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Vr. 163. Deutsche Allgemeine Zeitung S1-8A : wohnen. von der die Mäßigung, Ruhe und aufrichtige Friedensliebe be> - Machtmittel durch Allianzen oder durch eine Coalition cstsn Ls. A ", M ", Zug aus dem Leben des Dichters im Jahre Sturmes (1848); Nittershaus aus Barmen, kerngesunde Gestalt, feierte in einem vortrefflich provisirten Gedicht, das wir vielleicht mittheilen den, den Journalistentag; Bodek aus Leipzig Leipzig , werden. «Id, der. 180f E »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» des eine im- wer» ließ In den Ausschuß wurden hierauf gewählt: das gegenwärtige frankfurter Localcomite, die Vossische Zei tung, Volks-Zeitung und «Zukunft» für Berlin, die Breslauer Zeitung, die Schlesische Zeitung, die Deut sche Allgemeine Zeitung, die Neue Freie Presse, die alte «Presse», der «Wanderer» und die Medicinische Wochenschrift für Wien, die Elberfelder Zeitung und die Neuesten Nachrichten in München. Wohlverdient war der Dank, der zum Schluffe sowol dem Local comite für seine Gastlichkeit als dem Vorsitzenden vr. Friedländer für die energisch durchgreifende und um sichtige Leitung der Debatten ausgesprochen wurde. Ein Ausflug nach RüdeSheim krönte das Fest und führte sämmtliche Theilnchmer nochmals zu hei- term Austausch zusammen. Die Wolken, die am frühen Morgen drohend wiedergekehrt waren, zerstreu ten sich fast um dieselbe Zeit, als der Extrazug, den die Taunusbahn den Vertretern der Presse frei zur Verfügung gestellt hatte, von dannen brauste. In Mainz wurde in den kühlen Räumen des WirthS- hauseS Zum Heiligen Geist Rast gehalten, um einen Frühtrunk einzunehmen, und so harmlos wurde ge sungen und gescherzt, als hätte zwischen der Presse und dem Heiligen Geist in allen seinen Vertretern stets Freundschaft geherrscht und als wäre man nicht eben daran, iu Rom Sätze zu brauen, die ein echter und rechter Journalist nur mit Unbehagen hinunter- schliirft. Die Rhcinfahrt von Mainz nach RüdeS heim war vom heitersten Wetter begünstigt. Dort waren inzwischen viele Freunde eingetroffen, die an den Geschäften in Frankfurt nicht hatten theilnehmen können, hier aber beim feurigen Rüdesheimer schnell noch alte Erinnerungen austauschen und neue Bande knüpfen wollten. DaS Festmahl fand in einem großen schattigen Laubgange vor dem Darmstädter Hofe statt, von oben lugte durch kleine Lichtluken der blaue Him mel herein, und die Wogen des alten Vaters Rhein murmelten Grüße aus alten Tagen. Von Freilig rath war ein gemüthvolles Schreiben eingetroffen, in welchem er beklagte, daß er, durch andere Festlich keiten an Stuttgart gebunden, seinen Rhein nicht sehen und den alten Mitstreitern nicht die Hand schütteln könne. Bürgers aus Köln ließ Freiligrath als Journalisten hoch leben und erzählte einen tapfern Iv. Ist der MrSkts zrlind- soldst >ei 8«- lodreu- lwll Uhr, !rkt ist. Art. III Macht- und Eroberungsgelüsten, wie es in der ganzen Geschichte — von feiten einer Macht, die eben erst mch als kampfesfähig und sieghaft bewährt hatte! — kaum zum zweiten male vorgekommen sein mag. Hoffentlich wird Europa dieses Beispiel von Selbst losigkeit, welches damals Preußen und Deutschland gegeben, nicht vergeßen haben. Hoffentlich wird man allerwärts — selbst in den verständigem Kreisen der Franzosen, soweit es noch solche gibt — aner kennen müssen, und nach den Stimmen der aus wärtigen Presse erkennt man bereits an, daß auch bei dem jetzigen Conflict Deutschland wiederum eine Sonnabend, 16. Juli 1870. Änsrrate find an Haascnfiem Sc Vogt» in Leipzig oder an deren übrig« Häuser zu senden. Insertionsgrbühr