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MsdrufferTageblatt D«s Wilsdruffer Tageblatt euthlUt die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, de« Amtsgerichts und Siadtrat» z« Wilsdrnff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« Roße» W für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. : »k »««fP«««« «««zeit« »»»wpfoui«, »i« r,qpe!tmeZkile der amtliche« Nek«>mtm»ch>mznl«0»»<k- pftmat«, di« > xNpalteAeUeklameeetlc imtrrtltcheu Teil« 100 chotdpfenai,. N-ch»«ituns»,ed>hr 20 Ssldpfrmii,«. «»». Ää« «"chESs^l^K^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 «miahmrdtr-or». 1t>Utzr Für die Richtigkeit d« d«ech Fernruf üderMitteitcn»neigenüdernehmea Idir keine Garantie. AederR-battanfprnch erlischt, wenn der Geer», k«ch «läge eingezogen werd«, »»d »de, der Nnstraggeber in Uonknr, gerLt. Anzeigen nehmen »Ne Bermitilun,»stellen entgehn. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Du»-WUdkentz«, »««e»«««' erscheint »glich »ach», t Uh» sik den s»lge»d«» Ak» »«^rgrnrri», »ei Adhalnng t» G, «chchzqLstL- n»d »» «»»^ikeitelle» 2 wk. i» «»«»t, Kei z»ft»«l»>r, k»»ch die »»m« »,» Al»., kri v-stdestelln», W ENWT Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend chh« «»» veschllst»strle« — nehmen p» jeder Zeit Be» Hkckiui,« «»«»«gen Im Falle hllherer Gemalt, Krieg »der s»nstiger BetriedistLrnnge« desteht Kei» Anspruch ans Liesernng «Heitmeeg »Ker Kürz»»» de* BezugLpreije«. — RLchsendnug eingesandter Schriststiiche ers»lgt »nr, men» Port» »riliegt. Nr. 52. — 84. Jahrgang. Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Dienstag den 3 März 1925 Dr. Luthers Trauerrede. Berlin, 28. Februar. Alsbald nach dem Hinscheiden des Reichspräsidenten wurde das Reichskabinett zu einer Sitzung zusammeube rufen, an der auch der die Geschäfte des preußischen Mini sterpräsidenten führende ehemalige Reichskanzler Mar; teilnahm. Reichskanzler Dr. Luther richtete folgende Worte an die Minister: „Heute vormittag 10,15 Uhr ist der Präsident des Deutschen Reichs, Herr Friedrich Ebert, sanft ent schlafen. Aus den vorgestrigen Tag ernstester Sorge, den wir mit Bangen verlebt haben, und auf den gestrigen Tag, der neue Hoffnung brachte, ist nun doch der lebenvernich- tende Ausgang der Krankheit gefolgt. Ich bin gewiss, das; nicht nur das deutsche Volk, sondern weit darüber hinaus die zivilisierte Welt aufrichtigen Anteil an dem schweren Schicksalsschlage nimmt. Das Deutsche Reich verliert in Friedrich Ebert seinen ersten Reichspräsidenten. Von sei nem Wirken für das deutsche Voll und von seiner Führer schaft in schwerster geschichtlicher Zeit zu sprechen, wird meine Aufgabe in einer späteren Stunde sein. Heute, im Kreise der Neichsregierung. bringe ich in verehrungsvoücr Erinnerung an Friedrich Ebert zum Ausdruck, wie vor- tresflich der Heimgegangene seines Amtes als Reichsprä stdent gewaltet und wie glücklich und erfolgreich die Zu sammenarbcit zwischen Reichspräsident und Neichsrcgie- rung sich durch seine Klugheit und vaterländische Hinge bung gestaltet hat. Wir stehen erschüttert an der Bahre des Staatsoberhauptes, dessen grosre menschliche Eigenschaf ten so oft geholfen haben, sachlich schwierige Fragen zum Nutzen des deutschen Volkes zu lösen. Vielen von denen, die in die Negierung des Reiches berufen worden sind, war er Freund geworden. In tiefer und