Volltext Seite (XML)
31. December 1858. ll DMschk Akgkmiilt Zcitmg. »Wahrheit uud Recht, Freiheit und Gesetzj Z» bezxtx» durch alle Paß. Lmtrr de« In- und >»»><>»»««, sowie durch dir Srpedition t» iltipsig <Querstraße Sir. S) Insertionsgetmhr flir den Stau» «iner Zelle ? R,r Nr. 305. s»rißt.,.mit «,'NststM^ dr« v-ädtäg» täglich nachmiUag« str drn folgende» Tag. Ptttß fÄ da« »xüel<«hr LHIr.; sed« «inzein« ..Il.SlnqiW«, il'i sl: ' - > .. ? .. - ----- --------------- -x 1 - ' ' - - ">> Deutschland. Frankfurt a. M, 27. Dec. Der Preußischen Zeitung wird von hier geschrieben: „Ueber die rastadter Sache findet sich in einigen Blättern die Nachricht, daß in der letzten BundeStagSsitzung «der bisherige Vertrag , zwischen Oesterreich und Baden zurückgezogen und ein neuer Vertrag beider * Staaten mit Püußen vorgelegt werde». Diese Mittheilung ist nicht genau und dazu geeignet, daS Urtheil über die Sachlage zu verwirren. Oester- reich und Baden haben nur beantragt, die Verhandlungen am Bunde einst- "wttktn ruhen zu lassen. Ebenso wenig ist biSjetzt hier von einem bereits ' zü Stande gekommenen Uebereinkommcn Oesterreichs und Badens mit Preu ßen bekannt. Wie die Auslassungen der betheiligten Regierungen in der letzten Sitzung, auch andeuten, werden vielmehr die vertraulichen Separat- vexhßndlunge« unter denselben erst beginnen, um die in Rede stehenden BesahUNgSangelegenheit materiell zu erledigen." -*vD«r Kölnischen Zeitung schreibt man auS Mainz vom 27. Dec.: „Ich bin jetzt in der Lage, Ihnen bezüglich deS Standes der Nheinzollfrage genaue Mittheilungen zu machen. DaS anfängliche Resultat langen Streits: war gewesen: daß Hessen und Nassau zu einer Ermäßigung deS Bergzolls der ein Eintelgüter um ein SechSthcil der conventionsmäßigen Gebühr eiu- wiüigten, sodaß der hessisch - nassauische Bergzoll, welcher seit 1851 auf zwei Drittheile ermäßigt ist, von zwei Drittheilen auf die Hälfte der Voll gebühr herabgesunken wäre; diese» Zngeständniß war jedoch an die unbil lige Bedingung geknüpft, daß die übrigen Uferstaaten von der Hälfte der Vollgebühr, die bei ihnen seit 1851 bereits besteht, auf ein halb herab gehen müßten, sodaß dann der Bergzoll der ein Eintelgüter von Emmerich bi« zur Lauter um 9 Kreuzer (von 27 auf 18) herabgesetzt worden wäre. Preußin und Baietn waren zwar dieser Bedingung als an sich unbillig entgegen, wollten aber, um in der wichtiger» Frage der Landdurchfuhrzölle ein Etnverständniß möglich zu machen, vorläufig und unter Vorbehalt fer nerer Ermäßigungsanträge das Anerbieten annehmen. Baden jedoch fand hierdurch daS Interesse der Rheinschiffahrt nicht gewahrt und bot als Aeußer- steS, was es als Bedingung der Aufhebung der Landdurchfuhrzölle festhal- ten müsse, an: 1) Herabsetzung deS Zolls auf ein Viertel (statt jetzt ein halb) seitens Preußens, Bäierns und Badens; 2) seitens Nassaus und Hes sens auf «in halb im Jahre 1859 und auf ein Dritthcil im Jahre 1860; 3) Declassification der Baumwolle, die jetzt der ein Viertelgcbühr unter liegt, zur ein Zwanzigstelgeb-Hr, und dcö Baumöls von ein Eintel- zum «in Viertelzoll (im Interesse der oberrheinischen Fabrikation); 4) Berechti gung der Regierungen zur Rückvergütung der Mehrerhcbungen Nassaus und HeffeiiS. Willigen Hessen und Nassau ein, was im Correspondenz- wrge zulässig ist, und waS Preußen und Oesterreich gemeinsam betreiben, so ist auch die nachträgliche Erledigung der Durchgangsfrage noch zu hoffen." Preußen, js Serlin, 29. Dec. Berlin wird nächstens seine Monu mente durch drei neue vermehrt sehen. Nach einer Bestimmung des Prinz-Re genten sollen an der