Suche löschen...
Dresdner Journal : 15.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-15
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Prior, tättatt. noritätSaktieu Legen Luaau. noritätsaktien d.: jrager» satt 460 b.; lgauer Stein» Prioritättatt. Hnitz 2SO do. Schader vergb. — B.; Kn. Berein»» >kt. I - iner Bürger» Brücken berg e II 42 «; IV. 120 b.; j Zwickau- w l^ -Ruthen wrfer »020 ereinBereint» Sept. (Pro- 0 148—16» tober 146,0V 146,7» M. ,7b M s. I loco 10V ^S,vo M. EI., Novem- 10000 gek., ,10 M. , November» >-0voo gek., vi. B., per r. «., Ok» i' «., 4, Oktober st. Weller: ;, 1». Sept., narkt. Talg 00. Weizen >,vv. Hafer r. Leinsaat -ten. Hrn. Bruno Mädchen: l. llreißeu Privaten in en, SreiS» !e, Fachzeit, u. a. Publi- , billig und n von l llMLöll. NV8 . 4. oduot. gsreSchrt. 1V214. Donnerstag, de» 15. September, abends. v«»n»»pr«t»t - L°».rv-Ud<t»-äouttcb«° tritt?o,t- oud ^Mrliodr 4 »« kk gt«mp«I.u^dl»8 dinru. kmeolo« ltumworur 1v kl. I Lndüncklisuugngekvdron r kär äon k»nm «in«r asspnltansn 2«ilo dleinsr 8okr,tt SO kk. Vntvr „Ling!»unät" äiv 2«il« bv kt. ü«i kabaUan- und 2itl«u «ntopr. ^ukrodln^. Lruedvtnon r l Lgiiob mit »uennluu« ä«r 8onn- anck ksiorta^« »dvnü». karnetprooti-^nsodlu»»: Ur. 1SSb. Dres-MrIMmal. Für die Gesamtletton- verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. 1887. LwuUi»» ro» T»R»»ckt»»»«o» »»»reLrW» l^txtt,: F> Lramckttottoe, Lommi«»onLr So Uraacknor ^oarnnl»; NnmdnrU >«rU» - Vt« - LotxitU >»—l->r»itn«-er»»klnr» a. ».: 7/aE»«t«N F Vo-I», S«rU» Vt«»-L»»dv,- krag l^tp»t«-rr^ktart ». ».-»»-«»«»! L-ck. Kto««,' kart» Loackon -LerUn rrnnNtnrl ». N - «t»UE»rt: D««do «ß 6oSerlln: ZnvakckeMtaeU:, SürUt,: t/. dkrlüoe» ^aa»/oiao>',' Lannorer: o. La^üoetor,- UnII« ». «.t F. Laret K 0°. U»r»n»g»d«r» ltvnigl. Lrpockitioa 6« Oraockn« Journal», vroockon, 2»ejng«r»tr. 20. koruiprsod-^nrol^uroi 8r. 1226. ÄmtÜcher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem pens. Grenzpolizeiinspektor Hadlich, vor mals in Voitersreuth, und dem Grenzpolizeiinspektor Fischer in Weipert das Albrechtskreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. KetegraphistHe Wachrichten. Stettin, 15. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ter Kaiser, dessen Befinden vortrefflich ist, nimmt nachmittags an seitens deS ProvinzialverbandeS ihm gegebenen DinerS teil. Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm und Prinz Leopold begaben sich heute vormittags nach der Werft deS Vulkan um dieselbe unter Führung des Vorsitzenden deS AufsichtSratS, Kommerzienrats Schlutow zu be sichtigen. Gmunhen, 15. September. (Tel. d. Dresdn Journ) Der Ästhetiker Prof. F. Th. Vischer ist gestern abend gestorben. Toblach, 14. September, nachmittag. (W. T. B) Heute Nachmittag unternahm der Kron prinz trotz deS kühlen Wetters zu Kuß einen größeren Ausflug in die Umgegend. Paris, 15. September. (Tel d.Dresdn.Journ.) Der Graf v. Paris erließ an die Monarchisten Instruktionen, worin er nachzuweisen sucht, daß daS monarchische Regime dem republikanischen überlegen sei, dessen Wandelbarkeit alle Anstreng ungen zur Herstellung der Ordnung in den Finan zen vereitele und Frankreich in Europa isoliere. Die Monarchisten strebten nicht, die Regierung zu stürzen, denn die Regierungen stürzten stet» durch ihre eigenen Fehler; die Monarchisten müßten sich aber bereit halten, die Erbschaft anzutreten, daS Land müsse über den Übergang zur Monarchie, den e» legal durch daS allgemeine Stimmrecht inS Werk setzen könne, aufgeklärt werben. Der Ver sailler Kongreß habe die ewige Republik prokla miert, jedoch ein anderer Kongreß könne sie be seitigen. Die Monarchie werde keine