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MMe Llbjeitnug. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Erpedttton dieses ... jährlich zu beziehen. — Inserate stir das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, stir das So n n abe nd Sb la tt späiestenS Ins Freitag s z beten. — Preis für die einmal gespaltene CorpnSzeilc oder deren Naum 10 Pf. — AnSwärlS werden Jnseraic für die Elbzeitnng angenoinmen in -voh"' ein Hesse, in Dresden und Leipzig i» den Annoneen-Burcaur der Herren W. Saalbach, Nud. Mosse und Haasenstein .'L Log er. 1875 Schandau, Mittwoch, den 17. Februar Vertilgung der Wciterberathnug, damit die Kommis sion die nothwendigcn neuen Anträge verlegen könne, welchem Anträge man anch Folge gab. Durch die Aumchmc deö Duprat'schcu Amcudemeutö ist aber doS Einvernehmen zwischen dem orleonistischen rechten Ecu- trnm nnd der republikanischen Linken mit einem Male zerschnitten; die Linke giebt sich Mühe, die verlorenen Freunde durch Kouzessioucn wieder zu gewinnen. Ob's ihr gelingt, müssen die nächsten Telegramme lehren. Anch Mac Mahon ließ andern Tags in der Kammer erklären, der gestrige Beschlich würde zn einer Sc- natSbildnng führen, welche die konservativen Interessen schädige. Man darf wohl gespannt sein, wie man sich ans dieser neuen Sackgasse herauSarbeiteu wird. In Spanien tobt der Krieg zwischen den bndcu bonrbonischen Vettern weiter. So oft auch der Sieg über Don Earlos in nahe Anösicht gestellt wird, im mer kommen wieder Nachrichten, welche solche san- gninischc Hoffnungen stark beeinträchtigen. So mel det jetzt die „Köln. Ztg.", daß Alfonso beinahe in die Hände der Karlisten gefallen sei. Der Eiscnbahnzng, welcher den König AlfonS von Miranda nach BnrgoS führte, wurde vou Carlisteu beschossen. Zwischen Mi randa nnd Haro erhebt sich an der Bahnlinie eine Fclscngrnppc, die sogenannten Conchaö de Haro. Von hier ans schossen die Earlistcn auf den vorbeipassirendcn königlichen Zng. Doch lief alles glücklich ab, die an der Bahn stationirten Truppen deckten den Zng nnd zwangen die Earlisten ihr Fcncr einznstellcn. Alfonso kam mit einigen durchlöcherten Waggons glücklich in BnrgoS an, von dem Jubel der Bevölkerung begrüßt. Diese angeblich vergnügte Stimmung deö Volkes con- trastirt gar eigenthümlich mit den letzten Nachrichten ans Madrid, denen zufolge die Rcgicruugütruppcn wirklich eine ernstliche <Lchlappe erlitten und der Kö nig sich nnr durch eilige Flucht gerettet haben soll. Tagesgeschichte. Sachfen. Schandau. Heute Mittwoch Abend findet im Schützeuhausc ein humoristisches Coucert von der hiesigen Cureapclle statt, welches den Besuchern gewiß einen heitern Abend gewähren wird, znmal dies in Eostüm geschieht. 'Näheres ist aus der im Jusc- ratcnthcil befindlichen Annonce mit beigedrncktcm Pro gramm zu ersehen. Wenn man die Opfer erwägt, welche Hr. Dircctor Schildbach hierbei bringt, so ist ihm ein recht zahlreicher Besuch zu göuueu, der anch sicherlich nicht auSbleibcn wird. ... — Am Montag Nachmittag stahl ein gewisser Franz Bachmann ans Anßig bei Gelegenheit des Bet telns ans einem am Aastciplatz befindlichen Hanse ei nen Pelz, was jedoch sofort wnhrgcnommen wurde. Zwei jüngere Leute jagten dem Dieb nach und er wischten ihn glücklicherweise ans der Badwicsc, ver langten mit Energie die Rückgabe deö Pelzes, was auch ohuc große Widerrede geschah. Die Polizei aber, welche von diesem Vorfall sofort in Kenntniß gesetzt wurde, wollte auch ihr Antheil daran haben nnd holte diesen sauberen Burschen beim Schützeuhausc ciu, nahm ihn beim Kragen nnd versicherte sich seiner^,^"' Dresden. Das „Dr. Jonru." schriebt unterm 14. Febrnar: Wie wir ans guter Quelle vernehmen, ist man im Finanzministerium mit den Vorarbeiten znr Durchführung des Einkommensteuergesetzes stark beschäftigt. Die Ausführungsverordnung zn diesem Gesetze wird in nächster Zeit endgiltig festgestcllt nud binnen Kurzem veröffentlicht werden. In den letzten Tagen sind unn auch