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WscheUolksMilg Bezugspreis, I«o»,ab« X mit 2 Beilagen dierteliShrlich S IS 4k. In Dresden und ganz Deutschland frei Haus «.SS in Oesterreich 4,43 X. I ««»«ad» « nur mit Feierabend dierteliShrlich 1.80 4». In Dresden und ganz Deuischland frei HauS «,»» -s, in Oesterreich 4.0V X. — Sinzel-Nummer Itl 4. wochentags erscheint die Zeitung regelmäßig in den ersten I «achmtltagsstunden; die Eonnabendnummer erscheint später, Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit» Recht und Freiheit «rit Unterhaltungs-eilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend , ««zeige», I Annahme von BeschSslSanzeigen dis IO Uhr, von Famtlien- anzeigcn bis II Uhr, I Prei» für die Petit-Spaltzeile 20 4. im ReNamcteil OO 4. I Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus- I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichtest für die Richtigkeit des Leiter nicht übernehmen, . Redaktions-Sprechstunde: 10 bis 11 Uhr vormittags. I Für Rückgabe etngesandter Echristst.macht sich die Redaktion I nicht verbindlich; Rücksendung ersotgt, wenn Rückporto bei- I gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist AnnvortSporto beizusügen. r.34 «-schSftsfteL- und Redatttou Dresden-A. IS» Holl» einstratze 4« Donnerstag den 11. Februar 1915 Fernsprecher 21866 14. Jahrg. Die Lage in Marschau lieber den Stand der Dinge in Warschau enthält ^iennik Poznanski" in Nr. 30 vom 7. Februar folgende Betrachtungen: 3eit einigen Wochen schon stehen die deutschen Truppen Me: einige zehn Kilometer von Warschau entfernt, und Hei günstigem Wetter kann man in der Hauptstadt des Wigsreichs Polen den Donner der schweren Geschütze Itim'ir, mit denen die hartnäckig um jede Spanne Erde singenden feindlichen Armeen ihre Stellungen gegenseitig Mießen. Und wie verhält sich nun angesichts dieses sich Ml mehr und mehr nähernden Kriegswetters Warschau? lllebcr Mangel an Nachrichten in dieser Hinsicht kann man Di,!' gegenwärtig nicht beklagen. Wir lassen dabei außer ktracht die in letzter Zeit ziemlich häufig in ausländischen, Imientlich in englischen und italienischen Blättern ver- lomlüchten Telegramme und Korrespondenzen. Deren llr- Itckr leiden meistens unter völliger Unkenntnis der ört- Ikiiai Verhältnisse, was übrigens im allgenieinen auch auf vi: Varschauer Korresopndenzen russischer Blätter zutriffi, zudem gehen sie aus leicht begreiflichen Gründen vor >A:in auf Sensation aus. Indes dank der Gefälligkeit sicher sich gegenwärtig in neutralen Ländern, in Däne- rmk und Schweden aufhaltender Freunde unseres Blattes Ie:ba!len wir seit gewisser Zeit ziemlich oft Nummern von 8mckiauer Zeitungen, insbesondere des „Kuryer Wars- M-ki". Bemerkt sei, daß gerade in diesem Blatte sich das Men Warschaus immer am deutlichsten spiegelte und wahr- Minlich auch noch spiegelt. Natürlich würde man im jetzigen Augenblick in den Spalten des „Kuryer" vergeblich nach Mm gewissermaßen treuen Bilde des politischen Lebens le. Verschon mit seinen inneren Kämpfen und Zwistigkeiten lucheii. Diese Streitigkeiten sind angesichts des Kriegs- Meckens fast ganz verstummt. Man braucht nicht weiter lu erwähnen, daß die Militärzensur wie überall so auch in Warschau aufmerksam über den inneren Frieden wacht. So Mimt auch die bedrohlichste Wunde des politischen, gesell- Wüchen und wirtschaftlichen Lebens im Königreiche Mn, die Judenfrage, in den Warschauer Blättern nur MMtlich zur Erörterung, meistens in Form von Pole- mit den fortschrittlichen russischen