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ThmM. Mn, Mknlehn und die Umgegenden Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Donnerstag, den 1v. Februar 18S8 No. 18 s s r v»n Sachsen. io. Februar. In Annaberg wird die 1. sächsische Sparkasse dieser Ansicht die letzten 15 Jahre geschlafen haben, aber wenn man das wirklich nicht sagen darf, so bleibt Einem nur übrig, anzunehmen, daß sie absichtlich politische Brunnen vergiftung treiben, daß sie ein Gesetz zu Falle bringen wollen, dessen Nothwendigkeit wie wirthschaftliche Bedeutung sie anerkennen müssen, das aber ihren parteipolitischen Interessen zuwiderläuft. Das einfach als Unrecht zu be- zeichneu, hieße seine Erbärmlichkeit unterschätzen; es ist eben ein Verbrechen, ein offenbarer Betrug, dem mildernde Umstände ganz und gar versagt werden müssen. Soziale Fürsorge! Du lieber Gott, mit wem hat sich denn die gesammte Fürsorge der Sozialpolitiker der letzten zehn Jahre beschäftigt? Mit den Handwerksmeistern und ihren Interessen doch nicht etwa? Was will man denn eigentlich von uns noch alles haben, nachdem unsere Existenz so ziemlich unterwühlt ist? Wir haben ja aller dings die Organisation, aber wir haben nicht einmal ge währt erhalten, die die Arbeiter schon lange genießen. Die Arbeiter können sich Zusammenthun zur Erreichung besserer Arbeits- und Lohnbedingungen. Den Innungen ist es hingegen verboten, den Zusammenschluß der Mit glieder zu benutzen zur Erreichung besserer Arbeits- und Lieferungspreise. Wo ist denn hier die soziale Fürsorge geblieben? Wenn die ganze Angelegenheit nicht so furchtbar ernst wäre, könnte man die Aeußerung unserer Gegner einfach für absurd erklären, so aber ist es besser, wir nehmen sie als das, was sie ist und sein soll, und bewerthen sie auch darnach durch unsere Handlungsweise bei jeder sich bietenden Gelegenheit, z. B. bei den nächsten Wahlen. Wenn aber irgendwo, so ist hier ein auffallender Beweis jener Be hauptung beigebracht worden, daß die Politik den Charakter zu verderben außerordentlich geeignet ist. Bei diesen Leuten dürfte zu verderben sich bald nichts mehr vorfinden. Gedenktage des Jahves 18Y8. - Zuni 25jährigen- Regierungsjubiläum Asnig Alberts Ls f Erbgroßherzogin von Toskana, Schwester König Alberts. 1821. eröffnet. 1859. Tagesgeschichte. Das Internationale Reisebnreau von Gustav Böhme jun. in Leipzig wird in der Zeit von 10. April bis 10. Oktober 1900 mehrere Gesellschaftsreisen zur Weltausstellung nach Paris unter nachstehenden Be dingungen veranstalten: Gegen monatliche Zahlung von 10 M. und zwar mit dem Monat Januar 1898 begiunend und mit Ende April 1900 endigend (Gesammtbetrag 280 M.) erwirbt Jedermann das Recht zur Theilnahme an einer von dem Bureau im Jahre 1900 veranstalteten 10-tägigen Reise nach Paris. Dafür geht der Reiseunternehmer die Verpflichtung ein, den Theilnehmern freie Fahrt zweiter Klasse auf der ganzen Tour, freie Beförderung von und nach den Hotels und Eisenbahnstationen, freie Wohnung und Beköstigung und freien Eintritt zu allen im Programm angeführten Sehenswürdigkeiten zu gewähren. Ausführliche mit zahlreichen Illustrationen versehene Prospekte zu diesen Gesellschaftsreisen, sowie zu Gesellschaftsreisen nach dem Orient sind vom Bureau direkt zu beziehen. Die „Berliner Korrespondenz" weist die in der Presse erhobenen Vorwürfe bezüglich des Vorgehens der Regierung gegen die Einfuhr amerikanischen Obstes zurück, wiederholt die bereits bekannte Darstellung des „Reichsanzeigers" und führt dieselbe weiter aus, indem sie darauf hinweist, daß auch auf amerikanischen Aepfeln nachträglich die San Joss-Schildlaus entdeckt worden sei. Die Gestattung der Wiederausfuhr der angehaltenen Obstsendungen erschien unbedenklich, ebenso wurden die nicht infizirt befundenen Sendungen zum Verkehr zugelaffen. Sodann wurden unter Zuziehung Sachverständiger unverzüglich Erörterungen über Schutzmaßregeln zur Fernhaltung des Schädlings eingeleitet, die dazu führten, sich fürs erste mit dem gänzlichen Verbot der Einfuhr lebender Pflanzen zu begnügen, da deren Versendung in Amerika die Ausbreitung des Schädlings vorzugsweise gefördert hätte, für frisches Obst und Obst abfälle aber nur die Untersuchung an der Grenze einzu führen und nur solche Sendungen zu verbieten, woran der Schädling festgestellt worden ist. Die Verhandlungen be anspruchten