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s«mr»l! Saupta-schästsltille «„ Sammtl-Nr. r»4I ' «eLifft-st-ll-n <«mt «ue> »itlNkO. AZ «chneed-r, 31» und Schwär,«»»«Ur» o Nr. 2ZA I I Freitag, den 4. Oktober IS40 Zusammenkunft des Führers mit dem Dnee am Brenner. Berlin, 4. Okt. Der Führer trifft heute mittag mit dem Duee Italiens am Brenner zusammen. Die letzte Zusammenkunft des Führers mit Mussolini fand bekanntlich ebenfalls am Brenner statt und zwar am 18. März ds. Is. Sie hatten damals eine zweistündige Unter redung im Salonwagen des Duee, an der auch die Außen minister v. Ribbentrop und Graf Ciano teilnahmen. Lolltreffer auf ei« britisches Truppenlager. Auch Rüstungswerke, Flugplätze, Bahn- und Autobustransporte mit Bombe« belegt Berlin, 4. Okt. Das Oberkommando der Wehr macht gibt bekannt: DieBergelt»»gsangrisfea«s London «nd die Angriffe ans «ehrwichtige Ziele in Süd- «nd Mittelengland ««rden trotz schwieriger Wetterlage erfolgreich fort gesetzt. In einem Gaswerk im Nordwesteu von London folgte der Bombenexplofion eine hohe Stichflamme. Kampf flugzeuge griffe« mit besonderem Schneid zwei RSst« ngs- werke in Coventry «nd bei Chester an. Voll treffer vernichtete» in beiden Werke« Montagehallen «nd Maschine«. Weitere erfolgreiche Angriffe richteten sich gegen verschiedene Flugplätze im Weichbild von London sowie gegen den Flugplatz von St. Eval in der Grafschaft Corn wall, wo Halle«, Unterkünfte, Rollfelder «nd Flugzeuge am Bode« verstört warde«. Besonder» «irk«ng»voll «ar el« Bombenangriff a«f da« Truppeulager von Sheernetz. Volltreffer - trafen «getretene Tr»ppe«, et» Teil der Unterkünfte geriet in Brand. Nördlich London griffen einzelne devtsche Kampfflugzeuge Eisenbahntransporte mit sicht barem Erfolg an und zersprengten Lastkraftwagen- k o l o n n e n. Im Gegensatz zur deutschen Lnstkampftätigkeit hielt sich dieseindlicheLuftwaffebei Tage und in der Nacht fast ganz znrück. Nur ein einzelne» Flugzeug griff im Weste« Deutschlands ein Industriewerk an, ohne nennens werte» Sachschaden anzurichten. Einige britische Flugzeuge flogen die norwegische Küste an. Die hier abgeworfenen Bomben bliebe« ohne Wirkung. Ein Angreifer wnrde durch Jager abgeschoffen. Die gestrigen Gesamtverluste des Gegners belavfe» sich aufdreiFlugzenge. Bier eigene Flugzeuge sind nicht znrückgekehrt. Bei de« Angriffe« auf die Rüstungswerke in Mittel- england zeichnet«« sich Kampfflugzeuge unter der Führung vo« Oberleutna«t Ne««««« ««d Leutnant Bischoff durch besondere Kühnheit aus. „Bombenangriffe wie «ach einem Fahrplan." S1 Londoner Bezirke heimgefncht. Tag für Tag und Nacht für Nacht geht der Bombenhagel der pausenlosen deutschen Vergeltungsangriffe auf England nieder. Er ruft dort immer empfindlichere Störungen im öffentlichen Leben hervor und beeinträchtigt im wachsenden Umfange die Widerstandskraft der Bevölkerung. Reuter muß in seinem heutigen Bericht, der noch kürzer und zurück- haltender als in den letzten Tagen ist, eingestehen, daß London auch am Donnerstag drei Luftalarme erlebte, von denen der dritte ungewöhnlich lang war. Ueber neun Stellen Lon dons wurden Bomben abgeworfen, und während des ganzen Nachmittags hörte man ununterbrochen den Lärm der Ge schütze, begleitet von Bombenexplosionen, Maschinengewehr geknatter und dem Surren der Flugzeugmotore. Dabei hebt Reuter hervor, daß in einem Stadtteil Ostlondons das Flak- feuer genau so heftig war wie nachts, was bei dem planlosen und nervösen