Volltext Seite (XML)
SiichMNolksMlMg , ^ !«>ma»me »oa ,e,-hLst«-m^ett?i! »0 llhr. dm, FLmUito- I ^A»«a«b» t «u !> d-Ua^cn Al »,» u"7u!!de>uÜrbb'geEschUe!>«>elow>e*'durq*Fern!p"ch^Uli-1 I ^Mrr.7q ^ ^ I füv Lveryvyen, Lieeyr uno Aveiyeri m- Redaktions-Sprechstunde: IQ bis 11 Uhr vormittags Nr. 223 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbeinstrasze 4« Unabhängige» Tageblatt fisr Wahrheit, Recht und Freiheit mit NnteehaltUngsdeilase Vie ittustvievte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Freitag den 26. September 1913 veritndltii l ift. Brieflichen > die »iedalttou I pol-xellan Olas.7ssrlst«N ^nkäuser O-draucks- u. rierrereastSase Xönts-ckokaim-Stroüs. Zkl WWW PWmin in WM hielt seine diesjährige Generalversammlung am 23. Sep tember in Negensburg ab. Auf derselben wurde erklärt, daß die „Nürnberger Volkszeitung" in drei Jahren ihren Abonnentenstand von 2400 auf 10 000 vermehrt habe. Wer hilft nun der „Sächsischen Volkszeitung" zu einein ähnlichen Erfolg. In zahlreichen Vereinen und Gemeinden ist in der letzten Zeit recht wacker gearbeitet worden. Eine Anzahl Meldungen über Vermehrung des Abonnentenstandcs sind uns schon zngegangen. aber das sind noch lange nicht genug. Weitaus die meisten Gemeinden hüllen sich noch in Schwei gen. Der 1. Oktober steht vor der Türe! Der kommende Winter ist für das gesamte sächsische Volk von großer Wich tigkeit, da im Landtage wichtige Fragen zur Verhandlung kommen. Aufklärung für die Katholiken schasst nur dis - katholische Presse, die „Sächsische Volkszeitung". Daher muß in diesen Tagen überall die Werbearbeit für das Blatt ausgenommen werden. In keiner katholischen Faniilie darf die „Sächsische Volkszeitung" fehlen. wochenrundfchau Im Vordergründe der innerpolitischen Geschehnisse stehen noch immer die Erörterungen über den Ausgang des sozialdemokratischen Parteitages in Jena. Die liberale Presse badet sich förmlich in Wonne über die großen Dinge, die in Jena geschehen sein sollen. Die soge nannte „Mauserung" der Genossen oder, wie man sich klassi scher auszudrücken beliebt, der Sieg des Revisionismus, gibt den rosaroten Freunden der Sozialdemokratie ausgiebig Gelegenheit, sich und ihren Anhang durch eine beneidens- werte Art von Autosuggestion für ihr Zusammengehen mit der Umstnrzpärtei zu rechtfertigen und sich die Aureole einer weitsichtigen staatsmännischen Sehergabe auf das Haupt zu drücken. Man predigt in den liberalen Blättern zurzeit mit unermüdlichem Eifer die schöne Phrase, daß die Ver handlungen und Beschlüsse des sozialdemokratischen Partei tages einen weiteren Schritt auf dem Wege der Sozialdemo kratie von einer utopistischen Revolntionspartei zu einer auf dem Boden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung praktisch mitarbeitcnden Neformpartei bedeuten. Man merkt die Absicht, ohne allerdings darüber besonders verstimmt zu sein. Die liberale Presse, die doch sonst das Monopol der Wissenschaftlichkeit und politischen Gerissenheit für sich in Anspruch ninimt, kann unmöglich, wenigstens wenn sie ehr- lich sein will, daran glauben wollen, daß der Jenaer Partei- tag auch nur ein Jota von seinen parteipolitischen Grund tendenzen abgewichen sei, oder daß gar die Sozialdemokra ten sich mit der bestehenden Gesellschaftsordnung resigniert abgefunden hätten. Auch mit dem „Fall Schleinitz" konnte sich die liberale Presse, an deren Spitze die „Tägliche Rundschau", keine Lorbeeren erringen. Die Behauptung eines BlatteS, daß dem Kommandeur der ostasrikanischeN SchutztruvPe Freiherrn von Schleinitz von der Kolonialverwaltnng nahe- gelegt worden sei, er