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Ireitag, llr. 8. 20. Jebruar WZ. Sächsische D ocheitung Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Würger und Landmann. Neustadt» Dresden, m dn Expedi tion, kl. Meißn. G^che Rr. S, hab««. »t«lt.Itth>«ch »>>»,!. g« »r-iehru durch alle kgl. Pvst- Anstalten. , W«><I , ',1 Redacteur und Verleger: Friedrich Walther. und man erwartet von nisterpräfident ^Bismarck hat im . dem russischen Nachbar seine militärische Unterstützung angeboten haben, wobei man russischerseits über dieses eilfertige Erbieten nicht derseitigen Gesandten find bereits defignirt und als die wichtigste Folae dieser plötzlichen Wandlung betrachtet man als nahe be vorstehend den Anschluß Kurhessens an den preußisch-französischen Handelsvertrag, ein Ergebniß, welches wiederum auf die Ent-. schließüngen Hannovers von großem Einfluß sein: würde. — DaS kurhessische Ministerium hat den Ständen wiederum mehrere wenig erstaunt gewesen wäre. WaS nun die -wischen beiden Mächten abgeschlossene Convention anlangt, so ist deren Inhalt noch nicht in authentischer Weise bekannt geworden. Doch wird versichert, daß diesem Uebereinkommen gemäß russische Truppen, die irgend einer Uebermacht der Insurgenten weichen, auf preußischem Ge biet dir Waffen nicht abzplegen brauchen; eS würde sogar russischen Truppen gestattet sein, ihre Operationen gegen zurück weichende Jnsurgentenhaufen auch jenseits der preußischen Grenze fortzusetzen. Endlich sollen, wenn die russische Aufforderung erfolat, preußische Truppen einzeln oder in Verbindung mit den russischen gegen die Insurgenten, sei eS auf preußischem oder russischem Gebiete, agiren. Der letztere Punkt, unstreitig der wichtigste, wird verschiedenartig auSgelegt. Einerseits erblickt man darin eine unbedingte und ausgedehnte militärische Unterstützung Rußlands, welche sofort zu leisten ist, falls der Aufstand noch größere Dimensionen annehmen sollte; andererseits stellt man die beabsichtigte Verwendung preußischen Militärs zur Unterdrückung deS polnischen Aufstandes in Abrede und ver sichert, daß die getroffene Vereinbarung sich ausschließlich auf etwa nöthig werdende Mrenzoperationen beschränke. Mit letzterer Auffassung, die von officiellen Federn vertreten wird, stimmt freilich eine Bekanntmachung de- Breslauer Polizeipräsidiums nicht ganz überein, wonach den dgsigen Zeitungen verboten wird, über militärische Maßregeln zu berichten. In derselben heißt eS nämlich ausdrücklich: eS sei höchst wichtig, daß «ach der plötzlich befohlenen Concentrirung bedeutender Lruppenmaffen, „mögen dieselben zum Schutze der Grenze oder zu einem direkten Auf treten im AuSlande bestimmt sein," den Insurgenten die Stell ung und die Stärke der einzelnen Lruppenkörper möglichst un bekannt bleibe. Hiernach scheint somit ernstlich an einen förmlichen Einmarsch preußischer Eruppentheile in daS Königreich Polen gedacht zu werden. Der Ministerpräsident v. Bi-marck hat im . Vorlagen gemacht, durch welche den berechtigten Wünschen deS Landtags genügt wird.' Auch hat die Regierung Anweisung gegeben, die den früheren Ständen verweigerten Diäten und Reisekosten sammt Zinsen und Proceßkosten au-zuzahlen. Die Deputirten waren bekanntlich wegen jener Verweigerung bei dett Gerichten klagbar geworden. Preußen. Die preußischen Blätter, welche auf der Seite deS gegenwärtigen Ministeriums stehen und als halbofficielle Organe bettachtet zu werden pflegen, suchen die Zustände in den an Hckn grenzenden LandeStheilen in den düstersten Farben darzu- und halten eine al-baldige Verkündigung deS Belager ungszustandes in jenen Bezirken für dringend geboten. Diese HmsmrH»mtzigster Jahrgang. I. Eluartat. DarstellungSweise