rückschrei- tende Politik befolgen; daS allgemeine Stimmrecht soll beibehalten werden. Eine wirklich parlamen- tarische RegierungSform mit drei Staatsgewalten werde an Stelle deS republikanischen Parlamen- taritmuS treten. Die Monarchie werde die fried lichen politischenBezirhungen Frankreichs in Europa wieder Heden, sie werde daS nötige Ansehen ge nießen, um mit den Mächten unterhandeln zu können und auf eine gleichmäßige Herabminderung der militärischen Lasten hinwirken zu können, welche daS alte Europa zum Vorteil anderer Weltteile schädigen. Die Monarchie werde dem Lande den religiösen und sozialen Frieden wiedergeben; der König solle nicht daS Haupt einer Partei, sondern nur König und erster Diener Frankreichs sein. Kopenhagen, 14. September. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland machte heute Mittag eine Spazierfahrt und begab sich danach mit der Kaiserin, den Großfürsten und den Mitgliedern der dänischen KönigSfamilie zum Besuche der Schwester der Königin nach Helfingör. Gegen 6 Uhr abendS kehrte der Kaiser nach KredenSborg zurück. Dresden, l5. September. Der Parlamentarismus in England. In ganz Europa hat sich der Geist in der Hand habung der öffentlichen Volksvertretung innerhalb der letzten Jahrzehnte bedeutungsvoll gewandelt, nicht überall zu seinem Besten, wie ja das am auffallendsten in Frankreich zu Tage trat. Aber auch Großbritannien ist heftig und zum Nachteil seines politischen Nimbus von diesem Niedergang berührt worden. Hier wäre im Vergleich zu dem republikanisch umgestürzten Frank reich die Nötigung schwächer gewesen, wenn sich der Widerstand stolzer historischer Überlieferungen stärker gezeigt hätte. Dieses Ergebnis erhält sachliche Unterlagen durch eine Erörterung der,H. N." über daS gegenwärtige Bild des englischen Parlaments. Die englische Parlamentssession geht zu Ende, nachdem sie fast 8 Monate gedauert hat. Acht Mo nate fast ununterbrochener Verhandlungen, die sich oft genug bis tief in die Nacht hinein erstreckten, da- ist mehr, als selbst die gegen lange Debatten abge härteten Engländer zu ertragen vermögen; die Reihen in Westminster beginnen sich immer mehr zu lichten, und die lange Session stirbt sozusagen schließlich an Entkräftung. Und ebenso kläglich wie daS letzte Stadium sind auch die Resultate der zu Ende gehenden ParlamentS- fession. Nach monatelanger Beratung sind nur ganz wenige Gesetze zu stände gebracht, und darunter noch einzelne von ziemlich untergeordneter Bedeutung. Diese Unfruchtbarkeit der Session trotz des größten Zeit- und Kraftaufwandes zeigt deutlich, daß das parlamen tarische Leben in England nicht mehr auf gleicher Höhe steht wie in früheren Jahrzehnten. Mit welchem Stolz wiesen einst die Engländer auf ihr Parlament, auf die große Zahl hervorragender Redner und Staats männer, die aus demselben hervorgegangen. Dem im Unterhause gesprochenen Wort lauschten die Gebildeten nicht nur im Lande selbst, sondern auch auf dem Kon tinente, wo damals England noch allgemein als daS Musterland politischer Institutionen galt. Jetzt aber giebt es nur wenige, die Ausdauer genug besitzen, um Tag für Tag den Verhandlungen in Westminster zu folgen, denn diese kommen absolut nicht vom Fleck; Reden und wieder Reden über dasselbe Thema und schließlich beim Morgengrauen Vertagung, das ist der fast täglich wiederkehrende Refrain. Gingen einst vom Unterhause fast alle großen Reformen aus, so ist die se- jetzt mehr und mehr der Hemmschuh für jede ge sunde Politik der Regierung geworden. Wie aber erklärt sich das bei einem Volke, dessen praktischer Sinn und politische Schulung bisher vor allen gepriesen wurden? Zum Teil wohl