die KrciSstcucrräthe, sowie die sämmtlicheu Amtshauptmannschafteu und die Stadt- rüthc zn Dresden, Leipzig und Chemnitz anfgcfordert worden, ans Grund sofort anznstcllcndcr Erkuudig- nngcn, die in den betreffenden Bezirken nnd Städten wohnhaften Personen, welche znr Vertretung der Bc- Ostcu einer Erweiterung bedürfen. So wie Oester reich von jeher für sein gnteö Recht cingcstandcn ist, so wird es seinerzeit nm seinen Bestand ringen; eö gilt dann den letzten entscheidenden Kampf. Möge ' die noch vorhandene Zeit benützt werden, nm wcuig- stcnö die Vorbedingungen einer glücklichen Vcrthcidig- . uug zu schaffe»." Das ist uuu allerdings von einem österreichischen Erzherzog etwas mehr behauptet, aK die Welt klug ucnut; der kaiserliche Vetter hat aucl den Neffen dafür zunächst in seine vier Pfähle ciu- spcrrcn nnd dann von der Artillerie znr Infanterie versetzen lassen, waö immerhin einer empfindlichen De gradation für einen Mann gleich kommt, der eben über seine Specialwaffe — die Artillerie — eine Ab handlang veröffentlicht. Ein Berliner Blatt bemerkt sehr treffend über die Brochürc: „Wenn dieser junge Erzherzog versichert, daß cS unö Deutsche nach dem schönen Laude au der Donau gelüstet, so ist er gänz lich falsch berichtet, nnd er dürfte, um seinen Verdacht zn rechtfertigen, anch wohl kaum ciu stärkeres BewciS- momcut bcibrmgcn können, als man in Berlin den Walzer von der schönen blauen Donau cbcusogeru tanzt wie in Wien. Aber cö erscheint unö voreilig, unö um dieser Thatsachc willen Auucxiouöbcstrcbuugcu auzndichtcn, die wir nicht haben. Nicht minder scharf sinnig aber ebenso unbegründet wie die Muthmaßnug unseres Gelüstes nach dem schönen Donanlaudc, ist die staatsmännische Entdeckung, daß Deutschlands Gren zen auch nach Osten einer Erweiterung bedürfen, nnd daß Oesterreich deshalb ans seiner Hut sei« müsse. Wir wisse», nicht, welchem Diplomaten der Erzherzog dieses bedenkliche Kabiuctögchcimniß verdankt; wenn derselbe Diplomat ihm aber insgeheim vertrant hätte, daß die deutschen Nordpol-Expeditionen ein offenkun diger Beweis dafür seien, daß Deutschlands Grenzen anch nach Norden einer Erweiterung bedürfen, und daß Schweden-Norwegen sich daher vor nnö zn hüten haben, so dürfte er für diesen Fastnachtscinfall sicher lich dieselbe Glaubwürdigkeit iu Anspruch nehmen, wie für jene Nothwcndigkcit einer deutschen Grcuz-Erwci- tcrnng nach Osten." — Nachdem der Prozeß Ofen- Heim eine kurze Unterbrechung erlitte», begänne» vo rige» Doilucrstag die Verhandlungen von Neuem mit Vernehmung der Sach-Vcrständigcn. Der Dircetor der Nordbahn, Fillungcr, sowie der zweite Sachver ständige Hellwag sprachen sich im Ganzen nicht un günstig in Betreff der Solidität deö Baues der Bahn nnö und fanden auch die damals abgeschlossenen Bau verträge der ertheiltcu Konzession entsprechend. In Italien richt die Politik vollständig. Man schleppt sich langsam im Parlamente dnrch die Bc- rathnngcn über den Haushalt der cinzclucu Mi- uistcricu. Daö Justiz- und das Ackerbau-Ministerium erhielten ihre Bewilligungen mit geringen Veränder ungen. Bei der ersten Vorlage deö Unterrichtsmi nisteriums hat die sonst so gehorsame Kammer die Dringlichkeit einer neuen Ausgabe für die neuen Pro- viuzial-Schnl-Inspcctoren abgclehut. Damit sah dcr Untcrrichtümiuistcr Bonghi seine Neuerung bei Seite geschoben. Die französische National-Bcrsammlung nahm vorigen Donnerstag ihre Berathnngcu wieder ans und genehmigte mit 322 gegen 310 Stimmen ein von dem Deputirtcn Pascal Duprat von der Linken cin- gcbrachtcS Amendement, wonach der Senat nnr auö gewählten Mitgliedern besteht nnd von den näm lichen Wahlberechtigten gewählt wird, die auch zur Wahl der Deputirteu der zweiten Kammer berechtigt ind. Bekanntlich wollte die Drcißigcr-Kommission, laß der Präsident der Republik die eine Hälfte der Seuatö-Mitglicdcr ernenne und die andere Hälfte auö Gcncralrathswahlcn hervorgche. Der Vorsitzende der Kommission, Batbic, erklärte nach