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Sonntag, ZO. 30. April 1848. Dies«, »lau Prri« für nschü-t täglich »-« «'"».ljahr ZZ Dresdner Journal, btjüh««. ' uu.r q.sralU»«. . Seile »2 Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigier von Karl Biedermann. Inhalt. Die Macht de« Kapitale«. — TageSgrschichte: Dresden: Frier zu Ehren Todt «; der Fremdrnverrin. Ldorf r Becker -f. Zwönitz: Wahlmännerwahl. Berlin. Königsberg. Posen. Rendsburg. Frankfurt. Mannheim. München. Wien. Krakau. Paris. Warschau. — Feuilleton. — Sin gesendetes. — GeschLftSkalendrr. — OrtSkalendrr. — Angekommene Reisende. — An zeig en. Die Macht des Kapitales. Da- Kapital ist eine Macht! So tönt von allen Seiten jetzt mehr als je der Ruf, namentlich aus denjenigen Klaffen der Gesellschaft, die von der gegenwärtigen Verwaltung der Staaten eine Abhilfe ihrer Lage fordern. Das Kapital ist eine Macht, die gebrochen werden muß! So verlangt man jetzt von vielen Sei ten her, ohne vorher untersucht zu haben, worin die Macht des Kapitales begründet liegt, was eigentlich das Kapital für einen Begriff, welche Bedeutung es hat. Die soziale Theorie, welche man jetzt in Frankreich zur Aus führung vorbereitet, will die Macht des Kapitales dadurch bre chen, daß der Staat dasselbe in seine Hände nimmt und als Un ternehmer auftritt, d. h. die Vereinigung der Güterquellen dem bisherigen Gesichtspunkte, nach welchem Dies der Ehätigkeit und Geschicklichkeit der Privaten überlassen war, gewaltsam entreißt. Die Versammlungen einzelner Arbeitergruppen in Frankreich sprechen sich noch viel entschiedener aus und sehen nur in der gänzlichen Vernichtung des Kapitales die Macht desselben ge brochen. — Die Vernünftigern, namentlich in Deutschland, kön- nen sich doch nicht immer über den Standpunkt erheben, daß das Kapital, was durch ihre Arbeit gewonnen, sie keinesweges drücke, sondern nur ihrer Thätigkeit einen erweiterten Wirkungskreis biete. Viele meinen, daß das Kapital nicht in jeder beliebigen Form angelegt werden dürfe, z. B. nicht in neueinzuführenden Maschinen, weil sie glauben, diese rauben ihnen weitern Ver dienst. Alle diese Ansichten sind irrig. Das Kapital lediglich in die Hände des Staates gegeben, damit dieser es zur Vereinigung der Güterquellen benutze, macht die freien Staatsbürger zu Sklaven des Staates, hemmt die Entwickelung der Haupttriebfeder aller Industrie: die Spekulqzion im edlen und unedlen Sinne des Wortes, und bringt es endlich dahin, daß nur ein Zwangssistem die Kapitalien da festhalten kann, wo ihnen das freie Nutzungs recht entzogen ist. Jeder der Arbeiter ebenso wie der Kapitalist und der Unternehmer eines Gewerbes will aus Dem, was er giebt, seien Dies nun materielle oder geistige Mittel für einen gewissen Zweck, den möglichst größten Nutzen und Gewinn ziehen und die Aufopferung für das Gemeinwohl wird da ohne Erfolg gepredigt, wo die Konkurrenz zu entscheiden hat. Das Kapital vernichten heißt die Möglichkeit aller Arbeit beseitigen. Denn so wie die Arbeit das Kapital vergrößern und insoweit zu erzeugen vermag, so vermag allein wieder nur das Kapital Arbeit bervorzurufen. Je mehr also Kapital der Ar- beirstkätigkeit überwiesen wird, desto umfänglicher kann diese Platz greifen, und je mehr die Arbeit von ihrer rein mechanischen Seite her erleichtert wird, desto kräftiger kann sie für daS Edlere in den Produkten, für DaS, was die Denkkraft, das Talent, der Er findungsgeist und die Kunstfertigkeit in die Produkte der mensch lichen Thätigkeit legt, wirken. Das Kapital wird also überall die Arbeit fördern, sei es in der Form von Maschinen oder von Stoffen ihr übergeben. Woher aber bei einer so klaren Vorlage der Verhältnisse die großen Vorurtheile gegen die Betheiligung des Kapitales bei der Produkzion? Woher der heftige Kampf gegen das Kapital? Woher das Predigen eines Vernichtungskrieges gegen das Kapi tal, sei es in seiner Gesammtheit oder in seinen einzelnen Anlagen aufgefaßt? Diese Fragen lassen sich alle durch wenige Worte erledigen. Man ist über den Begriff des Kapitales und seine Bedeutung noch nicht ins Klare gekommen und will doch über die Wirksamkeit desselben urtheilen. Der Mensch, so wie er nun eben ist, kann etwas Stoffliches nicht hervorbringen, ohne daß ihm vorher ein Grundstoff dafür gegeben. Die Schöpferkraft, welche aus dem Nichts heraus neue, vorher nicht dagewesene Gebilde schafft, ruht beim Men schen allein im Bereiche des Unkörperlichen, des Geistigen. WaS die Fantasie hervorzaubert, ist an sich körperlich gestaltlos, es kann aber zu etwas Körperlichem werden, wenn die in der Natur vor handenen Körper zu Hilfe gezogen und auf diese Grundlage die geistige und fisische Kraft übertragen wird. Bevor also irgend eine Arbeit, welche etwas Wirkliche-, Körperliches schaffen will, Platz greifen kann, muß erst etwa- Körperliches vorhanden sein, an dem sie sich äußern kann. Diese körperlichen Gegenstände nun sind daS Kapital. Zunächst und zuerst der Natur entnommen, verändern sie sich durch vielfällige Behandlung unter der menschlichen Hand; sie vermehren und vergrößern sich durch Hinzunahme anderer Stoffe zu den bereits gegebenen; sie vermehren sich aber auch, wenigstens in allen den Fällen, wo die Natur nicht selbst eine Grenze setzt, welche die menschliche Kraft nicht zu übersteigen vermag, z. B. die Bildung der Metalle rc., durch den Fleiß und die Einsicht, womit die Be dingungen für eine gesteigerte Erzeugung geliefert werden.