr der bosnischen Soldaten sein, als Se. Majestät der Kaiser und König Franz Joseph I. Die Bosnier hätten ja so wenig, wie seiner Zeit die Bulgaren, ihre Wehrkraft aus eigenem Wissen und aus eigener Tüchtigkeit zu organisieren verstanden. Die „Nowoje Wremja" wird sich ja wahrscheinlich zu erinnern wissen, daß bis zum Jahre 1885 russische Generäle, Stabs- und Oberoffiziere nicht nur die bulga rischen Soldaten gedrillt, kommandiert und be waffnet, sondern daß sie auch zahllosen Ämtern, ja sogar Ministerien vorgestanden haben. Obwohl dies der Berliner Vertrag nirgends gestattete, so fiel es doch niemandem in Europa ein, in der Thätigkeit der russischen Generäle und Offiziere eine Verletzung dieses internationalen Vertrags zu erblicken. Folgerichtig ist dieser Vertrag auch dann nicht verletzt worden, als die russischen Konsuln, Osfiziere und Beamten — frei willig oder gezwungen — im Jahre 1886 Bulgarien und Ostrumelien verlassen haben. Wenn das alles richtig ist, dann wird die „No woje Wremja" auch wissen, daß zur systematischen Vervollkommnung der Ausbildung einer Fußtruppe auch die Übungen im Verbände größerer Heereskörper gehören. So lange die bosnischen Bataillone noch vorerst in den Manövern einer Truppendivision ge schult werden mußten, konnten sie im Bereiche des 15. Armeecorps bleiben. In dem Augenblicke jedoch, da unsere um die militärische Ausbildung der bos nischen Soldaten auf Grund des Berliner Vertrages redlich bemühte Kriegsverwaltung erkannt hatte, daß dieselben an größeren Manövern teilnehmen sollen, wurden die Bataillone von Sarajewo und Mostar über Wien nach Laibach dirigiert. Es ist ge wiß ganz selbstverständlich, daß mit der neuesten Verwendung dieser beiden Bataillone den be rechtigten Forderungen der Kriegsverwaltung noch nicht vollständig entsprochen ist — denn es er- giebt sich aus dem eben Gesagten als logische Folge, daß in den nächsten Jahren die noch übrigen sechs bosnischen Bataillone an den in Österreich stattfinden den großen Manövern teilnehmcn müssen und werden. Das aller ist so klar und so einfach, daß wir zur Be kräftigung solcher Ansfassung nur auf die ganz beson dere Lust und Liebe zu verweisen brauchen, mit der die schmucken Bosnier der kommenden Vervollständi gung ihrer taktischen Ausbildung in Laibach entgegen setzen. Aber auch die nichtuniformierten Bosnier schei nen in de» Aufenthalte ihrer La«dtt«Ae « Wie» keine Verletzung des auch ihnen sehr wohlbekannten Berliner Vertrages zu erblicken, denn es sind gerade in den allerletzten Tagen sehr viele Kaufleute und Grundbesitzer aus den occupierten Provinzen in der Kaiserstadt eingetroffen, um Zeugen der liebenswürdi gen Ausnahme zu sein, welche die beiden bosnischen Bataillone in Wien gefunden haben. Dem Berliner Vertrag ist also durch die Anwesenheit dieser Batail lone in Österreich nicht das geringste Ungemach passiert. Dieser Vertrag steht ja noch auf ziemlich guten Füßen, selbst nachdem die Artikel, welche Bulgarien und — Batum betreffen, von gewisser Seite unzählige Riale verletzt worden sind. Tagesgeschichte. Dresden, 27. August. Se. Majestät der König geruhte, dem Exerzieren der 1. Jnfanteriebrigade Nr. 45 unter Befehl des Generalmajors v. d. Planitz, dann der 2. Jnfanteriebrigade Nr. 46 unter Befehl des Generalmajors Freiherrn v. Friesen heute vor mittag beizuwohnen. Allerhöchstderselbe traf um 8 Uhr früh auf dem Kavallerieexcrzierplatze ein: Se. Königl. Hoheit der Generalfeldmarschall Prinz Georg war bereits bei Beginn des Exerzierens um 7 Uhr erschienen und Se. Excellenz der Kriegsminister Graf v. Fabrice war ebenfalls zugegen. Zwischen dem Exerzieren der beiden Brigaden er folgte im Divisionsverbande unter Befehl deS General- lieütenants v. Reyher, Excellenz, der Vorbeimarsch in Compagniefronten und alsdann in Regimentskolonne. Se. Majestät der König begab sich gegen H11 Uhr nach Pillnitz zurück. * Berlin, 26. August. Se. Majestät der Kaiser hat heute seine JnspizierungSreise im Ostpreußischen über Lyck nach Lötzen fortgesetzt. — In Anknüpfung an die gestern