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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedacteur: I. G Hartmann. .V Wö Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme »a. Preis für da« Vierteljahr Thaler. de« Sonntag« täglich Abends nnd ist KöD- Insertion--Gebühren für den Raum durch alle Postaustalten zu beziehen. einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Lage-geschichte. Dresden, 12 November. Unter Beziehung auf die von dem K. Ministerium des Innern erlassene Bekannt machung vom 29. Oktober (in Nr. 286 d. Bl.) geben wir nachfolgende Notiz, welche von Seiten der K. K. Oester- reichischen Gesandtschaft zu Dresden dem K. Hofpostamte sowie der Polizeideputation der Residenz, den Direktionen der Eisenbahnen und den Besitzern der Dresdner Hotels zur Benachrichtigung der Reisenden mitgetheilt wurde: „Die Passe nach den K. K. Oesterxetchischen Staaten bedürfen des Visa einer OesterreichischeN Gesandtschaft, oder deS K. K. Generalkonsulats in Leipzig, zugleich Gesandtschaft für mehrere deutsche Höfe, widrigenfalls die Reisenden an der Grenze zurückgewitffen würden. Für jene Pässe der in Dresden ankommende» Reisenden, welche daS Visa nicht haben, kann eS bei der hier residirenden Gesandtschaft nach gesucht werden, zu welchem Ende ihr Bureau in den Wo chentagen von 9 di* 2 Uhr, sodann von 5 bis 6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 11 Uhr geöffnet ist. EadinetScourierpässe körmen zu jeder Zeit präsentirt werden." — Heute Nachmittag iff Herr Geh. Rath vr. Wrin- lig au* Frankfurt hierher zurückgekehrt. Wie«, 10. November. Ihre Königliche Hoheit Prin zessin Amalie vvn Sachsen, welche sich unter dem Namen einer Gräfin von Plauen zum Besuche in Flo renz befindet, wird, wie die „Oester. Rz." meldet, auf der Rückreise, die noch in diesem Monate erfolgt, Wien be rühren und einige Zeit hier verweilen. — (Oester. Rz.) Se. K. K. Hoheit Erzherzog Fer dinand Maximilian, Bruder Gr. Majestät d,S Kaisers, ist von seiner mehrmonatlichen Seereise gestern früh zu rückgekehrt. — Di« „L. A. E." meldet: Der Ministerialrath vr. Hock, welcher heute aus Frankfurt zurück*,hren sollte, wird dafeldst noch einig« Tage verweilen, um über mehrere Gesetzentwürfe, wi, z. B. jene, di« daS Privilegiumswesen, da* Markenschutz-, Ass««»ranz- uw» LAen^Wese« sewessen, »ertranlichf Besprechungen zu halten und Mittheilungen darüber einzuholen. — (Ostd-P.) Die Versammlung der ungarischen Bischöfe hat ihre Berathungcn bereits eröffnet. Kirchen vermögensverwaltung, Regelung des Volksschulwesens und Verbesserung der materiellen Lage des uirdern Lteens und der Schullkhrer bilden die Gegenstände, über welche berathen und entschieden wird. — (O. E.) Se. K. K. Majestät haben dem wegen Theil- nahme am Hochverrats) zu lOjährigem Festungsarrest ver- urtheilten politischen Sträfling Emerich v. Esapo den Rest seiner Strafe in Gnaden nachzusehen und die über ihn ver hängte Vermögenseonsiscalion aufzuheben geruht. — (O. E.) Se. Majestät der Kaiser haben dem Eoin- mandanten des 14. Armeecorps, Feldmarschallleutnant Fü r- sten Edmund Schwarzenberg, den Orden der eisernen Krone erster Elasse taxfrei zu verleihen geruht. — (Oester. Rz.) Die noch entlaufenden wahrhaft er schütternden Berichte über die jüngsten Wasserverhcerun- gen in Kärnten und Steiermark gewähren bis heute keinen richtigen Ueberblick des angerichteten Schadens, der sich erst nach Verlaufen der Wasser gehörig ermessen lassen wird. Von Seilen der Behörden und der Gensd'armerieablhei- lungScommandanten sind die umfassendsten Maßregeln er griffen worden, um den verunglückten, hart bedrängten Be wohnern der üderflutheten Gegenden schnelle und wirksame Hilfe zu Theil werben zu lassen. Berlin, 1l. November. Ueber die Stellung Preußens zur deutschen Flöttenangelegenheit schreibt die „N. Pr. Atg.": Preußen hat allerdings seinen Antheil zur deutschen Flotte kürzlich unter der Bedingung eingezahlt, daß dieser Beitrag als der letzte für die Nordseeflotte angesehen