Volltext Seite (XML)
Sächsische Elbzeitmg Stündige Wockenbeilsgem U, L «ichtcrfchcincn «inzelner Nummern infolge höherer Gewalt, vtreik, »««spcrrung, Bctrieb.störung usw. bcrcchlig, nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Baü Sckandau, Donnerstag, den 13. Oktober 1927 71. ^akrgang Nr. 240 , „Unterhaltungsbeilage". Leben IM Bild 5ran". Illustrierte Sonntagsbeilage litt Otw Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgcmetnoen Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenner». darf, Krippen, Lichtenhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Poltelwitz, Prosten, Rathmannsdorf, Reinhardtsdors. Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltenc 35 mm breite Petitzeile 20 Pfg., für aus« wärtigc Auftraggeber 25 Pfg.. 88 mm breite Rcklamezcile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tari,. - Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Aernsprecher: «ad Schandau Nr. 22 -^Drahtanschrift- Llbzeitun, Bad Schandau -rich-'nt täglich "^ 5 Uhr mit «U7°H.Ed«oSE Bezugs »rei, l>n NM.) halbmonatlich in, ^ktionsoertcuerungen, «rhhhungen der Kttf eilige Leser. * Die sozialdemokratische Ncichstagssraklion hat im Reichstag eine Interpellation eingebrachl, Lie sich gegen ein weiteres An steigen der Preise wendet. « Um allen Zwnchcnfällcn vor,,«beugen, wurde in den les,len Tagen die Sichcrhcitswache vor der russischen BotichaN in Paris verstärkt. Man glaubt, das, Rakowski noch lolange in Pans bleiben werde, bis sein Nachfolger ernannt ist, dem er persönlich die Geschäfte übergeben wird. * Das Komitee der die österreichische Vundcsanlcihc garantie renden Mächte hat in seiner Tagung am Dienstag und Mittwoch dem Anträge der österreichischen Negierung zur Aunwhmc einer Anleihe für produktive Anlagen bis zum Hochstbctragc von 725 Millionen österreichische Schilling (485 Millionen Marl) seine Zustimmung erteilt. Räumen! Räumen! Trotz der steigenden Unruhe, die das innenpolitische und wirtschaftliche Leben in Deutschland erfüllt, sollte man als Deutscher doch uicht so ganz vergessen, daran zu denken, das; wieder einmal die „Regelung" der Besatznngsfragen im Rheinland eine nicht minder wichtige Angelegenheit darstcllt. Nicht umsonst ist die Reise, die der deutsche Reichskanzler jetzt in das besetzte Gebiet hinein veran staltet, gerade in einen Zeitpunkt gefallen, der die Durch führung eitles Versprechens der Bcsctzungsmächte bringen sollte. Bei weitem noch übersteigt die Stärke der Be- satzungsarmce die Zahl jener deutschen Truppen, die vor dem Kriege dort in Garnison standen; sic auf diese Zahl herabzusctzen, hat man zwar schon vor zwei Jahren ver sprochen, aber — dieses Versprechen halten ist eben etwas ganz anderes! , Der Reichskanzler ist denn auch bei seinem Auf enthalt in Koblenz und in Mainz r c ch t d c u t l i ch geworden; bleibt uns doch wenigstens als letzte, allerdings stumpfe Waffe das Wort. Der Mainzer Oberbürgermeister wies darauf hin, das; seine Stadt fünftausend Mann frem der Besatzung mehr in seinen Mauern beherbergen must gegenüber einer Friedcnsgarnison von rund 10 000 Mann. Was aber dabei auch besonders schwer zu tragen ist, sind die geradezu mastlosen Wohnungsansprüche, die von der Bcsatzungsarmec gestellt werden. Mehr als 2100 Woh- nnngen mit rund 10 600 Zimmern sind beschlagnahmt. In den anderen größeren Städten Rheinhessens sieht es nicht viel anders aus; musttcn doch selbst Orte, in denen nie