Lindenfronte in gleicher Weise wie die Statuen Blücher's, Uork'S und Gneisenau'S die Statuen Stein's, Hardenberg'S und Branden burg'« aufgerichtet werden. — Unser Handelsministerium, das früher vorzugsweise eine Verwaltungsbehörde war, ist unter seinem gegenwärtigen Chef in hohem Grade auch darauf bedacht gewesen, der Industrie und dem Vrrkehr nach allen möglichen Seiten hin einen belebenden Anstoß zu geben. In dieser Hinsicht hat Hr. v. Virbahn, der gegenwärtig« Präsident der Regierung von Oppeln, als Dirigent der HandelSabthellung, besonders Ersprießliches geleistet. Daß er keinen Nachfolger im Handelsministerium bttomtzit, ist durch die innige Verbindung deS Handelsministeriums mit den HjfNdzHkammern ermöglicht. Diese unterstützen daS Handelsministerium in Bezug auf die Belebung der Industrie nach allen Richtungen hin in der umfassendsten Weise, indem sie einerseits die Bedürfnisse derselben fortwäh- reqh von allen Seiten zur Kenntniß des Ministers bringen, andererseits die Ideen und Gedanken des Ministers nach allen Richtungen hin verwirk- lichezr. Bisjetzt bestand im Handelsministerium für das Eisenbahn- und Bau wesen nur eine Abtheilung, welcher der Generaldirector Mellin Vorstand. In der neuesten Zeit ist für die Eisenbahnen eine besondere Abtheilung gebildet worden, weil daS preußische Eisenbahnwesen einen solchen Umfang gewonnen hat, daß die darauf bezüglichen Arbeiten nicht mehr durch eine Pehenabtheilung bewältigt werden konnten. Bekanntlich ist Hr. v. d. Recke, früher erster Rath unter dem Generaldirector Mellin, Dirigent der neuen Hauptabtheilung geworden und soll nächstens den Titel eines Generaldirec« torS bekommen. — Di« Neue Preußische Zeitung erklärt die Nachricht der Elberfelder Zei tung, daß ein Preußischer Prinz sich morganatisch zu verehelichen gedächte, für gänzlich unwahr. i--»- Wie der Preußisch« StaatS-Anzeiger unter« 30. Dec. amtlich mit- thkilt, ist der seitherige Wirkl. Geh. Oberregierungsrath und Ministerial direktor Sulzer zum UnterstaatSsecretär des Ministeriums deS Innern sowie -----n- " der Professor und Oberbibliothekar vr. JnstuS Olshausen in Königs berg zum Geh. Regierung«- und vortragenden Nath beim Ministerium der geistlichen, Unterricht«- und Mediclnalangelegenheiten ernannt worden. — Die Bank- und HandelS-Zcitung vom 29. Dec. sagt: „Man hört tu ministeriellen Kreisen Immer bestimmter versichern, daß der Minister Flott well die Absicht habe, spätestens nach dem Schluß deS Landtags zurück zutreten und sich ganz in den Ruhestand zu begeben, und wird allgemein der Wirkl. Geh. Oberregierungsrath Mathis als der designirte Minister deS Innern genannt. Wir hören gleichzeitig, daß die Finanzbehörden Sie Ma terialien sammeln, welche für eine Revision des Zeitung« stempel- gesetzeS von 1852 benutzt werdrn sollen. Daß schon der nächste Allge meine Landtag eine Vorlage über diesen Gegenstand zu berathen haben werde, ist jedoch zu bezweifeln." — Die Preußische Zeitung berichtet au» Berlin vom 29. Dec.: „Gestern fand im Hotel deS königlichen Kriegsministeriums die Vermählung de« Geschäftsträgers der Hohen Pforte, Archonten Johannes Aristarchi-Bei, mit Krl. Anna v. Bonin statt. Die Segnung wurde dem Brautpaare zuerst durch den griechischen Archimandriten Androniku« au« Leipzig nach den Ge bräuchen der griechisch-orthodoren Kirche und dann durch den Superinten denten vr. Kober ertheilt. Der Domchor wirkte bei der feierlichen Handlung mit. Sowol der Trauungöfeierlichkeit wie der darauf folgenden Familientafel wohnten der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. v. Schleinitz, der