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Nr. 171. Sonntag, den 24. Juli 1SS7 80. Jahrg »» «»INIro»»' l«,« «u dir r»o« »st e»»- »d nun»»«. L« Drei» ftr U« 64 mm breNe im U«I»UaUd«tIet Ist »0 i«d SI«L»n,«Iuch, B«d»rsten 1«), <uim>4i1» »I, str »I« V0 mm dr»U, P,IU. ««»»«»»tu »6. ««>4«» 10». lür dir »0 mm »mU« »tl. Lrtm^trU. ft« »«wLN, oft PoMcho»»»«»i «r. IW«. Verlag L. M. Gärlner» Aue, Srzgeb. Frm!»r«»«r! stur 64 «st »L Hstist «ml »u«) 440, SA«—»»« <6, ss«>avm>»»a 6664. vm»i«,s»rlft: voMfttlink «uerr,«rtlr-» m enthaltend die amtliche« »«»«««»mach«»,«» der Amlshauplmannschaft und der " Staatsbehörden In Schwarzenberg, der Staals» u. städtischen Behörden in Schneeberg, Löbnitz, NeustSdtel, Granhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werden auberdem verüffenlUchl: Dl« Bekanntmachungen der Stadträt« zu Au« und Schwarz«nb«rg und d«r Amtsgericht« zu Au« und Johanngeorgenstadt. «»»rl,r« str dl, am N-tmillN Stumm» dt, „rmUIa-, 0 Uhr I, dm «aupla»tst«st>» ft,Im. UI« Srwddr ftlr dl, stuloahm« dm «»mlam am mmrichrlrdmrn Laa, lmul, « bellum Irr Stift, wlrd »>4> e«e«dm, auch ulchl str dl, Rlchliadell dm durch gmilpnchrr auf,«,dm« SlmUam. — gerRSt,«»« M- mrlauil «lng^audl« SchUM« Lbmauirml dl. Schrift» Iriluug dUu, Brranlwarluna. — Uutmdmchuuam dm S« jchtlflst»rl«dm bi,rl»dm diln.Uulprüch,. Sri gahlun,»- o«rzu, und tlondum gUlm Aadall, ad ulchl »«rUuba rt, Haupt,«lchftfteftÄl« Mr Stu», VStult» Schmst«, »ud Schwarz,nlmr,. AÄWMWW Amtliche Anzeigen. MmlWchm. SmalitmeMenim l>elr. Durch Reichsgesetz vom 8. April 1927 (RGBl. I S. 98) sind nach wesentlicher Erhöhung der Renten die Beiträge in der Invalidenversicherung ab Montag, den 27. Juni 1927, wie folgt festge Lohoklasse etzt wor-en: Wochen, von mehr als lerdienst bis zu Wochenbeilrag I II M IV V VI Für Woch< 1928 eine neue 6 Reichsmark 12 18 24 so und darüber nverdienste übe Lohnklasse VII 6 Reichsmark 12 18 24 so , : 36 RM tritt mit einem Wo 30 RPfg. so . so , 120 . iso , 180 . am 1. Januar chenbeitrag von 2 RM in Kraft. Sind noch Beiträge für Zetten vor dem 27. Juni 1927 zu entrichten, so dürfen hierfür nur noch bis zum 1. August 1927 Marken alter Werte, die bis zum 27. Juni 1927 in Geltung waren, verwendet werden. Vom 1. August 1927 an sind alle rückständigen Beiträge nur nach den obige« Sätzen z« entrichten. Etwa übrig gebliebene Marken alter Werte, die nach den vorgchenden Absatz vom 1. August 1927 an nicht mehr ver wendet werden dürfen, können bis zum 27. September 1927 bei den Postämtern oder bei der Landesverstcherungsanstalt umgetauscht werden. Freiwillig Versicherte haben ihre Beiträge in der dem je- weiligen Einkommen entsprechenden Lohnklasse, mindestens aber in der Lohnklasse II, zu entrichten. Marken 1. Lohnklasse sind für sie unwirksam. Freiwillig Versicherte ohne Einkommen müssen daher Marken mindestens der Lohnklasse H (60 RPf.) verwenden. Dresden, am 21. Juli 1927. Der Vorstand der Landesverstcherungsanstalt Sachsen. Aufgebot. Der Maurer Ernst Moritz Tautenhahn in Lindenau Nr. 52 hat das Aufgebot zur Ausschließung des Gläubigers der auf dem Grundbüchblatt des ihm gehörenden Grundstückes 54 des Grundbuchs für. Lindenau Abt. III Nr. 1 für Johann Gottfried Tautenhahn vermutlich in Lindenau wohnhaft, aus der Kaufsurkunde vom 28. August 1848 unter dem 31. August 1848 eingetragene zu 4 v. H. verzinsliche Kaufgeldhypothek von 3 Tylern 20 Neugroschen 6)4 Pfennige gemäß 8 1170 BGB. beantragt. Der