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Erscheint wöchentlich zwei Mal nnd zwar Mittwoch und Sonn abend. — Der Monnementspreis betrügt vierteljährlich 1 Mark prssuumsrsnso. AMIM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. «E 12. Mittwoch, -tu 28. Juni 1876.1. Jahrg.' Auf den k. Öllitö U. llllMMM, welcher vom t. August an wöchentlich MMlLmL erscheint, ladet zu neuem Abonnement freundlichst ein Die Erpr-itm und Alserattnanllahm -es Anzeigers für Zwönitz nnd Umgegend. , Tagesgeschichte. Berlin, 23. Juni. Die „Kreuzzeitung" erhält folgendes Tele gramm aus Paris von heute Vormittag: Ein soeben ans Konstanti nopel in Paris eingetroffenes Telegramm meloet die Verhaftung zahl reicher Offiziere und deren Ueberführung in die Gefängnisse von Skutari. Die Garnison von Konstantinopel soll gewechselt werden; die zur Ablösung derselben bestimmten Truppen sind bereits telegra phisch berufen. -Die Minister lassen sich bewachen. Große Erregung. — Die dem Abgeordnetenhaus? heute zugegangene neue Vorlage über Erhöhung der Unterstützung für die Veteranen der Jahre 1813 bis 15 ist bereits am 31. Mai von Sr. Mazestät unterzeichnet. ES hat in allen Abgeordnetenkreisen sehr peinlich berührt, daß dennoch die Vorlage heute erst dem Hause zugegangen ist. — Man schreibt der „Magdeb. Ztg": Die Neubewaffuung der Infanterie der deutschen Armee mit dem Mausergewehr, welche eben so wie die neue Geschühausrüstung der deutschen Feldartillerie mit Ende vorigen Jahres ihren Abschluß erzielt hat, ist die Einführung der neuen deutschen Einheitspatrone auf dem Fuße erfolgt. Der da rüber erlassenen Bestimmung gemäß würde dieselbe mit Ende vorigen Monats als für die gesammte deutsche Armee mit Einschluß der bei den bayerischen Armeekorps als eingeführt erachtet werden können. Die Werdergewehre und Karabiner, wie die gegenwärtig noch von der deutschen Kavallerie geführten Chassepotkarabiner und eben so auch die sächsischen Reitercarabiner sind für die Verwendung derselben aptirt worden. Die von den Mausergewehren in den Depots hinter liegenden Reservebestände werde» als so bedeutend bezeichnet, daß mit jedem gegebenen Moment auch die Ausrüstung der gesammten deut schen Landwehr, wie die Ersatztruppen, und überdies auch noch die im Fall einer Mobilmachung errichteten Reserve-Formationen mit dieser neuen vorzügliche» Waffe würde erfolge» können. Auch die auf deren Verwendung bezüglich veränderten Instruktionen sind be reits an die Truppe» auSgegeben worden. Für den vollen Abschluß der Ncubewaffnung der deutschen Armee steht nun nur noch die Aus gabe der neuen Mausercarabiner aus, welche zur Zeit »och in der Anfertigung befinden, wie gleicherweise auch noch die Entscheidung in der Wahl des neuen Revolvers (resp. deren Anfertigung und Aus gabe), welcher der schweren deutschen Kavallerie und den Offizieren und Chargen der leichten und Liniencavallerie, der Feldartillerie und des Trains als Schutzwaffe überwiesen werten soll. Der neue deutsche Reiter-Carabiner wird auch für bei beinahe sämmtliche deutsche Ver waltungstruppen, die denselben überwiesen, Schußwaffe bilden, und andererseits befindet sich auch die deutsche Marine in der Ausrüstung mit dem neuen Gewehr mit eingeschlosse». — Am letzten Donnerstag kam es ans der Börse zu Antwerpen zu einem heftigen Austritt. Ein klerikaler Börsenbesucher äußerte laut, man müsse alle Deutschen von der Börse jagen und des Lan des verweisen, oder noch besser, sie vor die Mündung einer Kanone stellen, um sie mit einem Schuß zu vernichten! „Sie allein hätten die gegenwärtigen Unruhen hervorgerufen!" Der kühne Sprecher wurde von den antiklerikalen Börsianern umgeben, Rufe, wie bns Union!" wurden laut und nur mit Mühe konnte der Deutschenhasser vor Thät« lichkeiteu geschützt werden. Die Deutschen in Antwerpen haben in Folge jenes Austritts eine Deputation an den dortigen deutschen General-Consul entsandt und denselben ersucht, die Sache zu ver folgen resp. alle Schritte zu thun, welche die Lage der Dinge erheischt. Bukarest, 24. Juni. AmtlicherseitS wird die Behauptung, daß die rumänische Regierung eine Mobilmachung des Heeres beabsich tige, als jeder Begründung entbehrend bezeichnet. Madrid, 25. Juni. Gestern entgleiste der Postzug von Sa ragossa nach Barcelona auf der Strecke zwischen Tarrega und Cer- acra. 17 Personen sind todt, 57 sind verwundet. Uscalrs und Sächsisches. — In Altenberg ist am 18. d., Mittags, der Hausbesitzer und vormalige Bergarbeiter Sommerschuh an einem Stück Fleisch, welches ihm im Halse stecken blieb, erstickt. — In dem Klingenthaler Kirchspiel greifen die Selbstmorde auffallend um sich. Innerhalb noch nicht ganz 14 Tagen ist jetzt schon der vierte Selbstmord zu verzeichnen und zwar hat sich am 19. Juni der 50 Jahre alte Bictualienhändler Bader von Obersachsen berg — wie sein Vorgänger — aus Lebensüberdruß auf dem Grabe seiner Ehefrau erschossen. — In der Kaserne in Leipzig hat sich am 22. d. ein Soldat, von der Compagnie des Hauptmanns von Benlewitz durch einen Flin tenschuß zu entleiben versucht, der Unglückliche lebt aber noch, obschon ihm die Kugel durch den Unterleib gedrungen und zum Rücken her ausgekommen ist. Das „Leipz. Tgbl." welches den Vorfall mittheilt. konnte noch nichts Bestimmtes hinsichtlich der Beweggründe erfahren. — Ju der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag hat sich bei Gohlis ein unbekanntes, in den zwanziger Jahren stehendes Frauen zimmer, einem nach Leipzig hereinfahrendcn Güterzuge entgegenge- worfcn. Die Unglückliche, die sich vorher in einer Hecke verborgen gehalten, wurde vollständig in zwei Theile zerrissen. — Es war eine gewiß seltene Seelenruhe, mit der sich am Freitag Abend auf der Eisenbahnstrecke bei der Station Ochtmers leben ein noch nicht recognoscirter, dem Bauernstände angehöriger Manu das Leben hyt nehmen taffen. Er hatte sich hinter der Barriere eines UeberwegeS ausgestellt, kroch kurz vor Ankunft des Zuges unter derselben durch, stellte sich mitten in das Gleis mit dem Gesicht dem Zuge entgegen und erwartete, ohne zu wanken, den Todesstoß. Ob gleich der Maschinist sofort zum Bremsen pfiff, als er das Vorhaben des Selbstmörders erkannte, so war doch das Aufhalten des ZugeS nicht möglich. Der Lebensmüde sank lautlos todt zu Boden. Vermischtes. Teplitz, 20. Juni. Seit fast vierzehn Tagen ist die Fremden frequenz eine so lebhafte, daß täglich zwei Curlisten auSgegeben wer ken müssen und die Summe der Fremden auf 13,000 Personen Von welchen 3.500 eigentliche Badegäste sind, angewachsen ist.