eine deutsche Garnison gelegen hat, Bcsatzungstruppen aufnehmcn. Wenn die Engländer einmal vernünftig sind und einen Platz räumen, dann kommen die Franzosen und belegen den Ort — wie Bonn und Koblenz — aufs neue. Dr. Marx betaute denn auch sehr richtig, das; eine Herab setzung der Besatzungsstärke an sich zu begrüßen sei, cs aber doch in der Natur der Sache liege, daß dadurch an dem gesamten. Tatbestand der Besetzung nichts geändert werde. Jetzt ist davon, infolge der Räumung der ersten Zone, die aber von einer entsprechenden Verminderung der Gesamtstärke nicht begleitet wurde, Hessen ganz beson ders belastet. Bei der leider vorhandenen, aber doch tat sächlich überflüssigen Rivalität zwischen den englischen und den französischen Bcsatzungstruppen ist noch weniger damit zu rechnen, daß die Lasten fühlbar erleichtert wer den. Man hofft natürlich auf eine stärkere Unterstützung durch Ncichshilfe; aber noch sind nicht einmal jene Wun den ganz geheilt, die auch den; Rheinland durch das fran zösische Vorgehen im Jahre 1923 geschlagen wurden. Pessimistische Gemüter sind auch der durchaus nicht unrichtigen Ansicht, daß die kürzliche Znsa m in c n - kunft zwischen dein englischen und dem französischen Außenminister in Paris wieder mit einen; Siege der zielbewussten Verzögerungs- Politik wohlbekannter Pariser Kreise geendet hat. Nur einen Bruchteil des in Locarno und erst noch inngst Ver sprochenen, außerdem verteilt auf einen möglichst langen Zeitraum, will man uns gnädigst erfüllen und lehnt es schroff ab, auch nur die geringste;; Einzelheiten dessen be- kanntzugeben, was man an angeblicher Besatzungsvermin derung nun wirklich ausführcu will. Es bleiben die „Nheinlandordonnanzen", die über das Nheinlandabkom- men hinaus mit stärksten; Druck auf der deutschen Bevölke rung lasten; es bleiben die Manöver der fremden Truppen im angeblich doch neutralisierten Rheinland. Mögen wirk lich ein paar Tausend verschwinden — es bleibt die Tat sache, daß eine solche Herabsetzung an den; gesamten Tat bestand der Besetzung nicht viel ändern kann." Der Reichskanzler in Speyer. Reichskanzler Dr. Marx ist in Fortsetzung seiner Be- stchttgnngsreise dnrch das besetzte Gebiet von Mainz nach Speyer gereist. Ans Anlaß der Anwesenheit des Reichs kanzlers fand in; Neaierunasacbände ein Empfang statt Nach den; Empfang begab sich der Reichskanzler in Bc- glcitnng des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held und des bayerischen Ministers des Innern Dr. Stützel an den Rhein, wo er sich von den auf die Dauer unhaltbaren Ver hältnissen au der Schiffbrücke uud der Notwcudigkcit ciucr festen Rhcmbr!'--'c durch persöulichc Jnangenschein- uahme überzeugte. ..ach der Besichtigung des Domes und des Pfälzischen Museums stattete der Reichskanzler unter anderen; dem Bischof von Speyer, Dr. Sebastian, uud den; protestautischcu Kirchcnpräsidcnteu der Pfal» Fleischmann, einen Besuch ab * Ludwigshafen gegen die Besetzung. Der Stadtrat von Ludwigshafen hat einstimmig eine Entschließung angenommen, in der der Enttäuschung dar über Ausdruck gegeben wird, daß noch immer deutsches Land von fremden Truppen besetzt ist. Solange fremde Truppen entgegen den Bestimmungen des Fricdensvcr- trages weiterhin auf deutschem Boden stehen, kann, so heißt cs weiter, von einer wahren Befriedung Europas nicht ge brochen werden. Mit allem Nachdruck wird gefordert, oaß der deutsche Rechtsanspruch auf Räumung des besetzten Gebietes schnellstens erfüllt wird, ohne daß bicr- für irgendwelche weiteren Zugeständnisse gemacht werden. Außerdem erneuert der Stadtrat die Bitte, das; die baye rische Regierung und die Reichsrcgicrung nichts nnver- sucht lassen, das; Ludwigshafen baldigst von der militä rischen Besatzung befreit wird und das; auch die sonstigen sranzösischcn Dienststellen aus dem Stadtgebiet znrück- aczogen werden. * Berlin. ES liegen jcttt genauere Nachrichten vor über die Truppenreduzierungen, die die Engländer und Belgier vornehmen wollen. Aus dem cnglisch-bcsctNcn Gebiet wird mitgctcilt, daß Idstein frei werden soll und daß auch aus Wiesbaden und Dotzheim Truppen zurückgezogen werden sollen in einer Gesamtzahl von etwa 1000 Mann. Ebenso liegen Nachrichten vor, daß die Belgier ihre Truppen nm etwa eine gleiche Zahl verringern werden Sechs Ozeanflüge zu gleicher Zett Hochbetrieb über dem Atlantik. Zwei deutsche Ozeanflüge. Au; Mittwoch ist nun auch da« Heinkcl-Wasserflugzeng „D. 1220" z» seinen, Langstreckenflug nach den Azoren ge startet. Nachdem cö vor wenigen Tagen einen neuen Danerwcltrckord für Schwimmflngzenge ausgestellt hat, war zu erwarten, daß die Hcinkelmaschine sich bald auf die große Luftrcisc über den Atlantik begeben würde. Der Führer der Maschine ist Diplomingenieur Nerz, der bereit« seit 1913 im Flugwesen erfolgreich tätig ist. Für den Ozcanflng kommt ihm znstatten, daß er al« alter Marincmann die Azoren und die amerikanische Küste aus giebig kennt. Während der letzten Zeit hat Nerz ein Flng- zcug der Dcntschcn Lufthansa ans der Strecke nach Stock holm regelmäßig gcstcnert. An Bord befinden sich ferner ein Fnnlcr nnd Hilfsstenermann Wilhelm Bock, ebenfalls ein früherer Marineoffizier, und als Dritter der Monte,u- Nobdc. I) 1220 bei Brunsbüttel gelandet. Warnemünde, 12. Oktober. Das Heinkel-Flugzeug v 1220 ist heute gegen 15 Uhr bei Brunsbüttel glatt gelandet, da sich eine kleine Reparatur am Wasserbehälter als notweudig er wiesen hatte. Der Schaden am Kühler des Heinkel-Flugzeuges »1220 ist nur geringfügiger Natur. Er kann durch einfaches Löten behoben werden. Das Flugzeug wird aller Voraussicht nach heute früh zum Weiterflug starten. Gerüchte über den Rückflug der V 1230 nach Deutschland. Wie aus Lissabon gemeldet wird, soll cs unwahrscheinlich sein, daß der Flug des Junkers-Apparates O 1230 nach Amerika fort gesetzt werde. Pilot Loose, der Führer des Flugzeuges, habe er klärt, daß die Wetterlage über dem Atlantik äußerst ungünstig sei und daß die Flieger, falls nicht in nächster Zeit eine Verände rung cintreten würde, mit ihrem Apparat «ach Deutschland zu- rückkehrcn würden. Wie die TU. von den Junkerswerken erfährt, ist dort von der Nücklehrsabsicht der Piloten nichts bekannt. Es ist auch nicht zu erwarten, daß Loose sich ohne Fühlungnahme mit den Junkcrs- werlen zu einem solch entscheidenden Schritt entschließen wird. Atlantikflüge von Amerikanerinnen. Eine Sensation bieten zwei waghalsige Unternehmun gen amerikanischer Damen, die ohne Zwischenlandung von Amerika ans über den Ozcan nach Europa kommen wollen. ES ist dies erstens Mist Ruth Elder, die von Roosevelt-Field bei Ncwnork mit einen; cinmotoriacn Land-Aeroplan „American Girl" (amerikanisches Mädchen) nach Paris fliegen will. Der erfahrene Pilot Haldcmann begleitet sic. Miß Elder ist eigentlich Z a h n a r z t g e h i l f i n und hat erst vor kurzer Zeit das Flugexamcn gemacht. Für ungünstige Wetterverhältnissc ist ihr Flugzeug nach fach männischer Ansicht nicht geeignet und sie muß eine gute Portion Glück haben, um ihr waghalsiges Unternehmen erfolgreich durchführen zu können. Echt jungmädchenhaft stieg sie, nur mit einem leichten Sportkostüm bekleidet, in das Flugzeug und sagte lächelnd, daß ihr die Gattin des französischen Botschafters in Paris schon eine Seidenrobe cntgegcnreichen würde, damit sie als ganze Dame in der Stadt der Eleganz auftreten könne. Eine Glückspnppe, einen Glücksring und eine Bibel hält die junge Ameri kanerin für ebenso wichtiges Rüstzeug wie Gummiauzüge, Leuchtpistolen und Raketen. Etwas ernsthafter mutet der Flug der Nichte des ver- storbeucn Präsidenten Wilson, Miß Grayson, an, die einen Langstrcckenrekord von Amerika nach Kopenhagen anstrebt. Sie startete in Old Orchard im Staate Maine mit dem Flugzeug „The Dawn" (Dämmerung) nnd hat an Bord noch einen Militärpiloten und einen Mechaniker Der Vrasilicnfliegcr auf dem Weiterflug. Nach einer Meldung aus Paris, sind die Piloten Coste und Le Brix heute morgen von St. Louis (Senegal) nach Brasilien gestartet. * „American-Girl" über den, Ozean gesichtet. Ein in Newyork gestern um 5.45 Uhr morgens aufgcfangener Funkspruch des Dampfers „American Banker" besagt, daß die „American-Girl" auf 41 Grad nördlicher Breite und 65 Grad 4 Minuten westlicher Länge in voller Fahr; und in tadelloser Flugversassung gesichtet worden sei. Ungünstiges Ozeanwetter für das Flugzeug „American-Girl". Newyork, 12. Oktober. Seitdem das Ozeanflugzeug „American-Girl" fünf Stunden nach seinem Start von dem amerikanischen Schiff „American Banker" gesichtet worden ist, liegt keine einzige Nachricht über das Flugzeug vor. Infolge un günstiger Radiovcrhüllnisse ist auch Lie erste Nachricht in Newyork verspätet eingetroffen. Die Wettcrnachrichten vom Ozcan sind ungünstig geworden. Ein tiefes Luftdruckgebiet zieht sich 700 Meilen lang hin. In Kreisen des amerikanischen Wetter dienstes erklärt man, daß kein Ozeanflugzeug auf so ungünstiges Wetter auf den; Ozran 'gestoßen fei, wie es bei den; Flugzeug „American-Girl" der Fall fei. Die Sozialdemokraten bea,,tragen Lohnsteuerermäßigung. Berlin, 12. Oktober. Die sozialdemokratische Neichotags- raktion hat einen Gesetzentwurf zur Ermäßigung der Lohnsteuer eingcüracht. Dieser verlangt die Erhöhung des steuerfreien Existenzminimums von 100 Mark aus 140 Mark monatlich. Da durch steigen für Verheiratete die steuerfreien Beträge aus 150 Mark, mit eiuem Kiud aus 160, mit zwei Kindern aus 180, mit drei Kindern aus 220, mit vier Kiudern auf 280 und mit uns Kindern ans 360 Mark. Der Gesetzentwurf foll mit dem l. Januar 1928 in Kraft treten. 12 Gchulkindei- durch Handgranaten verletzt Stuttgart, 12. Oktober. Bei der Reinigung des Kanals zwischen Eaisburg und Berg sind Revolver, Munition und Hand granatensprengkapseln, die vermutlich in der Revolutionszeit ins Wasser geworfen worden sind, zum Vorschein gekommen. Schul kinder nähme» die Kapseln an sich und spielten mit ihnen. Ver schiedene explodierten. 15 Kinder erlitten Verletzungen. Noch 120 Kapseln konnten den Kindern abgenommen werden. Ein japanischer Vulkan in Tätigkeit. London, 12. Oktober. Der fnpmnsche Vulkan Abayama wirft nach Berichten aus Tokio dicke schwarze Rauchwolken ans und bedeckt das Gebiet in weitem Umkreise mit weißer Asche. Der Aschenregen erstreckt sich 70 Meilen östlich von dem Vulkan.