Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186306066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-06
- Tag 1863-06-06
-
Monat
1863-06
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 06.06.1863
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
127 Isbrlicb: 5 Idir. 10 »er- ü- >-d-^ ^)LdrI.: 1 ,. 10 „ ., „ Üou.tlick i- vr-»>°! Id Kxr. Lillrslo« Kuwworo: 1 Kxr. Iw tritt k«»t >w<1 8t«mp«lru- »odt»x dinn». rnser»te»pretse: xür ä«n 8«vm einer e«»p»It«neo Teil«: 1 Kxr. Unter ,,Lio^«»»nät" <Ii« 2«il«: 2 Kxr. Lrschrinen: »tl^Uod, mit ^mnLtiwe cker 8ooo- unä leiert»x«, -tbvnL» kiir äen kolxeoäen 1»^. Sonnabend, den 6. Juni. - —-.... il-—-I— i i . --—'—- * !<'-'> - -i ' ' !. » ' .,. .ft . '.'.r >< >:. ' .!« 1 . l , Dres-nerZonrnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1863 - »nseratraamlahmr ausmätt«: Leixnt^: d». Untirvei-nrre», Oowwieeionilr äe» llreeNoer ^oornnls; «kenN»,.: tt.Kxoi.,1«, ll.i.n«n; Sewdur^-LItoll»: L Vuoi.it»; Leriiw linoeil i'nütiv 8u«k d»n<II., N»r»»»r»»'» Nnreei»; Lrewso: tt. 8<?»i.orr»; Ire»!»«! Kovi» 8r^x»t:x; Vr»»ic5ilrt ». N.i ^Li<,mt',cde ttuudd.; Lülo: Xvol.r 8ti»e»ik»; v. Ku«»:xrili.» (28, rue <i» boo, enk»»8); kre^; I «. Kltitl.icu'» tiucdti.; Vie»; Ovwptuir N. d. IVieour 2«itun^, 8tst»n«pl. 887. Herausgeber: Lönigl. Lrpeäitioo 8s« vreeäilsr ^onrv»I», Vreeäeo, ^t»ri«n»tr»»»u Ko. 7. Ämtlicher Theil. Dretden, 5. Juni. Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin haben nebst Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Sophie und Ihrer Kaiserlich Kö niglichen Hoheit der Erzherzogin Antoinette, Prin zessin von ToScana, heute Mittag Schloß Jahnishausen verlassen und daS Sommerhoflager zu Pillnitz bezogen. Dresden, 1. Juni. Seine Königliche Majestät ha ben dem OberappellationSgerichtS-Srkretair Anton KlemrnS Kühnel daS Prädikat als CommissionSrath beizulegen huldreichst geruht. Dresden, 4. Juni. Se. Königliche Majestät haben geruht, dem Major von Ziegler und Klipphausen vom 1. Reitrr-Regimente, die wegen überkommener In validität erbetene Entlassung aus der Armee, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, allergnädigst zu bewilligen. Bekanntmachung, das Lehrerinnen- Seminar zu Callnberg betreffend. Au Michaelis dieses Jahres können wieder einige Jungfrauen, welche daS 15te Lebensjahr zurückgelegt ha ben, in daS Lehrerinnen - Seminar zu Callnberg ausge nommen werden. Aufnahmegesuche sind baldigst und spätesten- bis Mitte August diese- Jahres bei dem Director der An stalt 0r. Vogel einzureichen und ist denselben brizufügen: 1) der GeburtS- und Confirmationsschein, 2) ein Zeugniß über sittliche Führung, von dem Beicht vater der Adspirantin ausgestellt, sowie Zeugnisse über ihre Fortbildung nach der Konfirmation, 3) ein ärztliches Zeugniß über die Gesundheitsver- hältnisse und die körperliche Befähigung zu dem erwähnten Lehrberufe, 4) ein selbstverfaßter Lebenslauf, in welchem die Be werberin insbesondere ihren bisherigen Bildungs gang, ihre dadurch erlangten Kenntnisse und die Beweggründe zur Wahl des Lehrerinnenberufs dar zulegen hat, endlich 5) eine Erklärung der Ellern oder Vormünder da rüber, daß das festgesetzte Pensionsgrld auf drei Jahre werde gezahlt werden. Am Schlüsse des dreijährigen Cursus findet vor der PrüfungScommrsston ein Eramen statt, mit Erthcrlung von Reifezeugnissen, auf Grund deren die Geprüften in nerhalb der