Gläubiger oder dessen Rechtsnachfolger werden auf- gefordert, spätestens in dem auf den 28. September 1927 vor mittags 9 Uhr vor dem unterzeichneten Gericht anberamnten Aufgebotstermin seine Rechte anzumelden, widrigenfalls seine Ausschließung mit seinem Rechte erfolgen wird. Schneeberg, den 13. Juli 1927. Da» Amtsgericht. Vergebung von Malerarbeiten im Handels» «nd Gewerbeschnlgebäude. Kostenanschläge können zum Preise von 50 Pfg. im Stadt» Haus I — Hauptkanzlei — entnommen werden. Die Gebote sind im verschlossenen Umschlag mit entsprechender Aufschrift versehen bis spätestens Dienstag, den 26. d. M., mittags 12 Uhr, im Stadthaus l — Hauptkanzlei — abzugeben. Hier erfolgt auch die öffentliche Oeffnung der Gebote zu vorstehend angegebener Zeit. Der Rat behält sich die Auswahl unter Den Bewerbern und die Zurückweisung aller Gebote ausdrücklich vor. Schwarzenberg, am 21. Juli 1927. Der Rat der Stadt. Wiener Nachlese. Derkappke Anarchisten. Es leben die autzerparlamenlarischen Mittel! Eine mihlungene Probe. Die Blamage -er Journaille und Anderer. Sei- auf -er Kut! Die Ereignisse von Wien werden noch lange die Öffentlichkeit beschäftigen. Schon deshalb, weil man immer wieher in die Lage kommen wird, Nutzanwendungen aus ihnen gegenüber der politischen Richtung zu ziehen, welche die Schuld an den Vorgängen trägt. Wer geglaubt hat, daß die Sozialbemo- Katte in Österreich und Deutschland sich zur Staatspolitik be kehrt hat,.wird nach Wien seine Ansicht revidieren müssen. Was dort geschahen ist, und wie es bei den deutschen Genossen auf gefaßt wurde, zeigt deutlich genug, daß die Führer der Partei dem Wesen der Anarchie näher stehen, als dem der Staatspolitik, mit der sie so gern kokettieren, ja daß ihre Grundanschauungen rein anarchisch sind. Gewiß kleiden sich die Herren Wölfe oft in Lammfelle und können als Minister, Derwaltungsbeamte und Parlamentarier die Tugend bolde spielen. Aber man braucht, wie Wien lehrte, nicht lange zu Katzen und der Anarchist kommt zum Vorschein. O Die roten Führer machen alle Anstrengungen, die Blut schuld von sich abzuwaschen, aber ihre Bemühungen werden vergeblich sein, wenn die berufenen Aufklärer der Öffentlichkeit ihre Pflicht tun. Der Putsch war von den Führern der Wiener Sozialdemokratie, die zweifellos im Einverständnis mit ihren reichsdeutschen Genossen handelten, gewollt und vorbereitet. Sein Zweck war, die rote Diktatur, welche in der Stadt Men seit Jahren herrscht, auf ganz Oesterreich auszudehnen. Der Sturz der christlich-sozialen—großdeutschen Regierung, der bei den Wahlen nicht gelungen war, sollte mit außer parlamentarischen Mitteln durchgeführt werden. Diese sind in dem Programm der österreichischen Sozialdemo kratie, das auf dem diesjährigen Parteitag in Linz beschlossen worden war, offiziell anerkannt. Und daß sie der Partei in, Reiche nicht fern liegen, das hat kein Geringerer als der sozialistische Präsident des deutschen Reichstags erst wieder Anfang dieses Monats auf dem Reichsbannertage in Walters- Hausen in Thüringen offen bekannt, indem er der Reichs- regierung mit der Selbsthilfe des Reichsbanners drohte, „falls sich die staatlichen Machtmittel der Reaktion gegenüber nicht als kräftig genug erweisen würden". Das bedeutet nichts anderes als die Drohung mit einer Aktion, wie sie an der Donau durchgeführt werden sollte. Die paten- tiertenHüterderRepublik und des Parlamentaris- mus gehen eben jeden Weg, wenn