erwähnten An regungen erfährt die ,Nordd. Allg. Zta", daß es be reits m Vorbereitung ist, Sr. Excelleilz dem General feldmarschall Grafen v. Moltke zu seinem 90. Ge burtstage eine gemeinsame Adresse aller Städte Deutsch lands in einem Kunstschranke zu überweisen. Die Krönung des letzteren wird eine aus Metall, von im Jahre 1870 erobertem Geschütz hergestellte Bronze büste des Kaisers bilden, während in der Thürfüllung die „Germania" — ebenfalls auS Bronze — an gebracht werden soll. Der Ausschuß, welchem Män ner von hervorragenden Namen angehören, wird dem nächst in die Öffentlichkeit treten. . — (B. P. N.) Seit dem Inkrafttreten der kaiserlichen Verordnung vom 27. Januar d. IS., be treffend den Verkehr mit Arzneimitteln, treten die Behörden mit größerer Strenge als früher den Übergriffen der Drogisten und sonstigen Kleinhändler beim unberechtigten Verkauf von Arzneimitteln ent gegen. Neuerdings wird auch an den zuständigen Stellen die Frage in Erwägung gezogen, ob es nicht angezeigt ist, die Möglichkeit einer Konzessionsent- ziehung für die Fälle wiederholter Kontravention seitens der Drogenhändler gesetzlich zu schaffen. — Der in Freiburg i. Br. tagende Verbands tag deutscher Erwerbs- und Wirtschafts genossenschaften hielt heute, nachdem in den letzten Tagen mehrfache Ausschußsitzungen stattgefunden hatten, seine erste Hauptversammlung ab. Dieselbe wurde von Hrn. Planitz-Ilmenau eröffnet. Namens der Stadt wurde die Versammlung von dem Stadtdirektor und Oberbürgermeister begrüßt. Morgen und über morgen werden weite! e Hauptverhandlungen abgehalten; am Freitag soll ein Ausflug nach dem Höllenthal und denl Titisee unternommen werden. Aus allen Teilen Deutschlands sind Teilnehmer, etwa 300 an der Zahl, anwesend. - Wien, 26. August. Se. Majestät der Kaiser hat sämtlichen Korporationen von Bosnien und der Herzegowina, welche anläßlich der Vermählung der Frau Erzherzogin Marie Valerie ihre Glückwünsche dargebracht haben, seinen TanL ausdrücken lassen. — Gestern haben die Landtagswahlen in den Land- bezirken Obcrösterreichs und in den Städtebezirken Kärntens, sowie in der Klagenfurter Handelskammer stattgefunden. Erstere wählten wieder 19 klerikale Abgeordnete. Die Städtebezirke Kärntens und die Klagenfurter Handelskammer werden, wie bisher, durch 12 Liberale vertreten sein. In Klagenfurt wurde der Bürgermeister Glöckner, in Spital der Reichsrats abgeordnete I)r. Otto Steinwender gewählt. — Das „Fremdenblatt" bemerkt zu der Rede des Hrn. vr. Gregr in Chotzen: „Wir belächeln die hohlen Dekla mationen, die Aeußerungen eines krankhaften Fanatis mus, wie sie besonders die jüngste Rede Gregrs so zahlreich aufweist; wir belächeln die phantastischen Zu kunftsbilder, welche diese Herren ihren gläubigen Hörern entwerfen; die Thatsache aber, daß die Herren einer solchen phantastischen Politik eine mächtige Volksströmung in Böhmen geschaffen haben, läßt sich nicht wegleugnen und macht das dem nüch ternen Politiker Lächerliche zu einer ernsten und be denklichen Erscheinung im politischen Leben Böhmens." vr. Gregr verlange in erster Linie einen Ausgleich zwischen der Krone und dem tschechischen Volke, ehe mich mit ihrem Vertrauen, sprach oft über ihre Er fahrungen und die daraus hervorgegangenen Lebens ansichten mit mir und ich lernte schließlich denken und fühlen wie sie. Um Anschauungen und Hand lungsweise meiner Herrin zu verstehen, müßten Sie ihre Vergangenheit kennen; ich bin aber nicht be rechtigt, mehr über dieselbe zu sagen, als was alle Welt weiß: daß Lady Ramson sehr unglücklich verheiratet war und aus ihrer kurzen Ehe als Männerhasserin hervorging. Die Zeit — meine Herrin ist nun be reits seit sieben Jahren Witwe — milderte ihre Ge fühle; sie lernte ruhiger und gerechter denken, nahm auch den unterbrochenen Verkehr mit der Welt wieder auf und empfängt jetzt Gentlemans wie Ladies in ihrem Hause. Sie hat aber nicht aufgehört, die Ehe als das unheilvollste Ding in der Welt anzusehen, und setzt alles daran, ihre Umgebung, sowie alle diejenigen, welche sie lieb hat, von