solle seinen Abschied nehmen weil man „vor dem Zentrum Ruhe haben wolle", stellte sich als eine grobe Mystifikation heraus. Da Freiherr t'. Schleinitz sei- ber auf das bestimmteste erklärte, daß ihm etwas derartiges im Kolonialamte nicht gesagt worden sei. ist es offenbar daß der Gewährsmann der „Tä.st. Rundschau" in seinem Eifer, dem Zentrum eins anzulnr.oen. über alle Maßen ge- flunkert haben muß. Man köants eigentlich die liberale Presse bedauern, daß sie so vorurteilslos auf den Leim eines sensationslüsternen Nevolverjournalisten gekrochen ist. Hof- fcntlich werden die nächst m Wochen völlige Klarheit in diese Angelegenheit bring-,i und die Nichtigkeit der Behauptung des Abgeordneten Erzberger im Reichstage bestätigen. Zu diesen innerpolitischen kolonialen Angelegenheiten kommen noch auswärtige Schwierigkeiten, die sich aus den bei der drnHh-französischen Grenzregulierung in Neukaiuernn zu- getretenen Differenzen ergeben. Wenn es sich als nicht aWpngig erweisen sollte, diese Meinungsverschiedenheiten. d«wn man in Frankreich ziemlich großes Gewicht beizulegen Wkkut, vor das Haager Schiedsgericht zu bringen, wird ver sucht werden müssen, sie durch fortgesetzte direkte Verhand lungen zwischen Deutschland und Frankreich aus der Welt zu schaffen. Der Konstantinopeler Friedens vertrag zwischen der Türkei und Bulgarien hat Adrianopel, Demo- tika und Kirkkilisse wieder türkisch gemacht. Die Verhand lungen schreiten nur langsam vorwärts, da sich bei den Be ratungen ein Mangel an Methode geltend macht, und da vor allem die Untcrkommissionen aus einer gewissen Lethar gie sich scheinbar nur schwer herauszüreißen vermögen. Immerhin darf man bestimmt hoffen, daß das Resultat der Verhandlungen schon in den nächsten Tagen von gutein Er folge gekrönt sein wird, wenn auch ein ausgesprochenes tür- kisch-bulgarisches Bündnis vorderhand noch nicht proklamiert werden dürfte. Die Pforte hat die günstige Lage, in der sie sich Bulgarien gegenüber befand, verständig genutzt, ohne das Maß zu überschreiten und den schließlich auch diploma tisch besiegten Gegner tödlich zu kränken. Es ist ihr gelun- > gen, den in Europa übrig bleibenden Besitz der Türkei durch starke Positionen auf dem rechten Ufer der Maritza strate gisch trefflich zu sichern. Auf der anderen Seite hat Bul garien durch den allerdings nicht großen Streifen Landes, der ihm den Zugang zum Aegäischen Meere gibt, einen wert vollen Gebietszuwachs erhalten. Bulgarien wird sich dort wie ein Keil zwischen Griechenland und die Türkei schieben, nnd eS unterliegt keinem Zweifel, daß es diese zunächst aller- dings unbedeutende Position zum Aegäischen Meere als einen Wechsel auf die Zukunft betrachtet und auszubauen versuchen wird. Mit denl Frieden in Konstantinopel ist der Friede auf dem Balkan als solcher noch lange nicht gesichert. Das zeigen die neuesten Meldungen, die aus dem zurzeit wieder einmal im Vordergründe stehenden Albanien zu uns gelangen. Scheinbar durch serbische Schuld, durch ungerechte und provozierende Maßnahmen der serbischen Okkupations armee haben sich die Albaner gegen die Serben erhoben und, wie es scheint, nicht ohne Erfolg. Es ist den Albanern, welche nicht bloß mit modernen Gewehren, sondern auch mit Gebirgsgcschützen und Mitrailleuscn bewaffnet sein sollen, bereits gelungen, nach heftigem Kampfe Dibra einzuneh men. Die Haltung der Großmächte, welche in dieser Frage von den: als die verfolgte Unschuld sich aufspielenden Ser bien angerufen wurden, steht noch aus, es ist aber zu wün schen, daß die Frage durch diplomatisches Eingreifen und vor allein auch durch einen