Volltext Seite (XML)
N». L'«v L8 Iahrg. Dienstag, de» 4. Mürz ivlv abends v«-»a»pr»t»! ^ mit tüustr. vetlaae dterteliahÄtch In Drroden uni amu Deutsch, t Hau» ».»« Ft m Oesterreich KHOui»» » viertel! Deeeden und ganz ».88 a». In land frei Hau» l» K. Vp- tn veslerretch 8, rtnzel>Nu«tnrr 1v 1. »>e Sächsische «olkSzeltuna erscheint an -Men chentagen nachmittag». Geschäf1«st«Ue arri. ^»rdwkltoa» Dresden»A. 16, Hotdetnstrabe 44 Fernsprecher 21366 Postscheckkoi.te> Leipztp Str. 14 ?S« Anzeigen. Annatime von l ne von «SelchLsiSnnzeiaen bi» >«Uhr. von tzamtiienanzclgcn bi» l I Uhr dorm. Preis für die Petii-Spaltzeiie»S ^ I», Rello- metcii 8V z Famiiien-Slnzeigen LS 1. Für undeuilich geschriebene, sowie durch , svrecher ausaegebcne kUizeigen können w Berantwortiichkeit siir die Nichtigkeit dcS°" nicht libeniehine». Sprechstunde der Redaktion: »-I»Uhr darin Einzige katholische Tageszeitung tu GMUeit. Organ der Zentrumspurlei Ausgabe ä mtt illustrierter Uuterhaltuugsbeilage und relig- Wocheubeilage Neierabeub. Ausgabe k nur mit der WocheubeUagk Erwevbslosenfürsorge. Die Beratungen in der sächsischen Volkskammer. Dresden, 3. März 1313. A Nein, das war denn doch zuviel verlangt. Als der Präsident Fräßdorf erklärte, daß noch 10 Redner auf der Liste ständen, verließ ich fluchtartig den Saal. To inter- essant das Thema der Erwerbslosenfürsorge auch ist — nach dem zwei Minister und dazu noch zwei sozialistische, aus führlich dazu Ttellung genommen haben — war wirklich nicht einzusehen, was denn die zehn folgenden Redner eigent lich noch Neues bringen sollten. Es handelte sich um eine mehrheitssozialistische Interpellation darüber, was bis jetzt die Negierung getan hat und was sie noch weiter zu tun gedenkt. Sonderbar! Die mehrheitssozialistische Fraktion fragt beim mchrheitssozialistischen Ministerium über so etwas an. Soll das ein Mißtrauensvotum sein oder fühlt man das Bedürfnis, den Unabhängigen den parkeitaktischen Wind ans den Segeln zu nehmen. Wie dem auch sei, jeden falls zeigt sich, daß auch iu dieser Frage sich Schwierigkeiten- auftürmen, die selbst im Zeitalter der Nevolutionsrcgierung nicht von heute auf morgen gelöst werden können. Die Frage der Arbeitslosenversicherung war schon im Frieden ein sehr schwieriges Problem. Es war nicht ohne Interesse zu sehen, wie der sozialistische Arbeitsminister Hel dt ans das Allheilmittel zurückgegriffen hat, das schon vor dem Kriege empfohlen wurde, nämlich die Frage von Reichs wegen zu lösen. Es war ja voranszusehen, daß die Demobil- machung eine verhältnismäßig starke Arbeitslosigkeit mit sich bringen würde. Daß sie aber in Sachsen von einigen 20 000 im Dezember aus etwa 220 000 im Februar wachsen würde, hätte man doch nicht vermutet. Es braucht kaum betont zu werden, daß das mit den Politischen Verhältnissen zusammen hängt. Gewiß auch mit den wirtschaftlichen. Das Dresdner sozialdemokratische Blatt schreibt heute (Nr. 51): Die Un zufriedenheit, die weite Kreise der Arbeiterschaft erfülle, sei znm Teil auf die schwere Notlage zurllckzuführen, die auf der Arbeiterklasse laste, und die freilich, solange die Blockade dauere und unser Außenhandel nicht wieder in Gang komme von keiner Macht der Welt beseitigt werden könne. Das ist ohne Zweifel richtig und wir können es auch nur unter- streichen, wenn der Arbeitsminister Heldt an die Arbeiter schaft vom Ministersessel aus die dringende Mahnung rich tete, nicht durch politische Streiks das Wirtschaftsleben völlig lahm zu legen. Daß an den heutigen Verhältnissen aber auch die sogenannte alte Sozialdemokratie ein gut Teil Schuld trägt, muß doch mit aller Entschiedenheit ausge sprochen werden. Das erwähnte sozialdemokratische Blatt schreibt weiter: „Aber sicher ist auch eine