aus der wiederholten und insbesondere der letzten, sehr beträcht lichen Erweiterung des Wahlrechts, vor allem aber aus dem Heranwachsen der parnellitischen Partei und dem Bündnisse Gladstones mit den irischen Feinden der Reichseinheit. Die Erweiterung des Wahlrechts war vielleicht eine notwendige Konzession an den Geist der Zeit. DaS freie England wollte in dieser Be ziehung nicht hinter dem von anderen Staaten gege benen Beispiel zurückbleiben. Was aber daS Erstarken der Parnelliten betrifft, so ward dieses von den eng lischen Parteien mitverschuldet, indem diese sich zu lange sträubten, der Obstruktionstaktik jener im Par lament und ihren Frevelthaten in Irland mit ener gischen Mitteln entgegenzutreten. England hat ruhig zugesehen, wie der revolutionäre Geist in Irland groß gezogen ist, und es hat lange Zeit geduldet, daß Par nell und Genossen sich wie Gassenbuben in den einst geheiligten Räumen von Westminster benahmen. Jetzt, da die englischen Politiker sehen, daß ihnen die Ir länder mehr und mehr über den Kopf zu wachsen be ginnen, ist es schwer, dem Übel zu steuern, zumal Gladstone und die seinen schönen Worten blind ver trauenden Wähler den« Heerbanne Parnells folgen. Dennoch muß hier geholfen werden, und zwar nach beiden Richtungen hin — in Westminster und in Ir ¬ land — vorausgesetzt, daß die Engländer überhaupt noch die Herren im Hause bleiben wollen. Der Debattenschluß im Unterhaufe, wie er nach dem erst in dieser Session verbesserten Paragraphen der Geschäftsordnung möglich ist, genügt noch nicht — daS hat die Erfahrung der letzten Zeit gezeigt. Die 200 Mitglieder, deren Votum für denselben erforder lich, sind seit Wochen bei den meist zu später Nacht stunde stattfindenden Abstimmungen nicht mehr zusam- menzubringen, eine Thatsache, die in Anbetracht der monatelangen, ermüdenden Verhandlungen wohl nie mand wundern kann. ES wird also nichts übrig bleiben, als die Beendigung der Debatten — wenig stens unter gewissen Voraussetzungen — von einem einfachen Majoritätsbeschlusse abhängig zu machen. Da solches Verfahren in anderen Ländern sich als praktisch erwiesen hat, so wird es auch in England ohne die gefürchtete „Knebelung" der Minorität durchführbar sein. Mag man es immerhin vom englischen Stand punkte aus bedauern, daß damit die Redefreiheit noch mehr als bisher beschnitten wird, und ist auch ferner nicht zu leugnen, daß die erwähnte Neuerung unter Umständen zu einer bedenklichen Waffe der Majorität werden kann, so sind das doch gegenüber der Notwen digkeit einer Beendigung des Terrorismus, den sich gegenwärtig die Minorität der Majorität gegenüber erlaubt, nur untergeordnete Bedenken. Indes, wie schon gesagt, um dem unverantwort lichen Treiben der Parnelliten im Unterhause zu steuern, muß auch in Irland, wo Parnell und Ge nossen die Wurzeln ihrer Kraft haben, gegen sie vor gegangen werden. Leider ist gerade in dieser Be ziehung seit Jahren viel versäumt worden. Man hat von Zeit zu Zeit Ausnahmegesetze erlassen, aber man ist im allgemeinen dem Geiste des Ungehorsams, der Ünbotmäßigkeit und der Gesetzesverachtung, der auf der grünen Insel immer üppiger emporgewuchert ist, nicht mit der unumgänglich notwendigen stetigen und konsequenten Strenge entgegengetreten. Wir wissen wohl, daß die irische Frage sich nicht allein mit Zwangsmaßregeln lösen läßt. Die irische Unzufrieden heit ist ja im Grunde gar nicht auf politische, son dern auf wirtschaftliche Ursachen zurückzuführen. Wie diese zu heben, das ist eine schwierige Frage, die sich nicht von heute auf morgen lösen läßt. Etwas ganz Anderes aber ist die Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung, die