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Dienstag. Rr. ««. 26. August 1873. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt fiir die Kerichts-Aemter Md Stadträttze zu Dippoldiswalde Md Sraueustem. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post - Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. -t—MM»«—NiNI Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die hiesigen städtischen Collegien haben beschlossen, die Stadt Dippoldiswalde unter die revi- dirte Städteordnung vom 24. April d. IS. zu stellen. — Für die Feier des 2. September hat sich in unserer Stadt ein Comitec gebildet. Das von demselben entworfene Programm werden wir in der nächsten Nr. unseres Blattes veröffentlichen. Vorläufig bemerken wir, daß bereits Abends vorher einige Freudenfeuer auf unfern Höhen ange zündet werden sollen. — Der Firma H. H. Reichel in Dippoldiswalde, der einzigen in unserer Stadt, welche die Wiener Ausstellung beschickte, ist für die ausgestellten Strohgeflechte die Ver dienstmedaille verliehen worden. In früheren Jahren hat die Firma bereits die Preis-Medaillen erhalten von New- Aork und London, Diplome von Paris und Leipzig, den 2. Preis von Merseburg. — Auf dem, am 22. d. Mts. bei uns abgehaltenen, nicht gerade sehr besuchten und beschickten, immerhin aber ziemlich „lebhaften" Viehmarkte waren 58 Pferde, 55 Stück' Rindvieh und 114 Ferkel zum Verkauf gestellt. Davon sind 13 Pferde, 21 Stück Rindvieh nud circa 100 Ferkel zu hohen Preisen verkauft worden. — Gestern Sonntag Abend nach 9 Uhr ist ein, bis nach Mitternacht anhaltendes, bedeutendes Feuer, jedenfalls in einem jenseits der Elbe gelegenen Dorfez gesehen worden; wie man von der „goldenen Höhe" aus beurtheilte, müssen an 10—12 Güter abgebrannt sein. Wir werden in nächster Nr. Näheres darüber berichten. Frauenstein. Im benachbarten Dorfe Holzhau ist am Freitag, 22. August, Vormittags, auf bis jetzt noch nicht ermittelte Weise im Erler'schen Gute auf dem Bodenräume Feuer ausgebrochen, wodurch das ganze Gehöfte ein Raub der Flammen wurde. Der Besitzer konnte von seiner Habe nur sehr wenig retten. Dresden. Unser König und die Königin waren am 21. August in Dresden und promenirten bei der Rückfahrt einige Zeit auf der Straße. — Am königl. Hofe ist wegen des Ablebens des Herzogs Karl von Braunschweig auf 2 Wochen Trauer angelegt worden. — Die Regierung beabsichtigt, den Landtag in der ersten Hälfte des October (wahrscheinlich zum 6.) einzuberufen. — Die Cholera ist in Dresden so gut wie verschwunden, , in der ganzen vorigen Woche ist nur 1 Erkrankungs- und" 1 Todesfall vorgekommen. Das Abhalten von Tanzmusiken ist wieder gestattet. Im Amtsbezirk Dresden ist die Cholera ebenfalls sehr im Abnahmen. Berlin. Die Vorbereitungen zur festlichen Begehung, des 2. September, für dessen Feier im ganzen Deutschland Stimmen eintreten, nehmen hier rüstigen Fortgang, zumal bei dem, am obigen Tage zu enthüllenden Siegesdenkmale. (Ueber dasselbe enthält die Rubrik „Vermischtes" der heutigen Nr. dieses Blattes einen besonderen Artikel.) — Die in der letzten Zeit in erschreckend großer Zahl vorgekommenen Eisenbahnunfälle haben das Handels ministerium veranlaßt, nach Mitteln zur Abhilfe zu suchen. Der Grund einer übermäßigen Abnutzung des Materials, wie er nach dem Kriege angesichts der damaligen Häufung von Unglücksfällen von den Eisenbahnen geltend gemacht wurde, kann heute nicht mehr stichhaltig sein, wo im weitesten Umfange eine Ausgleichung der damals hervorgetretenen Schäden stattgefunden hat. Der Handelsminister hat daher für den Monat October d. Js. hier in Berlin eine Kon ferenz der Directoren sämmtlicher preußischer Staats ri nd Privat-Eisten bahn en zur Besprechung der Ent stehungsgründe beziehungsweise Aufstellung von Maßnahmen zur Abhilfe der Eisenbahnunfälle ausgeschrieben. Weimar. Unser erbgroßherzogliches Paar wird am 26. August seine Vermählung in Stuttgart feiern und im September den Einzug in die thüringische Residenz halten. Die Festlichkeiten werden vom 6.—14. in Weimar und vom 17.-22. September in Eisenach dauern, wobei eine Feier lichkeit auf der Wartburg in Aussicht genommen ist. SchwM In Genf ist der berüchtigte, 1830 vom Volke verjagte, liederliche Herzog Karl von Braunschweig am Schlagfluß gestorben. Nach seinem, vom 5. März-1-871 datirten Testamente hat er sein ganzes bewegliches und un bewegliches Vermögen (25 Millionen in Werthpapieren und 5 Millionen in Diamanten) der Stadt Genf vermacht. Außer deutschen Besitzungen hatte er 3 Hotels in Pari« und Liegenschaften in Amerika. — Das Testament wird übrigens in Braunschweig für nicht zu Recht bestehend angesehen, weil der Herzog unter Kuratel stand; die Genfer dürften daher doch vielleicht zu früh triumphirt haben. Jedenfalls wird ein Proceß entstehen. Spanien. Die Nachrichten aus diesem Lande leiden an starken Widersprüchen: die Karlisten behaupten, die Republi kaner bei Caseras mit einem Verlust von >000 MaNn ge schlagen zu haben, und die Republikaner nehmen denselben Sieg für sich in Anspruch; wie es aber scheint, waren die Karlisten im Nachtheil. — In Bilbao, der Hauptstadt von BiScaha, hat die Regierung wieder festem Fuß gefaßt und 12000 Mann sind dort eingezogen. Die Besetzung dieser Stadt ist für die Regierung ein großer Erfolg.