der wichtigsten Ursachen der Gärung der Unwille der Arbeiterschaft darüber, daß trotz der siegreichen Revolution auf dem Wege zum Sozialis mus verhältnismäßig wenig Fortschritte gemacht worden sind. Freilich -diejenigen, die sich seit Jahren in unsere sozialistische Gedankenwelt hineingearbeitet haben, wissen, daß der Sozialismus nicht das Werk weniger Wochen oder auch nur weniger Monate sein kann." Dazu ist zu bemerken, daß in Wirklichkeit die Dinge doch so liegen: Die Sozialdemokratie hat Jahrzehnte hin durch ihren Gesinnungsgenossen klarzulegen versucht, daß nrit dem Siege der Revolution das goldene Zeitalter be ginnen würde. Sie hat unerhörte Versprechungen gemacht, die sie heute einfach nicht erfüllen kann, weil alle Voraus setzungen dazu fehlen. Sie hat unter dem Zustande der früheren Gesetzgebung keine Verantwortlichkeit getragen und die Sozialdemokraten haben, wie Friedrich Engels in feinem politischen Testamente ganz richtig sagte- „bei dieser Gesetzlichkeit pralle Muskeln und rote Backen bekommen", die heute im Zustande der Verantwortlichkeit z» schwinden beginnen. So gibt es denn tatsächlich auch bei der Frage dei Lösung der Erwerbslosenfürsorge in erster Linie keinen an deren Appell als Len. nach Möglichkeit das Wirtschaftsleben in Gang zu halten, wenn wir sowohl wirtschaftlich >vi: finanziell nicht völlig zugrunde geben wollen. Nach dem Arbcitsminister nahm noch der Finanz minister Nitzsche das Wort, der vor allem über die Not- stondsarbeiten berichtete. Er gab ab«: zugleich auch ein Bild von unseren F i n a n z v e r h ä lr n i s s e n im allge meinen. Dabei trat er dem Gerücht entgegen, als ob wir vor dem Staatsbankrott ständen, wenn er auch zngebcn mußte, daß die Finanzverhältnisse alles andere als günstige sind. Der Vermögensbestand bat sich vermindert und die sächsischen Staatsschulden seien um 230 Millionen gestiegen. Auch ec appellierte zum Schluß an die Arbeiter schaft und führte ans. daß bei einer völligen Auflösung gewiß die Besitzenden sehr viel verlieren würden, daß aber auch die Arbeiterschaft dabei sehr großen Schaden erleiden würde. Wir wünschen sehr, daß diese Mahnworte der Minister von Erfolg begleitet sein möchte». In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß Las sozialdemokratische Blatt airkündigt, die Dresdner S t a d tv e r o r d n e t e n v e r - ' a m m I n n g werde sich in allernächster Zeit mit einer Vor lage über Zwangseinauartierimg zu befassen haben, die auch stir das ganze Land ausgedehnt werden solle. Was die Er- weidslosenfürsorgc selbst anbclangt, so wurde hinsichtlich der Errichtung von Neubauten in der Volkskammer ausdrücklich erklärt, daß hier natürlich die Frage der Beschaffung von Rohstoffen eine sehr große Nolle spielt. Es ist ganz k'ar, daß für diejenigen, die wirklich erwerbslos sind und kein Unterkommen finden können, Staatshilse eintreten muß. Aber auch nur für die. Für alle anderen muß das gelten, was Las Neichsministcrinm in seinem Ausruf sagt, nämlich: „Im neuen Deutschland soll Arbeit soziale Psücht 'ein, Müßiggang und genußsüchtiges Drohnentum mit allen Mitteln unterdrückt und ansgemerzt werden." Im'.. Zentrumsparteitag. Die Zentru in s P arla i» ents - K orrcspon - denz schreibt: Seitdem die deutsche Nationalversammlung gewählt ist und tagt, regt es sich allenthalben im Lande in allen Parteien, die sich heute der Führung der ReichS- geschäste enger als früher verbunden fühlen und sich be wußt sind, daß sie jetzt an der Verantwortung für das Schicksal des Reiches mittragen. Darum ist auch der Wunsch verständlich, daß ball schon Parteitage zusammentreten sollen, damit auch die breiteren Massen der Wähler ihren Willen und ihre Meinung über des Reiches Zukunft znm Ausdruck bringen können. Nachdem durch die Einfühlung der Verhältniswahl viel von den enge» Beziehungen des Ge wählten zu seinen Wählern verloren gegangen ii't, ist der Wunsch, Gelegenheit zu einer Aussprache im Kreise dei Gesamtpartci herbeizusührcn, erst recht begreiflich. Sowohl die beiden sozialdemokratischen Parteien, wie auch die Demo kraten Planen demnächst die Ablichtung eines Reichspartei' tages und in weiten Zentrumskreisen besteht ebenfalls das Verlangen, bei erster sich bietender Gelegenheit den ersten Z e nt r u m s p a r t e i zu veranstalten. Merkwürdiger weise hat nämlich die Zentrumspartei bislang die Einrich tung von Parteitagen nicht gekannt und der Reichsansschnß war die einzige zentrale Instanz für Las Reich. Dieser Reichsansschnß ist übrigens auch noch nicht alt, sondern erst nicht lange vor Ausbruch des Weltkrieges ins Leben gerufen worden. Wenn derselbe in den wenige» Jahren seines Bestandes.auch gute Arbeit geleistet und mehrfach der Partei über kritische Zeiten hinweggcholsen hat, so hat er doch nicht überall die Autorität besessen, die einem Parteitag als der Spitze einer solch demokratischen Partei, wie cs das Zentru n ist, innewohnen würde. Vielfach herrscht daher auch die Ueberzeilgung, daß die Organisation der Zentriimspartci noch nicht vollständig ist, wenn ihr der Parteitag nicht ein gegliedert wird. Die Massen der Wähler wollen heute eben mehr als bisher aktiven Anteil an der Führung der Politik ihrer Fraktionen nehmen. Sie wollen an der Spitze der Partei nicht mir einen Aräopag zweifellos verdienter »nd geachteter Männer sehen, sondern verlangen, daß Männer ihres Vertrauens, die für jeden Parteitag erneut zu wählen wären, sich mit den anderen bestehenden Parteiorganen in gewissen Zeitabständen und bei besonderen Erfordernissen ins Benehmen setzen. Eine offene Aussprache kann einer Partei von der Act des Zentrums nicht schaden und ungern haben viele es bislang gesehen, daß in wichtigen Fragen, wo eine rückhaltlose Aussprache sicherlich nur eine gute Wir- kung ansgeübt hätte, in Ermangelung einer geeigneten Ein richtung der „Rat der Alten" ohne Befragen der Wähler massen wichtige Entscheidungen treffen mußte. Tie neue Zeit, die so vieles neu gestaltet,, darf auch an den Jnstitn- tionen der Zentrumspartei nicht spurlos vorübergehen. Die Wahlen zur Nationalversammlung und zu den Landesver- sammlungen haben bereits gezeigt, daß ein anderer Geist auch die Anhänger der Zentrumspartei ersaßt hat: aber die Neuheit und Aendernng allein ist nicht immer und unter allen Umständen eine Besserung und gerade für eine Volks- Partei, wie es das Zentrum ist. tut eine sorgsame Prüfung und Erforschuna eines neuen Geistes, der in ihr Platz greisen will, not. Nicht mit allen Veränderungen und Neuerungen, die seit dem großen Umschwung auch in der Zentrumspariei Platz gegriffen haben, wird ihre Anhängerschaft restlos cm verstanden sein: man braucht nur an die völlige Ansmerzun ' der Adligen ans der Zcntrumsfraktion der Nationalvc>- iammlnng zu erinnern: aber eine ersprießliche Ansspracl' über all Liese Tinge wird nur auf einem Parteitag möglich sein, wo jeder rückhaltlos und im Bewußtsein seiner Verant wortung rar der ^eßentliaileit leinen Staudi ui:.'' .r!eg a kann. Diese essen.' Aiis'pia-.tie kann der Z,nrru.uspa.'