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Sächsische Elbzeitung Unterstaltungsbellage", s)gg Leb6N lM Bild // Nichtcrsch-in-n einzelner Nummern infolge HSHcrcr Gewalt. Streik, »u.sperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anbruch auf Lieferung der Zeitlin, Bad Sckandau, Donnerstag, den 2t. Mi 1927 71. Jahrgang Nr. 168 und Wissen". , _ _ der Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage - Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgcmeinoen Altendorf, Kleingießhübel, Klcinhcnncr». darf, Krippen, Lichtenhain, Miltelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwih, Prosten, Rathmannsdorf, Rcinbardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcudisihfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächstschen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltcne 35 mm breite Pctitzeilc 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezcile 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die ««Ibält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat. da, Amtsgericht, lastung Bad Schandau — Postscheckkonto. Dresden 88 8^7 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Fe>"tage. 7" »reis lin NM) halbmonatlich in, Haus gebracht 00 Pfg-, für Selbstavholcr 80 Pfg. EinrclnE bzw. 15 Pfg. - Bei Produklionsvertcuerungen Ertthungen der Skhnc und Maierialienpreise behalten wir uns da» Recht der Nachfordcrung vor Ständige Wockenbeilagen: Für eilige Leser. » Der deutsche Dampfer „Arins" meldete durchs drahtloses Telegramm, das, sich der holländische Dampfer „Mecrkcrl" (7838 Tonnen) auf der Höhe von Lissabon in sinkendem Zustand be findet. * Die rumänische Regierung hat gemäß der Verfassung dem Ncgcntschaslsrai ihre Demission cingercichi, die aber abgclchnt wurde. * Aus Moskau wird gemeldet, das, Bucharin bei einer mili tärischen Veranstaltung eine Rede gehalten hätte, in der er dar auf verwies, das, die Sowjetunion sich auf die Friedensliebe west europäischer Mächte allein nicht verlassen könne. Deswegen sei die Sowjcircgicrung genötigt, ihre Armee auszubauen. Die Wiener Ereignisse kennzeichnete Bucharin als ein Anzeichen da für, das; die politische Lage in Europa keineswegs stabilisiert sei. In ganz Europa glühten Funken, die beim geringsten Anlas; zu einer Flamme hochlodcrn könnten. Eine zahlenmässige Erweite rung der Roten Armee für dieses Jahr sei nicht vorgesehen. Dunkle Kanäle. Der belgische Wehrministcr hatte Deutschland mehr fach beschuldigt, sich nicht an die Entwasfnungsbestlm. mungcu deS Versailler Vertrages zu halten, sondern bei der Reichswehr einen weil schnelleren Mannschaftswcchsel stattsinden z> lassen, als es erlaubt sei; auch der Wehretal Deutschlcmds sei so hoch, das; er nur durch heimliche Rüstungen erklärt werden könne. Leider hat cs oie deutsche Außenpolitik versäumt, gleich beim erstenmal gegen die Anschuldigungen zu protestieren. Als sie zum zweitenmal erfolgten, wurde Protest erhoben. Ein belgisches Memo randum vom 1t. Juli erhält die Vorwürfe aufrecht, be zieht sich aber dabei auf sehr zweifelhaftes Material. Die Nachrichten stammen „aus verschie dene» glaubwürdigen Quellen" — ohne das; aber diese „sicheren Quellen" oder diese „glaubwürdigen Nachrichten" näher angegeben werden. Nachprüfbar sind nur drei der artige Quellen, nämlich die im Reichstag gehaltenen Reden Geßlers und des demokratischen Abgeordneten Rönncburg; und schließlich der Etat, aus dem Belgien uns verrechnen will, daß unsere kleine Wehrmacht so kostspielig sei, daß jene „Nachrichten" durchaus glaub würdig seien. Die deutsche Regierung hat meiner ausführ - lichen Note dahingehend geantwortet, daß ja am 31. Januar 1027 eine Kollektivnote der Alliierten alle noch „ausstehenden" Punkte der Eutwassnungsfrage bis auf die paar bekannten als geregelt erklärte, speziell die betreffs der