durch Verordnung vom 17. Juni 1859 über die Verwendung von Lehrerinnen zum Unterricht und wegen Erlassung eines Regulativs über die von denselben zu bestehenden Prüfungen gezogenen Grenzen im König reiche Sachsen nicht allein zum Privat-Unterricht berech tigt sind, sondern nach Befinden selbst an öffentlichen Schulen, namentlich für Mädchen, als Lehrerinnen An stellung finden können. Gegen ein jährliches Kost- und Unterrichtsgeld von Einhundert und zwanzig Thalern —- —das in vierteljährigen Raten pr-emimeranäo zu entrichten ist, gewährt die Anstalt: vollständige Beköstigung, Wohnung, Bett und Bettwäsche, Heizung, Beleuchtung, Unterricht und den Gebrauch musikalischer Instrumente. Zur Aufnahme in das Seminar werden in der Re- ceptionsprüfung an Kenntnissen und Fertigkeiten min destens erfordert: Kenntniß der christlichen Lehre nach dem Katechismus, sowie der wichtigsten biblischen Ge schichten, richtiges Lesen, die Fertigkeit, ein gelesenes Stück richtig wieder zu erzählen und ohne grobe Verstöße gegen die deutsche Orthographie schriftlich darzustellen, Fertig keit im Kopf- und Tafelrechnen in den vier Grundrech nungsarten, in ganzen und gebrochenen Zahlen, daS Wich tigste auS der Geographie und Geschichte, ein guter An fang im Französischen, bestehend in der Kenntniß der grammatischen Elemente und der Befähigung, einen leich ten Schriftsteller zu lesen, endlich einige Fertigkeit im Gesang und Clavierspiel. Die zur Aufnahme fähig Befundenen empfangen zu seiner Zeit einen Eintrittsschein. Dresden, am 28. Mai 1863. Ministerium des CultuS und öffentlichen Unterrichts, von Aalkevstein. Hausmann. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telrgravbiscb» Nachrichten. Zeitvllgtschan. (Berliner Blätter über die Preßordon- nanz.) Tagrtgeschichte. Dresden: Die neue Regulirung der Elbzölle. — Wien: Keine Hinausschiebung des sie- benbürgischen Landtags. — Prag: Der neue Statt haltereivicepräsident. Auffrischung des tschechischen Pro gramms. Föderalistisches über die Vorgänge in Preu ßen. — Klagenfurt: Eröffnung der Kärnthner- bahn. — Berlin: Reise der Kronprinzessin. Graf Oriolla -j. Polizeiliches. Herbstübungen. Erklärungen gegen die Preßordonnanz. — Königsberg: Die Stadtverordneten im Streit mit der Regierung. — Görlitz: Stadtrathswahl nicht bestätigt. — Pie schen: Details über die Anwesenheit der Russen. — Karlsruhe: Die Zweite Kammer für Abschaffung der Todesstrafe. — Wiesbaden: Der Landtag für Abschaffung des Jagdrechts auf fremdem Boden. — Pyrmont: Finanzvcreinigung mit Waldeck. — Paris: Die oppositionellen Wahlen. Vermischtes. — Turin: Bevölkerungszunahme Mailands. Arbeits einstellung. Präsidentrnrcde. Russiscbe Beschwerde. — London: Vom Hofe. Citywahl. Transatl. Telegraphie. — Kopenhagen: König Georgios avancirt. Dänische Antwort an die deutschen Großmächte. — St. Pe tersburg: Revolutionäre Proklamationen an die Bauern. — New-Bork: Berichtigungen. Empörung in Montevideo. Der polnische Aufstand. (Kaiserliche Erlasse. Eisen bahnstörungen. Goldner Freiheitsbrirf an die Bauern. Zusammenstöße mit Insurgenten. Russen über die Grenze gedrängt. Jnsurrectionsfiüchtlinge in Galizien.