nächtlichen Flakfeuer der Engländer allerhand Rückschlüsse zuläßt. Andere deutsche Bomber sind nach dem Bericht über den Midlands und über den Städten Südwest- und Ostenglands erschienen. Der Londoner Nachrichtendienst fügt hinzu, daß auch Liverpool angegriffen worden sei, und gesteht erstmalig ein, daß zwei Eisenbahnzüge mit Bombenbelegt wurden. In den Midlands sei bei einem Tiefangriff aus eine Stadt Schaden an einer Fabrik entstanden. Die deutschen Angriffe in der Nacht zum heutigen Freitag waren nach dem Bericht von Reuter wieder sehr ausgebreitet. Es wurden auf 31 Distrikte Londons Bomben abgeworfen. Die pausenlose Regelmäßigkeit der deutschen Vergeltungsangriffe kommt auch in den ameri- konischen Presseberichten aus London zum Ausdruck. Es heißt dort u. a.: „Wie nach dem Fahrplan fliegend griffen di» deutschen Bomber England an und richteten Zerstörungen in weit verstreuten Landesteilen an. Ein einzeln angreifender deutscher Bomber überraschte eine Stadt in den Midlands mit einem Regen von Bomben, die eine Fabrik und andere Gebäude zerstörten." Ferner geht aus diesen Berichten her vor, daß in einer Stadt in Südwestengland beträchtlicher Schaden angerichtet wurde und daß im Nordwesten weit verbreitete Brände viele Gebäude zerstört hätten. Die Lon- doner Citn habe eine verhältnismäßig ruhige Nacht gehabt, dagegen hatten mindestens 20 andere Stadtteile schwere Zer- störungen durch Bomben erlitten. Ein anschauliches Bild gibt der Londoner Berichterstatter der spanischen Zeitung „ABC". Er kommt zu dem Schluß, daß London niemals wieder den Glanz und die Freude von früher zurückgewinnen werde. Die Lustalarme am Tage wür den immer häufiger. Von Sonnenaufgang bis Sonnenunter- gang erscheinen die deutschen Bomber in kurzen Abständen am Himmel, und Nacht für Nacht fallen Bomben auf alle Teile Londons. Die Luftabwehr ändert nichts an der Tatsache, daß jedenTagneueTreffer in die Straßen Löcher reißen, und täglich viele Häuser zusammengeworfen werden. Alle Welt wartet jetzt in England auf das Erscheinen der so groß angekündtgten geheimnisvollen Erfindung, durch die die nächt- Uchen Bombenangriffe unmöglich gemacht werden sollen. Bis jetzt sieht man allerdings nur jede Nacht mehr Scheinwerfer, hört man mehr Abwehrgeschütze, mehr Lärm und das Feuer werk wird immer größer. Ein Bericht der United Preß, der die in London verursachten Schäden zusammenstellt, läßt er kennen, wie gewaltig die Zerstörungen sein müssen, die die deutsche Luftwaffe an kriegswichtigen Zielen angerichtet hat. Die Hafengegend von Eastend habe besonders gelitten Die meisten Dockanlagen, die sich über 15 Km. hinziehen, wur den durch Bomben getroffen. Die Lagerhäuser und die hinter den Dockanlagen gelegenen Straßenreihen haben schwer ge litten. Der Bericht gibt auch zu, daß Telephonverbindungen, Gas- und Elektrizitätsleitungen sowie Kanalisationsanlagen zerstört worden sind. Der Verkehr ist durch riesige Krater an wichtigen Straßenkreuzungen empfindlich ge hemmt. Die Schäden in der City müssen ebenfalls sehr schwer sein; denn es werden zahlreiche Gebäude als zerstört ange geben. Darunter befinden sich Warenhäuser und weltbekannte Gebäude. Gewisse Straßen bieten infolge der dort liegenden Trümmerhaufen einen trostlosen Anblick. Die Bevölkerung aber wird vor allem durch das Sirenengeheul mitgenommen, das Tag und Nacht zu jeder Stunde die Arbeit und den Schlaf unterbricht. Ein düsteres Bild von den fürchterlichen Zuständen, unter