werde, aber auch aus dem von gewisser Seite absichtlich ignorirten Grunde, weil es angeblich mehr reell baar geleistet hat, alS diejenigen Staaten, welche jetzt gern Vortheile auS einer Einrichtung ziehen möchten, für deren Anfang und i Erhaltung sie kein Metall bereit hatten. Preußen verlangt ferner, daß über das Schicks«! der Nordseeflott, baldigst ein Beschluß vom Bundestage gefaßt werde, welcher den eingedrachten österreichisch-preußischen Vorschlägen sich an- > schließe. — (N. Pr. Z.) Se. Durchlaucht der Herzog Karl zu Schleswig - Holstein-Sonderburg - Glücksburg ist von hier nach Dresden abgereist. Aus dem Bergische«, 5. November. (Elb. Z.) Der rheinische Centraloerein für innere Mission hat seinen Reise prediger, Herrn Axelsen, nach Hohenzollern gesandt, um die Verhältnisse der dort ansässigen Evangelischen zu erfor- schen. Es hat sich herauSgestellt, daß in dortigen Landen, i also auf 25(s> Quadratmeikn zerstreut, gegen 700 Evange lische wohnen, okne Schuir und Gottesdienst, und es ist darüber an den evangelischen Oberkirchenrath Bericht er- > stattet und beantragt worden, daß derselbe die Begründung und Ausstattung zweier evangelischen Pfarrsysteme in dem Hohenzollernschen baldigst veranlassen möge. Hannover, 10. November. (Hann. Z.) Se. Majestät haben eine sehr unruhige Nacht gehabt, die Abnahme der Kräfte dauert leider fort. Auch die „N. Pr. A." berichtet aus Hannover, 10. No vember: Die Nachrichten über den Gesundheitszustand Sr. Majestät deS Königs lauten ungünstiger als bisher. Nach dem Allerhöchstste am Freitag wiederum den periodischen Ficberanfall gehabt hatten, stellte sich eine ungewöhnliche Schwäche ein, die sich leider weniger als früher verzog. Auch haben Se. Majestät in der Nacht von gestern aus v«»re belaste gar nicht Heschdafen und befinden sich daher diesen Morgen matt und angegriffen. Stuttgart, 8. November. (O. P. A. Z.) Die zweite Kammer beschloß in ihrer heutigen Sitzung, die königliche Regierung zu ersuchen, dieselbe wolle die Dampfschifffahrt auf dem Bodensee in eigene Verwaltung übernehmen, oder wenn dies ohne Aufwendung bedeutender Kosten nicht statt finden könne, wenigstens die Preise, die Zeitbestimmung und Richtung der Fahrten für die Regierung vorzubehal ten. Der Departementschef, Staatsrath v. Knapp, theiltc die Ansicht, daß diese Verbindungsstraße Oberschwabens mit der Schweiz, gleichsam die Fortsetzung der Schicnenbabn, von großer Wichtigkeit für den Verkehr sei, erläuterte, daß das Anlehen von 60,000 fl., welches die Grundstocksvcrwal- tung der Bodenseedampfschifffahrtsgesellschaft vorgeschossen, Meits getilgt sei, und daß die Regierung allerdings beab sichtige, die Privatactien an sich zu ziehen, zu welchem Zweck eine Nachexigenz eingebracht werden solle. — Der Maschi nenfabrik in Eßlingen wurde aus der Grundstocksverwal tung ein Capital von 193,895 fl. vorgeschossen, und es wurde anerkannt, daß die Fabrik, welche zur Ehre und zum Nutzen des Landes gereicht, ohne Staatsunterstützung nicht hätte zu Stande kommen können. — (A. Z.) Die Kammer der Sta ndes Herren hielt heute ihre siebenzehnte Sitzung und genehmigte in derselben die Verlängerung der StaatSgarantic für die Privatfeuer- versicherungsgesellschaft im Betrage bis zu 100,000 fl. für 1851/52 sowie verschiedene Theile deS ständischen Rechen schaftsberichts. Für die von der Ständeversammlung von 1848/49 bestrittenen und verweigerten Donativgeldcr mußte eine Nachexigenz von 65,615 fl. eingebracht werden, da auf Klage der zur Beziehung derselben berechtigten Prinzen des königlichen HauseS der richterliche Entscheid zu ihren Gunsten ausfiel. Baden, 7. November. (Fr. I.) Die Prinzessin von Preußen ist nun vorgestern mit ihrem Gefolge hier ein getroffen und im englischen Hofe abqestiegen, woselbst die Gemächer für sie schon seit einiger Zeit gemietket waren. Wie lange ihr Aufenthalt wohl dauern wird, ist noch un bestimmt; vorläufig ist die Miethe auf 4 Wochen festgesetzt. Wahrscheinlich ist auch deshalb die