aufrichtiger Trauer gedenken wir alle des Entschlafenen." Die Versammelten hörten diese Ansprache des Reichs kanzlers mit großer Ergriffenheit an und gingen dann «nseinander, ohne irgendwelche Geschäfte in Angriff zu nehmen. * - Staalsbegräbms und ReichMM. Berlin, 28. Februar. Das Neichskabinett trat am Abend des Sterbetages erneut zusammen, um Verfügungen über die Beisetzung des Reichspräsidenten zu trefsen. ' Die Beisetzung soll Mittwoch in der Form eines Reichsbcgräbnisscs erfolgen. Die Leich-, die für Sonn abend im Sterbehause, dem Westsauatorium, blieb, wird in der Nacht nach dem Palais des Reichspräsidenten über- geführt. An der Überführung nehmen nur die Ange hörigen und die Spitzen der Reichs- und preußischen Be hörden teil. Mittwoch findet in und vor dem Reichs präsidentenpalais die Trauerfeier statt, bei der Reichs kanzler Dr. Luther im Namen der Negierung sprechen wird. Die Reichswehr stellt das militärische Ehrengeleit Der Ncichswchrministcr erläßt einen besonderen Tages befehl an Heer und Flotte. Der Ältestenrat des Preußischen Landtages ist zu Montag einbcrufen worden, um darüber zu entscheiden, ob die für Dienstag und Mittwoch vorgesehenen Plenar sitzungen stattfinden sollen, und über eine besondere Trauer- feier des Preußischen Landtages zu beschließen. Lustbarkeiten in Preußen verboten. Nach einer amtlichen Mitteilung wurde auf Grund der' Neichsverfassung beim Ableben des Reichspräsidenten an geordnet: Öffentliche Musik sowie öffentliche Lustbarkeiten mit Einschluß der Rennveranstaltungen und Schauspielvor- stellungen mit Einschluß der Lichtspiclvorführungen sind am Sonnabend, den 28. Februar, am Sonntag, den 1. März und am Tage der Beisetzung des Herrn Reichspräsidenten verboten. Bei vielen in Aussicht genommenen Festlichkeiten wurde schon vorher mitgeteilt, daß sie aufgegeben oder verschoben sind. Kundgebungen -er Behörden. Die Neichsregierung betonte in ihrer Kundgebung die Verdienste Eberts, die er sich durch die Arbeit für das Zustandekommen der Nationalver sammlung erworben Hai, wodurch er dem deutschen Staats leben wieder eine gesunde Grundlage gab. Der Reichsrat trat gestern nachmittag zu einer kurzen Trauer- kundgebung für den Reichspräsidenten Ebert zusam men, an der Vertreter aller Länder teilnahmen. Reichsinnen- mi>nMer Schiele eröffnete die Libun« rind erteilte dem Preußi- Weitfauawrtum und der Wohnung des Reichspräsidenten, in der Wilhelmstraße staute sich eine großes Menge, um Näheres über das Ableben des Reichs präsidenten zu erfahren. Die Berliner Börse wurde ans Anlaß des Ablebens des Reichspräsidenten nicht ab- gehaltcn. Der Reichsverband der deutschen Industrie, der eine Festsitzung abhalten wollte, sagte, diese ab. Die Vertretungen der auswärtigen Staaten in Berlin bekundeten ihre Teilnahme sofort nach dem Bekanntwerden des Trauerfalls durch Flaggen- hissung auf halbmast. * Reich und Ausland. Berlin, 1. März. Aus allen Teilen der Welt liefen bei der Reichsregierung und der Familie des Reichspräsidenten Bcileidskundgcbungen in schier unübersehbarer Zahl ein, hervorgehoben seien nm solgende: Bundespräsident Hamisch und Bundeskanzler Ramek- Wien, Bundeskanzler a. D. Seipel, Senatspräsident Sahni- Danzig, Rcichsverweser Horthy und Ministerpräsident Gras Bethlen-Budapest, die Regierung von Luxemburg zugleich im Namen der Großherzogin, Ministerpräsident Zelmin-Lettland, Ministerpräsident Mowinckel-Oslo (Norwegen), der frühere König von Bulgarien, z. Zt. Coburg, die Präsidenten Calondei und Kaeckenbcü-Beuthen O.