einem derartigen Schritte abzuhalten. Keine ihrer Dienerinnen darf daran denken, zu einem Manne in nähere Beziehung zu treten, sofortige Entlassung folgt darauf. Für mich aber steht mehr als das aus dem Spiel. Die Lady verpflichtete sich, für meine Eltern und Geschwister auf Lebenszeit sorgen zu wollen; .auch Deine Zukunft soll in günstigster Art sicher gestellt werden, gute Juliet, sagte sie mehr als einmal zu mir, vorausgesetzt, daß Du Dein Versprechen hältst, nicht zu heiraten. Davon mache ich — um Deines eigenen Vorteils willen — mein Verfahren gegen Euch alle abhängig/ Sehen Sie, Mr. Cuckoo, daS Gebot nicht zu heiraten — durch welches die Lady meine Wohlfahrt zu sichern glaubt — ist die Be dingung, unter welcher wir alle ihre Protektion ge nießen. Im Übertretungsfalle zerstörte ich nicht nur meine eigene, sondern auch meiner Familie Zukunfts hoffnungen; wir verfallen dann nicht nur der Ün gnade meiner Lady, sondern machen uns gleichzeitig des schnödesten Undanks schuldig. Beides würde mein Gewissen schwer belasten und mich verhindern, glück lich zu sein — selbst an der Seite des gütigsten, liebevollsten Gatten. So liegen die Verhältnisse, Mr. Cuckoo. Sie werden nach dem Gesagten beurteilen können, ob ich Ihnen Hoffnung geben darf oder nicht. Je mehr die Güte und Redlichkeit Ihres Charakters mir offenbar wird, um so aufrichtiger beklage ich es, daß ich vom Schicksal dazu ausersehen wurde, Ihnen Schmerz zu bereiten. Vergeben Sie mir! Leben Sie wohl. Ich danke Ihnen! Juliet MyerS." Nachdem Baldwin Montgomery diesen Brief ge lesen, nahmen die Umrisse der geheimnisvollen Person, welche sich Juliet Myers nannte, eine bestimmtere Gestalt vor seinem geistigen Auge an Er wußte nun, warum ihre Bildung weit über die einer ge wöhnlichen Dienerin hinausging, warum sie Briefe zu schreiben vermochte, deren Gewandtheit, deren edler Ton einer Lady zum Muster dienen konnten. Dieses Mädchen, wie es sich an seiner Herrin und durch dieselbe herausgebildet hatte — war nun nnd nimmer eine passende Gefährtin für den guten Jasper, das mußte demselben auch einleuchten. Lieutenant Mont gomery übernahm es, den ehrlichen Burschen darauf hinzuführen, welcher Unterschied zwischen ihm und seiner Angebeteten bestehe, wie wenig Aussicht auf eine glückliche Ehe eine so ungleiche Verbindung ver spreche und dergleichen — aber JaSper zeigte sich hier, ganz gegen seine sonstige Art, selbständig. Er hatte, wie cs schien, über diesen Punkt bereits nachgedacht und sich seine festen Ansichten gebildet. „In unserem Stande kommt es nicht selten vor, daß die Frau gelehrter ist als der Mann", sagte er, „und mit der Feder besser Bescheid weiß; das ist auch ganz natürlich und kann nichts schaden, meine ich, wenn der Herr Lieutenant gütigst erlauben. Die Ar beit, von der eine ganze Familie leben soll, kann nicht mit feinen Fingern verrichtet werden, und grobe Finger können wieder keinen eleganten Brief zurechtbringen. Das ist klar wie Ouellwasser, wenn der Herr Lieute nant gütigst erlauben. Also, was ich sagen wollte, da hat es nichts auf sich, wenn die Frau um etwas feiner ist, als der Mann. Aber die Herzen, Herr Lieu tenant — die müssen von einer Art sein, meine ich!" „Brav gesprochen, Jasper! Die Liebe scheint einen Philosophen ans Dir gemacht zu haben", entgegnete Lieutenant Montgomery erstaunt und belustigt. „Sage mir nun, wie Du über Deine Angelegenheit denkst. Willst Du trotz allem an Juliet Myers festhalten?" „Ich denke ja, Herr Lieutenant. Ich sah sie diesen Morgen und sie grüßte mich freundlich, sogar hoch achtungsvoll und sah sich ganz von ferne noch einmal nach mir um." „Siehe da! Tas ändert die ganze Sache um ein Bedeutendes! Nun, ich will Dir etwas sagen, Jasper, die Geschichte soll zu Ende gefühlt werden Ich will mich noch einmal an den Schreibtisch setzen Zünde die Lichter an." Gehorsam, mit einer unausgesprochenen Frage auf den Lippen, vollzog Jasper den Befehl. Baldwin Montgomery setzte sich darauf sofort nieder, um einen
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