naturgemäß einige Tage, inzwischen mag es ja vorgekommen sein, daß an einigen Zollstellen die Obst sendungen nicht durchaus gleichmäßig behandelt worden sind. Sobald aber die zu ergreifenden Maßregeln fest standen, wurden alle fraglichen Sendungen, soweit sie sich als ungefährlich erwiesen, freigegeben. Seitdem Wird gleich zn vertreten. Das will man nicht, und so hat man denn an der in Rede stehenden Forderung einen Mangel an sozialer Fürsorge entdeckt und behauptet, diese Forderung sei so einseitig rücksichtslos für die Meister Angeschnitten, lasse die Fürsorge für die Arbeiter so sehr entbehren, daß man sie schon aus diesem Grunde bekämpfen müsse. Man darf ja leider nicht behaupten, daß die Väter mäßig gemäß den inzwischen erlassenen Einfuhrbeschränkungen verfahren. Sühne für die Ermordung Schulzes. Der Mörder des Matrosen Schulze ist von deutschen Mannschaften er griffen worden, daher ist kein Zweifel daran, daß der wirkliche Thäter gefaßt wurde und keine Unterschiebung einer anderen Persönlichkeit erfolgte. Der chinesische Bezirks beamte hat sich selbst erboten, ihn nach chinesischem Rechte aburtheilen und hinrichten zu lassen. Dieses Angebot ist sehr verständlich, denn damit sucht man zu zeigen, daß China die Landeshoheit in jener Zone wirklich behalten hat. Deutschlands ostasiatische Unternehmung läßt sich so mit nach wie vor glücklich an. Diese ungesäumte Sühnung des an einem unserer Matrosen begangenen Verbrechens wird dazu beitragen, den Chinesen die Lust an Uebergriffen gegen Deutsche zu nehmen. Die Errichtung der ersten deutschen Postanstalt in Kiaotschau ist ein Beweis dafür, daß die ganze Unternehmung sich im Zeichen des Welt verkehrs bewegt. Erfreulicher Weise tragen die großen deutschen Dampfschifffahrtsgesellschaften das Ihrige dazu bei, dem Vaterlande die Vortheile zu sichern, die das Vor gehen der Regierung dort in Aussicht stellt. Man braucht wohl nicht zu befürchten, daß sich gegenüber der dem Reichs tage zugegangenen Dampfersubventions-Vorlage die Nörgelei nach Eug-n Richterschem Muster breit machen wird. Eine Partei, die auch jetzt noch der Stimmung des deutschen Volkes, die sich mit aller Entschiedenheit für die neueste Richtung unserer Weltpolitik ausgesprochen hat, nicht Rechnung tragen wollte, müßte sich auf klägliches Fiasko bei den vaterländisch gesinnten Wählern Maßt machen. Unsere Regierung aber wird schon längst erkannt haben, daß sic die Festigung ihrer Stellung nicht dadurch erreicht, daß sie ihren gefährlichsten Gegnern Gefälligkeiten erweist, — wie es in der Aera Caprivi geschah —, daß sie vielmehr eine den staatserhaltenden, d. h. von demo kratischen Neigungen nicht berührten Kreisen entsprechende, nationale Politik treiben muß, will sie ferner die Geschicke des Vaterlandes mit fester Hand leiten. Die ruhige Stimmung, die auf dem konservativen Parteitag geherrscht hat, ist ebenso wie das Zustandekommen einer Einigung in der Hauptfrage der Militärstrafprozeß-Reform sympto matisch für die Wendung zum Bessern in der Lage unserer Verhältnisse. Es läßt sich zugleich aus dem Verlaufe dieser Versammlung den Schluß ziehen, daß der sog. „Kartell gedanke", eine Annäherung der zwar durch wirthschaftliche und religiösen Anschauungen geschiedenen, durch Ueberein stimmung aber in nationalen Fragen und gemeinschaft lichen Gegensatz gegen die Sozialdemokratie einander nahe stehenden' Parteien, bei den nächsten Wahlen erhöhte Geltung haben soll. Schenkungen für Jerusalem. Für die Erlöser kirche in Jerusalem, welche im nächsten Herbste in An wesenheit des Kaisers eingeweiht werden soll, sind schon verschiedene Stiftungen erfolgt. Die verwittwete Frau Oelbermann in Köln hat zur Ausschmückung der Kirche eine Schenkung von 6000 Mk. gemacht. Außerdem sind verschiedene Stiftungen kleineren Betrages kür die Kirche eingegangen, welche dem Vernehmen nach für mehrere Gegenstände, wie Altarbekleidung, Beschaffung von Altar leuchtern u. s. f., Verwendung gefunden haben. Der Tauf stein ist von dem verstorbenen Großherzog Friedrich Franz HI. von Mecklenburg-Schwerin, der sich lebhaft für den Bau der Erlöserkirche interessirte, gestiftet worden. Wie sieht's in Oesterreich aus. „Hier herrscht jetzt vollständige Anarchie. Wer der Stärkere ist, hat Recht, wer der Schwächere, Unrecht". — Diese von slavischer Seite dem Rektor der Wiener