denen die Mehrheit der Londoner Bevölkerung ihre Nächte verbringt, geben Neuyorker Zeitungen. Darin heißt es, die Szenen in den Katakomben der U-Bahnen sind einfach unglaublich. Während noch Büroangestellte nach Hause eilen, drängen sich schon die Schutzsuchenden, ihr mitgebrachtes Essen verzehrend, auf den Treppen. Jeder Meter Fußboden auf Dutzenden von Bahnsteigen ist besetzt. Mütter nähren ihre Kinder, während alte Männer Karten spielen. Kinder spielen wenige Meter von den vorbeirasenden Zügen entfernt. Alte Decken und Mäntel sind auf dem dreckigen Zementboden aus- gebreitet, auf denen Schläfer liegen. Die Körperausdünstun gen der Tausende verdichten sich zu einem nicht auszuhalten den Gestank. Die sanitären Einrichtungen sind dem Massen besuch nicht gewachsen und die Möglichkeit der Verbreitung von Epidemien ist groß. United Preß meldet, daß Hotels auf dem Lande phantastische Profite machten, indem sie in für nur zwei Personen bestimmte Zimmer vier bis fünf Personen stecken und dann noch die Preise verdoppeln. Landorte, wohin Tausende von Londonern flüchteten, seien der Schauplatz schamloser Erpressungen. * Wüstes Durcheinander ««d HUstofe Behörden. Die britischen Behörden, insbesondere die neueingesetzten Kommissare; erweisen sich als hilflos. Die Ungewißheit wächst. Ueberall herrscht ein wildes Durcheinander. Diese Feststellungen sind in Berichten des „Daily Heryld" und der „Daily Mail" enthalten, wie aus Stockholmer Meldungen hervorgeht. Im einzelnen heißt es in diesen Berichten: Lon- von hat jetzt bereits 100 000 Obdachlose. Viele dieser Leiche«-er Aett. Wenn der Berichterstatter einer Lissaboner Zeitung erklärt, er habe London verlassen, weil dort das Leben infolge der dauernden Bombardierungen unerträglich geworden sei, so dürfte durch diese Feststellung die Lage ausreichend gekenn zeichnet sein. Gleichwohl geben in närrischer Einfalt Lon doner Zeitungen ihren Veröffentlichungen über die Kriegs lage weiter eine ausgesprochen- optimistische Färbung. Diese Stimmungsmache ist zweifellos auf den Ministerpräsidenten Churchill zurückzuführen, dem der Boden unter den Füßen immer heißer wird, und der Angst vor der Stunde hat, in der das englische Volk und vor allem die Londoner Bevölkerung sein Hasardspiel durchschauen. In der letzten Zeit hat England wieder Niederlage über Niederlage emstecken müssen: die wuchtigen Schläge gegen London, das den 150. Fliegeralarm hinter sich hat und in dem Hunderttausende obdachlos zwischen den Trümmerstätten umherirren, die gewaltiges Bombenwirkungen auf Liverpool sowie auf andere Gegenden, in denen sich kriegswichtige An- lagen befinden. Die Royal Air Force verblutet immer mehr, die südenglischen Luftstützpunkte sind in das Innere der Insel zurückverlegt, die Schiffsverluste werden größer, die Lebens mittel knapper, der Verkehr ist vielfach ernsthaft ins Stocken ! geraten. Dazu kommt der Mißerfolg des Landungsversuches ! in Dakar. Auf politischem Gebiet hat der Dreimächtevertrag ' Herrn Churchill überrascht, der in seiner Verzweiflung keinen anderen Ausweg sieht, als zu dem abgenutzten Mittel der Stimmungsmache zu greifen. Eine Meldung der ameri. konischen „Associated Preß", die Londoner Bevölkerung zeige sich durch diese Berichte sichtlich beruhigt, läßt die Absicht des Manövers erkennen. Churchill will vom Ernst der Lage ab lenken, sich und der Welt Stärke vortäuschen, um seine Mini- sterherrlichkeit über den Winter hinaus zu retten. Der Winter — er soll angeblich den „Sieg" vorbereiten. Geheimnisvoll wird von einer „neuen Waffe" gefaselt, mit der man im Frühjahr die bösen Nazis besiegen werde — mit der Herstellung sei bereits begonnen, und Deutschland werde was erleben, wenn sie sich voll entfalte — weiter seien ungeahnte Bombertypen nach England unterwegs, und London werde durch neue Verteidigungsmaßnahmen völlig gesichert werden. „Exchange Telegraph" formuliert diesen ganzen Zweckoptimis mus in die Worte, man habe berechtigte Hoffnung, daß in absehbarer Zeit ein Wendepunkt eintrete. Das ist für uns nichts Neues, die alte Melodie verfängt nicht mehr, und der Trick Churchills läßt uns kalt. Die Norwegen-Niederlage wurde zum Erfolg, die Niederlage in Flandern zum glorreichen Rückzug, und der Zusammenbruch Frankreichs eine Erleichte rung für England in dem Sinne: Gottseidank, daß wir die Franzosen los sind. Auch jetzt atmet man angesichts des Drei mächtepaktes angeblich erleichtert auf. Für Dakar hat man freilich noch keine Beschönigung gefunden, sie wird aber schon noch kommen. Aber die Nachtangriffe auf die deutsche Zivil bevölkerung werden als große Erfolge und Heldentaten hingestellt. Der Zweckoptimismus wird durch das „Unerträglich" des ehrlichen Lissaboner Journalisten und durch die Berichte des OKW. für uns in Deutschland auf das richtige Maß zurück geführt. Auch das Kämmerchenvermieten im Kabinett Chur chill ist ein Zeichen der Zeit, wenn auch zunächst nur Männer und Aemter, nicht aber Methoden gewechselt werden. Und ein ungleich bedeutenderes Zeichen besonderer Art ist die heutige Begegnung auf dem Brenner. Vf. Aermsten müssen bis zu 10 km von Behörde zu Behörde wan dern, um auch nur eine Auskunft über Hilfe zu erhalten. In der „Daily Mail" heißt es wörtlich: „Die Unzufriedenheit der Volksmassen ist ein Funke, der das Feuer eines Aufruhrs entfachen kann." Der „Daily Herald" gibt seiner Entrüstung darüber Ausdruck, daß gar nichts vorbereitet gewesen sei. Der Verkehrsminister der Chamberlain-Regierung, Kapitän Wallace, sei im Juni dieses Jahres zum Kommissar für London ernannt worden. Damals habe er erklärt, daß die Londoner Bevölkerung Mut, Kühle und Entschlossenheit zeigen müsse. Das tue die Bevölkerung Londons. Aber Wallace habe nur halbe Dinge getan. Deshalb habe man nun noch weitere drei Kommissare eingesetzt. Der dritte Kommissar, der erst am Dienstag ernannt worden sei, sei der Admiral Sir Eduard Evans. „Daily Herald" weist darauf hin, daß diese sogenannten Diktatoren keinerlei diktatorische Macht besitzen. Ganz im Gegenteil, sie müssen Hunderte von Behörden um Rat und Erlaubnis fragen, davon allein sechs Ministerien, fünf Grafschaftsräte, 28 Bezirksämter und 101 kommunale Behörden, gehntausende von Londonern leben, so heißt es weiter in dem Bericht, unter schlimmeren Verhältnissen als sie einst in dem Flandern des Weltkrieges geherrscht haben. Die Folgen der deutschen Angriffe haben die monumentale „Schlappheit" der britischen Behörden enthüllt. Dieser Auf- fassung ist auch die „Mail Mail". Sie fordert Aufklärung vom Innenminister über die Maßnahmen der Regierung. Sine ganze Reihe von Parlamentsmitgliedern habe eine Zusammen kunft mit den Diktatoren gehabt. Dort habe man.Unmassen von Wünschen vorgebracht und es sei nicht unterlassen worden, mit scharfer Kritik im Parlament zu drohen. In politischen Kreisen Londons ist die Unzufriedenheit in star-' kem Steigen begriffen. Man verlangt eine Ab- rechnung.