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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prrenuwsrsnüo. AMiM- Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 37. Dienstag, den X September 1876. 1. Jahrg. Tngesgeschichte. Berlin. Bezüglich der Nachricht, daß bei den bevorstehenden Herbstmanövern Einrichtungen ökonomischer Art, welche sich auf das Feldgepäck und Feldzeug der Mannschaften beziehen, erprobt werden sollen, wird ferner über die Meinung in hohen militärischen Kreisen berichtet. Seit dem letzten Kriege habe das preußische Kriegs- Ministerium besonders die Frage in Erwägung gezogen, ob eine Ver minderung des Gewichts des gepackten Tornisters im Interesse der Feistungsfähigkeit der Infanterie nicht nur wünschenSwerth, sondern sogar unbedingt erforderlich sei, und in welcher Weise eine solche Gewichtsverminderung ohne eine etwaige Mehrbelastung der Truppen fahrzeuge erzielt werden könnte, oder, falls eine solche Verminderung unthunlich erscheinen sollte, wie eine zweckmäßigere Verlheilung des Gewichts zu ermöglichen sein würde. Mil dem großen vollgepackten Tornister auf dem Rücken forcirte Märsche zu machen, oder im Ge fechte Berge und Anhöhen zu erstürmen, ist eine zu große Anfor derung, die an den Soldaten gestellt wird. Ein kleiner Ranzen, in welchem ein zweites Paar Stiefel, 20 Patronen und die Gewebr- Reservetheile untedgebracht werden können, würde genügen; die Wäsche des Soldaten könnte dann in zwei in der Brustgegend des Mantels anznbringenden Taschen untcrgebracht und nöthigenfalls mit demselben zusammengerollt werden. München, 30. August. Nachdem gestern auch der Staats- minister der Justiz, Or. von Fäustle, einen vierwöchentlichen Urlaub angelreten hat, befinden sich die sämmtlicheu sechs Minister Baierns in Urlaub und werden deren Portefeuilles von den Herren Staals- räthen verwaltet. Erst gegen Ende des Monats September werden sich unsere Minister wieder vereint im Dienste befinden und bis dahin selbstverständlich nur die dringendsten und unaufschiebbarsten RegicrilngSgcschäfte zur Erledigung gelangen. Daß in einem Staate sämmtliche Minister gleichzeitig beurlaubt sind, dürfte wohl nicht häufig Vorkommen; bei uns läßt sich das schon machen. Wien, 31. Aug. Die „Polit. Corr." schreibt: Der Minister des Aeußern, Ckneralmajor Graf Andrassh, befand sich in dem vor etwa acht Tagen veröffentlichten Verzeichnisse „der fremdländischen und österreichischen Officiere, welche in der Suile Sr. Majestät des Kaisers den Manöver» zwischen der Donau und Thaya beiwohnen würden", und zwar in der Zeit vom 29. August bis 7. September. Graf Andrassh hat sich daher — und dies erst heute und allein — entschrechend dieser früheren Feststellung und nicht über eine besondere, durch die politische Constcllatiou veranlaßte Berufung in das Haupt quartier Sr. Majestät (in Zistersdorf) begeben. Wien, 2. September. Wie die „Pol. Corr." meldet, ist in Constautinopel die Thronbesteigung Abdul Hamids gestern den Botschaftern officiell notificirt worden. Alle Minister bleiben in ihren Stellungen und es herrscht die vollständigste Ruhe. Heute findet bei Elliot eine Conferenz der Vertreter der Pariser Vertrags mächte über Friedensvermittlungen zwischen der Pforte, Serbien und Montenegro statt, wozu dieselben gleichartige Instructionen er hielten; morgen längstens Montag erfolgen wegen des Waffenstill standes oificielle Schritte. Pest, 1. September. Der internationale statistische Congreß ist im Namen des Kaisers heute vom Erzherzog Joseph eröffnet worden. Spanien. Aus Windsor wird das Ableben des berühmten ehemaligen CarlistengencralS Cabrera gemeldet. Don Ramon Cabrera, Graf von Morilla, wurde 1810 zu Torlosa in Catalonien geboren und zuerst für den geistlichen Stand bestimmt. Nach dem Kampfe von 1849 ist er nicht mehr mit bewaffneter Hand für die Sache des CarliSmus ausgetreten und hat sich schließlich, wie bekannt, ganz von demselben abgewendet. Neapel. Der „Pungolo" will aus guter Quelle erfahren haben, daß der Minister des Innern sein Augenmerk auf die Gründung von Strafkolonien