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, Kreitag, 5. Juni. Der Magistrat hat iu «tuer sorhru avgrhalteuea Sitzung beschlos sen, sich bei der von der Stadtvrrordnetrnversam«' lang votirtru Deputation un den König zu be- thriligev. (Bgl. unter „Tagcsgeschichte".) Triest,Donnerstag,4 Juni Ein in der „Triest. Zeitung' abgedruckte» Schreiben des Hrn. v. Les- sepS vom LL. Mai sagt: Dir Haltung de» Sul tan» bei seinem Aufenthalte in Aegypten habe der dekavuten Röte der Pforte, welche den Bau br» Suezcanal» auszuhaltrn bezweckte, em feierliche» Dementi gegeben. Prinz Napoleon habe beim Be suche de» Jphmu» geäußert, er sei fest überzeugt, der Suezcanal weroe »ine bald vollendete That- sache sein. Konstantinopel, 30. Mai. Eine Circular note der Pforte an die Gesandten derselben im AuSlavde spricht mit Bedauern von der Unter jochung der Tscherkefsrn durch Rußland und von Einmischung in die inner« Angelegenheiten der Türkei. Athen, 30. Mai Die griechische National versammlung hat beschlossen, dem künstigeu Könige von den an die Schutzmächte zu zahlenden Zinsen eine Leibrente von 12,000 Psd St. auSzusrtzen, fall» die Schutzmächte tzarein willigen. London, Kreitag, S. Juni. Die „Time»" sagt, da» Protokoll über die Annahme de» grie chischen Throne» durch den Prinzen Wilhelm von Dänemark werde heute.im Koreign-Office unter zeichnet werben. Dresden, 5. Juni. Uebrr die preußische Preßverordnung vom 1. Juni finden wir in den Berlinern Blättern Folgendes er- wähnenswerth. Die „Neue Preußische Zeitung" hätte die Verordnung noch straffer gewünscht. Die Re gierung constatire in ihrem, die fragliche Verordnung be gleitenden Berichte ausdrücklich die Thatsache, „daß die Einwirkung der Gerichtsbehörden auf Grund des Preß gesetzes vom 12. Mai 1851 und des Strafgesetzbuches sich als unzureichend erwiesen, um die Ausschreitungen der Presse erfolgreich zu hindern." Müsse man diese That sache als eine officielle Voraussetzung accrptiren, dann bliebe der Regierung allerdings kaum etwas Anderes übrig, als den Schwerpunkt der fernern Procedur in die Ver waltung zu verlegen. Was dabei besonders ins Auge zu fassen, das sei die förmliche Verhandlung vor dem Plenum der Regierungen; der Zeitverlust, der dadurch voraussichtlich herbeigeführt, und die Möglichkeit, die da mit gewährt werde, bei Zeiten für einen Ersatz des von der Unterdrückung bedrohten Blattes sorgen zu können: das sei der schwierige Konflikt zwischen den Localbehör- den'und Interessen; das sei die Etablirung einer colle- gialischen Entscheidung an Stelle der Verantwortlichkeit einer bestimmten Person. Das Blatt fährt fort: „Unsers unvorgreiflichen Dafürhaltens würde es dem Interesse der Regierung mehr entsprochen haben, die vorliegende Verordnung als ein Provisorium zu fasten und zu be zeichnen, d. h. dieselbe auf eine bestimmte Zeit zu be schränken, für diesen Zeitraum aber so einschneidend und durchgreifend als möglich zu gestalten. Das Geschrei wäre dasselbe und die Wirkung eine andere gewesen, und Nichts ist bedenklicher und aufregender, als eine zweifelhafte Maßregel auf unbestimmte Zeit als Drohung über allen Häuptern schweben zu lassen. Ueberdies ist es uns nicht ganz klar geworden, aus welchem Grunde man der Verordnung eben nur den Art. 63 und nicht auch die Art. 45 und 111 der Derfassungsurkunde zum Grunde gelegt hat: man würde im letzter» Falle der Verpflich tung überhoben gewesen sein, die Verordnung als eine octroyirte dem Landtage nachträglich zur Genehmigung vorzulegen. Wie dem aber auch sei, und wie man sonst über die Verordnung und deren Opportunität urtheilen möge, — Zweierlei steht