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EUMall und Aiyngtr SS. Jahr« Dienstag, de« 17. August 188V. nach Dresden zurück. — Am Freitag hat sich im Auftrage des Raths eine Deputation nach Dresden in das Kriegsministerium begeben, um sich bezüglich der Garnisonsfrage Nachricht zu erholen resp. nochmals um Hierherverlegung der betr. Artillerieabtheilung zu petiren. — Eine Entschei dung ist noch nicht getroffen, doch sind die Aussichten für Riesa, welches bekanntlich mit den Städten Geithain und Willen coneurrirt, keineswegs ungünstige. Unsere Bürgerschaft würde gewiß die Wahl Riesa's mit Freuden Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 16. August 1880. — Arn Sonnabend Vormittag reiste Se. königl. begrüßen und wenn auch von der Stadt Opfer, die indeß wohl keinesfalls die Höhe erreichen würden, wie sie Geithain zu bringen geneigt ist, gebracht werden müssen, so werden dieselben doch durch den lebhafteren Verkehr, welchen die Garnison mit sich bringt, mehr als parallelisirt und gewiß würde dieselbe wesentlich zum Emporblühen unserer Stadt beitragen! Günstiges Terrain zur Locirung der Truppen ist hinlänglich vor handen. Es werden in allernächster Zeit Erörterungen angestellt werden, wie das Militär unterzubringen ist. Hoffen wir, daß die Angelegenheit eine für unsere Stadt günstige Erledigung findet! — Die K. Generaldirection der sächsischen Staats eisenbahnen hat sich auf eine von der AuSstellungs- commission der hiesigen Industrie- und Gewerbeaus stellung ergangene Petition bereit erklärt, den auf hiesiger Ausstellung ausgestellten, doch unverkauft ge bliebenen Gegenständen frachtfreien Rücktransport zu gewähren, wenn derselbe auf demselben Wege er folgt, den die Ausstellungsgüter auf der Hertour ge nommen haben. Ferner ist durch Vorlegung des Ori ginalfrachtbriefes für die Herbeförderung, sowie durch eine Bescheinigung des Ausstellungscomitee nachzu weisen, daß die fragl. Güter ausgestellt gewesen aber unverkauft geblieben sind. Der Rücktransport hat innerhalb 8 Tagen nach Schluß der Ausstellung zu erfolgen. Rücksendungen mit Werth und Interessen versicherung sind indeß von dieser Vergünstigung ausgeschlossen. — Nächsten Freitag, den 20. August, werden, wie wir bereits früher mittheilten, in unserer Stadt Husaren einrücken und zwar werden hier verquartiert 3 Offiziere, 137 Mann und 137 Pferde. — Der Besuch unserer Ausstellung war am Sonntage trotz der ungünstigen Witterung ein guter; im Allgemeinen hat sich überhaupt dieBtsuchs- frequenz in der zweiten Woche wesentlich gebessert und es steht wohl zu erwarten, daß sie in der dritten und letzten Woche noch eine fernerweite Steigerung erfahren wird. Am letzten Sonntage waren der Handwerker verein nebst einigen Gewerbevereinsmitgliedern aus Großenhain, der Gesellenverein von dort und der Gewerbeverein aus Döbeln zum Besuche der Aus stellung anwesend. Letzterer war von der Fest-Depu tation mit Musik vom Bahnhofe abgeholt und nach dem Ausstellungsplatze geleitet worden. — Am vergangenen Sonnabend hat die Aus stellung-Commission den 3. Ankauf von Gegen ständen der Ausstellung zur Berloosung vorgenommen. Es sind zumeist schöne und werthvolle Sachen, die bis jetzt als Gewinne auSgewählt worden sind und da ihre Zahl durch weiteren Ankauf noch be deutend vermehrt werden wird, so können wir dem Publikum nur rathen, sich die angekauften Gegenstände vorerst selbst anzusehen und dann durch Kauf mehrerer Loose sich die Anwartschaft auf einen schönen Gewinn zu sichern. — Das Concert imWettinerHof, welches am vergangenen Sonntage vom hiesigen Stadtmusik - chor unter Leitung des Herrn Musikdirektor Kutschen- reuter executirt wurde, stand dem daselbst vor acht Tagen stattgefundenen Militär-Toncert in nichts nach. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 15. August. Unser seit Donnerstag wieder in Deutschland weilender Kaiser wird in seiner Sommerresidenz Babelsberg noch kurze Zeit der Ruhe pflegen, dann aber an der Spitze einer großen Anzahl einheimischer und fremdländischer Generäle den schon theilweise begonnenen Manöver» des Gardecorps beiwohnen. — Der Kronprinz des deutschen Reichs wird sich in seiner Eigenschaft als Generalinspecteur der IV. Armeeinspection Ende dieser Woche zu den üblichen Truppenbesichtigungcn nach Bayern und Württemberg begeben. Nachdem jetzt der Flottengründungsplan im Wesent lichen als ausgeführt anzusehen ist, wird der nächst jährige Etat des Reichs verhältnißmäßig nur geringe Summen für außerordentliche Aufwendungen zu Gunsten unserer Ausrüstungen zur See fordern. Indessen er hält sich das Gerückt, daß für Küstenbefestigungen ein größerer Posten eingestellt werden soll. Namentlich ist eine verstärkte Armirung von Pittau zur Deckung Königsbergs und eine Befestigung des vorzüglichen Wismarer Hafens, der durch seine Tiefe den größten Panzerfahrzeugen die Annäherung gestattet, in Aus sicht genommen. Ter Strikt der Berliner Tischler ist zurThatsache geworden; unter dem 13. d. M. veröffentlicht die ,,Commission der Tischler Berlins" einen „Aufruf an alle Tischler