Universität in den Mund gelegte Aeußerung kann, trotz ihrer Unglaubwürdigkeit, mit Recht auf die Lage in Oesterreich angewendet wer den. Denn thatsächlich wird im Streite der Nationalitäten die Regierung zn einer von Woche zu Woche steigenden Schwäche verurtheilt. Nach dem auf den allgemeinen Studentenstreik an den deutschen Universitäten Oesterreichs hinzielenden Beschlusse des Akademikertages zu Leitmeritz that man von offizieller Seite sehr sicher. Gewiß ist m der Theorie Nichts dagegen einzuwenden, daß man die Stu denten lieber außerhalb des Strudels der politischen Er regungen sieht. Man darf aber diesen Grundsatz nicht proklamiren, wenn man nicht die Macht hat, ihm Geltung Imlsblalt Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadlrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. 2 k Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. ? Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dretgespaltene Corpuszeile. Es ist ein sehr schlechtes Zeichen unserer Zeit, daß alle Fragen, die ein öffentliches Interesse beanspruchen können, zu M nächst auf ihre parteipolitische BeschaffenheitundVerwendung » » untersucht werden. Es geschieht das wahrlich nicht zum Vor- 1 theil unserer wirthschaftlichen Entwickelung, da Alles, was I »tman durch die Parteibrille betrachtet, ganz veränderte s Formen anzunehmen pflegt. Wir haben diese Erfahrung ^gemacht bei dem Jnnungswesen, wir haben sie wieder ge- " macht bei dem Organisationsgesetz »nd machen sie aufs - neue bei dem Gesetzentwurf zur Sicherung der - Banforderungen. Bei allen diesen hochwichtigen Fragen, pH i die lediglich ein wirthschaftliches Interesse haben, hat man zunächst — selbstverständlich von linksstehender Seite — ihren parteipolitischen Werth untersucht, um festzustellen, inwiefern sie geeignet wären, dein Parteibestande zu schaden. Wenn die Zufriedenheit auch eine Gabe des Himmels .und in Folge dessen nicht Jedem beschieden worden ist, »es iso kann sie doch gleichwohl durch Maßnahmen hervorge- , rufen und gefördert werden, die den berechtigten Wünschen ach btt Interessenten entgegenkommen. Ein zufriedenes Volk ist auch leichter zu regieren, da es weniger geneigt ist, einen Fehler der Regierung als etwas Außergewöhnliches und mr Entrüstung Veranlassung gebendes anzusehen. Wer aber ist fehlerfrei? Keine Regierung kann es sein, keine Partei, kein Mensch, Nicinand! Diese Zufriedenheit geht aber vielen Leuten gegen die Absicht, sie ist ein Faktor, der ihre Exi stenz bedroht, die sich lediglich aufbaut auf der mehr oder . minder großen Geschicklichkeit, die Fehler der Regierung MM als etwas zu kritisireu, was ganz selbstverständlich ans- geschlossen sein muß. Nach der Ansicht dieser Leute muß die Regierung die Gottähnlichkeit besitzen, die im Gegeu- >^7 satze steht zu ihrer, der Gegner, Verstandesschärfe, oder aber, wenn das nicht der Fall ist, muß sie abtreteu, muß sic beseitigt werden. Nun kann man allerdings gegen die Nützlichkeit der Innungen, wie gegen die Nothwendigkeit der Organisation Einwande erheben und auch begründen, das ist eben eine reine volkswirthschaftliche Ueberzeugungssache; bedeutend schwieriger ist das schon hinsichtlich der Sicherung der Bauforderungen. Diese läßt sich nicht auf diese Weise kritiftren, da hier Recht und Unrecht, Ehrlichkeit und Betrug, Rechtlichkeit und Schwindel sich zu schroff und unvermittelt gegenüberstehen. Hier kann man sich nur für die Ehrlichkeit oder für den Schwindel erklären, und wenn man das Erstere nicht will, bleibt das Letztere auch versagt, will man nicht der wirthschaftlichen Degeneration das Wort reden, will man sie nicht, wie so manches Andere, gegen allen Anstand nnd alle gute Sitte als „Zeiter scheinungen" entschuldigen. Gleichwohl schafft die „Sicherung der Baufordrrungen" zufriedene Leute, sie unterstützt also das, was die genügend gekennzeichneten Gegner nicht wollen, und das ist für sie genug, um diese Maßnahme zu bekämpfen. Allerdings muß das sehr vorsichtig ge schehen, da man tonst sehr leicht in den Verdacht kommen kann, die Sache der Betrüger und notorischer Schwindler 1892. Die Schneiderinnung zu Bautzen begeht ihr , NOjähriges Jubiläum. TM 11. Februar. 1865. Vermählungsfeier der jüngsten Schwester König Alberts, der Prinzessin Sophie mit dem Prinzen -^Karl Theodor von Baiern. MrUchMiche und politische Interessen.