-S., der Direktor des Internationa len Arbeitsamtes in Gens, Albert Thomas, das Präsidium des Bundesrates der Republik Österreich. Von den deutschen Länderregierungen, von den gesetz gebenden Körperschaften der Länder: Die Staisregicrungen von Sachsen, Hessen, Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, Anhalt und Waldeck, die Senate von Hamburg, Bremen und Lübeck, die Landtage von Bayern, Sach sen, Oldenburg, Braunschweig. Von sonstigen politischen und wirtschaftlichen Organisa tionen: Die Deutsche Reichsbahngesellschaft, Kardinal Schulte- Köln, der deutsche und Preußische Städtetag, der Bayerische Städtebund München, der Deutsche Landgemcindetag z. Zt. Weißwasser-Obcrlausitz, die Städte Berlin. Dresden, Frank furt a. M„ Duisburg, Bochum. Lünen. Barmen, Elberfeld, dei Reichsbund der Kommunalbcamten und -Angestellten, der In dustrie- und Handelsiag, die Industrie- und Handelskammer Berlin, die sächsischen Handelskammern in Dresden, der Nord deutsche Lloyd Bremen, die Deutsche Bank, der Alte Bcrg- arbeiierverband, gez. Husemann, das Deutsche Nationalthcatci in Weimar, die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger. Beileidsbesuch des Königs von Dänemark. Kopenhagen, 1. März. Der König von Dänemark stattete ieute vormittag dem deutschen Gesandten einen längeren Be uch ab, um sein Beileid zum Ableben des Reichspräsidenten mszusprechen. Der Minister des Auswärtigen und das diplo- natische Korps haben bereits gestern ihre Teilnahme zum Lusdruck gebracht. Hoftrauer in Rom. § Rom, 1. März. Aus Anlaß des Ablebens des Reichspräsi denten Ebert hat der König Hoftrauer für acht Tage msagen lassen. , Mrsötzrung nach Ser Wilhelmstraße. Berlin, 1. März. Um Mitternacht wurde die irdische Hülle des Reichspräsi denten vom Westsanatorium nach der Wilhelmstraße überge führt. Ackt Träger trugen den mit der Neichsflagge bedeckten Sarg aus dem Sterbezimmer auf den mit 4 Pferden bespannten Trauerwagen. Berittene Schutzpolizei bildete die Spitze des Lrauerzuges. Dann folgte der Trauerwagen, eskortiert von einer Abteilung Reichswehr. In einer Anzahl Equipagen gaben die Minister dem Dahingeschiedenen das Geleit. Eine Abteilung berittener Schutzpolizei beschloß den Zug. Gegen 1 Uhr nachts tras der Trauerzug im Trauerhause in Ser Wilhelmstraße ein. Während des ganzen Weges begleiteten irotz der späten Stunde zahlreiche Passanten den Zug, andere ließen ihn entblößten Hauptes an sich vorüberziehen. Vom Brandenburger Tor ab bis zum Palais des Reichspräsidenten bildeten etwa 2000 Reichsbannerleute mit Fahnen und Fackeln Spalier. Besonders lebhaft war der Verkehr in der Wilhelm straße, wo die Polizei, wie das auch in der Ioachimsthaler Straße geschehen mußte, Absperrmaßregeln getroffen hatte. Im Palais in der Wilhelmstraße wurde der Verblichene von seinen Familienmitgliedern in Obhut genommen und aufgebahrt. Ein Kommando von einem Offizier und sechzehn Unteroffizieren zog dann als Ehrenwache am Sarge auf. Wie Ebert aufgebahrt wurde. über die erste Aufbahrung des Reichspräsidenten lm West- sänatorium wird folgendes bekannt: Der Reichspräsident liegt im vierten Stock des Sanatoriums in einem ganz kleinen Hin