Deutschlands", worin sie von dem Be schlüsse Kenntniß giebt und um Unterstützung bittet. Wir wollen hoffen, daß der Strike ohne eine tiefe Schädigung des Tischlergewerbes ablaufe. Die Zeit des Darniederliegens der Gewerbthätigkeit dürfte den Ausgang einer solchen Maßregel leicht anders gestalten, als man annimmt. Die „Vossische Ztg." schreibt: Die in neuerer Zeit mehrfach zu Tage getretene Mißhandlung von Soldaten hat, wie wir erfahren, wenigstens zur Folge gehabt, daß man es jetzt mehrfach in höheren militärischen Kreisen für opportun erachtet, eine Verordnung zu er lassen, wonach jede körperliche Mißhandlung eines Soldaten bei dem nächsten Vorgesetzten zur Anzeige gebracht werden muß. Eine solche Verordnung ist vor einigen Monaten für das bayrische Contingent erlassen worden. Die Frage der rückwirkenden Kraft des Wucherge- gesetzes kam dieser Tage vor der Ferien-Handelskammer des hiesigen Landgerichts I. zur Verhandlung; aber nicht zur Entscheidung; eS wurde aber eine Auslegung des Begriffs Wucher gegeben. Der Gegenstand war folgender: Aus einem über tausend Mark lautenden, drei Monate nach Dato zahlbaren Wechsel vom 28. s Hoheit Prinz Georg hierdurch nach Leipzig und kehrte März dieses Jahres waren zwei Beklagte, unter ihnen I Nachmittags, den hiesigen Bahnhof ^2 Uhr passircnd, der Träger eines altadeligen gräflichen Namens, in Anspruch genommen worden. Der Letztere erhob den Einwand des Wuchers, indem er anführte, er habe bei Eingehung der Wechselverpflichtung sich auf die verschriebene Summe von tausend Mark sofort 250 Mark Zinsen abziehen lassen müssen und baar nur 750 Mark erhalten, was für das Jahr einen Zinssatz von 100 Procent auSmacht. Dies sei dem Kläger bei Erwerb d«S Wechsels von dem ursprünglichen Wechsel gläubiger mitgetheilt worden. Indem der Beklagte itrschnnk m Nnefa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — Abonnemcntsprei» vierteljährlich 1 Mart 2s Pfg. — Bestellungen nehmen all« Saiserl. Ponannauen die iixpcdilimien in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Bolen entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksarnc Berüssentluhung finden, erbaten wir »nS bis Tags vorher Bormittags 10 Uhr. ' Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kramers Theodor Hermann in Gröba ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Berw alters zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der 7 September I88V, Vormittags Iv Uhr als Schlußtermin vor dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Riesa, den 10. August 1880. Das Königliche Amtsgericht. Kommissionsrath Sinz, H.-Richter. weiter geltend machte, daß er überhaupt im Ganzen 400 Mark an Zinsen bezahlt habe und bereit sei, die hiernach noch schuldenden 350 Mark zu berichtigen, beantragte er, den Kläger abzuweisen, da das Gesetz vom 24. Mai d. I., wie er auszuführen suchte, rück wirkende Kraft habe. Die Handelskammer verwarf den Ein wand desWuchers und erkannte aufVerurtheilung nach dem Klageantrage. Der Gerichtshof nahm an, daß der erhobene Einwand in der vorgedachten Art für die Anwendung des angezogenen Gesetzes nicht genügend substanziirt sei. Wenn der Kläger auch bei Erwerb des Wechsels davon unterrichtet gewesen, daß der Schuldner auf die ver schriebene Wechselsumme von 1000 Mark nur 750 Mart erhalten habe, so sei damit noch nicht der Nach weis eines wirklich stattgehabten Wuchers geführt. Das Gesetz verlange zu seiner Anwendung nicht blos die Stipulation oder die Vorwegnahme ungewöhnlich hoher Zinsen, sondern außerdem noch die Ausbeutung der Nothlage, des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines Anderen. Nach dieser Richtung hin müßten bestimmte thatsächliche Anhaltspunkte für die Würdigung des ganzen Falls gegeben sein, um den Thatbestand eines wirklich stattgehabten Wuchers im Sinne des Gesetzes und die Anwendung der bezüglichen Bestimmungen desselben zu rechtfertigen. Ta hiernach der erhobene Einwand überhaupt nicht zu berücksichtigen gewesen, so habe keine Veranlassung vorgelegen, die Frage zu er örtern, ob und in wieweit das Wuchergesetz zivilrechtlich rückwirkende Kraft habe. Lübeck, 13. August. Heute früh 8 Uhr erfolgte eine Benzinexplosion auf dein Dainpfer „Hansa" im Hafen. Das Schiff ist verbrannt. Sieben Feuerleute und fünf Mannschaften sind verwundet. Großbritannien. Nach englischen Berichten herrscht in Kabul Ruhe. Die britischen Truppen räumen die afghanische Hauptstadt. Sämmtliche Forts werden dem neuen Emir Abdur Rahman Khan intakt über geben werden. Der Emir soll eine Subsidie von der indischen Regierung empfangen. Die erste Rate im Betrage von vier Lakhs Rupien (40,000 Pfd. St.) er hält er, wenn die Forts seinen Offizieren übergeben worden sind. Kandahar ist 313 englische Meilen von Kabul entfernt und hofft General Roberts, den Weg in 25 Tagen zurückzulegen. Die Truppen werden somit am 2. September in Kandahar eintrefsen. Amtsblatt der Königl. Amtshauptmaunschast Großenhain, -er König!. Amtsgerichte Niesa Mt- Strehla, sowie des Ltadtraths M Kiesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. I- 87