Entlassungen in der Reichswehr. Da mals hat Herr de Broguevillc keinerlei Gegenteiliges vor- gcbracht. Tatsächlich sind seit Jahren weniger entlassen worden, als es uns gestattet war. Bei der Marine wurde alles entlasse», was die zwölfjährige Die»stzeit hittter sich hatte. U»d »icht 15 000 Ma»n wurde» bei der Reichs wehr i» ci»em Jahr entlasse», so»der» soviel Entlassene gab cs, die auf Anstellung in Zivilberuscn warteten. Das und nichts anderes hat der Abgeordnete Rönncburg gesagt! Ebenso hinfällig ist alles, was über angebliche Nicht crsüllung der Entwasfnungsverpslichtungen behauptet wird. Das; die R e i ch s w e h r so kostspielig ist, liegt daran, daß die befohlene zwölfjährige Dienstzeit sehr viel höhere .Kosten für Unterhalt und Ausbildung der Mannschaften verlangt. Nur wenige Fabriken, zwischen denen jede p r e i s d r ü ck e n d e Konkurrenz aus - geschaltet ist und die erst neu errichtet sind, außerdem nicht exportieren dürfen, stellen das für die Bewaffnung und Ausrüstung der Reichswehr nötige, daher sehr kost spielige Material her. Die allgemeine Geldentwertung tut ein übriges. Unwahr ist schließlich, daß das Verhält nis der Ausgaben für die 100 000 Mann zählende Reichs wehr gegenüber dem Heeresetat ein unerklärlich hohes sei. Die Zahlen, die der belgische Wehrminister angibt, sind nämlich einfach nicht richtig. Aber man braucht auf weitere Einzelheiten nicht eiu- zugehcn; alles dies sind Verdächtigungen, die der Grund lage entbehren und in direktem Widerspruch zu de» Fest stellungen der Botschafterkonsercnz und der Kontrollkom mission stehen. „Die deutsche Regierung muß cs auf das lebhafteste bedatteru, das; Herr 4»c Broguevillc sic trotzdem öffentlich vor dem belgischen Parlament verwertet und damit ganz allgemein schwere Verdächtigungen' Deutschlands verbunden hat." Unser Protest sei um so schärfer, weil die Anschuldigungen seitens des Wehr ministers eines Staates erfolgten, mit dem wir durch Locarno lind den Völkerbund „auf die Grundlage» de-', Friedens und der vertrauensvolle» Vcrstä»digung ge stellt" find. Helse» wird uus das alles nichts. Schon kommt d-e belgische Antwort die alles aufrechterhält, die cs aber ablelmt. die „anderen JuformatiouSguclleu" anzugebcu Man rennt aber in Dcntschland nur zu gut diese dunk len Kanäle, die freilich nur Schmutz und Schlim meres ins Ausland führen, wo allerdings derartiges all zugern in Empfang genommen und vor allem verwertet wird. Das Damoklesschwert einer Entwaffnungskontrolle soll nach wie vor über Deutschland hängcnblcibcn und um die Stimmung der Welt dafür geneigt zu erhalten, benutzt man jedes, auch das schmutzigste Mittel. Das sind wir gewohnt und trotz Locarno und Völkerbund wird es ja in absehbarer Zeit nicht anders werden. Jie deMe Mimt Ms Vie zweite WW Note Berlin, 20. Juli. Die heute übergebene deutsche Antwort auf das am heutigen Tage vcröffenllichte belgische Memorandum Hal folgenden Worllaut: Die deutsche Negierung beehrt sich, aus das Memorandum vom 10. Juli, in dem die Königlich Belgische Negierung die Stellung nahme ihrco Wehrmiuistcrv zu den Feststellungen des deutschen Memorandums vom 18. Juli übermittelt hat, folgendes zu er widern: Der Königlich Belgische Herr Wchrminister glaubt zwar, seine früheren Behauptungen über die Entlassungen aus der Reichs^ rvehr aufrecht erhalten zu können, ist aber nicht in der Lage, den amtlichen deutschen Feststellungen, die die gcnancn Zahlen siir die letzten Jahre ansiihrcn, irgendwelche konkreten Angaben oder Be weise cntgcgcnzuftcllcn. Damit erübrigt sich siir die deutsche Ne gierung ein weiteres sachliches Eingehen aus diesen Punkt. Was die Aufwendungen des deutschen Neichshaushalteo siir militärische Zwecke anlangt, so genügt cs, zu wiederholen, das; diese Aufwendungen durch den Versailler Vertrag nicht einge schränkt werden und