. i nur dienlich und erwünük i 'ein und darum Vossen :: d.,jj auch das Zentrum bald seinen ersten. Parteitag haben n:ö e. Deutsches Neich Die Begrüßung der Oslnsriknukr durch dir Nntiona! versniiimlnug. Präsident F e h r e n b a ch eröffnet die Sitzung kiuz m ch tOE, Uhr mit folgender Ansprache: Meine Damen n, d Herren! Gestern sind unsere Lslafeikaner feieilirh in De Reichsvaiiptsladt eingczogen. Es ist der par!amentar:jn.en Vertretung des deutschen Voltes nicht vergönnt gewesen, sir am Brandenburger Tor z» begrüßen. Dafür soll von hier ans d e r h erzlichsle Gruß sie in ü - c d e ii tschen Hei m at willko m m en heißen. (All seitige Zustimmung.) Unerhört wann die Mübtale n: d Strapazen, mit denen sic lange Jahre zu kämpse» gehabt haben. In hellstem Glanze erscheinen die Kriegsiate», die sie gegen eine Uebermacht von Feinden vollbrachten. Ehre und Andenken und unsterblicher Ruhm dem Führer dieser tapferen Schar, dein General v. L e t t o w - V o r b e ck, und jedem einzelnen seiner Offizier, dem Gouverneur und seinen Beamten und der gesamten deutschen Ansicdlerschast von Ost- afrika. Unserem schwer leidenden Volke möge das lenclstende Beispiel dieser Tapferen beweist'», was fester Zusammen hang und treue Brüderlichkeit auch in den schlimmsten Lagen zu leisten vermögen. Sie haben sich zu Ehren der Ost- asrikaner von den Sitzen erhoben: ist stelle dieses fest. (Wiederholter anhaltender großer Beifall.) Sozialisikrungc-anträge in der Nativimlversniniriliing. Der Nationalversammlung ist -tilgender Antrag der sozialdemokratischen Fraktion ziigcgangen: 1. Das Ergen- t n in an den zur Erhaltung der Volke Wirtschaft notwendigen Bodens ch ä k e n steht allein d e r N a t i o n zu. 2. Die Rcichsregierung wird anfgesordert, die Ucberführiuig der Bergwerke und Erzeugung der Energie in ösf e n tliche Betriebe (Sozialisierung) mit möglichster Beschleu nigung zu betreiben und dabei Arbeiter und Angestellte durch geeignete Vertretungen (B etriebsräte) zur Kon- tiolle and Verwaltung heranznziehen. - W>e die Regierung rereits in der Nationalversammlung Hot mitteilen laßen, wird cm diesen Wünschen entsprechender G e j e tz e ntwnrf in kürzester Zeit der Nationalversammlung zngebem Wie die „Deutsche Allgem. Ztg." hört, ist auch eine Ver - s! aaiI > ch n n g des K o ' Ic n h a u d e l s in An-ßük'i ge- noinwen. Voraussichtlich wird diese Verstaatlich»:^ im Rahmen der Sozialisierung des Bergbaues erfolgen. Im Laufe des Sonnt igs fand eine interfraktioulle Be sprechung sto:t, die sich, wie verl-.atet, mit den Soziali sier n n g s i. I ä n e n der Regierung heichästigt bat. Die Nationnlversammluiig tagt weiter. Weimar, 3. März. Die heute nachmittag' bereits für morgen beschlossen gewesene Vertagung der Nationalver sammlung ist rückgängig gemacht worden. Das Kabinett hat gewünscht, daß weitergearbeitet werde. Maßgebend ac>- sür ist der Druck der politischen Verhältnisse, insbesondere die Streiklage und die Verkehrsschwierigkelten. Die Regie rung lcbnt es unter diesen Umstände» ab, Weimar zu rar- lassen. Nur Neichswehrministcr Noske ist nach Berlin ab- gereist. Außerdem wird in diesen Tagen bereits die Sw a- lisiernngsvorlage erwartet. Unsichere Lage in Berlin. Berlin, 3. März. Tie Zahl der Regieriings'rnppen iw Groß-Berlin ist ans 25 000 Mann gebracht vordem ,Die Vorbesprechungen der Gewerkickiasten am Sonnabend Ha-Vmi keine Unterstützung des Generalstreiks der Kommunisten ge- bracht, roch ist bei der intensiven Agitation der Zpirtakidew in allen großen Fabriken mit Ueberraschungen zu rechnen. Generalstreik in Berlin. Berlin, 3. März. Nachdem der Antrag der Kommunisiew ans Errichtung des Generalstreiks für Berlin angenom men worden war, habe» üch sofort an verschiedenen Stelle r der Stadt s p a r t a k i sti sche Unruhen gezeigt. So kam cs zu Ansammlungen ans dem Aleranderplatz und zw kleinen Schießereien, die leider auch bereits einige Tote znm Ovser forderten. Auch iu der Briiniienstraße, der Jn- validenstraße, Anklamerstraße und Weinmejsterstraße ha lew spartakistische Putsche eingesetzt. Soldaten und Polizei - beanite wneden angebaltrn und mißhandelt. Vier Poli zeireviere in der Nähe der Jiwalidenstraßc wurden