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Anzeiger m» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren UmgegW Wochenschrift zur Belehrung und UnterhalttzNK. , ...^. - — 83. Dienstag, den IS. Oktober m—SS————-s————sss—s—s———MMMWMMM»!«« 185« DerSiredeHana«. (Erzählung au- dem XVH. Jahrhundert.) Nach Henry de Saucltöres, deutsch von H. (Fortsetzung.) Einen Monat später gingen zwei Männer auf dem Hafendamme von Hatzre de Grace auf und ab, das Boot von einem Schiffe erwartend, wel ches die Anker zu lichten im Begriffe war, um nach Amerika zu gehen. Der Eine von ihnen war jung und schön, aber außerordentlich bleich, und schien sehr leidend zu sein; der andere war schon bejahrt, aber noch stark und kräftig. — „Ver geßt nicht, gnädiger Herr," sagte der Greis zu seinem Gefährten, indem dieser die Landungsbrücke betrat, „vergeßt nicht, daß Ihr für die Welt todt seid. Könnte doch das Flehen eines Grei ses die göttliche Barmherzigkeit auf Euch herab flehen! Ihr seid ja der einzige Mensch aus Erden, der mir mit menschlichem Gefühl die Bruderhand gedrückt hat!" So schied der Marquis von Hanau von dem Scharfrichter von Paris! Von dieser Zeit an ist, sobald einem Glieds der Familie Hanau ein gewaltsamer Tod bevor steht, auf irgend einem Möbel oder auf einem Kleidungsstücke ein Blutstropfen zu bemerken, der durch kein Mittel weggetilgt werden kann." „Wie, weiter ist es Nichts!" rief Clothilde, «lS der alte Fritz schwieg; „ich erwartete irgend eine traurige, furchtbare Gespenstergeschichte. Du kannst gehen, mein lieber Fritz." Der Greis ging, und nachdem Clothilde ih ren) Oheim eine „Gute Nacht" gewünscht, zog sie sich in ihr Schlafgemach zurück. Als sie allein war, kam die Geschichte vön dem Blutstropfen ihr wieder in den Sinn, mochte nun die Dunkelheit ihren verhängnißvollrn Ein fluß auf sie ausüben, oder mochte sie sich durch eitt ticaurigeS Vorgefühl bewegt fühlen, sie em- bfNNd ein ungewohntes Uebelbefinden, beinahe Furcht und Schrecken. Alle Geister und Gespen stergeschichten, mit denen man ihre Phantasie al« Kind nach löblicher Weise beschäftigt hatte, kamen ihr wieder in die Erinnerung; indessen regte sich Nichts im Schatten, Nichts rauschte in dem Schwei gen, aber eben dieß Schweigen wurde für sie im- mer und immer erschreckender; ihre Einbildung bevölkerte es mit tausend eingebildeten Gefahren. So verging eine Stunde voller Angst, in der Al les, selbst die raschen Schläge ihres Herzens sie beben ließen. In diesem Augenblicke glaubte Clothilde ein Geräusch über ihrem Zimmer zu ver nehmen. Sie erhob sich und erklimmte vorsichtig die kleine Treppe, welche zu der über ihrem Zim mer gelegenen Wohnung ihres Gemahl führte; an der Thüre blieb sie stehen und horchte, denn dieß, mal hatte sie recht gehört; ihr Gatte sprach. Clo thilde glaubte, er sei noch auf der Jagd. „Die Sache ist richtig," sagte er zu der Per son, die bei ihm war; eö lautet: „ich vermache alle meine Güter meinem jüngeren Bruder, dem Sire de Hanau, unter der Bedingung, daß er diefe Güter Demjenigen zurück giebt, der ihm einen Ring überreicht, auf welchem mein Wappen mit dem in der Mitte durchbrochenen Wappenschilde sein wird." — Dieser Mann ist der junge Mensch welcher vorhin kam und die Gastfreundschaft de» Schlosses in Anspruch nahm. Ich selbst habe die sen verfluchten Ring an seinem Finger gesehen. Wir müssen ihn auf jeden Fall zurückhalten Mit uns seiner entledigen . . . Clothilde hatte genug gehört; sie huschte die Treppe hinunter und ging wieder in ihr Zimmer zurück, die Beute einer leicht begreiflichen Aufreg ung. Am folgenden Tage wa» großer Maskenball im Schlosse. Alles war umgekehrt; .der einzige Raum, der sein düfftreS ÄnseheN behalten hatte, war tin großer Saal, welcher äls LmpfangSMk