Volltext Seite (XML)
Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Pret» pro Quartal 10 Ngr. Inserate die spalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemtcr und StadtrSthe zu Dippoldiswalde, /rauenlteiu uud Attenberg. Verantwortlicher Redactcur: Car Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. (Chausseebau durch das Weiße ritzth al.) Es bat sich in diesen Tagen hier das Gerücht verbreitet, als sei die Frage, welche in diesem Blatte sowol, als auch im hiesigen Publikum eine wiederholte lebhafte Beachtung gefunden und deren Erledigung man mit verdienter Spannung verfolgt hat, nun definitiv entschieden: es solle nämlich Dippoldis walde sammt näherer und weiterer Umgebung mit der DreSden-Freiberger Eisenbahn durch eine Chaussee über Höckendorf nach der in der Nähe daselbst anzulegenden Station verbunden werden. Ob dies Gerücht Wahr heit enthalte, wissen wir nicht, glauben eS auch nicht, weil eine solche Angelegenheit, welche über das Wohl und Wehe eines nicht unbedeutenden Landstrichs auf lange Zeit hinaus entscheidet, sicher nicht allein am grünen Tische zu entscheiden sein dürfte, ohne jedwede Berücksichtigung der von hier aus wiederholt laut ge wordenen Bedenken nnd Wünsche. Gewiß ist allerdings, daß die Staatsregicrung im Interesse der Rentablität der genannten Eisenbahn ihr soviel als möglich Zufluß von Personen und Gütern zuführen und deshalb Straßen von verschiedenen Seiten nach derselben anlegen wird. Gewiß dürfte es auch sein, daß unserer Stadt eine solche Berücksichtigung zu Theil werden wird: nur das Wie ist die eigentliche brennende Frage, welche auf eine für uns beruhigende Weise noch nicht entschieden ist. Bekanntlich gebt der Wunsch unserer Stadt und der betreffenden ländlichen Umgebung auf eine Chaussee durch daö rothe Weißcritzthal in den Piauenschen Grund. Worauf dieser Wunsch sich gründet, ist auch kein Gc- heimniß geblieben. Aus uns, wie auf die Gegend hinter uns in das Obergebirge hinaus, übt Dresden eine nicht zu beseitigende Anziehungskraft aus. Dort sucht man die mannichsaltigsten Bedürfnisse zu befriedigen, weil Alles zu habe», zu kaufen und auch zu verkaufen ist; dahin richtet sich der seit mehreren Jahren be deutend gestiegene Personen- und Frachtverkehr aus unserer Gegend; dorthin wünscht man also auch immer bequemer, kürzer und billiger als seither verkehren zu können, denn unser gegenwärtiger Verbindungsweg mit der Residenz ist durch seine ausgesuchte ungünstige Lage vielmehr geeignet, den Verkehr zu erschweren, als zu erleichtern. Dieser Wunsch wird durch den Bau einer Straße durch das Weißeritzthal vollständig erreicht; denn wenn auch die Entfernung zwischen hier und Dresden dadurch etwas größer wird, so wird doch ein völlig ebener Weg gewonnen, der ebenso einen schnelleren Personenverkehr, als die Fortschaffung größerer Trans portlasten mit denselben Mitteln, wie auf dem biS- l Jehne in Dippoldiswalde. —SiSSSSS herigen gebirgigen Terrain gestattet, so daß die größere Entfernung dadurch mehr als ausgeglichen wird. Und dann, was nicht gering anzuschlagen ist, wird auch die ziemlich unbenutzt dahcn strömende Wasserkraft des ge nannten Thales aufgeschlossen und etwaigen gewerblichen Anlagen dienstbar gemacht und dadurch eine Verbin dung mit dem gewerbfleißigcn Piauenschen Grund hergestellt, die ihre wohlthätigen Rückwirkungen ganz bestimmt auch bis zu uns herauf ausdehnen und fühl bar machen würde. Statt dessen will uns nun das Eingangs erwähnte Gerücht diesen unmittelbaren Ein tritt in daö mächtig pulsirende Verkehrsleben des ge nannten Grundes verschließen und statt des bequemeren, vor Winterstürmen geschützten Thalweges, uns eine zweite Auflage unserer bisherigen Dresdner Chaussee, wenn auch in etwas kürzerem Maaßstabe, über Höcken dorf nach Dresden oetroiren. - Dieselbe, so sagt man, soll uns nicht blvs mit Dresden, sondern auch mit Freiberg, Chemnitz rc. verbinden. Allein einestheils ist der Verkehr nach diesen Städten ans unserer Gegend nicht bedeutend genug, um die Anlage einer besonder«! Straße in dieser Richtung zu rechtfertigen, anderntheils kann man aber auch auf dem gewünschten Thalwcge über Hainsberg dahin gelangen. Ferner glaubt man, leichter und billiger nach Höckendorf zu bauen, als durchs Thal. Allein, welche Schwierigkeiten der Bau im Thale auch bereiten möchte, die weit vorgeschrittene technische Kunst würde sie zu beseitigen wissen und die höheren Baukosten würden durch die billigere Unterhaltung gewiß wieder ausgeglichen werden. Von der unparteiischen Fürsorge der Staatsregierung ist eine Berücksichtigung der gedachten Gründe um so eher und zwar 'zu unfern Gunsten zu erwarten, als unsere Stadt seit einiger Zeit an ihrem materiellen Wohlbefinden mehrfachen Schaden erlitten hat und mit an Gewißheit grenzender Wahr scheinlichkeit voraus zu sagen ist, daß die Verbindung mit Dresden und dem Piauenschen Grunde über Höcke n- dorf von hier aus, weil ohne Gewinn an Zeit, Geld und Bequemlichkeit, nur wenig benutzt und somit auch den Absichten der Staatsregierung in Bezug aus Förde rung des Eisenbahnverkehres nach Freiberg nicht förder lich werden dürfte. Wir geben uns daher auch der angenehmen Hoffnung hin, daß die in neuester Zeit von unseren städtischen Behörden geschehenen Schritte in dieser Angelegenheit nicht ohne den gewünschten Er folg bleiben werden. Reinhardsgrimma, am 22. April. Nachdem am 19. April in den fünf Schulen unsrer Parochie, hoher Anordnung zufolge, die Verdienste des seligen Philipp Melanchthon um das evangelische Schulwesen der