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A-orker Wochenblatt. Mkttheilungen über örtliche und vaterländische Angelegen-elten. Vierter Jahrgang. Prck« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 gr. SLchs., bei Beziehung de» Blatte« durch Botengelegenheit 12 Gr. SLchs. -1-32. 9. Aug. 1838 Erscheint jeden Donnerstag. Staatsbürgerliche Betrachtungen. Zweites Stück. Vier konstituzlonelle Staaten von Teutschland find eS jetzt, die vorzüglich Stoff zu ernsten Betrach tungen liefern und die Aussicht in die Zukunft ver düstern. In Hannover ist daS Staatsgrundgesetz gänzlich vernichtet und der ganze RechtSzustand ruht dastlbst dermalen auf so lockerem Boden, daß sich auf kine für ^aS Volk günstige Ausgleichung der Wirrnisse kaum rechnen, noch überhaupt mit nur ei niger Sicherheit der endliche Ausgang des betrüben den Zustandes voraus bestimmen läßt. In Kurh es sen liegen Regent und Volk über das Mein und Dein in langem Streike und es sind die wackeren Volksvertreter, nachdem man den Landtag mehrmals vertagt und dann sogar aufgelöst hatte, weil eine Vereinigung über den Streitgegenstand nicht zu er mitteln war, neuerdings auf eine Weise entlässen, man könnte sagen: nach Hause geschickt worden, daß man in der That für das Fortbestehen der Konstitu- zion selbst zu fürchten anfängt. In Würtemberg, wo die Regierung im Ganzen von einem guten Geiste beseelt ist, scheitern die Bemühungen brr Volkskam mer, das Land zu entlasten und dem Buchstaben der Verfassung Leben und Wirklichkeit einzuhouchen, an der starren Unnachgiebigkeit der Privilegirten, an der unpatriotischen Stabilität der StandeSherren-Kammer, so daß man vor Kurzem nach monatelangem mühe vollen Berathen über ein großes allgemeines Landes gesetzbuch wegen einer einzelnen, den Privilegirten nachtheiligen oder nur anscheinend nachiheiligen Be stimmung unverrichteter Sache hat nach Hause gehen müssen und das Gesetzbuch also vor der Hand nicht zu Stande gekommen ist (segensreiche Folgen des vielgepriesenen Zweikammersystems!!). Baiern end lich, wo die Polizei viel zu thun hat und die Abbitte vor Bildnissen eingcführt ist und gutes Bier getrun ken werden darf und die Klöster, wie Pilze auS der Erde, emporwachsen — Baiern gehört auch zu den konstituzionellen Staaten d h. es hat auch eine Kon- stituzioa. Doch — wozu hier noch eine weitere Ein leitung, die vielleicht noch überdies für Polizei - und zweckwidrig angesehen werden könnte! Halten wir uns, da wir uns einmal vorgenommen haben, die oben aufgezählten Staaten mit ihren neusten konsti- tuzkonellen odrr antikonfiitnzionellen Begegnissen dem Auge des Lesers vorüberzuführen — halten wir unS sogleich einige Augenblicke bei Balern auf. In Baiern «war der letzte Landtag ziemlich um dieselbe Zeit, wie bei uns in Sachsen; einige Monate, nachdem die Sächsischen Stände zusammenberufen worden waren, ward er eröffnet, wenige Lage vor dem Schluffe des Sächsischen ward er geschlossen. Viel und mancherlei war während dieser Zeit von den Vertretern der Nazion besprochen, getadelt, gewünscht, beantragt worden. Aber was von dem Allen ist nachher —genehmigt worden! Lesen wir den Baieri- schrn Landtogsabschied — wir wollen nicht sagen: vergleichen wir ihn mit dem Sächsischen. Wohl bleibt auch uns noch Manches zu wünschen übrig (und namentlich ist nicht zu verkenne», daß einige Bcstimnmngen auch unseres Landtagsabschiedes den Vaterlandsfreund, den Verehrer freisinniger StaatS- einrichtungen mit — gelinde gesagt — unbehaglichem Gefühle erfüllen). Wohl mögen wir auch zugeben, daß vom Standpunkte am Throne aus Manches in einem andern Lichte erscheinen, Manches einer andern Beurtheilung unterworfen werden muß oder doch un terworfen werden kann, wie in der Kampfbahn fü»> die Interessen dcS Volks, oder in der von der Regie»: rungsmaschinc entfernten Wrrkstätte des einzelnen Staatsbürgers. Aber eine Sprache, wie wir sie im.! Baierlschen Landtagsabschiede vom 17. November jgZ7