unbedingt fest. Einmal, daß die bisherige Haltung der Presse in keinem Falle länger geduldet werden durfte, wenn nicht das Vaterland ernst haft gefährdet werden sollte; sodann, daß die von der Regierung beliebte Maßregel in keinem Falle gegen die Verfassung verstößt." — Die,, Spener'scheZeitung" führt auS, daß dkkfem ersten-Schritt der Regierung wohl noch andere folgen müßten, namentlich in Bezug auf etwaige Neuwahlen. Sie sagt: „Ob die Regierung die Consequnzrn ihres ersten Schrittes sich ganz klar gelegt hat, oder ob sie die Erwartung hegt, die allmähliche Her abstimmung des öffentlichen Geistes werde ihr auch bei dem gegenwärtigen Wahlgesetze rin Abgeordnetenhaus zu führen, welches diese Maßregel gegen die Presse guthei ßen würde, das müssen wir dahingestellt sein lassen. Letztere Erwartung wären wir nicht im Stande zu theilen, denn wenn der öffentliche Geist bei uns klare und bewußte Ziele hat, wird er dadurch nicht wesentlich abgeschwächt werden, daß man seinem freien Ausdrucke Hindernisse be reitet." — Die „National-Zeitung" machte schon gestern einige Bemerkungen zu der Verordnung. Sie sagte, daß K. 63 der VersaffungSurkunde nicht richtig angewen det worden; in den fünf Tagen vom 27. Mai (Schlie ßung der Kammern) bis zum 1. Juni sei doch kein so „ungewöhnlicher Nothstand" ringetreten, daß die An wendung des Art. 63, der das Recht zu Verordnungen, wenn die Kammern gerade nicht versammelt seien, ge währe, dadurch gerechtfertigt werden könne. Heute bringt die „National-Zeitung" an der Spitze ihres Blattes blos den folgenden Artikel: „Das freie Wort ist durch die neueste Preßvcrordnung begraben. Das ihr entsprechende «Dekret über das Vcreinsrecht wird im heutigen „Staats- Anzeiger" noch nicht veröffentlicht. Dem Vernehmen nach steht die Publikation einer Wahlvcrordnung unmittelbar bevor."'— Die „Neue Preußische Zeitung" sagt dazu: „Jedenfalls wird jetzt Niemand daran denken, eine neue „Wahlordnung" zu publiciren". — Die „Berliner Allgemeine Zeitung" sagt: „Daß das soeben geschlossene Haus der Abgeord neten bei seinem Zusammentritte dieser Verordnung seine Zustimmung ertheilen werde, erwartet selbstredend Nie mand. Es ist daher vorauszusehen, daß das Ministerium sich nach Mitteln umiehcn wird, durch welche es die er lassene Verordnung auch in Giltigkeit erhalten kann." — Die „Volkszeitung" sagt, daß man mit den neuesten Maßregeln der Regierung nur einen alten Plan, der 1861 im Rundschauer der „Kreuzzeitung" erschienen, zur Ausführung gebracht habe. Die „Volkszeitung" schließt ihren Nachweis mit den Worten: „Diese Thalsachen füh ren wir heutigen Tages vor, damit sie ein Licht aufgehen lassen im ganzen Lande über den alten wohlausgesonne nen, mitten in dem Landrsfrieden des liberalen Regiments entworfenen Plan, wie man den Liberalismus stürzen, wie man die Presse oppositionell machen, wie man dieser Opposition durch Octroyirungen beikommen, wie man in der Fesselungszeit eine Neuwahl veranstalten und ein Ab geordnetenhaus schaffen könne nach dem Herzen der „Kreuz zeitung" und zum Heile ihres Regiments!" — Der „Publicist" sagt: „Einer jeden Kritik haben wir unS unter den obwaltenden Umständen zu enthalten." Tagesgeschichle. DreSdrn, 5. Juni. Es ist bereits früher (Nr. 77 des „Dresdner Journals" von diesem Jahre) berichtet worden, daß es der zu Hamburg versammelt gewesenen fünften Elbschifffahrtsrevistonscommission