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Srsch. tägl. Mora. 7U. Inserate, d^paltzetle S Pf., werden b.Ab.7 lGonnt. bi-LU.) angenommen Inder Expedition: Johanned-Alle« , NN,d WoistNh-uf" ' ° s. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredaeteur: Theador Drokisch. Abonn. vierteljädrlich 40 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch die Kgl. Post vlertelsäbrlich LB Rgr. Einzelne Nummern ' Ng 1 «gr. Sonntag, den 4. November MW. Dre-den, den 4. November. — Se. Mas. der König haben von den durch die Kam mern vorgeschlagenen Kandidaten den Kammerherrn Freiherrn v. Friesen auf Rötha zum Dicepräfidentcn der Ersten Kammer, den Abg. Bürgermeister Haberkorn aus Zittau zum Präsidenten der Zweiten Kammer und den Abg. Oehmichen auf Choren zum Vi- cepräsidenten der Zweiten Kammer zu ernennen geruht. Die bei den Herren Prästoeuten der Kammern haben bereits Sr. Majestät dm Sid abgelegt. Morgen werden sich di« Kammern constituirrn und die seierlicht Eröffnung des Landtags durch Se. Majestät dm Kttiig wird Dienstag Mittag 13 Uhr im königlichen Schloff« stattstndm. Vormittags halb 8 Uhr vor Eröffnung de- Land tag» findet ein Gottesdienst in der evangelischen Hofkirche statt, wobei Herr Oberhofprediger v. Liebner die Predigt halten wird. Der königl. Mintsterrefident am königl. neapolitanischen Hofe, Graf Kleist vom Laß, welcher sich infolge des Todes seines Vaters, kurz vor dem Ausbruch des Aufstandes in Sicilien, hier her in Urlaub begeben hätte, ist im Laufe des vorigen Monats auf seinen Posten nach Gaeta zurückgekehrt. Derselbe hat zugleich dm allerhöchsten Auftrag erhalten, Sr. Maj. dem Könige Franz H. di« Jnpgnien de» k. HauSordettS zu überbringen. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Von den am Freitage stattgefundenett Einspruch-Verhandlungen war die erster« von ganz besonderem Interesse. Der Kirchner und Leh rer-Herr Glaser in Radeberg hatte am 3l. Januar d. I. eine. Schülerin, die 13jährige Tochter de- dafigen Kürschner- Hübner, de-halb gestraft, resp. mit einem Röhrchen einigemal auf den Handteller geschlagen, weil sie .sich erdreistet hatte, ih ren Tag» vorher zur Strafe in der Schule zürückgrhaltenen Bruder; angeblich auf Geheiß ihrer Mutter, von da ohne Be fragung de- in seiner Wohnung befindlichen Lehrers hinweg- zrchvlen. Die Tochter hatte nach beendigter Schule über die erlitten« Strafe sich gegen die Mutter beklagt, und nun er- scheint di« Letzt«« in de- Lehrer- Wohnung wie eine Furie und unterfängt sich, denselben auf die gemeinste Weise ob sei ner vermeintlichen Frevelthat zu ronstituiren. ES regnete Schimpf wörter der niedrigsten Art, sie schleif ihm entgegen, er hätte eh« auf dem Dorfe die Kühe hüten mögen, als daß er Leh rer geworden wäre, und wa» dergleichen Ungezogenheiten mehr -«»Isen find. Daß bei solchem Gebühren dem Lehrer auch di« Gullr übrrlief und er ihr z. B. gesagt haben soll: ,« Hab« fit- im Magen wie saurer Bier", ist wohl kaum zu verwun den») und al« fit sein Geheiß, sich zu entfernen, nicht beach tet, vielmehr hierauf es nur noch toller trieb, machte er von sriuem Hauirlchte Gebrauch und begann, sie zur Stube hinaus jw Maßregeln. De« aber widersehte sich dir Rasende mit aller ihr'HU Gebote: stehenden Kraft. iGir stemmte sich in di« Thürr ein und schimpfte und schrie dabei fortwährend, so daß der Angegr.ffenr endlich zur Gewalt schreiten mußte. Er umfaßte sie daher mit beiden Armen und hob sie aus. trug sie sodann die Treppe hinunter bis vor die Thür und setzte sie dort ab. Während dieser Procedur schlug, kratzte und b,ß das Weib um sich, so daß dem Lehrer Gesicht und Hände blutrü«stig waren, ließ aber längere Zeit immer noch nicht ab, vor dem Hause herumzuschreien und die gemeinsten Jnvectiven gegen dm Lehrer zu schleudern. Die in Folge diese» abscheulichen Atten tats von demselben wegen gewaltsamen Hausfriedensbruch», Kör perverletzung und Beleidigung erhobene Klage, welche durch die Aussagen vieler glaubwürdigen Zeugen Bestätigung fand, «gab das Resultat, daß die Hübner von dem GerichtSamte Radeberg zu 6 Wochen und 4 Tagen Gefängniß und in die Kosten (welche zur Zeit gegen 78 Thlr. betragen sollen) verurtheilt wurde, mit der dem Antrag« gemäß decretirten Verschärfung, daß der Bescheid nach elngetretener Rechtskraft in d«M Rade berger Wochenblatt», dem „Echo", öffentlich bekannt gemacht werden solle. Gegen diese- Erkenntniß erhob nun die Hübner Einspruch, indem sie zu ihr« Rechtfertigung anführte, daß ihr Auftreten keineswegs so schlimm gewesen sei, als der Lehrer es dargestellt, daß er sie durch seine Reden zum Zorn gereizt, überhaupt aber sein Strafbefugniß überschritten habe, indem der Stock kein Instrument sei, mit welchem ein Lehrer die Kinder strafen dürfe; da- Mädchen sei mit geschwollener Hand und Schwielen ilw Handteller nach Hause gekommen, so daß «S so fort ärztlicher Hilfe habe übergeben werden müssen, und in sol- chem Falle sei die Entrüstung einer Mutter wohl gerechtfer tigt. Einen ganz neuen ExculpationSgrund batte fit auch in der Behauptung gesucht, von einem Hausfriedensbruch könne gar nicht die Rede sein, denn die Wohnung de- Lehrer», resp. die Schule, gehöre den Gemeindegliedern, welche dieselbe gebaut chatten, und dorthin zu kommen hätten diese ein Recht und der Lehrer dürfe sie nicht auSweisen. Das Mädchen hatte indeß be reits am vierten Tage darauf die Schule besucht und die be liebte Strafart durchaus keine nachtheiligen Folgen für ihr« Ge sundheit zurückgelassen. Von der Angeklagten war für die Ein spruch-Verhandlung Herr Adv. Fränzel zum Bertheidiger erko ren worden. Nachdem derselbe erklärt, daß er den Inhalt der bei den Acten befindlichen DertheidigungSschrift, welche Herr Adv. Leuthold in KönigSbrück verfaßt habe, nicht zu dem sei- nigen machen möge, sprach er sich unter Anderem dahin au», daß der betr. Lehrer der Angeklagten nicht in ganz gebühren der Weise «ntgegengetreten sei; vielmehr habe er durch sein Ver halten, welche» er als ein unangemessene» bezeichnen müsse, dm ga^en Exceß erst hervorgerufen und die enragirte Frau nur noch Mehr gereizt und exaltirt. Dir Züchtigung d«»i -LMchdn- ^