unter allen Umständen schon jetzt und stanz unabhängig von einer definitiven Löiung ter irischen Frage, durchgesetzt werden muß. Die eng lische Regierung hat in dieser Beziehung neuerdings, wenn auch leider nur zögernd, die ersten Schritte ge- than, und wenn der Erfolg bisher ein geringer, so ist dies wohl im wesentlichen auf eine gewisse Langsam keit und Unentschlossenheit beim Vorgehen und die Halbheit mancher Maßregeln zurückzuführen. Infolge dessen haben denn die Parnelliten und Gladstomaner auch die Stirn gehabt, in diesen Tagen ein Tadels votum gegen die Regierung bezüglich des Verhaltens der Polizei bei den Unruhen in Mitchelstown zu beantra gen; d. h. mit anderen Worten: man hat es der Polizei vorgeworfen, daß sie eine revolutionäre Versammlung nicht gestattete und auf Steinwürfe des Pöbels mit ihren Schußwaffen antwortete. Dieser Tadelsantrag im Unterhause, den sich Sir W. Harcourt, ein ehe maliger Minister, nicht scheute, namens der Partei Gladstones und unter dem Jubel der Parnelliten ein» zubringen, ist die beste Illustration für den geradezu revolutionären Geist, der die irische Nationalpartei und ihre englische Gefolgschaft beseelt. Diesen Geist aber und nicht nur die brutalen Gewaltthaten in Ir land gilt es zu unterdrücken, wenn sich das englische Unterhaus je wieder auf das Niveau seiner früheren Größe erheben soll. Die Aufhetzung zu frecher Gesetzes verletzung und zu offenem Widerstand gegen die Organe der Staatsgewalt, wie sie sich Dillon und Genossen in den letzten Wochen in Westminster erlaubten, und die nachträgliche Verherrlichunq der Frevel in Irland, in der sich Andere daselbst gefielen, sollten nicht ge duldet werden, weder in den Räumen des Parlaments, noch in öffentlichen Versammlungen, noch in der Presse. Der gegenwärtige Zustand ist ein unverantwortlicher, von keinem zivilisierten Staate zu gestattender Miß brauch der Rede- und Preßfreiheit, eine offene Ver höhnung von Gesetz und Ordnung, die verhindert werden muß, eventuell, falls es wirklich nicht anders möglich sein sollte, durch den Erlaß neuer Gesetze. Ist es doch schon jetzt dahin gekommen, daß manche der an den irischen Wirren Beteiligten ersichtlich gar nicht mehr im stände sind, Recht und Unrecht, Er laubtes und Unerlaubtes von einander zu unterscheiden. Gelingt eS, diesen revolutionären Geist zu brandmarken und zu vernichten, so werden zugleich mit den irischen Unruhen auch die langen fruchtlosen Verhandlungen und die für jeder Briten beschämenden Skandalszenen im englischen Unterhause verschwinden. Tagesgeschichte. Dresden, 14. September. Se. Majestät der König in Begleitung Sr. Excellenz des Kriegsminister- Gene rals der Kavallerie Grafen v. Fabrice traf mittelst Eisenbahn von Niedersedlitz heute srüh ^8 Uhr wieder zu dem Feldmanöver der 2. Division Nr. 24 in Döbeln ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem AmtS- hauptmann Oberregierungsrat Wittgenstein und dem Bürgermeister Thiele begrüßt. Allerhöchstderselbe be gab Sich mit Wagen nach Strölla, wo kurz vorher Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg aus Döbeln eingetroffen war. Die Division hatte in der vergangenen Nacht biwakiert. Se. Majestät ritt in da- Rendezvous der Südbrigade bei Lbergoseln und folgte dem Verlaufe des Manövers von der westlich davon liegenden Höbe aus. Nach Beendigung der Übung fuhr Allerhöchst- derselbe nach Döbeln und nahm im „Gasthof zur Sonne" Quartier. Hier war eine Ehrenkompagnie des 11. Infanterieregiments Nr. 139 mit Fahne und Regimentsmusik aufgestellt, deren Front Se. Majestät abschritt und dann den Parademarsch abnahm. Üm 4 Uhr fand im „Gasthof zur Sonne" Königl. Tafel