gelungen ist, eine neue Regulirung der Elbzölle zum Abschluß zu bringen, die durch die Ermäßigung der auf der Elb- schifffahrt lastenden Abgaben und die Vereinfachung der Elbzollerhebung, die sie sestsetzt, eine den natürlichen Ver hältnissen entsprechende Entwickelung des ElbverkehrS in sichere Aussicht stellt. Neuerdings ist nun die Ratificaton dieser, vom 4. April dieses Jahres datirten Uebereinkunft allseitig erfolgt und werden deren Bestimmungen daher, wie verabredet, mit dem 1. Juli dieses Jahres in Wirk samkeit treten. An Stelle der bisherigen Elbzölle, welche auf der ganzen konventionellen Stromstrecke von Melnik bis Hamburg zusammen in conventionsmäßigem Normal satze 33 Silbergroschcn 11 Pfennige, und infolge der Ermäßigung der preußischen und sächsischen Elbzölle nach der wirklichen Erhebung 24 Sgr. 2^/z Pf. per Centner, mit 7 Tarifklassen, betrugen und an 11 verschiedenen Hebestellen vereinnahmt wurden, wird demnach vom 1. Juli dieses Jahres an ein Elbzoll zumNormaljatz von 1 Sgr. 4 Pf. per Centner", mit 2 niedriger»' Tarifklaffen von 8 und 2 Pfennigen, erhoben werden. Dieser Elbzoll wird nur in Wittenberge von den Fahrzeugen, die den dort errichteten Zollgeleitsbezirk berühren, entrichtet, es wird daher der gcsammte Verkehr auf der Oberelbc zwi schen Böhmen, Sachsen, Anhalt und Preußen, sowie auf der Unterelbe zwischen Hamburg, Hannover, Lauenburg und Mecklenburg von dem Elbzoll völlig befreit werden. Fahrzeuge, welche vor dem 1. Juli dieses Jahres ihre Fahrt beginnen, haben zwar bei den bisherigen ZoUftel- len, die sie vor dem 1. Juli dieses Jahres passircn, den Elbzoll nach den bisherigen Vorschriften zu entrichten, — dieselben sind jedoch, wenn sie an oder nach dem 1. Juli dieses Jahres auf derselben Fahrt den Elbzollgeleitsbezirk von Wittenberge berühren, zu Erlegung des dort zu ent richtenden neuen Elbzolles nur insoweit heranzuziehen, als derselbe mehr beträgt, als der auf dieser Fahrt nach den alten Sätzen bereits erlegte Zoll. Diejenigen Schif fer und Flößer, welche Wittenberge vor dem 1. Juli dieses Jahres passiren, ihre Fahrt aber erst an oder nach diesem Tage beendigen, haben sich dagegen bei der letzten der bisherigen Zollstcllen, die sie auf dieser Fahrt berüh rrn, anzumelden und dort den Wittenberger Elbzoll nach den durch die Uebereinkunft festgestellten Sätzen insoweit nachzuzahlen, als sie nicht auf der ganzen Fahrt an Elb zoll bereits ebenso viel, oder mehr entrichtet haben. Die dem Elbverkehr zu Theil werdenden Erleichterungen sind demnach höchst erheblich, und läßt sich deshalb auch mit Bestimmtheit erwarten, daß mit dem Inkrafttreten der Fe uilleton. Reue Novellen. „Vergangene Tage. C rltur- historische Novellen von Ludwig Atemssen. Kassel und Göttingen, Georg H. Wigand." Der Verfasser dieser empsehlenswrrthen Erzählungen, als Gymnasialoberlehrer in Stargard lebend, hat sich längere Zeit mit den Chro niken seine- engern Vaterlandes, des ehemaligen Herzog- thums Pommern, beschäftigt, wobei sich ihm eine Fülle der anziehendsten Züge auS dem Leben des Volkes, dessen kraftvolle Eigenartigkeit selbst nach dem Aussterben sei nes angestammten Fürstenhauses zwei Jahrhunderte nivelli- render Fremdherrschaft nicht ganz zu verwischen vermoch ten, zu eigner innerster Befriedigung erschloß. Er stieß auf Moment« von wahrhaft erschütternder Größe, die, wenn sie der Geschichte deS römischen oder