Blättern, die die Mische» Juden unter ihren besonderen Schutz genommen , Den Hauptteil der Spalten der Warschauer Presse Mm die Dinge, die unmittelbar oder mittelbar mit der Seiluug der Wunden Zusammenhängen, die der Krieg einem deutenden Teil des Königreichs Polen und bis zu einein Missen Grade auch Warschau geschlagen hat. Und man sann nicht sagen, daß Warschau den schrecklichen Ver- aüstungen mit gefalteten Händen zusähe, im Gegenteil: Kit einer die Gesellschaft im Königreich Polen und nament- in Warschau ehrenden Beweglichkeit hat man sich ans !erk gemacht, und unter Leitung des Zentral-Bürger- Komitees erstand eine ganze Reihe von Einrichtungen, die daran sind, sowohl den am meisten vom Krieg betroffenen Gebieten des Königreichs wie auch den Massen von Men schen, die in Warschau Unterkunft und Unterhalt suchen, un mittelbar Hilfe zu bringen. Selbstverständlich kann ange sichts des Riesenumfanges des Unglücks die bisher, wenn auch durch ziemlich zahlreiche russische Einrichtungen unter stützt, in der Hauptsache private Hilfstätigkeit nicht aller Not erfolgreich begegnen, aber im Verhältnis zu ihren be scheidenen Mitteln hat sie schon viel getan und wird auch ferner noch viel tun. Sie hat Tausenden von Schiff brüchigen, die Warschau füllen, ein Obdach und ihre tägliche Speise gesichert. Im übrigen geht, soweit es sich aus der Presse beurteilen läßt, das Leben in Warschau seinen ge wohnten Gang. Vor allem scheinen unwahr oder minstens übertrieben zu sein die Meldungen ausländischer Blätter, als ob die wohlhabenden Bürger Warschau in Scharen ver ließen. Aus den Berichten über die fast täglich stattfinden den Versammlungen, bald dieser bald jener Gesellschaft, haben wir die Ueberzeugung gewonnen, daß bis jetzt fast keiner der hervorragenden Vertreter der Warschauer Gesell schaft seinen Posten verlassen hat. Es ist auch schwer, aus den Warschauer Blättern eine Spur eines außergewöhn lichen Schreckens oder nur ernsthafter Venunruhiguug her auszulesen. Wie in normalen Zeiten nimmt auch jetzt in den Blättern die Theaterrubrik eine hervorragende Stel lung ein. Man ersieht daraus, daß alle Theater, die Oper nicht ausgenommen, immer in Betrieb und zahlreich besucht sind. Ein kriegsmäßiges Aussehen gibt der Stadt allein die Menge der zur Front eilenden oder von dort zurück kehrenden Offiziere und Soldaten und die große Zahl dar in den Spitälern untergebrachten Verwundeten. Natürlich ist auch an Warschau der Kriegssturm nicht spurlos vorüber- gegangen. Zahlreiche Arbeiterkategoricn haben entweder ihre Beschäftigung ganz verloren oder verdienen bedeutend weniger. Schwierig ist vor allem die Lage der Journalisten, Literaten und Maler, aber die Gesellschaft tut ihr Mög lichstes, sie einigermaßen zu unterstützen. Die Schwierigkeiten des Karpathen- Feldzuges Kriegsprcssequartier, 9. Februar. In den Karpathen liegt tiefer Schnee, die Marsch- bewcgungen der Truppen sind ausschließlich an die Talwege ! gebunden. Diese Märsche gehen mühselig von statten, und s die Entwicklung zum Gefecht ist ungemein behindert. Der Feind drückt mit sehr beträchtlichen Kräften gegen die § Tuklafurche und führt hier unablässig neue Truppen ! heran. Er befindet sich an der übrigen langen Front in i vorzüglich befestigten Stellungen, die sehr schwer zu nehmen sind. Unter diesen Umständen werden ungeachtet der größten Anstrengungen der im nördlichsten Ungarn Hand in Hand kämpfenden österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen alle Unternehmungen verlangsamt. Erfolge, die