Großherzogin-Witwe Ste phanie noch hier, da sie sonst zu dieser vorgerückten Jah reszeit schon längst in Mannheim weilt. Uebrigens spricht man noch von einem andern Zwecke hierbei; es sollen näm lich wieder Annäherungen zwischen der Prinzessin Wasa und ihrem Gemahl stattfinden. Aus Baden wird der „O. P. A. Z." von mehreren Sei ten über die wohlthätigen Folgen der Fortdauer des Kriegs zustandes berichtet. Es scheint — heißt es daselbst aus Karlsruhe, 7. November — der feste Wille unserer Regie rung zu sein, jene Maßregel so lange forlbestehen zu lassen, bis durch einen günstigen Ausgang der bedeutungsvollen Krisis in Frankreich jede von außen drohende Gefahr vor über ist. Im gegenwärtigen Augenblicke, wo einerseits in Frankreich die Gährung der revolutionären Elemente einen immer bedenklicher« Höhegrad erreicht hat und die Reqie- rungsgewalten selbst jeden Tag in Differenzen gerathen kön nen, wo andererseits in der Schweiz der Ausfall der Na tionalrathswahl,n die Hoffnungen der Radikalen neu belebt und damit der Thätigkeit der anarchischen Propaganda neue Triebkraft verliehen hat, in einer solchen Zeit sich derjeni gen Mittel begeben zu wollen, welche am besten geeignet sind, die Gefahren- der von außen drohenden Epidemie ab zuhalten und den Funken zu ersticken, ehe er zur Flamme emporlodern kann, wäre nicht Sache einer umsichtigen Re gierung, die das wahre Wohl des Landes bei allen ihren Handlungen im Auge bat Der Kriegszustand wird also vorläufig noch forlbestehen, als kräftige Abwehr gegen äußere Gefahr, als erhöhte Polizcimacht im Innern; aber er wird nach wie vor für den ruhigen, Ordnung und Gesetz lieben- - den Einwohner in keiner Weise sich empfindlich machen; er wird den Guten zum Schutz, den Bösen zum Trutz in jener milden Handhabung geführt werden, wie sie nach den Aussagen aller Unterrichteten in keinem andern Lande, wo ! die Einführung des Ausnahmezustandes nölhiq ward, ge funden wurde, noch wird. — Und aus Rastatt, 8. Nov., wird ebendaselbst versickert, daß der Kriegszustand, d. h. die > während seiner Dauer strenger aufreckt erhaltene Ordnung, bereits das lohnende Resultat herbeigeführt habe, daß be deutend weniger Ungesetzlichkeiten in Stadt und Land vor kommen und insbesondere daß es den Ortsbehördeu leichter wird, der hier und da noch auftauchenden Unordnung und Gesetzlosigkeit zu steuern. In .Kassel war am 9. November früh gegen 5 Uhr ein mit großer Heftigkeit sich entwickelnder Brand in dem Gebäude drr Odersinanzkammer ausqebrochen, welcher zu gleicher Zeit das damit in Verbindung stehende Haus der Hauptstaatscasse und überhaupt die ganze Nachbarschaft be drohte. Glücklicherweise — meldet die „O. P. A. 3." — herrschte die vollkommenste Windstille, wodurch es möglich wurde, nicht allein der Ausbreitung der Flammen nach außen Einhalt zu thun, sondern auch die zur Hilfe bereiten Kräfte zur Bewältigung des in den weitläufigen Boden räumen und der obersten Etage wüthenden FeuerS desto wirksamer zu verwenden. DaS war jedoch keine leichte Arbeit, da das entfesselte Element durch den großen Reich- Hoftheater. Dienstag, n. November. Zu Schiller's GeburrSiagSfeier: Die Kraut von Melsrna, oder: Pie feindlichen Kruder. Trauerspiel in vier Acien von Schiller. (Ouvertüre von F. Schneider, übrige Mufik von B. A. W<ber.) Wir begeben unS für diesen erhabenen Tag, der von der Gottheit alS rin schöner SegenSstern dem höher» Culturleben dar- gebrachi wurde, dies Jahr jedes weitern Nachwortes. Jedes echte deutsche Herz fühlt mit Begeisterung und schmerzlicher Rührung zugleich, waS die allgemeine Welibildung durch Schiller'« Erscheinen gewonnen und was für Hoffnungen deS höchsten LichtS durch daS frühe Verlöschen dieses Genius ver finstert worden find. Außerdem werden wir feierliche Be trachtungen darüber, an denen der vaterländische Geist nicht müde werden mag, so lauge er in deutscher Zunge redet, bald von unserer Nachbarstad» Leipzig empfangen, die eS sich zur edlen Pflicht erkoren hat, dem Namenstage unser- Dichters