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Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Uursnrh Als Beiblätter: I Ikustr. Sonntcrgs- blatt (wöchentlich), 2 Eine landrvirth- srhafMche Weilage (monatlich). Abl nnementS - PreiS: Vi-rteljährl. 1M.25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag Vorm, 9 Uhr aufz -geben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HescHästsstellerr bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haasen, stein L Vogler u.„Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. UscheM Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Druck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. MechSUNdViMzigstev Aahugang. Verantwortlicher Redak^Gustav Häberlein Mittwoch. MI Sm I. LM18» beginnt das II. Quartal des Pulsnitzer Amts- und Wochenblattes. Die unterzeichnete Expedition erlaubt sich zu zahl- reichen Abonnements auf dasselbe ergebens! einzuladen und ersucht diejenigen Abonnenten, welche das Blatt durch die Post beziehen, baldigst Bestellungen aufgeben zu wollen, damit die Zustellung rechtzeitig erfolgen kann. Abonnements werden von allen Postanstasten, Brief- trägern, in unserer Expedition und von unseren Zeitungs boten entgegengenommen. Hochachtungsvoll Expedition des Amts- und Wochenblattes. Der Schluß des Landtages erfolgte am Freitag Nachmittag 1 Uhr durch Se. Maje stät den König im Thronsaale des Königlichen Residenz schlosses, nachdem Vormittag 10 Uhr ein öffentlicher Gottesdienst in der evangelischen Hof- und Sopyienkirche vorangegangen war. Die Schlußfeierlichkeit fand unter dem üblichen Ceremoniell statt und Seine Majestät der König verlas vom Thronsessel aus die nachstehende Thron rede: „Meine Herren Stände! Zu Meiner auf richtigen Freude hat sich der Wunsch Meines Herz-ns er füllen lassen, Sie vor der Rückkehr in Ihre Heimath noch einmal um Mich versammeln zu können. Die zahlreichen Zeichen wahrhaft rührender Theil- nahme, welche Mir während Meiner Krankheit von allen Seiten entgegengebracht worden sind, haben Mich tief be wegt, und es ist Mir Bedürfniß, Allen dafür den herz lichsten und wärmsten Dank hierdurch auszusprechen. Zu jeder Zeit hat das Land die Gesinnungen treuer Anhäng lichkeit an Mein Haus bethätigt. Es giebt mir dies die Gewißheit, daß Sie, Meine Herren Stände, wie das ganze Land auch an dem für Mein Haus höchst erfreu lichen Ereignisse der in dem nächsten Monate bevorstehen den Vermählung des Prinzen Johann Georg, Meines Neffen, den herzlichsten und aufrichtigsten Antheil nehmen werden. Für das Entgegenkommen, mit dem sie zur Bestrei tung der Bedürfnisse der neu zu begründenden prinzlichen Hofhaltung entsprechende Mittel bewilligt haben, sage ich Ihnen hierdurch Meinen besten Dank. Wenn auch dem Landtage diesesmal die Aufgabe der Erledigung größerer gesetzgeberischer Arbeiten nicht zugefallen ist, so ist ihm doch reichliche Gelegenheit geboten gewesen, sich mit den wichtigsten Interessen des Landes zu beschäftigen. Ins besondere hat dazn der Ihnen vorgelegte Staatshaushalts- Etct Anlaß geboten. Sie haben denselben einer genauen und sorgfältigen Prüfung unte zogen und dabei die ge rechte Förderung der Wohlfahrt aller Klassen der Bevöl kerung sorgsam im Auge gehabt. Es gereicht Mir zur Befriedigung, daß es Mein« r Regierung gelungen ist, über die Ihnen mitgetheilten Vorlagen in allen wesentlichen Punkten ein befriedigendes Einverständniß mit Ihnen zu erzielen. Auch ist es Mir erfreulich gewesen, daß sich noch die Möglichkeit ergeben hat, die bisherige Ueber- weisung eines Theiles der Einnahmen aus der Grund steuer an die Schulverbände auch für diese Finanzperiode wieder aufrecht zu erhalten und die Schulgemeinden da durch in der Erfüllung ihrer wichtigen und schweren Auf- gäbe zu unterstützen. Die Sorge für die Beschaffung der hierzu erforderlichen Mittel hat dazu geführt, auf den weiteren Ausbau der Einkommensteuer unter gleichzeitiger Erleichterung der weniger bemittelten Klassen Bedacht zu nehmen. Hierdurch ist nicht nur ein ansehnlicher Fort schritt in der Weiterentwickeluug des Einkommensteuer wesens erzielt, sondern auch eine wesentliche Stärkung der Finanzkraft des Landes erreicht worden. Dies ist von um so größerer Bedeutung, als die Stenerkraft desselben zu