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/reitag. .M 81. 15. October 1869. Erscheint Preis Dienstagsund * 0 pro Quartal M Werßerch-Zeüung.sßr Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter ond Stadträthe zv Dippoldiswalde ond /rauenfleiv. vermtworstichkr Nedsctrur: Tarl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgef ch echte. Dippoldiswalde. Am 13. October früh gegen i/i5 Uhr ist das dem Maurer Hering in Kreischa gehörige Wohn- und Schuppengebäude und daS dem Hausbesitzer Werner gehörige Schuppengebäude ein Raub der Flammen geworden. 5 Familien sind durch diesen Brand obdachslos geworden. Die Erörterungen über die Entstehungsursachen sind im Gange, und scheint Brandstiftung vorzuliegen. * Altenberg. Am vorigen Sonntage trafen in Geising 9 Relaispferde und die Meldung ein, daß Tags darauf unser König nebst Gefolge von Weesen stein kommen und dort durchpassiren werde. Um 11 Uhr Vormittags am Montag trafen auch die lieben Gäste in zwei vierspännigen Wagen ein: der König, die Königin und die Kronprinzessin Carola in dem einen, die verw. Königin Marie, zwei Hofdamen und der Flügeladjutant des Königs in dem andern Wagen. In Geising begrüßte Herr Pastor Herling mit herzlichen Worten den König, der in freundlichster Weise dankte, und beim Forlfahren brachte Herr Bürgermeister Grum- pelt den hohen Gästen ein Hoch aus, in das die An wesenden enthusiastisch einstimmten. Das Reiseziel war Zaunhaus, wo die Frau Kronprinzessin ihren Schwie gereltern das, ihrem Gemahl zu erbauende, dem Ausbau nahe Jagdschloß „Albertsburg" in allen Theilen zeigte und von diesen mit sichtlichem Interesse besichtigt wurde. Gegen den dortigen Herrn Oberförster Tittmann, der im Gefolge war, äußerte der Monarch den Wunsch, den gegenüber stehenden hohen Berg, „Hemmschuh" genannt, zu besteigen. Auf das Bedenken, ob es dem König nicht zu schwer werden würde, da hinauf zu Fuß zu gehen, äußerte der greise Monarch, der in Bezug auf Körper und Geist noch eine wahrhaft jugendliche Frische zeigte: „Ich kann schon laufen!" Dies geschah auch, und die Frau Kronprinzessin nahm au der Fußparthie Theil, während die Königinnen zu Wagen dahin fuhren. Wohl befriedigt durch die Aussicht auf das darunter liegende, an der Weißeritz sich hinziehende friedliche Dörfchen und auf die dasselbe umgebenden Forsten, stiegen die hohen Herrschaften herab, nahmen im Forst hause ein Mahl ein und fuhren dann, unter dem Vor ritt ihres Wirthes, durch Altenberg nach Geising und zurück nach Weesenstein. — 14. Octbr. Unfern am II. abgehaltenen Jahr markt betreffend, so hatten die umliegenden Ortschaften bedeutende Contingente gestellt; doch wurden nicht zu viel Käufe gemacht, dagegen waren die Gasthäuser und Schänkwirthschaften wohl besetzt. Potschappek. Für die Hinterlassenen der verunglückten Bergleute im Plauenschen Grunde ist die höchst bedeutende Summe von 360000 Thlrn. ein gegangen. Das VertheilungScomitee hat in diesen Tagen seinen Plan festgestellt, und dem Vernehmen nach be steht dieser in Folgendem: Es wird mit der Sächsischen Rentenbank ein Abkommen getroffen, wonach diese die obige bei ihr in Renten angelegte Summe außerordent licherweise mit 4 oder 4^/e Proc. verzinst. Dadurch wird sich das Berhältniß so stellen, daß jedes Kind unter 14 Jahren jährlich 36 Thlr. erhält, bei Erreichung des 14. Jahres 20 Thlr. auf einmal und beim Mündigwerden noch 100 —150 Thlr., jede Witwe lebenslänglich eine JahreSrente von 70—80 Thlr. Dresden. Ein dem Landtage zugegangenes Decret enthält den Entwurf eines Gesetzes, die Erhebung des Chausseegeldes betreffend. Die gegenwärtigen Tarifsätze von 3, 6, 8 und 12 Pf. sind für die beste hende Münzverfafsnng äußerst unbequem, indem sie ein fortwährendes Wechseln und HerauSgeben bedingen und für die Passanten wie für die Einnehmer gleich unzu träglich sind. Deshalb ordnet der neue Tarif Sätze von 3, 5, 10 und 15 Pf. an; letzteren Satz für jedes Zugthier eines Fuhrwerks, welches eine geringere Felgen breite als 13 Centimeter (5,so Zoll sächsisch) hat. In den Motiven zum Gesetz wird nämlich über die außer ordentlich nachtheiligen Einwirkungen geklagt, welche die schmalen Radfelgen auf die Chausseen ausüben. Um nun die Fuhrwerksbesitzer zu veranlassen, ihre Wagen mit breiten Radfelgen zu versehen, greift die Regierung zu dem jedenfalls probaten Mittel, die schmalen Rad felgen ein höheres Chausseegeld zahlen zu lassen. — Auch ist der Kammer von der Regierung der Entwurf eines neuen Preßgesetzes zugegangen. Dasselbe be stimmt unter Anderm den Wegfall der Zeitungs-Cau- tionen. * Dresden. DaS Landtagsleben pulsirt rascher, als seit vielen Jahren. In dem von der Re gierung vorgelegten Preßgesetze wird ein großer Fort schritt erkannt. Der Streit'sche Antrag auf Einführung einer neuen Gemeindeordnung ist von großer Bedeutung, und in dem Krause'schen Anträge auf Aufhebung des Verbots der Ehe zwischen Juden und Christen, sowie auf Giltigkeitserklärung der auswärts geschlossenen Ci- vilehen, bekundet sich der heutige Geist der Humanität. Berlin. Die Aeußerung des Justizministers Leonhardt in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 12. October gelegentlich der Vorlage des Gesetzes über eine neue EigenthumSerwerb- und Grundbuchsordnung: „Die Regierung werde überall die Bundesverfassung