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Adarker Wochenblatt. M i t t h e i l » n g e n über örtliche unv vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botengelcgenheit: 2u Neugroschen. 'M " !— - 10. Mittwoch, 5. März. 1849. Die deutschen Volksmänner. Und wer nicht will für Recht und Freiheit leiden, Der muß der Märtyrer der Knechtschaft sein. (Schnauffer. Trag. Alex. d. S.) Es kann keine itraurigcren Gedanken für den deut schen Patrioten geben, als die Erinnerung an daS Schicksal der deutschen Volksmänner und die tiefere Betrachtung des deutschen Volkes selber. Fangen wir beim Jahre 1819 an, gehen wir zum Jahre 1830 und von da auf die letzte Bewegung und fragen wir: waS war das heilige Bestreben der Bewegungsmän ner dieser 3 Epochen? so kann man nnS ebenso wahr als kurz antworten: ihr deutsches Bestreben war die Befreiung des Gesammtvaterlandcs, die Geltendmach ung der Menschenrechte und so die Bildung einer Nation, groß und stark und ebenbürtig jedem stolzen souveränen Volke. Das war das Streben der wah ren deutschen Vvlksmänner und in ihren Thaten lag ebenso wenig Verbrecherisches als in ihrer Absicht, das ist durch Zeit und Akten bewiesen; — waS aber war der Lohn der Volksmänner für ihr edles Streben? — Glück und Ruhm und Ehre und Lorbeeren? Der Lorbeer grünt in Deutschland nicht, Dornen blühen hier dem wahren Verdienste, Dornen waren auch der Lohn für alle Aufopferung dieser Patrioten. Acht und Verbannung, Kerker und Tod, Beraubung und Verstoßung der Familien, da- war das Loos der Mannestugend, das war die Krone für alle Hinge bung. Arndt wurde 20 Jahre des Amtes entsetzt, Seidenstücker 16 Jahre in schwerem Gefängniß gehal ten und alsdann nach Amerika verbannt, Wirth und Sicbenpfeiser,lebten geächtet im Auslande, der letztere starb in einem schweizerischen Jrrenhause und der er stere kurze Zeit nach der wiedergestatteten Rückkehr ins Vaterland; Weidig wurde mit gefesselten Gliedern im Gefängniß ermordet, Hecker irrt in den amerika nischen Wäldern und sucht eine Ruhestätte und kann sie nicht finden, weil auch übcrm Weltmeer das Va terland sein Taggedanke und sein Traum geblieben; Blum erschossen und Struve endlich, der arme, nein der verdienstrriche aber arg mißhandelte und schnöd verleumdete, hintenangesetzte und vergessene Struve — er sitzt hinter 7 Schuh dicken Mauern zu Rastatt unv schreibt in seiner beispiellosen Geistesheiterkeit und voll unverwüstlichen Glaubens an die Zukunft eine — „deutsche Geschichte!" — O vergiß nickt, Struve, das Capitcl von der deutschen „Dankbarkeit!'^ Aber zu richten und zu rechten mit den Schwachen ist deine Sache nicht, du bist milde, ja zu milde noch gegen den Feind. Dieß ist das Schicksal hervorragender Namen, die in Deutschland für die Freiheit aufgcstanden. Daß ihre Jünger, die Verfechter und Anhänger ihrer Ideen nicht auf Rosen gebettet wurden, habe ich nicht erst zu versichern: aus den Kerkern allerorten im Va- terlande erdröhnen ihre Seufzer und der kalte Win- terslurm trägt die Wehklagen der Verbannten und den Fluch der Rache über die Grenzen. Aber auch den Tod hat Mancher von ihnen erlitten, Mancher sank in der Jugend Flor und Prangen ins Grab und liegt drunten unter all dem Jammer dieser Zeit mit grimm- gevallter Faust, als ob er noch einmal ausstcigen wollte zum Gericht. O bleibet liegen da unten, ihr seid vor dem Feinde gestorben, ihr träumet von Sieg und Ehr' und Glück, bei euch ist kein Verrath, euch ist wohf unter dem lustig wehenden Grase, ihr friert nicht, ihr hungert nicht, Niemand verfolgt euch, o ihr Glück lichen! — Aber oben im Kreise der Lebendigen, da ist Hader und Zwist und Fehde und kein Trost vor der Gewalt. Jeder Kampf scheint umsonst gekämpft, der Helden sind in Kelten und in Acht und ihr