alljährlich eine besondere Feier zu widmen. ES soll unserer Direktion nicht zum Vorwurf gemacht werden, daß fie an diesem Tage jede sperielle Thealersestivität, wie z. B. die ein,- Prologs, einer Büflenbekränzung oder ähnlicher Aeußerlichkeitrn, unterlassen hat. Wenn man keine größere Feier veranstalten will, zu der unter Andern, eine Aufführung der von Gutzkow inscenirten Trilogie de- Wallenstein gehören könnte, so werden dergleichen Aufmerksamkeiten leicht monoton, ja vermöge de- zu dichtenden Prolog- sogar leicht fad und lähmen die innere Begeisterung der Zuschauer, statt fle im Gegeniheile zu erhöhen. Ebenso ist nicht darüber zu streiten, welche- Schiller'sche Feuilleton. Drama man am elften November aufführen soll. Sie sind zu diesem Zwecke alle gleich passend, indem sich die ursprüngliche Schöpferkraft und volle Individualität deü Dichters in alle ergossen hat nnd sich kein- nnler ihnen befindet, zu dem nicht unsere schwächere nachgeborene poetische Epoche mit Verehrung und staunender Begeisterung emporzublicken hätte. So wurde denn auch mit Recht die „Braut von Mesfina" gewählt, diese Gigantea poetischer Philosopheme und allgemeiner Wahrheiten, die zwar in unserer Literatur alS eine unvollendete Hermaphroditengestalt deS modernen Drama- und der antiken Tragödie dasteht, aber immer noch vergeblich auf eine ebenbürtige, von ihren Kunstmängeln befreite Schwester harrt. Dieser gerechte stolze Wunsch der deutschen Dichtkunst ging wie so Vieles mit dem Tode deS Dichter- zu Grunde. Nur er allein hätte ihn zu befriedigen vermocht. Sehr anerkennungswerth würde ein noch sorgsamere- Ein- studiren der „Braut von Messina" gewesen sein. Ganz besonders ist eS noihwendig, die einzelnen Chorsprecher in den Proben so lange zu bearbeiten, bi- ihnen die freie geistige Verständniß dessen, waö sie zu sagen haben, völlig klar geworden ist und sie über den Inhalt der Poesie Herr find ; denn eS ist unerträglich, bei den jenigen Stellen, die jeder gebildete Mensch auswendig weiß oder wissen sollte, ungeschickte oder wohl gar falsche Betonungen zu hören, ja vielleicht hin und wieder ein Wort, welche- nicht im Originale steht, an dem eben so wenig etwa» zu verschieben ist, als an den klassischen Linien der Venuö von Medici». — ES wird der Regie nicht schwer fallen, solche Uebelstände künftig zu ver meiden, da fie eine derartige Kestdarstellung 365 Tage vorherweiß. Im Uebrigen wurde der Abcnd durch die anerkannten Leistungen von Fräulein Berg (Isabella), Herrn Emil Devrient (Don Manuel) und Fran Bayer-Bürck (Beatrire) herrlich geschmückt und die Wirkungen des Stückes in allen aus diesen Rollen fließenden Momenten in edelster Weise geboben. Herr Liebe spielte den Don Cäsar und, wie eS schien, mit heißem Bemühen, waö dem jungen Künstler zur Ehre gereicht. Leider aber ist er nie im Stande, eine ideale Gestalt so zu bemeistern, daß man nur mit einiger Wärme und lleberzeugunq an ihr Dasein glauben kann. Dies findet auch statt, wenn sich der für ihn augenblicklich tödiliche Vergleich mit Herrn Emil Devrient nicht darbietet. Man fühlt bei Herrn Liebe immer, daß ihm die tragische Gewalt und Poesie seiner Rolle eigentlich nichts angehl nnd eS ihm an Geschick der Rede fehlt, diese Leerheit des Gefühls durch pathetische Reritationen zu verdecken. Möge ihm diese verblendende Geschicklichkeit nie zu Theil werden, sondern er sich lieber in kleinern Conversationöpartien zu kräftigen suchen. Das Haus war wohlgefüllt und der Antheil de» Publikums rege und lebendig. O. Alex. Ban ck. L. Choulant, König!. Sächs. Geh. Medicinalrath, Geschickte und Bibliographie der anatomischen Abbildung nach ihrer Be ziehung auf anatomische Wissenschaft und bildende Kunst. Nebst einer Auswahl von Illustrationen nach berühmten Künstlern und 43 Holzschnitten und 3 Chromolithographien, beigeqeben von R. Weigel. Leipzig, IK52. 4. rar». Diese- neueste Werk de» berühmten Herrn Verfasser- hat für den gebildeten Laien rin eben so große» Interesse wie für den gelehrten