gewissen Druck ans Albanien, seine Negierung endlich einmal nach den Londoner Be schlüssen zu konstituieren, geregelt werden wird. Anfang Oktober wird Herr Poincar 6 dem König Alphons von Spanien den in Paris gemachten Be such in dessen Hauptstadt erwidern. Bestimmter als je tau chen wieder Gerüchte von dem bevorstehenden Abschluß eines französisch-spanischen Bündnisses auf. Man kann nicht in Abrede stellen, daß Spanien an einem Bündnisse mit Frank reich stark interessiert ist. Spanien hat heute das Wohl wollen des mächtigen französischen Nachbars nicht nur in Marokko sehr nötig, wo seine Truppen in immer ernstere Kämpfe mit den Eingeborenen verwickelt werden, es bedarf auch vor allem der Unterstützung durch französisches Kapi tal, soll doch eine spanische Anleihe von 700 Millionen in der französischen Hauptstadt bevorstehen. Wahrscheinlich er klärt sich die zurzeit in Spanien unzweifelhaft bestehende Franzosenfrcundlichkeit am einfachsten aus diesem Geld- bedürsnisse. Die englische Arbeiterbewegung, die einen sehr bösartigen Charakter anzunehmen drohte, beginnt er freulicherweise abznflauen. Allerdings wird die englische Regierung trotz der scheinbar etwas zurückgedämmten Streik- epidemie der Verschärfung der sozialen Gegensätze ihre vollste Aufmerksamkeit widmen müssen. Die japanisch-chinesischen Differenzen sind immer noch nicht vollständig beigelegt. Unter dem Drucke der durch eine bedenkenfreie Agitation in Helle Er- regnng versetzten Volksstimmung hat Japan seine Forderun gen an China geradezu bis zur Unerfüllbarkeit gesteigert. Die Sonderstellung, wie sie Japan unter Vorwänden er strebt, die niehr den Ansprüchen erregter Pöbelmassen, als der Ansicht der japanischen Staatsmänner ihren Ursprung zu danken scheinen, widerspricht dem Prinzip der wirtschaft lichen Gleichberechtigung. Vor den Folgen einer solchen Politik muß Japan dringend gewarnt werden, wenn es nicht mit den an der Festigung der Verhältnisse Chinas inter- essicrten Großmächten in bedenklichen Gegensatz geraten will. Die albanischen Wirren Der verstorbene Staatssekretär von Kiderlen-Wächter, der bekanntlich einer der hervorragendsten Kenner der Ver hältnisse auf der Balkanhalbinsel war, hat öfter den Aus spruch getan, daß ein Krieg auf dem Balkan, wenn er ein- mal begonnen habe, gar nicht mehr aufhöre. Die Ereignisse haben gezeigt, daß die Ansicht Kiderlens nur zu sehr durch die grausame Wirklichkeit bestätigt werden sollte. Zuerst das blutige Niederwerfen der Türkei durch den Balkanbund, daun der große Krach und der nicht weniger blutige Zwist unter den einstigen Verbündeten, dann neues Vordringen der Türkei und jetzt, nachdem die vielen nnd verschiedensten Friedensprotokolle kaum unterzeichnet sind, unabsehbare Wirren in Albanien. Die Serben haben mit der auf der Londoner Botschafterkonserenz ihnen zugestandenen Einver leibung. gewisser Teile albanischen Gebietes den Haß der Albancser in noch größerem Maße, als jener seit undenk baren Zeiten schon bestand, auf sich gezogen. Die Serben sollen durch Uebergriffe und allerhand harte Maßregeln gegenüber der notleidenden Bevölkerung in den okkupierten Gebieten die Albaner derart hcrausgefordert haben, daß es zu einem Aufstand der Albaner gegen die Serben gekommen ist. Als die serbischen Behörden jüncHt die Häuptlinge von Drenica ergreifen und hinrichten ließen, brach in dem Teile des Gebietes vom Djakowa, der nunmehr Serbien einver leibt wurde und der aber ausschließlich von Albanern be wohnt ist, der Aufstand aus. Seit längerer Zeit finden zwischen albanischen Banden und serbischen Truppen blutige Kämpfe statt. Da die serbischen Abteilungen einige an den Kämpfen völlig unbeteiligte Dörfer niedergebrannt haben, gewinnt der Aufstand immer größere Ausdehnung. Auch in dem Gebiete diesseits des Drin, auf dem Territorium des autonomen Albanien, ist die Erregung gegen die Ser ben dadurch aufs höchste gestiegen, daß die serbischen Trup pen trotz der Londoner Beschlüsse keinen ernstlichen Willen zeigten, die Stellungen, die sie noch in der Mirdita und wahrscheinlich auch in der Lurja innehattcn, also in dem für autonom erklärten Albanien, zu verlassen. Dazu kommt, daß infolge der Sperrungen der Straßen nach Djakowa und Prizrend im ganzen nordöstlichen Teile der Malissia Hun- gersnot ansgebrochen ist. Die Serben haben durch diese Anfstandsbewegiingen nun allerdings eine g'wisse formelle Berechtigung, gegen die Mallissoren einznschreiten, und es wurde bereits in einem Belgrader Ministerrate unter dem Vorsitze des Königs Peter beschlossen, nicht nur einen ge harnischten Protest gegen Albanien bei den Großmächten cinzureichen, sondern auch durch Einberufung mehrerer Jahrgänge der Reserve die Angelegenheit selbst energisch in die Hand zu nehmen. Man weist in Belgrad darauf hin, daß die Mächte, die die staatliche Existenz Albaniens dekre tiert hatten, und denen zuliebe Serbien seine strategischen Positionen in Albanien geräumt habe, moralisch verpflichtet seien, Serbien vor den unheilvollen Folgen der Gewährung dieser Wünsche zu bewahren, widrigenfalls Serbien ge zwungen sei, der Vorsehung der säumigen Großmächte durch eigene militärische Maßnahmen etwas uachznhelfen. Es bedarf aber noch sehr der Bestätigung, ob die Albaner wirk lich der angreifende Teil sind. Denn es ist leicht möglich, daß sie sich nicht anders als durch Gewalt gegen die serbische „Negierungsmethode" z» wehren vermochten. Die Haltung der Serben gegenüber Albanien und die notdürftig verhüllte Androhung der inzwischen tatsächlich erfolgten Besetzung strategisch wichtiger Punkte auf albanischem Gebiete durch Serbien gibt zu der sehr durchsichtigen Befürchtung Grund, daß Serbien nach dem bewährten Balkanrezept sich mit dem Plane trägt, die Großmächte im Punkte der Aneignung wei teren albanischen Bodens vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Es fehlt aber in dieser Beziehung nicht an deutlich sprechenden Momenten, die es zweifelhaft erscheinen lassen, ob jene Balkanmethode auch in dem serbisch-albanischen Falle durchführbar sei. Denn die Großmächte haben gerade in Bezug auf das albanische Problem neben diplomatischer Vorsicht Tatkraft und Konsegnenz bewiesen — cs sei nur an die Lösung der Skntarifrage und an die Blockade der montenegrinischen Küste erinnert — und gerade die neuen Tatbestände zeigen zur Evidenz, daß der Staat und die Nation Albanien nicht erst durch die Phantasie Oesterreich- Ungarns geboren werden mußte. Daß österreichische Machen schaften hinter der in Albanien herrschenden Anarchie stecken, ist selbstverständlich ganz unglaubhaft, vielmehr spricht jede Vermutung dafür, daß dieser Zustand von der Seite herbei- geführt ist, der sich gegen Albanien mit Angrifssabsickten trägt. Deutsches Reich Dresden, den 25. September 1913 P Der Landrskultnrrat für das Königreich Sachsen wird am 6. November zu seiner 53. Gesamtsitzung in Dres den zusainmentreten. P Sozialdemokratie und städtisches Wahlrecht. Wie die „Leipziger Volksztg." in einem Artikel zu den Verhand lungen über eine Reform des Leipziger Kommunalwahl, rechts berichtet, plant die sächsische Sozialdemokratie „einen engerischen Vorstoß für das allgemeine gleiche Wahlrecht im ganzen Lande".