sür dic Spaltenzeilc t s/,Ngr., unter Eingesandt »*/, Ngr. l Leipzig Wurzen Oswald whn. — initz ein Leipzig, emm in Johann i Ottilie g. RitterShaus leben, Steinitz aus Berlin die Stadt Frankfurt, Friedländer den Präsidenten des Local comite, Sonnemann. Nach dem Schluffe der Tafel fuhr ein Theil der Gesellschaft nach AsmannShausen, ein anderer durchstreifte zu Fuß, zu Noß und zu Esel den Niederwald. Die herrlichen Rundsichten, die der von üppig bewaldeten oder rebenumschlungenen Bergen bekränzte Strom nach allen Seiten hin darbot, ließen auch im Gemüthe der Beschauer die Kämpfe und Triumphe vergangener Zeiten erstehen und in bunten Bildern vorüberziehen. Da sah man manchen ergrauten Käm pen, der in diesen Rückerlcbniffcn schwelgend, sich wie der verjüngte und auf seine jüngern Genoffen seine Erfahrungen und Gesinnungen übertrug. zösischen Minister die Frage gelichtet: WaS die Negierung von der Candidatur des Hohenzollern wüßte und wie sich Frankreich zu derselben stellen werde? Der Minister ant wortete: Die französische Regierung werde den Willen des spanischen Volks respectiren und sich so neutral dazu ver halten wie bisher. Wenn jedoch eine europäische Macht, und natürlich ohne Rücksicht auf die Beschlüsse des spani schen Volks, es unternehmen wollte, den Spaniern einen König einzusetzen, so würde Frankreich dies nicht dulden und, soweit Ehre und Interesse es gebieten, dagegen ein schreiten. Wir finden in dieser Antwort keine Jncorrectheit oder Unvorsichtigkeit! Da alle darin übereinstimmen, daß die preußische Regierung nicht willens sei und nie die Ab sicht gehegt habe, solch eine Machtrolle in Spanien zu spielen, so liegt in diesen Aeußerungen auch nichts, was uns erregen oder die Ruhe Europas bedrohen konnte. Indem die Volks-Zeitung hier „nachweisen" wsllte, daß „die deutschen Chauvinisten" die Sachlage entstellt hätten, machte sie sich selbst — wir wollen gern glau ben, nur unwissentlich und in ihrem übel berathenen doktrinären Eifer des „NachweisenS" — einer groben Entstellung der Sachlage, der authentischen mimste- riellen Erklärung im Gesetzgebenden Körper zu Paris schuldig. Von einem „Wenn" und von einem „ohne Rücksicht rc." war in dieser nirgends die Rede, son dern die Phrase lautete (nach dem officiellen Sitzungs bericht) einfach so: Wir werden in diesem Verfahren beharren. Aber wir. glauben nicht, daß die Achtung vor dem Recht eines Nach barvolks uns verpflichte, zu leiden, daß eine fremde Macht, indem sie einen ihrer Prinzen auf den Thron Karl'S V. setzt, zu unserm Nachtheil das jetzige Gleichgewicht der Mächte Europas störe... (Lebhafter und zahlreicher Applaus) und die Interessen und die Ehre Frankreichs in Gefahr bringe. (Neuer Beifallsruf. Langes Bravo!) Diese Even tualität wird, wir hegen dazu die feste Hoffnung, nicht ver wirklicht werden. Um sie zu vermeiden, rechnen wir gleich zeitig auf die Vernunft des deutschen Volks und auf die Weisheit des spanischen Volks. Das hieß doch wahrhaftig mit Fingern auf Preu ßen zeigen! Wenn die Volks-Zeitung durch eine solche gegen Preußen und also mittelbar gegen den ganzen Nordbund geführte beleidigende und drohende Sprache sich nicht „erregt" fühlte, so war das ihre Sache; aber daß hier nicht eine Drohung und eine Beleidigung vorläge, konnte sie schwerlich einem Unbefangenen weiS- machen. Die Volks-Zeitung erklärte in demselben Artikel übrigens schon: wenn Frankreich wirklich (was nach ihrer Ansicht die „deutschen Chauvinisten" fälschlich „behauptet" haben) an den König von Preußen „die in der That unerhörte Aufforderung hätte ergehen kaffe», dem Prinzen die Candidatur