terzimmer. das so klein ist, daß man, nachdem der Sarg aus gestellt wurde, sich kaum bewegen konnte. Der Reichspräsident ist mit einem weißseidcnen Hemd bekleidet, liegt aus emem Weißen Kissen und ist mit einer weißen Decke zugedeckt. Rück wärts aus einem Tisch liegt eine schwarzrotgoldene Fahne. Am Kopfende sind drei Blumentöpfe aus dem Sanatorium ausge stellt, sonst sind bis auf einen Blumenstrauß keinerlei Blumen im Zimmer. Um 9 Uhr abens war von Professor Kolbe int Auftrage des Ministeriums des Innern die Totenmaske ab genommen worden. Betleidskun-gebungen Zn Berlin. Die Kunde vom Ableben des Reichspräsidemen ver breitete sich mit Windeseile durch Berlin. Alle öffentlichen Gebäude, zahlreiche Privat- und Geschäftshäuser, die Gesandtschaften flaggten sofort halbmast. Beim Außen minister Dr. Stresemann sprach das ganze diplo matische Korps vor. Reichskanzler Dr. Luther empfing zahlreiche Kondolenzbesuche von Vertretern der Reichs-, behörden, politischen Parteien und Fraktionen. Auch des, Frau Ebert liefen zahlreiche Beileidskund, Hebungen von Behörden und Privaten ein. Por dem An der Bahre des Reichspräsidenten scheu Ministerpräsidenten Dr. M ar"x das Wort, der in einer längeren Rede in warmen Worten des Hingeschiedenen ge dachte. Die Ansprache wurde stehend angehört. Minister Schiele schloß dann die Sitzung. Das preußische Staatsministerium hat in einer Trauersitzung am 28. Februar eine Kundgebung beschloßen, in der besonders aus die Verdienste des ver storbenen Reichspräsidenten um den Zusammenhalt des Reiches hingewiefen wird. Im Rahmen einer Trauersitzung des preußischen Kabinetts " schilderte Ministerpräsident Marx den Reichspräsidenten Ebert als einen glühenden Patrioten und echten Deutschen, dessen unverrückbares Ziel der Wiederaufstieg Deutschlands durch friedliche Arbeit des nicht zersplitterten, sondern zu kraftvoller Einheit zusammengefaßtcn Volkes war. Der Reichswehrminister hat folgenden Befehl an die Reichswehr erlassen: Das Deutsche Reich hat sein Oberhaupt durch einen jähen Tod verloren. Die deutsche Wehrmacht erweist ihrem toten Oberbefehlshaber den letzten Gruß in ehrfurchtsvoller Trauer. Sein Sinn und seine Tatkaft galten ihrem Wohl. Sein Name wird in ehrenvollem Angedenken bleiben. Zum äußeren Zeichen unserer Trauer ordne ich an: Die Reichskriegsflagge ist aus allen militärischen Gebäuden und an Bord der Schiffe bis nach der Beisetzung halbstock zu hissen. Es ist bis nach der Beisetzung kein Spiel zu rühren. Das Spielen bei Totengedenkfeiern bleibt gestattet. gez. Reichswchrminister Geßler. Die Tfauerkmidgebung des Reichstages. Präsident Lobe ist Sonnabend abend in Berlin einge- irofsen. Die Vollsitzung des Reichstages am Montag und alle Ausschuß- und Geschüstssitzungcn fallen bis Mittwoch einschließ- - lich aus. Ob der Reichstag eitle besondere Trauersitzung ab- j halten oder nur an den Bestalinngsseierlichkeiten teilnchmcik « wird, ist noch nicht beschlossen. Der Ältestenrat wird Sonntatt »ui 12 Uhr eine Besprechung aühalten. Trauerseier in den Schulen. Berlin, 1. März. Dem amtlichen preußischen Pressedienst zusolge hat das Preußische Staatsministerium beschlossen, am Tage dei ofsizie llen Trauerfeier im Hause des Reichspräsiden ten den Unterricht in den preußischen Schulen ausfällen und in einer Schulfeier des toten Reichspräsidenten gedenken zu lassen