griechischen Alterthums angehörten» seit Jahrhunderten hochgrfeiert im Mund« jedes Gebildeten gelebt hätten, hier aber, in vergilbtem, zerfressenem Pergamentband«, in knapper, refirrionSloser Darstellung, der nur ein Kennrrauge das gewaltige, unter der trocknen Form pulsirende Leben an fleht, kaum einem kleinen Kreise von Freunden heimischer Geschichte und Alterthümrr bekannt, sonst verschollen und vergeffrn unter einem Wust dürrer Notizen verloren da standen und der Wiederbelebung durch die Dichtkunst zu harren schienen. Herr 0e. Ziemffen that deshalb sehr wohl daran, daß er den jetzt lebenden, schwächer» Ge schlechtern eine Reihe von mahnender» Bildern jener mächtigen Tage aufstrllt«, den« eS bieten diese kultur historischen Novellen (im Gegensatz« zu der süß-säuern Kost seichter Salonromane) eine durchaus gesund« und kräftigende Seistesnahrung. I» „Väterliche Justiz", wie sich di« erst« Novelle betitelt, treffen wir auf einen ehren festen Bürgermeister des 16. Jahrhundert», der über sei nen eignen ungeralhenrn, feindseligen Sohn da» Tod«»- urtheil fällt, damit Stadt und Bürgerschaft nicht ferner Schaden widerfahren kann. Fesselt schon die genannte Novelle durch höchst gelungenes historisches Kolorit, so ist dies noch weit mehr der Fall in „Verschlungene LebenSpfade"; hier war dem Verfasser zugleich Gelegen heit geboten, durch kunstreiche Ver- und Entwickelung der Erzählung größer» Spannungsreiz zu verleihen. Un ter den vorgesührten Gestalten sind es namentlich der edle Herzog Barnim, die Handwerksmeister Schlüter und Amperg und verschiedene Frauen, deren Porträts mit der liebevollsten Treue gezeichnet erscheinen, während über haupt die Geschichte ungemein frisch und anziehend vor getragen ist. In der Darstellung giebt sich überall der feinsinnige Gelehrte kund, der mit poetischer Intuition den historischen Stoff kunstgerecht zu gestalten wußte. Ein Vorzug verdient aber noch besondere Hervorhebung, daß nämlich diese Novellen so sittlich rein gehalten sind, daß sie auch der erwachsenen Jugend ohne Anstoß in die Hand gegeben werden können. — „Neue Novellen von Elise Polko. Vierte Folge. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke." Der vorliegende Band enthält eine einfache Geschichte „Vic- torine" und drei Skizzenblätter „II Trmprsta", „Die schöne Maid von Balochmyle" und „Ellinor". Die „ein fache Geschichte" führt den Leser in einen Heilort für Brustkranke, wo Victorine v. Allstädt ihre angegriffene Gesundheit reftauriren soll. Dahin kommt auch ein Herr v. Mengen, auf dessen Stirn „tiefe Schatten von Er schöpfung und Lebensüberdruß lagen". Virtorinr, ob wohl an einen Hauptmann v. Allstädt vrrheirathet, der in der Garnison zurückgeblieben ist, lernt diesen Mengtn lieben, denn er spielt Chopin'schr Kompositionen gar zu hinreißend. Dieser Glücksritter gehört, beiläufig gesagt, zu jenen Männern, die häufig in Gesellschaft glänze« und Frauenherzen erobern, ohne doch ihre« Geist durch eine Leistung oder eine That zu bewähren, und deren Vorzüge man daher auf Treue und Glauben hinnehmcn muß. Ehe Frau v. Allstädt das Bad verläßt, kommt es zwischen ihr und Mengen zu einer förmlichen Liebes erklärung. Victorine will mit ihrem Gemahl sprechen, um ihre Freiheit von ihm zu erlangen, da er sie an geblich nicht geliebt. Zu Hause angekommen, gewinnt sie indeß doch nicht den Muth, ihrem Manne die sündigen Gedanken