das; Deutschland daher hierüber den Signatar- Mächten des Versailler Vertrages leine Ncchcnschast schuldig ist. Im übrigen enthalten die sachlichen Ausführungen des Grasen de Brocqucville über diesen Punkt nichts, was die Darlegungen des deutschen Memorandums vom 18. Juli cntkrästigt. Die deutsche Regierung muß hiernach die Verwahrung, die sie gegen das Vorgehen des Königlich Belgischen Herrn Wchr- ministcrs eingelegt hat, in vollem Umfang aufrecht erhalten. Beisetzung -er Todesopfer in Wien. Was wird aus den; Justizpalast? Der größte Teil der Todesopfer des Aufstandes i» Wien ist ai» Mittwoch nachmittag feierlich beigcscüt wor den. Auf dem großen halbrunden Platz vor dem Hnupi- portal des ZentralfriedhofeS fand die von der Gemeinde Wien veranstaltete Trnncrfcicr statt. Bürgermeister Seitz und der sozialdemokratische Abgeordnete Dr. Ellenbogen hielten Gedächtnisreden. Alle Schulgebäude, Amtshäuscr, WvhlfahrtSaustaltcu usw. trugen anläßlich der Traucr- scicr fchwnrze Fahnen. Znm Zeichen der Trauer für die Opfer ruhte in alle» Betrieben die Arbeit von 2 Uhr nach mittags an eine Viertelstunde lang. Nnr Straßenbahnen und Eisenbahn verkehrten ohne Unterbrechung. Der Re publikanische Schntzbnnd hatte umfnsscnde Vorkehrungen getroffen, um neue Unruhen sofort im Keime ersticken zu können. Inzwischen hat sich die Zahl der Todesopfer auf 00 erhöht, und cs muß damit gercchuct werden, daß auch dicke Zahl noch eine Erhöhung erfahren wird, da der Zu stand einiger Schwerverletzter übcranS ernst ist. Die Ge samtzahl der Verwundeten wird ans etwa 1000 angegeben. Der Nervosität der letzten Tage in Wien ist jetzt eine gewisse Beruhigung gefolgt. Das kommt auch in den; Straßenbild der Stadt zum Ausdruck. Man sieht bereits weniger Wachleute mit Karabinern. Die Reiter- Patrouille» »lache» »och ihre Runde», doch haben die meisten die Gewehre schon abgelegt. Anch das Überfall kommando der Polizei Warde wesentlich vermindert. Zu einer größeren Menschenansammlung ist cs noch vor der Leichenhalle des Wiener Allgemeinen Krankenhauses gekommen. Dort waren viele Leute er schienen, die ihre vermißten Angehörigen unter den Tote» suchen wollten und dann, wenn sie sie fanden, in lautes Wehklagen ausbrachen. Als die draußeustchcude Menge diese Schmcrzensausbrttchc hörte, bemächtigte sich ihrer Erregung und Unruhe, so daß die Wache eingreifen und die Straße gewaltsam räumen mußte. Ob der medergcbrannte Justizpalast wieder auf- gebaut werden wird, steht noch nicht fest. Es sind all gemein Bcstrcbuugesl im Gange, de» Justizpalast abzu- trage» und an seiner Stelle eine» öffentliche» Park cm- zulege». Wie jetzt bekannt wird, befinden sich unter de» im Justizpalast vernichteteil Akten Tausende voll Ehe- scheidungsakten. Außerdem sind eine große Anzahl Per- sonaldokumcnte verloren gegangen, so daß Tausende von Paaren warten müssen, bis sie gesetzlich verheiratet oder geschieden werden können. Die Wiederherstellung des Grundbuches wird Jahre dauern und eine große Menge Schreibkräfte erfordern. Weiter ist der Verlust der sehr kostbaren juristischen Bibliothek und des Archivs zu be klagen, in dem sich sogar das Testament Beethovens be funden haben soll, das somit auch ein Opfer vcr Revolte geworden ist. Die Ermittlungöarbcit der österreichischen Staatspolizei. Wien. Die UMcrstichungcn der österreichischen Staals'- polizci bewegen sich in der Richtung, ob bei den Unruhe» ausländischer kommuuistischcr Einfluß im Spiele war. Wie die „Stunde" meldet, ist der Beweis austäildischer Beteili gung an den Unruhen bisher uoch nicht erbracht worden, doch stchi cittwandsrci fest, daß mindestens an de» Demonstrationen ausländische k o m m u » i st i s ch c Elemente aktiv wil- gcnommcn haben. Es wurden insgesamt 23 Personen aus dem Partcisckrctariat der Kommunistischen Partei Österreichs verhakte! und