statt, an welcher Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg und Prinz Friedrich August, sowie Se. Hoheit Prinz Alexander von Sachsen-Weimar Teil nahmen und zu welcher Se. Excellenz der Kriegsminister Graf v. Fabrice und die Generäle und Stabsoffiziere der 2. Division stir. 24 und der bei Mittweida zufammen- gezogencn 3. Division Nr. 32 befohlen waren. Eine Anzahl Herren vom Civil hatten ebenfalls Einladungen erhalten. Se. Majestät der König fuhr 7 Uhr 15 Minuten abends mit Sonderzug nach Niedersedlitz zurück. Dresden, 15. September. Der gestern erschienenen Berl „Voss. Z'g." wird aus Sachsen geschrieben: „Der beabsichtigten Gründung eines deutsch-frei sinnigen Landesvereins für Sachsen, welcher auch denjenigen Parteigenossen im Lande, welche die Grün dung von Lokalvereinen oder den Beitritt zu solchen aus geschäftlichen oder anderen lokalen Rücksichten für nicht geboten erachten, den Anschluß an einen großen korporativen Verband ermöglichen soll, wird sicherem Vernehmen nach auch die Aufstellung eines Partei programms für Lachsen bald nachfolgen. In An betracht der zahlreichen wichtigen Fragen, welche zur Kompetenz des sächsischen Landtages gehören, ist eS ein dringendes Bedürfnis, daß die freisinnige Partei mit klaren und zielbewußten Forderungen an die Öffentlichkeit tritt. Erfreulicher Weise ist nun be gründete Aussicht vorhanden, daß sich dieser Programm Feuilleton. Geheilt. Novelle von E. Greiner. (Fortsetzung.) Wild bis sich auf die Lippen. „So werde ich einen Kollegen hersenden", sagte er äußerlich ruhig, indes es sich in seinem Innern wie Schmerz und Zorn auf bäumte, „denn ich kann durchaus nicht zugeben, daß weiblicher Eigensinn verschlimmere, was Männerhand ohnehin unheilvoll genug verschuldet. Das freilich möchte ich Ihnen zu bedenken geben, daß es in kolle- gialischen Kreisen — auf die anderen lege ich keinen Wert — zum mindesten Befremden erregen wird, wenn Sie darauf bestehen, sich meiner Behandlung zu ent ziehen. Doch ich bin wohl ein Thor", setzte er mit bitterem Lächeln hinzu, „von Ihnen eine Rücksicht für den Mann zu erwarten, der sich leider bewußt ist, eine solche wahrlich nicht verdient zu haben" Wie warm dieses kurze Eingeständnis doch klang, fürwahr, man hätte es von diesen stolzen Lippen kaum erwartet I Auf die wieder mit geschlossenen Augen Daliegende jedoch schien eS keine Wirkung zu üben. Der Doktor griff nach seinem beiseite gelegten Hute. „Möchten Sie nie an sich selbst erfahren, wie es thut, wenn unS jede Möglichkeit benommen wird, ein Unrecht gut zu machen, welches wir sehnlichst wünschen, nicht begangen zu haben", jagte er langsam mit vor Bewegung gedämpfter Stimme. Er ver neigte sich. Da hob sich die spitzenbesetzte leichte Bettdecke, ein schön geformter weißer Frauenarm streckte sich zögernd hervor, und eine Stimme sagte fast unhörbar: Wissen Sie den Verband." * * * Zwei Wochen waren verstrichen. Clemence faß im Lehnstuhl am geöffneten Fenster, den verwundeten Arm in schwarzer Binde tragend. Was sie in letzter Zeit an Körper und Seelenqualen geduldet, daS stand in ihren bleichen Zügen geschrieben. Weder ihr Arzt noch sie selbst konnten sich jetzt noch täuschen: der Arm würde in dem Maße steif bleiben, daß er ihr die Ausübung ihrer chirurgischen Thätig- keit wenn auch eben nicht unmöglich machen, so doch bedeutend erschweren würde Welch trauriges Zukunftsbild war es, das sich vor deS Mädchens gei stigem Auge entrollte! Wie schmerzlich empfand sie eS zu diefer Stunde, daß sie zufolge ihrer Ausbildung zu einem männlichen Beruf das speziell weibliche Wissen und Können fast vollständig vernachlässigt hatte! Aber ließ sich das