Deckung der Bedürfnisse des Reiches in bei Weitem höheren: Maße als bisher in Anspruch genommen werden dürfte, so lange es mcht gelingt, zu der von der Gesammt- heit dec Regierungen der Bundesstaaten als unabweislich nothwendig erkannten Reform der Finanzverhältnisse des Reiches zu gelangen. Nr. 23. Wenn auch dieses Ziel bedauerlicher Weise in nächster Zeit vielleicht noch nicht zu erreichen ist, so läßt sich doch die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Dringlichkeit der Reform und die Berechtigung des ihr zu Grunde liegen- ten gesunden Gedankens immer mehr anerkannt und ge würdigt werden wird. Im Hinblick auf die Ungewißheit über jdie Zeit der Erreichung des angestrebten Zieles haben Sie in dankens- werther Weise für Deckung der Anforderungen Sorge getragen, welche von Seiten des Reiches leicht möglich für das nächste Jahr über die in dem Staatshaushalts- Etat der laufenden Finanzperiode dafür vorgesehenen Mittel erhoben werden könnten. Durch die Meiner Regie rung ertheilte Ermächtigung zu Erhebung eines allgemeinen Zuschlags zu der Einkommensteuer wird die sonst nicht zu umgehende Einberufung eines außerordentlichen Land tags vermieden. Immerhin ist zu hoffen, daß nicht die Nothwendigkeit eintritt, von dieser Ermächtigu ig Gebrauch zu machen. Und so entlasse Ich Sie, Meine Herren Stände, mit dem Wunsche, daß auch die Ai beiten dieses Landtags zu Förderung des allgemeinen Wohles und zum Segen für unser theures Land dienen mögen und daß Gott über dasselbe auch ferner seine schützende Hand halten wolle." Beim Verlassen des Thronsaales brachte der Präsident der 2. Kammer, Herr Gih. Hofrath Ackermann, ein drei maliges Hoch auf Seine Majestät aus, in welches die Versammlung auf das Lebhafteste einstimmte. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am 1. Osterfeiertag Abend beabsichtigt, wie aus dem Jnseralentheile heutiger Nummer ersichtlich, der Zitherklub Plauen-Dresden im hiesigen Schützenhaus saale ein Concert zu geben. Nach den Berichten des Plauenschen Wochenblattes ist dieser Zitherklub zu wieder holten Malen daselbst öffentlich ausgetreten und hat sich hierbei durch seine vortrefflichen Leistungen lebhafter An erkennung seitens des Publikums zu erfreuen gehabt. Den Besuchern dieses Concertes wird daher wieder >in genußreicher Abend geboten werden. Pulsnitz. Bei den kürzlich stattgehabten Jahr märkten in Großenhain und Meißen wurden einer unserer hiesigen wohlrenommirten Pfefferküchlereien zahlreiche be sondere Aufmerksämkeiten, wie Glückwünsche und Blumen spenden zu Theil, wovon auch die dortigen Tagesblätter berichteten. Es vollendeten sich nämlich 100 Jahre, wäh rend welcher die Firma C. M. Liebscher aus Pulsnitz die genannten Märkte besuchte und die rühmlichst bekannten Pulsnitzer Pfefferkuchen feil bot. Der Urgroßvater des jetzigen Geschäftsinhabers (das Geschäft wurde im Jahre 1765 gegründet), kam von 1794 an regelmäßig in den 18 Jahren bis 1812, darauf sein Sohn 30 Jahre hindurch bis 1842, sovann der Enkel bis 1874 und seitdem der Urenkel, Herr Oskar Liebscher, zum Besuch der Märkte. Möge diesem und der genannten Firma nach einer so lang jährigen ehrenwerthen Vergangenheit auch eine lange glück liche Zukunft blühen! Oberlichtenau. Der hiesige Turnverein ver anstaltet tun 1. Osterseiertag abermals einen Theater- und Unterhaltungsabend mit einem vorzüglich gewählten Programm. Die Leistungen der Darsteller sind uns noch in guter Erinnerung und werden uns auch diesmal einige sehr angenehme Stunden bereiten. Da der Eintrittspreis ein mäßiger und der Reingewinn zum Besten des Ge- räthefonds kommen soll, ist es erwünscht, daß die Vor stellung sich eines regen Besuches erfreuen und auswärtige Turngenossen und Tnrnfceunde sich einstellen mögen. — Häufig kommt es vor, daß Jemand, dem ein ge richtlicher Zahlungsbefehl zugestellt wird, dagegen Wider spruch erhebt, obgleich er einen Grund zum Bestreiten der Forderung nicht hat. Der Zweck dabe, ist der, den Gläubiger in seinem schnelleren Vorgehen aufzuhalten, damit er den langsameren Weg der Klage einschreiten muß und so eine längere Frist für den Schuldner noch gewonnen wird. Von solchem Verfahren muß aber im eigensten Interesse des Schuldneis dringend a >gerathen werden. Denn der Gläubiger, der