beruht jedoch auf geflissentlicher Entstellung und scheint lediglich in der Absicht unternommen zu werden, um die umfassenden militärischen Maßregeln, welches die Regierung zu treffen für gut findet, der öffentlichen Meinung gegenüber al- gerechtfertigt erscheinen zu lassen. In der Provinz Posen herrscht allgemeine Ruhe; nirgends ist ein Versuch gemacht wyrdev, der Regierung entgegenzutreten oder den Aufstand in Polen wirksam zu unterstützen. Ebenso ist von der außerordentlichen Aufregung, welche nach der Versicherung obiger Blätter in Westpreußen herrschen soll, an Ort und Stelle nichts zu spüren, und wenn die Kreuz zeitung vor Kurzem mittheilte, die dasigen deutschen Gutsbesitzer seien der polnischen Bevölkerung gegenüber ihre- Lebens nicht mehr sicher, so erklären jene Gutsbesitzer jetzt selbst öffentlich mit ihrer Namensunterschrift, daß Alles dies eitel Lüge sei und Nie mand daran denke, größere Militärmaffen zum Schutze der öffentlichen Sicherheit, die bis jetzt nirgends bedroht sei, herbei- zuwünschen. Unter diesen Umständen wird der militärische Eifer, den die Regierung entwickelt, nicht ohne Mißtrauen bettachtet, der Hast, mit welcher daS Ministerium seine Dienste dem russischen Nachbar aufdrängt, nicht viel Gute-. Denn «Le aus einer von den Insurgenten aufgefangenen russischen Depesche auS Warschau hervoraeht, die an den russischen Ge sandten in Berlin gerichtet ist, soll Preußen auS freien Stücken Politische »eltscha«. Deutschland. Der Großherzog von Baden, bekanntlich ein Schwiegersohn des König- von Preußen, sprach am 11. Febr., al- ihn eine Deputation der zweiten Kammer zur Vermählung seines Bruder-, des Prinzen Wilhelm, beglückwünschte, seine leb hafte Freude darüber auS, „sich mit dem Lande in so vollstän diger Einigkeit zu befinden." „Sagen Sie es den Uebrigen," äußerte der Fürst, „wie es mein höchster Stolz ist, nur dem Lande mit all' meiner Kraft zu dienen." Daß aber diese fürst lichen Worte auch allenthalben durch die That bestätigt werden, davon geben die Verhandlungen des badischen Landtags den er freulichsten Beleg; das Ministerium hat eine Anzahl von vor trefflichen Gesetzentwürfen vorgelegt, welche die Verwaltung deS Landes vielfach umgestalten und den lautausgesprochenen VolkS- wünschen Rechnung tragen. . 5 . AuS Stuttgart wird der Kreuzzeitung geschrieben, daß die österreichische Regierung den Staaten Barem, Würtemberg und Hessen-Darmstadt für den Fall, daß sie sich, wenn der Zoll verein sich auflösen sollte, an den Kaiserstaat anschließen, ihre gegenwärtigen Zolleinkünste auf die Dauer von 10 Jahren aarantirt habe. Als Gegenleistung soll die Einführung des Tabakmonopols Vorbehalten sein. (Ls klingt indessen diese Nach richt so wenig glaubhaft, daß ihre Bestätigung aus anderen Quellen noch abzuwarten sein wird. «In Kurhessen hat die letzte Personalveränderung im Mi nisterium (s. Nr. .7) zunächst eine Annäherung an die preußische Regierung zur Folge gehabt. Herr v. Dehn - Rotfelser soll dies alS Bedingung für seinen Eintritt in das Kabinet aufgestellt und an hoher Stelle durchgesetzt haben. Ein Berliner Blatt will wissen, Oesterreich habe in letzterer Zeit, um die kurhessischen Wirren ein- für allemal zu beseitigen, in Kassel auf. eine Movi- fication der Regierungsform gedrungen, und es sei in dieser Beziehung die Abdankung des Kurfürsten oder die Ernennung eines Mittegenten ernstlich angeregt worden. Ob die-, begründet ist, läßt, sich nicht verbürgen; die unerwartete Ausgleichung mit Preußen, von welchem letzteren der Kurfürst eine neue Belästig ung in der Verfassungsangelegenheit- wohl jetzt schwerlich zu fürchten hat, ist aber bereits eine vollendete Ehatsache. -Die bei