zu verbieten", so würde dies „mit Recht eine Entrüstung gegen Frank reich wach rufen", so würde dies eine „Frechheit" sein. Nun, diese „Frechheit" hat Frankreich notorisch jetzt begangen, und es war nur consequent, daß auch die Volks-Zeitung nunmehr nicht blos eine „Erregung", sondern eine „gerechte Entrüstung" empfände, und daß sie nicht länger von „deutschen Chauvinisten", welche der französischen Regierung und ihrer Tauben friedensliebe unrecht thäten, spräche. karl Th. e Emilie enheim Jeßnitz, stadt bei er aus r,Leipzig :durch auf Markt mach Erhaltung des Friedens seufzenden Europa ein ^o unzweideutiges und werthvolles Pfand seiner Frie densliebe und seiner Enthaltsamkeit von allen frivolen Die berliner Volks-Zeitung und die Kriegsfrage. Die berliner Volks-Zeitung vom 14. Juli hatte Leipzig. rr,cheint auß« Sonntag, täglich. Preis fterteljährlich. 2 Thlr., >cdc einzelne Nummer 2 Ngr. eigenthümliche Naivetät, für die Kriegsbefürchtungen nicht die Franzosen, sondern die Deutschen verant wortlich zu machen. Sie sagte: Wir halten es für Pflicht, nachzuweisen, daß die fran zösische Regierung bei weitem nicht solche Provocationen zum Kriege an den Tag gelegt hat, wie unser leidenschaft licher Chauvinismus glauben machen wollte. Es wurden Depeschen in die Welt geschickt, welche absolute Entstellungen enthielten, und die Leidenschaft einiger pariser Chauvins wurde von unserer Presse mit officiellem Charakter bekleidet, um die Aufregung bis zur Wildheit zu steigern, lieber- blicken wir noch einmal den Verlauf der Erlebnisse mit ruhigem Sinn, so wird sich die künstliche Uebertreibung der Situation deutlich genug erweisen. Es wurde an den fran- Die Entscheidung. Leipzig, 15. Juli. So ist es also entschieden! »Deutschland nimmt den Krieg an, den es wahrhaftig Iiiicht provocirt hat, den es gern vermieden hätte, Iweil jeder Krieg ein Unglück und in unserer Zeit der lallgemeinen Civilisation eigentlich ein Anachronismus, lein Rückfall in die Zeiten der Barbarei ist, dem es laber länger nicht ausweichen konnte, ohne seine Ehre lund damit das beste Theil seiner Existenz als Nation laufzugeben. Denn was ist eine Nation ohne Ehre? lEine verachtete Masse, die jeder mit Füßen tritt. Hätte Deutschland nur auf seinen Vortheil ge lsehen, hätte es nicht auch den entferntesten Schein seiner für den allgemeinen Frieden gefährlichen Politik »einerseits vermeiden und lieber selbst auf die werth- vollsten Positionen verzichten wollen, sobald nicht das sonnenklarste Recht ihrer Behauptung ihm zur Seite stände, so hätte cS schon vamalS losgeschlagen, als Frankreich in theilS perfidester, theils brutalster Weise die luxemburger Frage anzettclte. Damals war Frank reich bei weitem nicht so gerüstet und für den Krieg vor bereitet, wie es dies heute unstreitig ist; damals konnten wir vermöge unserer stets kriegsbereiten Heeresorgani sation mit entschiedenem Vortheil den Angriff wagen. Er unterblieb, weil das Recht Preußens auf die Be setzung Luxemburgs nach Zerstörung des Bundes min destens nicht völlig zweifellos schien; Preußen und mit sihm Norddeutschland nahm die allezeit unerfreuliche Rolle des Nachgebenden auf sich und gab damit dem der andern Mächte gegen den muthwilligen Friedens störer führen sollte (gemäß jenem AuSspruche eines englischen Staatsmanns: „Schlagt den nieder, der zuerst den Frieden Europas stört!"), — selbst dann würde eS doch wenigstens ein starker moralischer Bun- deSgcnoffe für uns sein, würde die Waffen unserer Krieger weihen, ihre Herzen stählen, unsern Feinden aber mindestens ein gewichtiges Element des Angriffs gegen uns