sie ihren Willen durch ver fassungsmäßige Mittel nicht durchsetzen können. Schöne Republikaner! - O Der sozialistische Angriff in der Donaustadt richtete sich gegen eine zweifelsfreie republikanische Regierung, gegen eine ebensolche Polizei uttd Wehrmacht, also gegen die Republik selbst. Bedarf es noch eines anderen Beweises, daß t-- sozia listischen Führern die Republik ganz schnuppe ist, und daß sie nur die Diktatur ihrer Partei wollten? Sie haben sich dies mal al» schlechte Psychologen, erwiesen, iy-em sie glaMen, -a- die zu 90 Prozent sozialistifch organisiert« Pblirei sofort zu ihnen abschwenken würde, und indem sie damit ge rechnet hatten, daß sie die Massen in der Hand behalten würden. An dieser doppelten Selbsttäuschung scheiterte die Aktion, die schließlich nach dem kurzen Derlegenheitsstreik mit einer bedingungslosen Kapitulation der Führer endete. Wien sollte die Probe im Kleinen sein für die Ein führung eines neuen revolutionären Zeitabschnitts. Märe sie gelungen, dann würde im Reiche die Hauptaufführung auf dem Fuße gefolgt sein. Die faulen Ausreden, die hinterher gemacht werden, ändern an dieser Tatsache nichts. Wem das Zusammen- spiel zwischen den sozialistischen Führern in Österreich und im Reiche immer noch nicht klar erwiesen sein sollte, der überzeuge sich aus den Kommentaren, welche die reichsdeutsche Partei presse am Tage nach dem Ausstand zu den Vorgängen gab. Seitdem ist sie allerdings kläglich umgefallen und macht einen Rückzieher nach dem anderen. * Heute verwünschen wohl die Redakteure jener Presse die Schlagzeilen, die sie über die ersten Nachrichten setzten. Wir geben eine kleine Bllltenlese: Die Wiener Arbeiter erheben sich — Wiens Proletariat marschiert spontan auf — Ein siegreicher Aufstand — Die Partei steht der Regierung kampfbereit gegen über — Vom Ausstand zur Aktion — Die Partei steckt das Kampfziel — Stolze Kämpfer. Und die Leitartikel! Da konnte man lesen: Auf den ersten Anhieb ist man entzückt . . . Aus einem vulkanischen Ausbruch bis aufs Blut gereizter Leiden schaften ward die revolutionäre Aktion der Arbeiterklasse, deren Führer sich der Stunde gewachsen zeigten . . . Vorgefechte der Revolution, die sich aus dem Bauch der Demokratie heraus zuentwickeln scheinen ... Mit unserem ganzen Sympäthie- gefühl begleiten wir die österreichische Partei in ihren Schick- salsstunden. . . Was würde man jetzt darum geben, wenn man in der ersten Begeisterung nicht so offenherzig seinen Gefühlen Ausdruck verliehen hätte! Es gehört eine nicht all tägliche journalistische Taschenspielergewandtheit dazu, nun mehr nach der Niederlage der österreichischen Partei auf die richtige Seite zu fallen. Durchgängig wird der bekannte Weg gewählt: man lügt, schimpft, hetzt — und rechnet im übrigen damit, daß die Leser blöde Hammel sind, denen man alles bieten darf. Bekanntlich ist längst festgestellt, daß das Schatten dorfer Urteil, das angeblich spontan die Revolution aus löste, von Geschworenen gefällt wurde, die in der großen Überzahl Sozialdemokraten sind. Um so bemerkens werter ist, daß selbst der Vorstand der deutschen so zialdemokratischen Partei auf den Schwindel von der Klassenjustiz als Ursache des Aufstandes .hereingefallen ist, und daß der Rekchsbannergeneral H ö r - s i n g den Dank des Reichsbanners dafür zum Ausdruck ge bracht hat, daß die österreichischen Genossen sich so schneidig gegen das faschistische Schandurteil gewehrt haben. Wo