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Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l n n g e n über örtliche unv vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. Drei« für »en Jahrgang bei Bestellung v»n ber Post: > Lbaler, bei Bestellung bet Blarre« durch Botengelegenbclt , »«> Neugroschrn. 4 »«.Januar ^848. Polizeiliche Prozesse in Baiern, t. In Veldburg, Landgerichts Parsberg, trug sich Folgendes zu. Ein Sachse, der die dortigen Jahr« markte als Verkäufer besucht, geht früh vor dem Ver kaufe in rin Gasthaus, um etwas zu essen. Nachdem dies geschehen ist, dringt er seine Tabakspfeife, auf welcher Johannes Ronge, der teutsch-katholische Priester, gemalt war, heraus und brennt sich den Tabak an.— Ein, ihm gegenübersitzender, in Veldhurg gut ge kannter, Bürger besah sich lange den Pfeifenkopf und fragte endlich: „DaS ist doch gar Ronge?" — Ja», antwortete der Sachse, und jener entfernte sich dald darauf. Nach Verlauf von einigen Stunden, als der Sachse bereits in seiner Verkaufsbude stand, kam rin Bri- gadier (bei u.nS GcnSd'armeS) dahin, nahm die Ta bakspfeife und führte den Sachsen selbst zum Bürger meister (einem Apotheker). Dieser aber, wie eS schien, kein Freund solcher Affären und nicht lüstern, einen unschuldigen Pfeifenkopf arretiren zu lassen, verlangte bl»s 17 für die Anzeige und gab dem Delinquenten die Weisung, sich am nächsten Jahrmärkte den Kopf wieder abzuhvlen, da er erst Anzeige an den Landrich- lrr machen müsse: — Der Sachse entfernte sich mit dem Tröste, daß er seinen Kopf wieder erhalten werde. Am folgenden Jahrmärkte gicng er denn sogleich zu dem.Bürgermeister, um ihn um den Kopf zu bitten. Allein er khat eine Fehlbitte, denn der Bürgermeister bemerkt» ihm, daß rr den Kopf nicht für 100 fl. ge ben könne, da der Brigadier der Regierung davon spezielle Anzeige getüncht und ihm längst vor einer höchst-örllichen Nqse gebangt habe, weil er kein Pro- lokoll darüber habe aufnehmcn lassen. Jetzt wurde nun der Stadtschreibcr zur Aufnahme eines Protokolls Setanlaßt, wofür der Sachse noch 36 Lr. zahlen mnste nud dieser hochütkratherische Prozeß war beendet. Ueber e ne solche Hanslungs veise ließe sich nun sehr viel sagen, doch begnügen wir uns damit, die vor einiger Zeit vom König von Bai rn höchsteigen ge- spwchen(n Worte dabei anzuziehen: „Es ist dümmer al§ dumm, sich so zu benehmen." Im Landgericht Troschberg bei Neu Oetting sind einige Sachsen am Jahrmarkle zum Verkauf. Der Ei le davon legt einige seiner Waaren an einem Platze au«, der ihm von dem Assessor (w»l ungefähr dassel be, was bei uns der erste Aktuar in einem Amte ist) nicht angewiesen worden war, und als derselbe dies berlrrrkle, so gericth er mit diesem meinen Wortwechsel. Ein anderer Sachse, der in der Nähe war, kam herbei, um zu sehen, was es gäbe, und als ihm her Assessor bemerkte, so entspann sich zwischen ihm und den Sachsen folgendes Zwiegespräch: Assessor. Wer sind Sie und was wollen Sie?" Sachse. Ich bin ein Landsmann von dem, ikur dem Sie in Konflikt gekommen sind, und 'ich will blot sehen, waS sich derselbe hat zu Schulden kommen lasses. Ass Nehmen Sie Ihre Haub'n (Mütze) 'runter.. S. Warum? ' Ass. Ihre Haub'n soll'n Se abnehmen, soffst Mll ich's Ihnen zeigen. " ' S. Nein! ich nehm' sie nicht ab, es ist jetzt ju kalt; und wenn Sie es mir zeigen wollen — gut —. Aff. (Sich zu den anwesenden zwei „Brigadier'«" wendend). Arretiren Sie diesen Menschen. S. Wenn Sie daS Recht dazu haben, so thun Sie dies. Inzwischen packte der eine „Brigadier" den Sach sen ü»l Arme, wie einen Verbrecher, waS derselbe ntit gebührender Entrüstung zurückwies, aber eS half nicht«, er wurde in's Landgericht geschafft. Nach Verlauf von einer Viertelstunde kam dann der Herr Assessor