den Grund les Wider spruchs nicht kennt, erhebt schleunigst Klage uud zwar in den meisten Fällen durch einen Rechtsanwalt. Die ent- 21. März 18S4. stehenden Kosten treffen dann doppelt schwer den Schuld ner, weil dieser mangels Einwendung gegen die Klage ohne Weiteres zur Hauptschuld nebst den Kosten verur- theilt wird, wobei die Kosten des Zahlungsbefehls noch zu erstatten sind. So kann es kommen, daß bei einer geringfügigen Schuld die Kosten jene weit übersteigen. Es empfiehlt sich daher weit besser, in den gedachten Fällen statt des Widerspruchs gegen den Zahlungsbefehl das Gesuch an den Gläubiger nm noch einige Gestundung zu stellen. Mancher wird sich herbeilassen, gegen seinen Schuldner mit Milde zu verfahren, wenn dieser nur den guten Willen zeigt. Bautzen. In Folge des großen Schneefalls ist der hier am Sonntag abgehaltene Jahrmarkt gänzlich ver dorben. Buden und Plätze waren so verweht, daß an ein Feilhalten der Waare gar nicht zu denken war. Die meisten Verkäufer zogen es vor, ihre Waaren gar nicht auszupacken, sondern kehrten unverrichteter Sache uni. Stellenweise lag der Schnee über anderthalb Meter hoch. Die Bahnen sind verweht, die Züge kommen fast alle mit großer Verspätung hier an. Da der Frühjahrsmarkt der bestbesuchteste ist, so ist der Ausfall der Geschäftsleute durch das Unwetter ein enormer. — Ihre königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Fried rich August mit Gemahlin, sowie die Prinzessin Mathilde und Prinz Albert wohnten am 18. März Abend im königl. Hvftheater zu Dresden-Altstadt der großen Musik- Aufführung zum Besten d«s Unterstützungsfonds für die Wittwen und Waisen der königl. musikalischen Kapelle bei. — Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde, welche am Montage die Feier ihres Geburtstages beging, empfing in den Mittagsstunden die Glückwünsche mehrerer Damen und Herren, nachdem die königliche Familie zuvor gratulirt hatte. Nachmittag V26 Uhr fand zu Ehren des Tages im Palais auf der Zinzendocfstraße Famil'entafel statt, an der auch Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich August theilnehmen. — Se. königl. Hoheit Prinz Johann Georg hat am Montag sein Palais in der Parkstraße zu Dresden bezogen. — Nach dem statistischen Jahrbuch für das König reich Sachsen ist bedauerlicherweise die Zahl der Selbst morde in Sachsen wieder gestiegen. Während im Jahre 1890 nur 1066 Selbstmorde bekannt wurden, stieg die Zahl 1891 auf 1172, nämlich 902 Männer, 262 Frau.n, 8 unbekannt gebliebenen Geschlechtes. 1892 zählte man 1179 Selbstmörder, nämlich 945 Männer, 222 Frauen, 12 unbekannt gebliebenen Geschlechtes. Der Prozentsatz 3,3 auf 10000 der mittleren Bevölkerung blieb in beiden Jahren derselbe. In 267 Fällen wird Melancholie, in 165 körperliches Leiden, in 100 Trunkenheit angegeben. Bon den Selbstmördern waren im Jahre 1892: 17 noch nicht 14 Jahre alt, 1891: 13, 1890: 16. — In Döbeln verschied am Sonnabend infolge Blutvergiftung nach unsäglichen Schmerzen der Cigarren- acbeiter C. Derselbe ritzte sich bei Gelegenheit des vor etwa 3 Wochen stattgefundenen Begräbnisses der Frau B. beim Aufhängen eines Lorbeerkranzes an den Leichenwagen an einer hervorstehenden Drahtspitze in den Finger. Die geringe Verletzung wurde von dem Unglücklichen nicht beachtet, bis der Arm furchtbar anschwoll und die Aerzte Blutvergiftung feststellten. Trotz nunmehr angewandter Gegenmaßregeln erlag der Aermste am Sonnabend Vor mittag seinen schweren Leiden. — Der Realschule zu Werdau ist von dem dor tigen Rentier Herrn Ludwig Göldner zur Erinnerung an seinen in der Blüthe der Jugend verstorbenen Sohn zehn tausend Mark überwiesen worden mit der Bestimmung, daß die Zinsen alljährlich zu einer gemeinschaftlichen Ferienreise unter Führung eines Lehrers Verwendung finden. An derselben sollen jedesmal 8 de-, besten Schüler der 1. und 2. Klasse theilnehmen. Darob große berechtigte Freude. Dürröhrsdorf. Eine Blutthat hat die hiesige Bewohnerschaft in große Erregung versetzt. Als am 14. März in später Nachtstunde der Materialwaarenhündler Giünberg mit einem Freunde nach seiner Behausung zurückkehrte, bemerkte er in dem Geschäftslokale einen Lichtschimmer. In der Annahme, daß bei ihm einge brochen sei, bestimmte Grünberg seinen Begleiter, an der