außerdem 50 Mitglieder der sogenannten Bul garischen Mensa. Bei dem verhafteten kommunistischen preu ßischen Laudlagsabacorducteu Pieck fand ma» verschiedene Aufzeichnungen, in denen die Polizei Anhaltspunkte für einen Orgauifalionsplan für die nächste Zukunft erblicken zu können glaubt, wobei jedoch keineswegs von einem vollcudcten.Putsch- pla» gesprochen werde» kann. Es muß sich sehr rasch cnt- schcidcn, ob Pieck in daS Landesgcricht ciugclicscrt und straf rechtlich verfolgt oder lediglich aus Österreich abgcschobcn werden wird. * Französische Angst vor dem österreichischen Anschluß. Paris, 20. Juli. Die Wiener Ausschreitungen haben die französischen nationalistischen Kreise in arge Unruhe versetzt. Die Angst vor dem Anschluß wächst täglich. Es werden daher gegen über Oesterreich recht sanfte Saiten aufgezogen und wieder einmal alle möglichen Aussichten aus eine Besserung der österreichischen Wirtschaftslage eröffnet. Der Kleinen Entente wird der Vorwurf gemacht, daß sic gegen Oesterreich eine unerträgliche Zollmauer errichtet und damit Oesterreich zum Hungertode verurteilt habe. Italien lauere nur aus den Augenblick, um sich Sicherheiten siir seine Brcnncrgrenze zu vcrschasfcn. Das alles seien An.püchcn, schreibt der nationalistische Jntransigcant, die Aussichten für Frankreich keineswegs rosig erscheinen zu lassen. Der Ausstand in Wien sei wohl niedergeschlagen worden, aber die politischen Schwierigkeiten würden erst beginnen. * Aktivität der italienischen Antifaschisten in Frankreich? Paris, 21. Juli. Die nationalistische Libertö berichtet im Zusammenhang mit den Wiener Ausschreitungen, das; seit unge fähr drei Wochen die in Frankreich lebenden Antifaschisten eine rege Tätigkeit bekundeten. Vergangene Woche hätte» in Paris und Umgebung 23 antifaschistische Versammlungen stattgesunden. Dabei Hütten die Redner wiederholt gedroht, das; sich die in Frankreich versammelte» A»tisaschistc» bereit halte» möge», denn es würde» sich bald an der italienischen Grenze Ereignisse von be sonderer Bedeutung abspielen. Am l. Juli erhielten alle italie nischen Antifaschisten in Frankreich eine Art Mobilmachungs order, sich innerhalb 18 Stunde» bereit zu halte». „Gepäck sei nicht notwendig, für alles sei vorgesorgt." Das Blatt sieht in der Aktivität der italienischen Antifaschisten in Frankreich eine Parallel-Aktion dieser Elemente mit den Bolschewisten in Wien und gegen Nom. Vor etwa 1-1 Tagen hätten die italienischen Erenzwächter zwei Kommunisten verhaftet, die die Uniform der faschistischen Miliz trugen. Deutsch-polnische Einigung? 'Nach einer Meldung aus Warschau hatte der deutsche Gesandte iu Warschau, Ulrich Rauscher, gestern mit dein Vertreter des erkrankten Außenministers Zaleski, Gesandten Knoll, eine Be sprechung. In diesem Zusammenhang weis; die polnische Presse zu berichten, daß in der Ansicdlungssragc ein Weg gesunden worden sei, um zu einem Kompromisse zu gelangen. Auch bezüglich der Taris- und Zollsrage soll eine Einigung der beiden Standpunkte cingetretcn sein. Im Herbst dürsten die diplomatischen Be sprechungen bereits soweit gediehen sein, das; dann schon die nor- malcm Verhandlungen unter Teilnahme der Delegationen ausge nommen werden können. Zunehmende Bufftandöbewegung in Gowjetmßlanö. Nach Meldungen aus Moskau nimmt die Ausstandsbewcgung gegen die Sowjetregicrung in den westlichen Sowjetprovinzen immer größeren Umfang an. I» den letzten Tagen sind zahlreiche Uebersälle auf Militärpatrouillen verübt worden. In dem Städtchen Zwinogrod sollen 25 Kommunisten und die Ortstscheka von Ausstäudischc» erschossen worden sein. Immer neue Todesurteile in Sowjetrnßland. In Kattalarga» sind vier ehemalige Ossisiere wegen anii- sowjelistischer Umtriebe zum Tode durch Erschießen verurteilt worden. Die Todesurteile wurden bereits heute vollstreck!.