Doyen des diplomatischen Corps, Frhr. Schimmclpenninck v. d. Oy», der ehemalige königliche Gesandte am kaiserlich oSmanischen Hofe, General v. Wildenbruch, und mehrere andere Generale und hochgestellte Beamte bei." — Aus Schmiedeberg vom 24. Dec. wird der Breslauer Zeitung ge schrieben. „Dem vormaligen Lehrer G. Conrad zu Steinseiffen, gegenwärtig Bürger unserer Stadt, wurden vom Schwurgericht zu Jauer, infolge seiner politischen Bestrebungen, im Jahre 1850 die Staatsbürgerrechte ab erkannt. Conrad beantragte innerhalb einiger Jahre zweimal seine Re habilitation. Beide Gesuche, vom hiesigen Magistrat befürwortet, wurden, und zwar das letzte mal wegen mangelhaften Kirchenbesuchs (?) des rc. Con rad, zurückgewiesen. Der Bittsteller scheint seit dem letzten Bescheid auf seine Rehabilitation verzichtet zu haben, wenigstens ist seinerseits nichts mehr in der Sache gethan worden. Da wurde derselbe vor einigen Tagen auf allerhöchsten Befehl wieder in den Vollgenuß seiner Staatsbürgerrechte gesetzt." Baiern. Dem Nürnberger Korrespondenten schreibt man aus AnS- bach vom 25. Dec.: „Infolge Requisition des königlichen Polizeicommissa- riats der Strafanstalt Lichtenau ritt heute morgens 8^ Uhr eine Division des ChevaurlegersreginientS von hier eiligst dahin ab, von wo dieselbe jedoch schon mittags 1 Uhr wieder zurückkam. Wie man hört, war die Veranlassung hierzu folgende: Ein Sträfling, der gestern eine sehr ge linde Züchtigung erhalten, hatte sich in voriger Nacht in seiner Keuche er hängt, worauf sich unter den Züchtlingen daS Gerücht verbreitete, er sei aufgehängt worden; hierzu kam noch, daß heute morgens ein anderer Sträf ling, auf bisher noch unerklärliche Weise, auf das Dach geklettert war und dort von der Schildwache bemerkt wurde, die auf ihn schoß, ohne ihn zu treffen, worauf der Züchtling, wahrscheinlich aus Schrecken, in den Hof herabfiel, ohne sich jedoch zu beschädigen. Wol diese zwei zufällig zusam- mentreffenden Umstände mochten eS sein, die unter den Sträflingen (gegen 600) eine Gärung hervorriefen, welche zu ernsten Maßnahmen Veran lassung gab. Die Rädtlsführer wurden festgenommen und damit war alle- abgethan." — Der Löhrer Anzeiger schreibt: „Eine neue Manier, conscriptionS- frri zu werden, erzählt man sich auS dem Landgerichte Obernburg. Un mittelbar vor den ConscriPtionSverhandlungen deS 4. Dec. l. I. trug ein angesehener, bisher für sehr fromm gehaltener Mann von Großwallstadt dreien Conscribirten vor, er wolle sie durch Sympathie militärfrei machen unter folgenden Bedingungen. Der eine solle nachts um 10 Uhr sich in seiner Futterkanimer, von niemand bemerkt, einfinden, sein eigenthümli- cheS Rasirmesser bei sich tragen und mindestens 30 Fl. mitbringen; sich Hände und Füße binden und mit dem Rasirmesser einige Schnittchen in die Brust machen lassen; der andere sollte um 12 Uhr an der mömlinger Grenze und der dritte sollte um 2 Uhr in derselben Nacht an ein nahe liegendes Wäldchen unter obigen Bedingungen und mit mindestens 30 Fl. Geld versehen kommen. Der erste von den genannten Burschen schöpfte Verdacht und machte dem GenSdarmeriebrigadier Anzeige hiervon. Dieser schlich sich zur genannten Stunde heimlich in die Futterkammer, beobachtete die ganze Manipulation, bis der betreffende Heilkknstler auch den Mund verbinden wollte, damit sein Client nicht schreien könnte. Jetzt trat er her vor und überlieferte denselben dem Gerichte. Nach constatirtem Sachver halte wurde Haussuchung bet ihm gehalten, und stehe da, es fand sich daS Sacktuch, die Geldbörse und die Tabackspfcife eines Conscribirten, der sich