Annahme deö : Dnprat'schen Amendements, daß jetzt von der Kom- i missiousvorlnge wenig übrig bleibe und beantragte die i Politische Wcltschau. O „Spät kommt ihr, aber ihr kommt doch" — kann man den dcntschcn Bischöfen znrnfcn, die erst jetzt mit einer Kollcctiv-Erklärnng ans ein Aktenstück antworte», welches im Prozesse Arnim veröffentlicht wurde. Soweit diese Herren auf freiem Fnßc leben, haben sic mit Ausnahme des Bischofs von Metz, der von ihnen wahrscheinlich nicht als deutscher Aischo betrachtet wird, die Circulardcpcschc des Fürsten Bis marck hinsichtlich der künftigen Papstwahl zum Gegenstände ihres Scharfsinnes gemacht. Jusbcsou dcrc sind cs folgende Sätze, gegen welche sich der bi schöfliche Zorn richtet: „Dnrch die vatikanischen Be schlüsse ist der Papst in die Lage gekommen, in jeder einzelnen Diözese die bischöflichen Rechte in die Hand zn nehmen nnd die päpstliche Gewalt der laudcöbischöf- lichcn zu substituireu.... Der Papst übt nicht mehr, wie bisher, einzelne Ncscrvatrechtc auö, sondern die ganze Fülle der bischöflichen Rechte rnht in seiner Hand; cr ist im Princip an die Stelle jedes einzelnen Bi schofö getreten nnd cö hängt nur vou ihm ab, sich aucl iu dcr Praxis iu jcdcm ciuzclncu Augenblick an die Stelle desselben gegenüber den Negierungen zn setzen.... Die Bischöfe sind nur noch seine Werkzeuge, seine Beamten ohne eigene Verantwortlichkeit; sie sind den Regierungen gegenüber Beamte eines fremden Sou veräns geworden, und zwar eines Souveräns, dcr vcr- mögc seiner Unfehlbarkeit ein vollkommen absoluter ist, mehr als irgend ein absoluter Monarch dcr Welt." — Dicö Allcs soll nach dcr Versicherung der Bischöfe nicht wahr sein und nm die Unrichtigkeiten der Bc- hauptnngcn Bismarcks zu beweisen, fangen sic ihre Vcrthcidiguugöschrift mit dem schlimmcn Worte „Al lerdings" an. Dies ist für die Collectivcrllärnng sehr bezeichnend. Fürst Bismarck sagt, dcr Papst könne nach den vatikanischen Beschlüssen in jeder einzelnen Diözese bischöfliche Rechte auöübcn. Daö ist nicht wahr, antworten die Bischöfe nnd fahren fort: „Aller dings ist die Juriödictionsgcwalt deö Pnpstcö eine sich auf jede einzelne Diöccsc erstreckende oberste Amtsge walt." Und das soll eine Widerlegung sei»! Mit diesem einen Satze sind alle obigen Behauptungen Bismarcks zugegeben. Zwar versuchen die Bischöfe auch bei dieser Gelegenheit, sich darauf zu steifem, daß daö Alles vou jeher so gewesen und dnrch das vati kanische Konzil nichts, gar nichts geändert sei; ja sic vcrlangcn, daß man ihnen in diesem Punkte „Glauben schenke." Diesen Gefallen können wir ihnen angesichts der Thatsachcn, die gegen sic zcngcn, unmöglich thun, vielmehr blcibcn wir mit dem Reichskanzler der Uc- bcrzcngung, daß die vatikanischen Beschlüsse die Stell- nng deö Papstes total verändert haben nnd daß die Bischöfe nach jenen Beschlüssen nicht mehr Leute sind, die ein selbstständiges Urthcil abzugcbeu befngt wären. In Oesterreich wirbelt eine Brochürc des Erz herzogs Johann Salvator über die „Organisation der österreichischen Artillerie" ziemlich viel nnnützcn Stand auf, hauptsächlich deshalb, weil der juugc Mau» dem Kaiserhause eine Politik empfiehlt, die der gegenwär tig cingeschlagcncn diametral entgegengesetzt ist. In Bezug aus Deutschland sagt nämlich dcr Verfasser: „Trotz aller Frcnndschnftöversichcrungcn müssen wir uns dessen vollkommen klar sein, daß die expansiven Bestrebungen deö preußisch deutschen Reiches die In tegrität dcr Monarchie gefährden. Nationale Einig ung und nationale Annexion sind znm Prinzip der modernen Staatenbildnng geworden nud habe» nnver- kcnnbar den Impuls zu deu großen Kriegen dcr Nen- zcit gegeben. Wer könnte sich angesichts dieser That sachc gegründetem Befürchtungen hinsichtlich unseres thcnrcn aber unglücklichen Vaterlandes verschließen? Es bedarf eines Krieges und dieser muß kommen, da . cs einmal Misere Nachbarn nach dem Lande an der Donau gelüstet und Deutschlaudö Grenzen anch nach 1