abwechselnd von beiden Seiten erzielt werden, haben nur örtliche Bedeutung. Es ist ein schweres und schwieriges Ringen, das den höchsten Einsatz von den Kämpfenden er heischt, das die bittersten Mühsale im Gefolge hat und doch nur sehr langsam zum Ziele führen kann. Mutmaßungen iiber weit vorausblickende Operationen sind müßig, inso- lange die natürlichen Schwierigkeiten auf dem karpathischen Kriegsschauplätze hüben wie drüben der Führung das Ge setz vorschreiben. Wir müssen zufrieden sein, wenn es gelingt, ohne unsere übrigen Fronten zu schlvächen, die Russen Schritt für Schritt aus dem Grenzgebirge z u r ü ckz u d r ä n g e n und gleichzeitig Ver suche des Feindes, nach Ungarn durchzubrechen, abzuweisen. Daß diese Aufgaben niit der Zeit zu gutem Ende geführt werden, dafür spricht das Ergebnis der bisherigen Kämpfe der seit Wochen gegen eine Uebermacht an Zahl und gegen die Ungunst von Boden und Witterung heldenmütig und zähe ringenden Verbündeten. Kirchlehner im B. L.-A. Die zunehmende Verrohung der französischen Presse Der Pariser „Matin" vom 31. Januar bringt folgende Mitteilung unter der Ueberschrist „Die glückliche Kugel": Man kann sagen, daß die unsaubere Armee, welche sich in Belgien und in einem Teile Frankreichs festgesetzt hat, in jeder Hinsicht einem bösartigen zähen Ungeziefer gleicht: es kann nicht besser tun, als sich in seinem Obdach, das es sich ausgehöhlt hat, festklammern. Die großen Hoffnungen und die kühnen Manöver sind ihm untersagt. — Attila verbirgt sich in der Höhle von Ali-Baba. Das Neue und Bemerkenswerte in der Strategie des Zäsaren von der Spree besteht in der sorgfältigen Ausnützung aller Fort schritte der Wissenschaft zum Zwecke der Mißhandlung von möglichst vielen Frauen und Kindern. Seine Flieger und Zeppeline haben ausschließlich die Aufgabe, offene Städte zu zerstören und unschuldige Men schen zu morden. Seitdem Joffre seiner glorreichen Armee an der Marne das Kreuz eingeschlagen hat, gebärdet sich diese wie ein verwundetes Raubtier, das sich in seinem feuchten Schlupfwinkel znrückhält und den ehrsamen Leuten den Weg versperrt, bis eine glückliche Kugel . . . ." Dieselbe Nummer des „Matin" enthält ein Bild, auf dem unser Kaiser hinter einer großen Rauchwolke über ein Trümmer- und Leichenfeld schreitet; unter dem Bilde, das die Ueberschrist der heilige Wilhelm trägt, stehen die Worte: Zwanzigtausend Toto. Solche Aeußerungen sind ein Zeichen von ungeheuerer Roheit, die das Ansehen der Presse gewaltig herabsetzt. Kriegsmiszellen Englands papierner Seesieg. Gottlieb dichtete im Ber ner „Tag": Was braucht man für ein Seegefecht? Und wodurch wird der Feind geschwächt? Zunächst durch Taten Und Granaten. Sodann, genügt das Schießen nicht, Durch den Bericht. Wenn dir ein eig'nes Schiff zerbricht, Ersteht es auf in dem Bericht. Wenn es eitr böses Ende nimmt, Erkläre deutlich und bestimmt: „Es schwimmt." Und wenn es auf dyn Grund versank, So schreib': „Noch lebt es, Gott sei Dank!" Es ist ein argloses Vergnügen I ^ Sich in die eig'ne Tasch' zu lügen. * -ercinsall eines Deutschenfresser-Organs. Wir lesen lim „Bamb. Volksbl.": In Chile ist bekanntlich, mit Aus- Mbme der militärischen Kreise, die Stimmung reichlich utschfeindlich. Die Führung in der Deutschenhetze hat das Älteste Blatt „El Mernirio" in Santiago de Chile. Diesem Wie brachten einige Deutsche, kurz vor Schluß der An- kigenannahme. folgende Anzeige in deutscher Sprache: Deutsche Landsleute! Diese Zeitung zieht unser kolkstum täglich in den