verkümmern, auf das sie sicherlich gerechnet haben: die Erregung der öffentlichen Meinung für sich oder doch gegen unS. Selbst der Vorwand einer Verantwortlichmachung Preußens und seiner Regierung für den Conflict mit Frankreich, den gewisse Parteien in Deutschland gern aus der hohenzollernschen Candidatur entnommen und gegen die allgemeine nationale Sache gekehrt hätten, selbst dieser Vorwand ist hinfällig geworden, seitdem diese Candidatur beseitigt ist. Wenn also die, welche sich dieser Waffe bedienen wollten, nicht geradezu die Stirn haben, zu behaupten, der König von Preußen, das Oberhaupt des Norddeutschen Bundes, hätte sich der ihm zugedachten Demüthigung unterwerfen müssen, damit ja Frankreich und die Welfenpartei Hand in Hand triumphiren könnten, so wüßten wir in der That nicht, was sie nur vorbringen könnten, um ih ren Widerspruch oder auch nur ihre Lauheit gegen einen Nationalkrieg Deutschlands mit Frankreich zu beschönigen. Auch haben wir denn doch zu dem Geiste der allergrößten Mehrheit unserS Volks noch immer das gute Zutrauen — trotz allen theilS unsinnigen, theils vaterlandsverrätherischen Geschwätzes gewisser Parteien — daß, wenn es erst zum Handeln kommt, nur etwa ein ganz verschwindender Bruchtheil der Bevölkerung selber jenseit des Mains sich der bodenlosen Niederträchtig keit schuldig machen könnte, dem Erbfeinde Deutsch lands den Sieg zu wünschen, und daß, wäre dies der Fall, ein solcher AuSwurf der Nation durch die ein- müthige Brandmarkung des öffentlichen UrtheilS sofort moralisch todtgemacht werden würde. thenburg, mpfehlen, em Tage »viescn hat, die nahe daran war, von seinen Gegern als Schwäche gedeutet zu werden, die aber natürlich dhre Grenze hatte und, an dieser Grenze angekommen, nun um so entschiedener ihr Halt! Bis hierher und nicht weiter! rief. Dieses Bewußtsein, von ganz Europa als der brovocirte, als der im Stande der Nothwehr und also im Recht befindliche Theil anerkannt zu sein, ist auch ktwaS Werth, und selbst wenn diese Anerkennung nicht >u einer thatsächlichen Verstärkung unserer materiellen Der fünfte Deutsche Journalistentag. iv. st Frankfurt a. M-, 5. Juli. Die Schlußsitzung war spärlich besucht; von den mehr als 70 Vertre tern glänzte weit über die Hälfte durch Abwesenheit; so verheerend hatten die vorangegangenen Mühen und Lustbarkeiten in den Reihen der GeistcSkämpfer ge- wüthet. Es wurde zunächst in üblicher Weise der ge genwärtige Sitz der Versammlung, Frankfurt, zum Vororte für das Jahr 1870/71 gewählt. Als Ort ver nächstjährigen Versammlung wurde Breslau vor- ieschlagen und, nachdem der Vorschlag von vr. Stein sm Namen der dortigen Presse und Bevölkerung dankend unterstützt worden war, angenommen. Eine beim Ausschüsse eingegangene Anregung, zwischen dem Jour- talistentage und dem Schriftstellertage eine äußere Verbindung (wenn nicht Verschmelzung) anzubahnen, »nd insoweit Anklang in der Versammlung, als man Ue Einberufung beider Genossenschaften an denselben ^rt und ungefähr um dieselbe Zeit wünschcnswerth Itnd. Schließlich tauchte der sehr fruchtbare Gedanke luf, daß das werthvolle Material, das sich über den »ournalistentag angesammelt, von kundiger Hand ge- ichtel und zu einer Geschichte des Deulschen Jour- ialistentags verarbeitet werden solle. Eine solche Ge wichte würde den Gang der Debatten in Zukunft vesentlich vereinfachen, später Eintretenden einen raschen leberblick über das Geleistete gewähren, das noch zu »strebende deutlicher herauSheben und nützliche Vor- wläge, die früher um dringenderer Reformen willen iirückgelegt werden mußten, aus ihrer Verborgenheit ervorziehen.