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Veranlworllicher Redakteur: V«ml Sehne. — Druck und Verlag Larl Sehne in Dlvvowlswalde. Sonntag den 21. Mai 1922 88. Jahrgang Dieses Blatt enlhSN -le amMchen Bekannlmachims« -er Amlshauplmannfchafl, -es Amlsgerlchls un- -es Sla-lrals zu Dlppol-iswal-e Nr 118 MigemW' bauptmannschai» « N», im amtlich«, Test (E ß von Behörden) die Zeile 200Pfg.—Siugelandt und s' ! Reklamen 200 Pf». K Wvitzeritz-Zeilung xog-sz-nmig m» Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg »K Neueste HeUnnst -eG Bezlr-G Vierteljährlich ^JMK.ohneZu. ! BkMöMM. n«gen. - Einzelne Nummern Pf. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 8. Demeindeverbands-Girokonlo Nr. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 12548. Amtliche Bekanntmachungen stehe Beilage. unv Sächsisches Dippoldiswalde. Die Eisenbahn - Generaldirektion als Sächsische Kraftwagenverwaltung hat an den Verkehrsaus- schusz des Kraftwagenlinienverbandes Dippoldiswalde ein Schreiben gerichtet, in dem sie die außerordentlich schlechte Benutzung auf der Linie Dippoldiswalde—Possendorf feststellk, daran anschließend aber bemerkt, vor einem endgültigen Urteil erst noch den Sommer- und Ausflugsverkehr abwarten zu wollen, und einen neuen ab 20. Mai gültigen Fahrplan bekannt gibt. Ueber diesen (erweiterten) Fahrplan haben wir bereits in Nr. 113 vom 16. Mai berichtet. Wer viel leicht glauben wollte, daß ein Entgegenkommen der Ber- walkung die Ausdehnung der Fahrten 1.40 Uhr ab Dresden bis Dippoldiswalde und ab Dippoldiswalde 6.00 Uhr, an Dresden 7.11 Uhr, zwischen Possendorf und hier an allen Tagen veranlaßt hätte, der wird durch den Inhalt jenes Briefes eines andern belehrt. Lediglich Zweckmäßigkeits gründe, einmal um die Fahrer nicht den ganzen Tag von ihrem Wohnsitz fernzuhalten, dann auch um die Magen zur Halle zu bringen und notwendige kleinere Reparaturen tags über vornehmen zu können, haben Veranlassung zur Aus dehnung der Fahrten gegeben. Dieser ab heute gültige Fahr plan soll nun den ganzen Sommer über Geltung behalten. Das tut aber auch not, denn bei den fortgesetzten Fahrplan- Änderungen weiß bald niemand mehr ob und wann ein Wagen verkehrt und der Erfolg solcher Ungewißheit ist — noch schlechtere Frequenz. — Auf den Linien nach Glashütte und Bienenmühle soll der seit 10 Mai gültige Fahrplan unver ändert in den Sommerfahrplan ausgenommen werden und sollen die Fahrten, die bisher nur Mittwochs stattfanden, ab S. Juni Mittwochs, Sonnabends und Sonn- und Feiertags durchgeführk werden. Damit würde der Kraftwagenverkehr in unserem Bezirk so ausgenommen, wie er nun wohl den ganzen Sommer über durchgeführt werden wird. Wollen wir hoffen, daß er eine einigermaßen annehmbare Rentabilität abwirft, wollen wir aber anderseits auch hoffen, daß die staat liche Kraftwagenverwaltung nicht gleich Ach und Weh schreit, wenn sie nicht voll erfüllt wird. Auch Eisenbahnlinien ren tieren zu einem großen Teile nicht und werden doch nach einem regelmäßigen Fahrplan täglich befahren. — Freitag nachmittag wurde auf hiesiger Polizeiwache gemeldet, daß in der Borsperre ein Toter wahrgenommen worden sei. Polizeiliche Erörterungen ergaben, daß es sich nm einen — toten Hund handelte. — Stern-Lichtspiele. Das Sonntagsprogramm bringt ein Drama «Die Tochter der Nacht' sowie ein Lustspiel «Das ver lorene Hemd'. In beiden Stücken wirken bekannte Film künstlerinnen mit. — Bom Kuckuck, der wieder da ist, erzählt ein Mit arbeiter der «Magdeburger Zeitung': Die meisten Menschen kennen wohl den klangvollen Ruf des Männchens (denn der Auf des Weibchens ist ganz anders), aber die wenigsten haben Len Bogel jemals gesehen. Das hängt mit seiner großen Scheu zusammen und ist vielleicht auch der Grund zu der Sage, daß der Kuckuck sich im Spätsommer in einen Sperber verwandeln soll. In der Gestalt und in der Brustfärbung ähnelt er allerdings dem Sperber, und da im Zull sein Ruf verstummt, ist es begreiflich, daß dieser Glaube hat entstehen können. Sein Abzug nach dem heißen Afrika findet erst im September statt. Daß er selbst kein Nest baut und seine Eier in andere Nester ablegt und sie dort ausbrüten läßt, dürfte wohl allgemein bekannt sein, weniger vielleicht, daß sich der junge Kuckuck im fremden Nest sofort seiner Stiefgeschwister entledigt, indem er sie einfach über den Rand des Nestes hin- aosdrängelt. Zeder junge Kuckuck kostet also drei bis vier kleinen Bögeln das Leben. Aber diese Untat seiner frühesten Jugend gleicht er In seinem späteren Leben dadurch aus, daß er große Mengen der allerschädlichsten Raupen vertilgt. Beerwalde. Am Himmelfahrtskage, 25. Mai, wird hier die Weihe des Kriegerdenkmals staktfinden. Reinhardtsgrimma. Ein bedauerlicher Unglücksfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich am Freitag abend. Ge schirre des Rittergutes waren damit beschäftigt, Kohlen vom Bahnhof Schloktwitz nach hier zu bringen. Dabei ist der 43 Zahre alte Geschirrsührer Ernst Mähe vermutlich vom Wagen gestürzt und überfahren worden. Der Führer des nachfolgenden Geschirrs fand ihn bewußtlos auf der Straße liegend vor. Während man sich noch um ihn bemühte, ver schied er bereits. Eine Witwe und vier unmündige Kinder betrauern in ihm ihren Ernährer. Kipsdorf, 18. Mai. Reges Leben herrschte Heuke in unserem vrte. Freudigen Herzens erwartete Groß und Klein den Ein- ! zug der neuen Glocken. Und wie sind unsere Glocken einge zogen in ihre schöne Gebirgsheimak, im prangenden Blüken- schmuck des Frühlings. Sogar der bis jetzt noch fast winter liche Wald leuchtete im schönsten Maiengrün, als freue er sich, daß wieder Glockenklang sich vereinen wird mit seinem geheimnisvollen Rauschen. Gar festlich war der Zug, welcher die sehnlichst Erwarteten mit sich führte. Zuerst, geführt von den Damen, Schwestern Clara und Charlotte Hoffmann und ihren Herren Lehrern, die Kinderschaar. Lieblich wie frische Maienblüten schauten die Gesichter der kleinen Mädchen aus s ihren Blumenkränzen. Dann kamen die Wagen mit den reich ' geschmückten Glocken, zu beiden Seiten geleitet von den Fest jungfrauen, ihnen folgten die Herren Geistlichen, Kirchen und ' Gemeindevertreker, der Militärverein und fast sämtliche Ein- ! wohner des Orks in feierlichem Schweigen nach unserem ' Waldkirchlein. Die Feier begann mik dem gemeinschaftlich gesungenen Choralverse «Bis hierher hak mich Gott gebracht' und einem Choral der Kinder. Dann begrüßte die kleine Schülerin Herta Köhler die Glocken mit einem sinnigen Ge dicht. In zu Herzen gehenden markigen Worten hielt Herr Pfarrer Fischer die Weiherede, der alle Anwesenden in tiefer Andacht lauschten. Dieser folgte noch der Schlußvers «Die wir hier beisammen sind' und zuletzt erklang unter Herrn Hutschenreuters bewährter Leitung vom gemischten Chor Beethovens Choral «Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre'. Ergreifend wirkte die Feier; sie wird allen unvergeßlich bleiben. Die große Glocke, welche die Gemeinde zur Andacht rufen soll, trägt die Inschrift: «Land, Land, höre des Herrn Wort.' Die zweite, deren Klang dereinst manchen der Fest teilnehmer geleiten wird auf der letzten Reise, enthält den Spruch: «Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Ge winn." Die dritte sagt: «Lasset die Kindlein zu mir kommen.' Alle drei aber rufen: «Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen.' Möge ihnen niemals das Geschick ihrer Vorgängerinnen beschieden sein, mögen sie erklingen zur Ehre Gottes, zur Freude der Men schen, über eine friedvolle Erde bis in fernste Zeiten! Tharandk. Wie verlautet, soll das hiesige Schloß für den Preis von 1250 000 M. in den Besitz eines Ausländers übergegangen sein. Dresden. Das Gesamtministerium hat den Chemnitzer Amtshauptmann vr. Markus zum Kreishauptmann von Chemnitz, zu seinem Nachfolger als Amtshaupkmann den Landtagsabgeordneken und Gewerbekonkrolleur Max Jung nickel in Chemnitz ernannt. Meißen. Ein Bezirksverband der Hausbesitzervereine in Stadt und Amtshauptmannschaft Meißen ist hier ins Leben gerufen worden. Angeschlossen sind ihm alle im Bezirke der Amkshaupkmannschaft und in den Städten bestehenden Haus und Grundbesitzervereine. Wie im Einzelhandel und im Handwerk, so bezweckt man mit dem Zusammenschluß zur Großorganisation die größere Stoßkraft durch diese in der Vertretung der Interessen des Hausbesihes in allen wirt schaftlichen Fragen der Zeit. Letzten Endes hat die Erkennt nis dazu geführt, daß Organisation Macht ist. Die Führung des Bezirksverbandes übernimmt der Hausbesitzerverein Meißen, der als am besten ausgebaute Organisation einen Zuristen als Syndikus und Geschäftsführer hat. Königstein. Die am Mittwoch hier niedergegangenen Ge witter haben in der hiesigen Gegend verschiedentlich Schaden verursacht. Zwei sogenannte kalte Schläge trafen die Fischer- sche und die Liebethalsche Wirtschaft auf der Ebenheit. Wenn der Blitz in beiden Fällen auch nicht zündete, so richtete er doch erheblichen Gebäudeschaden an. Auch im Walde wurde mehrfach Blitzschaden wahrgenommen. Das am Mittag wiederkehrende Gewitter war mik wolkenbruchartigem Regen und Schloßenfall verbunden. Bad Schandau. Der wolkenbrucharkige Regen am Mitt woch in der Mittagszeit hat an den Feldern und Fluren in hiesiger Gegend viel Schaden angerichtet. Die Massermassen bildeten Bäche, die sich willkürlich Wege bahnten. Leipzig. Die städtische Beihilfe für das im Zuli in Leipzig ' stattfindende Arbeiter-Turn- und Sportfest wurde gegen die linkssozialistischen Stimmen von den Vertretern der Rechts und Mittelparleien bewilligt. Die Bürgerlichen wollten nicht in denselben Fehler wie die Sozialdemokraten 1913 beim Deutschen Turnfest verfallen, die damals die Mittel abgelehnt hakten. j Leipzig. Durch die Verhaftung eines 16 jährigen «arbeits losen" Arbeiksburschen ist man einer jugendlichen Diebes- ! bande auf die Spur gekommen, die die Zeit damit hin brachte, hiesige Warenhäuser aufzusuchen und Strümpfe, seidene Schuhe, Handtaschen usw. mitgehen zu heißen. Einige der Burschen standen regelmäßig Schmiere und deckten die Diebe. Im Publikum befanden sich bereitwillige Abnehmer der gestohlenen Sachen. Mehrfach wurden die Burschen so gar ermuntert, weitere Gegenstände zu bringen. Alle diese Personen, darunter einige Händler, sind ermittelt worden und werden sich wegen erwerbsmähiger Hehlerei zu verantworten haben. Einer der in Haft genommenen Diebe Hakke einen Zettel bei sich mit der Aufschrift «Der Schrecken der Kauf häuser'. Oederan. Die «Lößnitzkal'- Texkil - Aktiengesellschaft, die innerhalb 5 Wochen von drei verheerenden Bränden heim gesucht wurde, seht für Ermittlung der Brandstifter eine Be lohnung von 10 000 M. aus, unter Umständen noch mehr. Chemnitz. Geldschrankeinbrecher haben in äußerst raffi nierter und kaltblütiger «Arbeit" in den letzten Monaten fünf Geldschränke hiesiger Firmen durch Anwendung eines Explo sivstoffes aufgesprengk. Als Angrlffsobjekte wählen die Ein brecher meist Geldschränke älterer Konstruktion, die sich in alleinstehenden, unbewohnten Häusern oder Hintergebäuden befinden. Zschopau. Auf der Straße zwischen Miesenbad und Anna berg wurden Fabrikbesitzer Scherf und Gattin von hier, di» auf einem Motorrad fuhren, gegen eine Wan- geschleudert. Beide erlitten sehr schwere Verletzungen. Bärenstein bei Annaberg. Respektable Leistungen voll bringt der hiesige Gemeinderak. Vor kurzem erledigte er in einer achtstündigen Dauersitzung nicht weniger als 70 Be- rakungspunkte. Lößnitz i. E. Mit dem Bau des Stadtbades ist nun begonnen worden. In anerkennenswerter Weise leistete die hiesige Arbeiterschaft vier Ueberstunden hierzu und die Arbeit geber führten denselben Betrag für jede Ueberstunde zum Baue ab. Alberoda i. E. In der Gastwirtschaft «Dürre Henne', zu Alberoda gehörig, hat der Zwickauer Verein der Natur freunde ein mustergültiges Wanderheim geschaffen, das seinen Mitgliedern Unterkunft und sauberes Nachtlager in Betten wie auch in Massenlagern, ferner auch Kochgelegen heit bietet. Aber auch der Allgemeinheit, insbesondere Schulen, soll dieses Manderheim zur Verfügung stehen. Lichlenfieln-Lallnberg. Eine rege bauliche Tätigkeit hat die hiesige Bau- und Spargenossenschaft in der letzten Zeit entfaltet. So konnten im letzten Zahre hier un- in den umliegenden Orten 264 Wohnungen aus Reichs- und Berg arbeitermitteln errichtet werden. Gegenwärtig stehen der Genossenschaft noch gegen 7 Millionen solche Zuschüsse zur Verfügung, wovon in den umliegenden Orten noch 49 Woh nungen erbaut werden. Weitere Zuschüsse stehen noch in Aussicht, wodurch die Wohnungsnot in der hiesigen Gegend bedeukend gemildert wird. Wolkenstein. Ein hiesiger Einwohner, dessen Name unge nannt bleiben soll, hat die hier bestehende Stiftung zur Ehrung der im Weltkriege gefallenen Wolkensteiner Krieger aber mals um 5000 M. bereichert. Die gleiche Summe spendete er vor 3 Zähren dem gleichen Zwecke. Plauen i. V. Hier sind am Donnerstag 24 Schulkinder nach der Quäkerspeisung an Vergiftungserscheinungen er krankt. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Oelsnitz i. V. Ein «in Gedanken stehen gebliebenes' FaßHeringe, noch reichlich zur Hälfte gefüllt, schmückte nach beendetem Mochenmarkt den Marktplatz. Auch am Nachmittag stand es noch verlassen und verloren dort. Selbst abends noch, als der Mond sein silbernes Licht über den Marktplatz ausschütteke, waren die Heringe immer noch nicht davongeschwommen. Erst in vorgerückter Stunde wurden sie von drei Herren entdeckt, die den wertvollen Fund auf diel Polizeiwache schafften. Der Eigentümer selbst hakte sich am anderen Vormittag noch nicht gemeldet. Vermischtes. * Wittichenau. Das Rittergut LIebegast mik 159 Hektar Flächeninhalt ist für 3 700 000 M. in den Besitz der Braunkohlen- werkr «Eintracht^ übergegangen. Der Besitzer Kleeschulze erwarb das Gut 1916 für 180 000 M., eine Summe, die er annähernd aus dem geschlagenen Holze zurückerhalten hat. Das Gut Liebegast sollte 1895 in den Besitz unserer Stadt übergehen, jedoch war den städtischen Kollegien der geforderte Preis von 40 000 M. zu hoch. * Wer haftet für nichlzahlende Zwangsmieler? Ein inter essantes Urteil über diese Frage hat kürzlich das Amtsgericht Berlin-Mitte gefällt. Die Stadt Berlin wurde verurteilt, für einen Zwangsmieter, den das städtische Wohnungsamt einer Eigen tümerin In der Bandelskrahe zu Berlin aufgebürdet hatte, die Miele zu entrichten. Die Hauswirtin halte gegen die Zuweisung des Zwangsmieters ergebnislos Einspruch erhoben. Nun muß die Stadt zahlen, weil der Zwangsmieter nicht zahlt. Drucksachen für Gemeindebehörden liefert Carl Zehne.