Schmutz. Handelt danach!" Ntig erschien diese Anzeige, die der des Deutschen un- Endige Zeitungsbeamte mit Vergnügen angenommen ite. zweispaltig am Kopfe einer Seite. Sie prangt da a. iiber der Nachricht, daß Göneral Deimling mit seinem Korps auf Schweizer Gebiet übcrgetreten sei, um nicht den Franzosen in die Hände zu fallen. In der deutschen Kolonie wurde der gelungene Streich mit großem Behagen genossen. Aus der Humor-Ecke der Liller Kriegszeitung. Eng land faßt die allgemeine Wehrpflicht so auf, daß man sich auf der ganzen Welt allgemein für England zu wehren hat. — In Großbritannien sollte die Peerswürde abgeschafft und durch die Piratswürde ersetzt werden. — Den franzö sischen Dumdum-Geschossen fehlt die Spitze — der Zivili sation, an der zu marschieren die Franzosen bisher Vor gaben. — Wenn die Deutschen keine Barbaren wären, so brauchten ihre Feinde an Stelle der Festungswerke nur Kathedralen und kunstvolle Rathäuser zu bauen, um unbe siegbar zu sein. ch Ein Elefant beim deutschen Heer. Karl Hagenbeck (Stellingen) hat dem Kommandanten von Valencennes einen großen indischen Arbeitselefanten zur Verfügung ge- stellt, der im Arrondissenient Aysnes bei Waldarbeiten zur Fortschaffung von Bäumen und schweren Lasten verwendet wird. Der gelehrige Franzose. Ein heiteres Stückchen be- richtet der „Kieler Zeitung" zufolge ein Remscheider Krie ger aus dem Lazarett in Douai. Einem der Lazarettwärter, einem französischen Artillerie-Unteroffizier, wünschten die Deutschen einmal beim Schlafengehen angenehme Ruhe mit den Worten: „Gute Nacht, Plattkopp!" Der Franzose besitzt nämlich eine große Glatze. Die Anrede verstand er natürlich nicht; man sah es ihm aber an, daß er sich ge- schmeichelt fühlte. Am nächsten Tage schenkte ihm der deutsche Arzt eine Zigarette, und mit einer höflichen Verbeugung bedankte sich der Franzose, indem er saglc: „Danke schön, Plattkopp!" Ta gab es ein großes Gelächter; denn der Arzt, ein älterer Herr, besitzt ebenfalls eine enorme Glatze. * Goldfunde in Böhmen. Staatliche Teufungsversuche cm den uralten Goldfundstätten zwischen Kaßsejowitz und Blatna in Böhmen ergaben auf je 10 Meterzentner Gestein 4,4 Gramm Gold. Man stieß auch aus neue Goldadern mit 17 und 20 Gramm dieses Kriegsmittels. Konkurse im Januar 1914. Die Zahl der neueröff- neten Konkurse ist im Januar nicht unerheblich gestiegen. Sie beträgt nach einer Zusammenstellung der Finanzzeit, schrist „Die Bank" 688 gegen 537 im Dezember und 611 im November vorigen Jahres. Schlußfolgerungen lassen sich aus der Steigerung nicht gut ziehen, da sowohl eine Statistik über die im Januar neu bestellten Geschästsauf- sichten als auch über die mangels Masse zurückgewiesenen Konkursanträge fehlt. » Den Glauben im Feindesland wiedergcfunden. Ein Nürnberger Landwehrmann, der nach einer schweren Ver wundung in französische Gefangenschaft geriet, schreibt aus dem Hospital Besanyon an seine Frau n. a.- „Heute ist für mich ein großer Festtag: Habe gestern gcbeichet und heute kommuniziert, also mach langer Zeit wieder meinen Weg zu Gott gefunden. Die erste Güte von ihm war Dein lieber Brief, den ich seit einem Vierteljahr sehnsüchtig er wartete . . . Verzage nicht, wie auch ich mich jetzt stark fühle, denn Gott wird alles zum Besten lenken, oder glaubst Du, daß er mich verläßt ob der vielen Sünden, die ich auf meine arme Seele geladen habe? Ich denke nicht; denn hat man mich nicht schon zweimal tot gemeldet und noch immer lebe ich; bin aber auch wie durch ein Wunder dem Tode ent ronnen."