für des Ackerbaues kundige Individuen gerichtet hat. Ihr Nutzen ist sowohl vom humanen wie ökonomischem Stand punkte unbestreitbar. Der Abgeordnete Marzello Pepe, welcher mit dem Entwürfe des Planes zur Colonisation betraut ist, hat bereits die Insel Nisida besucht und gedenkt, sich von da nach der Insel Sardinien zu begeben, wo die Colonien auf dem umfangreichen Ge biete von KastiabeS angelegt werden sollen. Bologna, 1. September. Der Proceß Montegazza ist zu Ende geführt; der Schwurgerichtshof hat Montegazza als alleinigen Fälscher der Unterschriften des Königs und des Kronprinzen zu achtjährigem Gefängnis; verurtheilt. Constautinopel, 1. September. Ter entthronte Sultan Murad ist im Palast Tscheragan installirt worden. Morales und Sächsisches. Dresden. Der Kutscher eines Leutewitzer Gutsbesitzers — ein junger Diann von 23 Jahren — versuchte am 31. August mit zwei aufgeschirrten Pferden bei Uebigau durch die Elbe zu reiten, gerieth aber in den Baggergraben und ertrank nebst einem der Pferde, während sich das andere, das ertrunkene Pferd am Geschirr nachschleppend, schwimmend ans Ufer rettete. Der Leichnam des Kutschers ist noch nicht gefunden. — Ein königlicher Kutscher, wcl« welcher am 31. August zwei Pferde von Pillnitz herein in die Stadt zu bringen hatte, wurde auf der Pillnitzerstraße vom Sattelpferde, welches er ritt, plötzlich abgeworfen und da er im Bügel hängen blieb, bis zur Amalienstraße geschleift. Der unglückliche Mann, Vater von drei Kindern, wird schwerlich mit dem Leben davon kommen. — Der Sondername Schlettau, den bisher ein Theil von Kleinopitz im Bezirke der Amtshauptmannschaft Dresden führte, ist in Wegfall gebracht worden und heißt der bezeichnete Ort in Zukunft nicht mehr „Kleinopitz" mit Schlettau", sondern einfach „Kleinopitz". — Vergangenen Dienstag Abend ist einem bei einem Schul feste in Kleinwaltersdorf bei Freiberg betheiligt gewesenen Schul mädchen im Alter von 14 Jahren von einem jungen Mann Gewalt angethan worden. Ein als Vagant und Bettler berüchtigtes Sub- ject, der in diesen Tagen in Lößnitz, Kleinwaltersdorf sich Herum getrieben, ist als dieser frevelhaften That dringend verdächtig von Polizeibeamten gefänglich eingezogen worden. — Manschreibt dem „Dr. I." aus Zittau, 31. August: Einen großen Verlust hat unser Johanneum durch den gestern erfolgten Tod des Oberlehrers Prof. vr. Carl Fritz Dietzel, Ritter rc. erlitten. Neben vorzüglicher Lehrtätigkeit war es ihm bei seiner großen Arbeitskraft möglich, sich auch andern, gemeinnützigen Beschäftigungen zu widmen, indem er z. B. die meteorologischen Beobachtungen allhier besorgte, Vorstand des Gewerbeveteins, technischer Vorstand des Aichamtes war, dem Direktorium des Vorschußvereins angehörte, oft namentlich in Processen zu Abgabe von Gutachten aufgefordert ward. Sein Tod, wenn auch längst gefürchtet, da er mehrere Mo nate krank gelegen, hat die allgemeinste Theilnahme hervorgerufen. Dresden, 30. August. - Der heule Vormittags 9 Ubr eröffneten Verhandlung gegen Bankier Grumpelt wohnte ebenfalls ein äußerst zahlreiches Publikum bei, welches sich meist anS Mitgliedern der Han dels- und Börsenwelt zusammensetzte. Gerichtshof, Staatsanwaltschaft und Verthcidigung ward nur durch dieselben Personen gebildet bez. ver treten, wie bei dem vorigen Fall. Zeugen und Sachverständige sind 30 geladen; erstere gehören meist der hiesigen Finanzwelt an. Die Die Anklage lautet auf Betrug und basirt darin, daß Grumpelt und sein inzwischen verstorbener Caffenbole Wauer Aktien des Saxon-Au- strian-BraunkoblenwerkS an Privatleute verkauften und zwar zu einer Zeit» als sie bereit« von der Werthlosigkeit der Aktien hinlänglich überzeugt sein mußten und 2. mittelst falfcher Vorspiegelungen. Grum pelt (geb. 1842 in Dresden und seit 1865 daselbst als Bankier etablirt und bereits wegen Körperverletzung mit Geldstrafe belegt) war, aüe schon der Prozeß Quellmalz und Kräger ergab, Mitgründer des Saxon- Austrian-BraunkohlenunlernehmenS. Er betheiligte sich an der Sache, wie er heute aussagt, auf die Versicherungen rer Herren Qwllmalz,