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I18M Sonnabend, den 18. September. vierundzwanzigster Jahrgang. Sachsen. Bei dem in vor. Nr. erwähnten Brande in Pulsnitz am 14. Sept, sind in der Schloßgasse 4 Wohnhäuser, sowie 5 andere auf der grünen Gasse und 11 Scheunen mit allen Erntevorräthen nieder-, gebrannt. Wie man sagt, soll das Feuer durch glühende Asche herausgekommen sein. Wenn der herrschende starke Wind nicht von der Stadt abstand und die Hilfeleistungen nicht so außer ordentlich gewesen wären, so würde das Unglück ein weit größeres geworden sein. Das am 15. Sept. Abends erschienene „Dr. I." berichtet ausführlich über die von Seiten des königl. Justiz-Ministeriums wegen der Zeitungsnachricht: daß im Kloster Marienthal eine vor 20 Jahren daraus entflohene und wieder zurückgebrachte Nonne wider ihren Willen gefangen gehalten werde, an geordneten commissarischen Erörterungen, welche die völlige Grundlosigkeit jenes Verdachts ergeben haben. Die am 16. d. M. abgehaltene außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Leipzig- Dresdner Eisenbahn hat die Zins-Erhöhung für zwei Millionen vierprocentiger Anleihe auf fünf Procent genehmigt. (Dr. I.) Der Geschäftsbericht des Actienvereins für den zoologischen Garten in Dresden zählt 204 Säuge- thiere, 466 Vögel und 21 Amphibien auf. Der Betriebsaufwand belief sich auf 19,993 Thlr., die Betricbseinnahme auf nur 18,246 Thlr., so daß 1747 Thaler zugeschossen werden mußten. Im laufenden Jahre haben sich die Verhältnisse bester gestaltet. Wie die „>serb. N." berichten, sind vor Kurzem aus der sächsischen und preuß. Lausitz nicht weniger als 120 Personen, inclusive Kinder, der wendischen Nationalität angehörig, nach Serbin in Texas äuS- gewandert. In Schloß Pleißenburg in Leipzig hat sich am 13. d. M. abermals ein Soldat der Garnison ex- schossen. Diese entsetzliche Häufung von Selbstmorde» unter unserem Militär muß die tiefste Besorgniß ei> regen. Der gegenwärtige Fall ist in diesem Monat schon der vierte. Alexander v. Humboldt's hundertjähriger Geburtstag. Am 14. Sept. 1769 wurde Alexander v. Hum boldt in Berlin geboren. Die Naturwissenschaft verdankt die allgemeine Anerkennung, die sie in unserer Zeit nicht blos u:.ter den Gelehrten, sondern auch unter dem Volke gefunden hat, zum großen Theil der Anregung A. v. Humboldt's. Das An denken an seine Geburt ist sirr die Gegenwart von weit größerem Interesse, als das Andenken an die Geburt Napoleon's I. Des 100jährigen Geburts tages A. v. Humboldt's ist am 14. September nicht blos innerhalb, sondern auch außerhalb Deutsch lands, nicht blos diesseits, sondern auch jenseits des Oceans, ja unter allen gebildeten Völkern der Erde mit dem Gefühl aufrichtiger Verehrung gedacht worden. ES dürfte schwer sein, in den engen Spalten dieses Blattes eine auch nur einigermaßen genügende Schilderung der Verdienste des großen Mannes zu geben. Wir glauben von unserem Standpunkt aus den verdienstvollen Mann am meisten zu ehren, wenn wir das hervorhebcn, wodurch sich seine Natur anschauung von den Ansichten derer unterscheidet, die sich mit Unrecht für seine Schüler ausgeben. Ihm ist das Weltall nicht ein vernunftloser Me chanismus, nicht das Werk und Erzeugniß einer ur anfänglich blinden, von keiner leitenden Idee durch drungenen und beherrschten, ohne Plan, Zweck und Ziel wirkenden Materie. Der Zweck der Natur wissenschaft, sagt A. v. Humboldt, ist der, „die phy sische Welt der Erscheinungen vernunftgemäß zu deuten." Die Bernunftmäßigkeit ist ihm aber nicht Etwas, was der Mensch nur aus seinem Geist in die Natur hinein trägt, sondern etwas schon vor dem Hinzutreten der menschlichen Erkenntniß in der Natur Vorhandenes, welches erst durch die Natur wissenschaft für dm Menschen in das Gebiet der Erkenntniß erhoben wird. Die sichtbare Welt ist ihm, wie er dies in seinem „CosmoS" nachweist, eine in aller Mannichfaltigkeit durchgängig gesetzliche und vernünftige Ordnung. Bischofswerda, Stolpen und Umgegchd. Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Stadtrathes zu Dischofswerda- : Vies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'>, Ngr. Inserate werden bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. H ^74.1