und Wünsche zu gestehen, und so sagt sie brieflich dem Herrn Mengen Lebewohl. Letzterer ver spricht, ihrem Befehle zu gehorchen und den Ehefrieden nicht weiter zu stören. Er geht nach Paris, „um im Taumel eines möglichst wechselvollen Lebens Vergessenheit zu suchen". Robert v. Allstädt ist indeß als Major in eine andere Stadt versetzt worden. In einer musika lischen Soiree, wo der unvermeidliche Mengen wieder das tt moll-Schcrzo von Chopin spielt, begegnen sich die glück lichen Unglücklichen von Neuem. Da Mengen inzwischen der begünstigte Verehrer einer Thcatersängrrin geworden ist, geräth er mit einem Nebenbuhler in rin Duell und wird schwer verwundet. Frau v. Allstädt hat nichts Bessere- zu thun, als ihren Mann zu verlassen und als „barmherzige Schwester" an daS Krankenbett deS bewußt losen Mengen zu eilen. Victorine, darauf von ihrem Manne gerichtlich Leschirdrn, hrirathrt selbstverständlich ihren Galan, stirbt aber bald in Venedig an der Stelle, wo der Weltschmerz-Vater, Lord Byron, einst gesessen. Mengen geht in daS Kloster der Armenier, wo er viel leicht heute noch „wundersam Orgel spielt". Wir haben vorstehend (selbst aus die Gefahr hin, zu langweilen) den Hauptinhalt der Geschichte erzählt, damit der Leser im Stande sei, über daS Unerquickliche eines solchen Stoffes selbst zu urtheilen. Gesund und sittlich« Bil dung fördernd find doch wahrlich derartige Erzählungen nicht, abgesehen davon, daß dergleichen Themata von emancipationssüchtigen Schriftstellerinnen bereits bis zum Ueberdruß variirt wurden. Noch schlimmer geht es in der Erzählung „Jl Tempcsta" zu. Da verläßt ein Maler in Saardam nicht nur seine Braut, die Tochter eines Blumenzüchters, sondern in Rom auch seine schöne und treue Frau, um einer Marchese Angela nach Genua nachzureisen Auch hier ist der Ausgang ein höchst trister und von einer tragischen Wirkung nicht die mindeste Spur. Wir wollen diese Skizzenblätter nicht weiter ver folgen, sondern nur unser aufrichtiges Bedauern darüber aussprechen, daß Frau Polko ihr hübsches Talent hier zu Gestaltungen verwendet hat, die Fehlwege, nicht aber den Gang zu geistigen und sittlichen Zielen bezeichnen. — „Novellen von Melchior Meyr. Stuttgart, Cotta'fcher Verlag." Am liebsten wendet sich die Kunst der Sonnenseite des Lebens zu, und es wurde schon neulich bei Besprechung des ideenreichen Romans „Vier Deutsche" dargelegt, wie M. Meyr zu den wahrhaft be rufenen Dichtern gehöre, welche die Welt erhellt vor führen und herzerquickend«, zum Besten ermuthigendc Wahrheiten aussprechen, so daß uns das Lesen dieser, auS gereifter und geklärter LcbenSanschauung hervor gegangenen Werke mit edler Freude und hoher Rührung zu erfüllen vermag. Der vorliegende Band enthält zwei Novellen, die umfangreichste und werthvollste ist „Die zweite Liebhaberin" betitelt und führt unS vorzugsweise in Theater- und Echriftstellerkreise, da eS sich um die künstlerisch« und sonstige Läuterung eines jungen Drama tikers handelt. Wohl ist die Bühnenwelt schon »st als ErzählungSstoff benutzt worden, dennoch wird man Meyr's anmuthige, bald erheiternd«, bald rührend« No velle mit innigem HerzenSantheil und reinem Wohlge fallen lesen, da e- dieser Dichter eben versteht, Gestalten mit psychologischer Meisterhand zu zeichnen, und zwar vorwiegend Menschen, welch« un» durch die Schönheit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite