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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsami Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Zwanzigster Jahrgang. Donnerstag, den 5. Äprit 1860. 14. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen daraus an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Nedaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharand und Nosscn aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — (Ltwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. U m schau. Wilsdruff, am 3. April. Wie sich erwarten ließ, ist das nun auch im Gebirge eingetretene Thauwetter auf den Wasser stand der Eibe nicht ohne wesentlichen Einfluß ge- blieben. Am L. d. M. erreichte das Hochwasser am Pegel der atten Elbbrücke in Dresden die bedeu tende Höhe von 7 Ellen über Null. Seitdem ist das Wasser im Fallen begriffen und es steht ein nochmaliges Steigen desselben kaum zu erwarten. In den Umgebungen Dresdens standen das kleine Gehege, die an der Wasserstraße gelegenen Wiesen, die niedrig gelegenen Felder um „Anions" rc. unter Wasser. Die stromabwärts gehenden Dampfschiffe konnten nicht mehr die Pfeiler der Marienbrücke passiren, sondern mußten am Elbschloßchen ihren Landungsplatz nehmen. Bei Neudorf reichte die Elbe bis zur Löschung der Meißner Chaussee. Bon einem durch das Hochwasser entstandenen Schaden oder von Unglücksfällen haben wir bis jetzt noch nichts vernommen. Der milden Witterung zum Trotz behauptet indessen im höheren Erzgebirge der Winter noch immer seine Herrschaft. Einer uns zugekommenen Privatmittheilung aus Frauenstein zufolge wurde noch gestern die Post von dort nach Saida mit dem Schlitten expcdirt. An demselben Tage kam die Post von Dippoldiswalde in Frauenstein seit langer Zeit zum ersten Male mit dem Wagen an; die Fahrt war aber so schlecht gegangen, daß man sich veranlaßt gesehen, seine Zuflucht wieder zum Schlitten zu nehmen. Das erscheint uns allerdings unbegreiflich, findet indessen in den klimatischen Einflüssen seine volle Begründung. — Am 3. d. M. HI2 Uhr des Nachts brach im südlichen Theile des Daches des am Hospitalplatze gelegenen Militärkammergebaudes in Dresden Feuer aus. Den umsichtigsten Anstalten ist cs zu verdanken, daß eben nur dieser Dachraum aus brannte. — Das ,,Dr. I." bringt unter dem 4. d. M. Folgendes aus Dresden: „Heute durchläuft die Nachricht von einem schweren Verbrechen unsere Stadt. Im Laufe des gestrigen Nachmittags er krankten plötzlich die fünf Kinder des Kanzlisten in der k. Staatsschulden-Buchhalterei, Lehmann. Der Verdacht, daß dieselben vergiftet worden seien, bestätigte sich, und man hat ihren Vater, der Witwer ist, gefänglich eingezogen. Zwei der Kinder, Mädchen von 2 und 4 Jahren, find gestern Abend noch gestorben , während die drei älteren, Knaben von 6, 8 und 10 Jahren, sich in derDiakonissen- Anstalt auf dem Wege der Besserung befinden. Die Vergiftung soll durch Strychnin erfolgt sein. Bei der Verhaftung Lehmanns fand man ein ge ladenes Pistol und ein scharfes Messer in seinen Taschen, auch machte er auf der alten Elbbrücke einen Versuch, in die Elbe zu springen." — Die soeben herausgegebene „Rangliste" der königlich sächsischen Armee vonr Jahre 1860" zählt die Namen von 650 Offizieren auf, 387 adeligen und 263 bürgerlichen. Unter den 19 Generalen ist kein bürgerlicher, unter 14 Obersten sind 2 bürger liche fl von der Infanterie, 1 von der Artillerie). Unter 18 Oberstleutnants sind 4 bürgerliche (I In fanterie, 3 Artillerie und Jngenieurcorps), unter