man hinsteht, überall eine riesengroße Blamage. Natürlich hat eine gewisse demokratische Presse mächtig in das sozialistische Horn gestoßen. (Nach dem oben angeführten Zitat hat sich Revolution aus dem Bauch -er Demokratie entwickelt!) Am meisten hat sich da die neunmal^ gescheite „Frankfurter Zeitung" blamiert, die am Tage nach dem Putsch stammelte: ' Wegen eines ungerechtfertigten Richterspruches steht Men in Aufruhr . . . Nun hat ein Urteil, das die notorischen Tot schläger freispricht, die Frage auf Gewalttätigkeit verneint und nicht einmal eine Frage auf schwere Körperverletzung bejaht, die in den Massen grollende Stimmung zur Explosion gebracht. Man hat das Empfinden, dieses Gericht wollte fveisprechen. Es wollte ein Truhurteil fällen, und die Auffassung einer Schicht der Bevölkerung, die auch politisch eine bestimmte Färbung hat, gegen die Auffassung einer anderen Schicht setzen. Vielleicht wäre die Unterscheidung „republikanisch oder monarchisch" falsch. Es han delt sich wahrscheinlich nicht ausschließlich um diesen politischen — um ihn auch —, sondern noch mehr um einen sozialen Gegensatz. Dieser Gegensatz in das Urteil eines Gerichts gefaßt, muß allerdings aufreizend im höchsten Maße wirken. Wir haben in Deutschland in den letzten Jahren Urteile ähnlicher Art in vielen Fällen kennen gelernt. Wenn sie nie mals zu so furchtbaren Explosionen geführt haben wie jetzt in Wien, so mag das an der Verschiedenheit der Temperamente liegen. Für ganz ausgeschlossen möchten wir auch in Deutschland ein solches Aufbrausen des Dolkszornes nicht halten . . . Eben das beweist nun wieder, wie sehr der Aufruhr der Ausbruch eines an sich edlen Gefühls, des Gefühls verletzte« Rechtes gewesen ist. Sehr fatal für die brave Frankfurterin, daß sie sowohl in der historischen Darstellung als in den Schlußfolgerungen dar aus so danebcnhaut. Ihre Leser könnten schließlich auf den Gedanken kommen, daß alles, was sie an Weisheit verzapft, ebensowenig stimmt, wie die rührselige Wiener Revolutions geschichte. * Eine feine Blüte demokratischen Geistes bietet auch das m Leipzig erscheinende Ullstein-Blatt. Es gibt u. a. folgende Weisheit von sich: Es ist selbstverständlich, daß die Sozialdemokratie al»- Oppositionspartei die Regierung für das Blutvergießen verant wortlich machen wird. Denn schließlich ist es in der Tat Auf-' gäbe jeder Regierung, für Ruhe und Ordnung zu sorgen ... Das ist reizend: die Sozialdemokraten putschen und dann wird ihnen zugeredet, die Regierung dafür verantwortlich zu machen, daß dabei Blut geflossen ist, denn sie hätte den Putsch verhindern müssen. Das ist die Höhe des Blödsinns und — -er! Verlegenheit. * Die Schadenfreude über den Hereinfall der roten und-, rötlichen Presse und über ihre untauglichen Versuche, ihre Dummheiten zu vertuschen, ist berechtigt. Sie darf aber nicht dazu führen, die Gefahr auch für die Folgezeit zu ver kennen. Die Verleumdung der Justiz, die Herabsetzung der Regierungsautorität, die Hetze gegen alle, die national fühlen, wird von der Journaille jener ,Zeitungen weiter als Haupt- metier bekleben werden. Eben jetzt, nachdem -ie Strafanträge in dem Stuttgarter Kommunistenprozeß vor dem Staats-^ gerichtshof zum Schutze der Republik bekannt wurden, wird wieder maßlos gegen die „Justiz" gehetzt.. Dabei handelt es sich bei dem Gerichtshof um eine Einrichtung derRepublik und. sind die Beisitzer nur waschechte RepMikaE Wasbekfolchftvj