Versäumte bei gutem Willen und der gehörigen Ausdauer vielleicht mit der Zeit auch nachholen, so blieb doch das Kapital unwieder bringlich verloren, welches Professor Noir an die Aus bildung seiner Tochter gewendet hatte. Clemence warf einen wehmütigen Blick nach dem Tische mit den teuren Instrumenten, nach dem Repositorium mit den kost- spieligen medizinischen Werken, und ein tiefer Seufzer hob dabei ihre Brust. „Clemence", tönte da im nämlichen Augenblick der Schwester verwunderte Stimme au» dem geöffneten Nebenzimmer herüber, „sprich doch, ist Dir, als un serS lieben seligen Vaters rechter Hand, vielleicht etwas bekannt geworden, daß jener vor unsrer Mutter — eiste andere geliebt?" Die Gefragte hob verwundert den Kopf. „Wie kommst Du zu der seltsamen Frage, Louison?" „Ich habe — ich habe", klang die unsichere Ant- wort, „hier in Vaters Schreibtisch etwas gesucht" — was dieses etwas war, durfte die Schwester nicht er fahren — „und dabei fand ich, mit einem schwarzen Bande gebunden, eine Anzahl Briefe und Gedichte von Vaters Hand an eine Clementine v. Hitzing in K. Ist das nicht seltsam?" Da stand Clemence schon selbst neben der Schwester und langte begierig nach dem geheimnisvollen Fund. Wie ihre Auger über die Zeilen flogen, die alle die glühendste Liebe atmeten! Wer mußte die Glückliche gewesen sein, der diese Ergüsse des edelsten Männer herzens gegolten? und warum hatte jene sie nicht selbst verwahrt als ihr köstlichstes Heiligtum? „Clementine v. Hitzing," sagte Clemence gedanken voll, die Hand mit einem der schwungvollen Sonette sinken lassend. Plötzlich fuhr sie mit dem Kopf in die Höhe. „Louison, welche Vermutung regt sich in mir! Großer Gott, e- wäre doch zu wunderbar, und doch ist mir wiederum, als könne es nicht ander« sein. Alles gewinnt plötzlich Zusammenhang." „Aber um» Himmels willen, so spanne mich doch mit Deinen Andeutungen nicht auf die Folter, sondern rede klar und deutlich," unterbrach die Schwester sie ungeduldig. „Die Kammerrätin — Frau Ihlefeld." Louison schlug in die Hände. „Clemence, bei Gott, Du hast recht! Wie konnte nur ich selbst nicht gleich darauf kommen! Ihr sonderbares Wesen jüngst, die Zärtlichkeit, womit sie Dich überschüttete. Und sagtest Du mir nicht einmal, daß sie bei Deinem Besuch drüben von einer seltsamen Ähnlichkeit gesprochen, welche ihr an Dir aufgefallen wäre? Zwar hier ge wesen ist sie nicht wieder? „Sie ist ja seitdem selbst krank, wie wir wissen," entgegnete Clemence, „die Ärmste leidet an einem be denklichen Herzübel, da mag ihr jene Aufregung, in welcher mir sie zuletzt gesehen, nicht wohlgethan Haven." Die Angelegenheit erhielt die Schwestern noch lange in Aufregung. Wenn es keine Tote war, an welche jene Blätter gerichtet, was mußte es alsdann gewesen sein, das die Lebenden getrennt hatte? Un treue? Schicksal? Doch eine Tochter der Aristokratie und der Mann des Volkes: dies war wohl der Schlüssel, welcher das Rätsel unschwer löste. Cle mence seufzte. An welchen Vorurteilen mochte schon das Glück vieler Herzen gescheitert sein! Sorgfältig bargen die Schwestern die vergilbten Zeugen höchsten Liebesglücks und tiefsten Leids an ihren vorigen Platz. Clemence war auffällig still und in sich gekehrt ge worden. Und still und in sich gekehrt war auch ein Anderer, der zur Stunde gesenkten Haupts um eine Straßen ecke bog, als er sich plötzlich beim Namen gerufen hörte. (Fortsetzung folgt.) Astronomie. Die„AstronomischeGesellschaft welche nach je zwei Jahren an einem von ihr ge wählten Orte eine Versammlung hält, war in der diesjährigen (12.) Versammlung in Kiel während drie
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite