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Dresdner Nachrichten : 11.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189403110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-03
- Tag 1894-03-11
-
Monat
1894-03
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.03.1894
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«tr ME. Boritndtnidl. !>rr»d«ulcll«. »-u, »UN» «n «n SI» «LNl Ä'Ä votniiaae» Pi. i IvoUi«« a>ru»d.k'lk «,»,»«»»««ildkw ibv'a. turMe" ta». oi>»r iu>ä> .;«»>««» -» 4>>a Nnltvm.-iillii ccr>n«e<> Äik«vP'a tüuiidi-iin^en am^r Vrivat'«>l VorautbkiLvluna »nkuudi-unae» Ntdme» NiMMillch, iiauidqnc üiklmiUeiuilai'iltlltn a„ , hxchtlll ^ vo» ' >t»d>«LUdrR«cki _Nliali» L »uc a» >n».k>ltM »irr rmokiaiwlel Li B-rdml>l>«k>t. F»v»»I»»r»U,ft»U« Uv. U. r«s-L»ßk^r 88. Jahrgang I '"N k»ttz»»dri«1«». lUda«. 8cdold»ü^1 ,ie.. ;'l!cn vuc-d>'iuä«r«L2reu. Aufi. 56,000 Stück. I l>. U. LvUfvIü 8«ku, I us.i^Iiüls, UlLupt«tr. 24. Dresden, 1884. »O Vrerckvo, 8««ntr»nn« 6, I. I. LIN., Nt, ,u. n. »».t-v.,».,f Ntr <>. x>»»c»i. IN. HU».«.»-! .»».«>. .»t., >r»r»i>>>» >V. t.U«tl.» »»«»,. Nrtfart«»,, t„ ^>,vr» A >1 u» >?e Utart»«»» truoL.u, tu-ii-imiidt mi>1 ui 'lud«». 81I»I»4I: kl»rlen»tr»«»,s lv. L«»U»v»Ir»»»e tn. Aeust»«I1 ttelurt«dk1r«>»»e, ^SrtitL^. ««»«« ? b>«nv, hc« hsvüis U-vdvr»1«Ii«r-, unä v>o»«n - titosst«. Lilli^ure pr»I»tt»Oli« ditaL« für ff»»bau. L„«aw8Ll«l-8i»8». MM»«-««»:, kUliioll- üiiuckluutr. ffiursI-Vorkant ru 8UU«r«i>, lest«» Lraikea. kvluvllrt'rkun».« 2 Havelocks ln -rsfier rlu»wahl vo>» isrnr.au Altinarkt. Robert Tittnze. Rathhan». -<v rretfe-Artikcl. tserren-Modewaaren, Ledcrwaaren. <»- Neuheiten englischer und wiener HervenhÄtc Rr. 7V. Klingel: Debatte über den Mariuectat. Hvinachrichten. Deutscher Todlentanz. skiotli der Zeit. Vortrag über Island. Lchrlingshcini, Gerichts-! iKnttNtSN 1 4 GN ör* vrlhandtnngen. Tagesgeschichtc. Männergesangvercins-Eoneert > »» Politische». Die Velhandlungen über den Marincetat im Reichstage babc» sich diesmal in verhältnißinäßiger Stille nbgcwickelt. Rur dag nach in frischer Erinnerung stellende furchtbare Unglück aus dem s Panzerschiff „Brandenburg" gab den Bcratbnngcn einen etwas (lebhafteren Anstrich. Das; cs gerade Herr Singer war, der sich zum Wortführer der im Anschluß an die Katastrophe ausgelauch- ten Bedenklichkeiten der öffentlichen Meinung machte, ist vielleicht nicht gerade geeignet, den von ihm vorgcbrachten Beschwerden ein be sonders günstiges Relief zu verleihen. Aber wo es sich um eine -Angelegenheit von so einschneidender Tragweite handelt, wird man das Kom der Wahrheit auch von einem Boden nehmen müssen, der sonst nicht als fruchtbares Ackerfeld gelten kann, wenn man im Stillen auch bedauern mag, daß die Bertreter der Ordnungs- Parteien über den russischen Handelsvertrag, der sie wie hvpnvtisirt aus das zu erwartende Loch an der russischen Grenze starren laßt, dos Nächstliegende vergessen haben. Jedenfalls ist anzuerkenncu, daß nach den eigenartigen Erklärungen des Staatssekretärs Holl- monn in der Budgetkvmmissivn der Unfall ini Reichstage nicht unbesprochen bleiben durste. Der genannte Staatssekretär hatte in der Kommission sich dahin verlautbart, daß eine sichcrheiksvorricht ung au dem geplatzten Maschincnthcil gefehlt habe und daß die selbe bereits auf der Zeichnung, die der amtlichen Prüfung vor den« Beginne des Maschinenbaues unterbreitet werden muß, nicht vor handen war, ohne daß dieser Mangel gerügt worden sei. Zur Erklärung dieses ausfallenden Umstandes deutete der Staatssekretär an. daß es der Marineverwaltuug zur Zeit an hinlänglichem Personal zur Kontrolc der Schifssbautcu fehle. Sollte sich diese Anssassuug des Staatssekretärs, die derselbe allerdings als rein persönlich bezeich- netr, bestätige», so könnte, wie die „Hamb. Rachr." mit Recht konstatircu, keine Kritik zu scharf sein und man müßte sich baß verwundern, warum nicht eine entsprechende Forderung kür die Vermehrung der Kontrolbeamtcn eingestellt worden ist. Das; die zur Bcrhüluug entsetzlicher Katastrophen mörderliche Aussicht in völlig zureichender Weise geübt werden kann, sollte doch unter allen Umstünden die Borbediugung jedes weiteren Ausbaues unse rer Marine sein. Die Erledigung des Etats ging im klebrigen ziemlich glatt von Statten Für de» Ban des Pauzerschisfes „Ermtz Preugen" winde die erste Rate bewilligt. Aba Dr. Lieber bemerkte als Referent erläuternd, das; es sich in diesem Falle nicht »in eine Bermehrung der Flotte handle. Für eine solche wurde die Koni Mission bei der ungünstigen Finanzlage nicht zu haben gewesen sein. Es kämen lediglich Ersatzbauten rn Frage. Die frühere An nahme, das; die Lebensdauer eines Schisses 30 Jahre betrage, treffe setzt nicht mehr zu. Alle nicht mehr seetüchtigen Schisse durch neue zu ersetzen, sei aber stets Praxis des Reichstages gewesen. Trotzdem tvurde die Position „Ersatz Leipzig" abgelehnt und mit ihr theilte das gleiche Schicksal die geforderte erste Rate zum Bau des Avisos „Ersatz Falke". Bei der letzteren Position war das Haus allerdings bereits beschlußunfähig geworden. Eine kostspielige Errungenschaft der modernen Technik aus dem Gebiete des See krieges im Frieden ist das Torpedo- und Marinewesen, das die Marineetats aller Seemächte mit immer höher anscbwellcnden Ziffern belastet und sich auch bei uns durch steigende Anforder ungen fühlbar macht Im Ganzen beläuft sich unser jetziger ordent licher Marineetat aus ca. KO Millionen Mark. Interessant für die Beurtbcilung der Bedeutung, die unserer Marine auf dem Gebiete der kolonialen Aufgaben zukvmmt, ist ein Vergleich des Ordina- riNmS vor dem Beginne der Kolonialpolitik im Jahre 1883/84, wo sich dasselbe nur auf 27 Millionen belief. Es wäre aber ganz verfehlt und direkt dem nationalen Interesse zuwider, wenn man aus Grund des Anwachsens der Bedürfnisse für Marinezwecke der obligaten Salzwosscrscheu der Herren Richter und Genossen, die neumiings auch in dem nach vtiuni cum äi^nitate. nach der er baulichen Ruhe des Privatlebens sich srbnenden Dr. Böckel ein Sprachrohr gesunden bat, sich ergeben wollte. Darüber freilich herrscht auch unter den Fachmännern nur eine Stimme, daß Deutschlands ^geographische Lage ihm nicht gestattet, sich den Luxus einer Seemacht elften Ranges zu erlauben. Aber cs ist eine nationale Lkbenssrage, unsere Flotte auf einer Höhe zu erkalten, aus Grund deren sie ebenso wohl einen ausgiebigen Küstenschutz zu bewerkstelligen vermag, als sie andererseits in» Stande ist, nu fere koloniale Machtstellung erfolgreich zu vertheidigrn und die deutschen Interessen iin Auslände wirksam zur Geltung zu brin gen. Innerhalb dieses Rahmens muß sich die deutsche Marine- Politik bewegen Was zur Beherrschung des ihr durch die Verhält nisse voraezeichucten Wirkungskreises nothwcndig ist, zu bewilligen, verlangt das nationale Interesse genau so gut von den Volks vertretern, wie es vo» ihnen die schweren Opfer der Unterhaltung der Landmacht erheischt. Die innere Raison beider Pvstulatc ist gleichmäßig überzeugend, weil nur in der angemessenen Verbind ung von Land- und Wasserschutz die Garantie einer ausgiebig ge sicherten Wehrkraft unseres Volkes ruht. Bei dieser Gelegenheit hätte eigentlrch erwartet werden dürfen, daß Von der einen oder anderen Seite auf die mannigfachen Klagen hinaewiescn worden wäre, die von im Ausland lebenden Deutschen über den Mangel einer zielbewußten Initiative der Reichsregierung in Fällen, wo der Schutz bedrohter deutscher Interessen in Frage kommt, erhoben worden sind. Besonders lebhaft waren diese Beschwerden zur Zeit des chilenischen Bürgerkrieges im Jahre 1891. Aber auch im An fänge des laufenden Jahres sind sie aus Anlaß der Unruhen in Rio de Janeiro »vieder hervvraetreten und es wird u. A. ein in der „Köln. Ztg." abgedruckter Brief eines in Rio lebenden deut schen Geschäftsmannes noch erinnerlich sein, in welchen' bittere Vorwürfe wegen der Haltung der deutschen Kriegsschiffe vor Rio erhoben wuchen. Wenn auch anzuerkennon ist, daß die Reichs regierung sich in derartigen Konftiklsfallen von dem Bestreben l«ten läßt, ihrerseits keine so muß doch jedenfalls d siven Vertretung der deutschen . wo sie bedroht erscheinen, in erster Linie ausschlaggebend sein. Wenn wir schon unsere Kriegsslaagc in fremden Häfen von der Gastel unserer stolzen Schifte «vehcir lassen, dann muß auch im Rvthsalle mit nachdrücklichen' Ernst «ingrgrissvr Waden, um das n welchen ne" neue Verwickelung herauszubcfch>vören, der Gesichtspunkt einer genügend inten- eutschen Interessen im Auslände überall. An z» sehe» des Reiches i»,d die Ehre "»serer Manne zu wahren und Iper Staffeltarife i'iöglichst schon vor dein „ ichützcn. Es wäre jedenfalls «»igebracht, >» solche» Fällen eine kanzler Gras v. Eaprivi: Wesentliche wir etwas erweiterte Instruktion zu ertheilen, die dem persönliche» Er- - ' messen unserer gereisten, männlich ernste» und von jedem Ehau- vinismns freie» Kommandeure je »ach Befinde» einen größeren Spielraum läßt und sie dadurch befähigt, in kritischen Augenhlicken helsend einzugreifeu, statt uuthätig dazuliegeu und aus spezielle Justruttivue" zu warten. Alles in Allem darf aber die Ration mit der Leitung unserer Marine und der Art, wie sie in aufstrebender Entwickelung die ihr gestellte» A'isgahe» »iit richtigem Verständnis; zu erfüllen sucht, wohl znflieden sein. ES steckt m dem stillen, rastlosen Wirten un serer „Theeriacken" eine »»gezählte Snmnic von entsagendem Opserinillh. edelsterMaiineStücht'gkeit und hingehender Vaterlands liebe als imponderables Amortisativnskapital. das reichlich die Opfer answiegt, welche Deutschland für Instandhaltung, Ausrüst ung und Erweiterung seiner Kriegsflotte auswendet. ES ist schwer für eine waschechte „Landratte", die niemals einen stolzen Panzer- ban ans den blaue» Meeresfln'he» sich hat wiegen sehen, sich ein richtiges Bild von dem lebendigen Treiben z» machen, bas in der Kriegsmarine benscht, vo» dem heiteren, bannlose», fröhlichen und doch von emster Manneszucht erfüllten Geist, der Offiziere und Mannschaften in gleicher Weise beseelt und >"" .Hoch und Niedrig ein in mancher Todesgefahr als »»zcneißbar erprobtes Band schlingt Rur selten verirrt sich in unsere Gegenden einer der schmnctcn Sölme des Meeres. Aber wenn eiiniiat ein Offizier in seiner glitzernden Goldiinisorni. oder einMalroie mit dem flattern den Miltzenband und der gelüstete», männlich gebräunte» Brust slvlt und fröhlich durch die Llraße» einer Binnens'adt schreitet, dann folgen ihm bewundernd die Blicke der „Landkrabben" und manch' Einem schlägt das Herz höher in Patriotischer Begeisterung sür iiiisere junge, thatkräftige, ausblnhcndc Marine. Man braucht nur die^ mit unübertroffen seinem Humor geschriebenen Schilder ungen des Eontrcadmirats Werner zu lesen, um von dauerndem Interesse für die Marine, diese kostbare Perle in unserem nationalen Wcchrschatze gefesselt z» werden. So rein nnd blitzend bla»! wie die frisch gescheuerten Deckbalken eines Kriegsschiffes ist der Geist der Vaterlandsliebe, Mai'iieszncht nnd Kameradschaft, der in der Brust unserer „braven blauen Jungen" lebl. Es «st Ehrcnvslicht und Gebot der Setbsterbaltnng zugleich, wenn die Nativ» ihrer Manne allezeit treu zur Seite steht nnd keine nothwendigen Lasten für sie zu tragen scheut. An seiner Marine kann das deutsche Volk sich ein Venvicl nelunen für eine rWlose und treue Pstichlersnll »ng. wie sie in schwerer Zeit ganz besonders streng eingehaltcn werden muß, damit im eiilicheidenden Augenblicke jeder an seinem Platze seine volle Sclmldigteil zu llmn im Stande ist. Möge »mer Volt sich an diesem Beispiele erbauen und in seinem ganzen öffentliche» Leben den Grundsatz der Niii'mermüdigkeit zur Gelt ung bringen, der sich für Misere Tbcersacken in dem eletmsirenden Kommando verkörpert; „Alle Manu auf!" Fernschreib- nnd Fcrnsprcch-Berichte vom 10. März. Berlin Bei der heutigen Abstimmung über Artikel 1 des russischen Handelsvertrags stimmte" von sächsischen Abgeordneten dafür: Auer. Dr. Bödme, Bnddeberg, Tr. Hasse, Herzog, Hofman» Ebemnitz, Marbach 'stimmte am 13. December gegen den rumäni scheu Vertragt. Schippet, Schmidt, Seifert nnd Stolle, gegen den Vertrag stimmten: Dr. v. Frcae. Gräfe, Hänichen, Hausse-Dahle", v. Herder. Klemm Dresdcig Lieber Meißen, Lotze, v. Polen;. Sachsse. Abwesend war der Abg. Zimmermann. — Die „Frers. Ztg." kon- statirt, baß durch die bisherigen Beschlüsse des Reichstags im Plenum bezw. i» den Konimissioiien zum neuen Reichshaushalts etat und zu dem Stenipelsteuergesetz, das gesammte Defizit im ReichshauSbalt, soweit dasselbe durch Erhöhung der Matrikularbei- träge aufgebracht werden sollte, schon reichlich gedeckt ist. — Gestern Abend wurde in einem Hause der Linienstraße, in dem sich eine Polizeiwache befindet, eine verdächtige Blechbüchse aiifgefunden. Die Büchse wurde beute früh unter den nöthigen Vorsichtsmaß regel" geöffnet: da eine Verhärtung des muthmaßlichen Explosiv stoffes eingetreten war, so erschien derselbe ungefährlich. Hamburg. Ter Nordatlantische Rhedereiverband beschloß Herabsetzung für Passagierbeförderung im Zwischendeck von Europa nach Newyork um 20 Mk.. Rio de Janeiro. Die Aufständischen nahmen ein mit Lebensmittel" beladenes deuffches Boot. Der Admiral des deutsche» Geschwaders erhob Einspruch. Admiral de Gaum sagte Schaden ersatz zu. Ealcutta. Der gesetzgeberrde Rath beschloß einen kprozen- tigen Einfuhrzoll auf Silber. Berlin. Reichstag. Der Präsident thcilt mit. daß der polnische Abgeordnete v. Kosciclski sei» Mandat niedergcleat habe. Dieser Schritt wird mit dein ablehnende!' Votum der Mehrheit der polnischen Fraktion gegenüber den Marineiorderunge" in Ver bindung gebracht. Es folgt zweite Berathung des russischen Handelsvertrages. — Aba. Frhr. v. Manteuffel spricht Namens seiner Fraktion sein Bedauern darüber aus, daß über eine so wichtige Angelegenheit nicht einmal schriftlicher Bericht erstattet worden sei. — Abg. Rickert (kreis.) weist daraus hin, daß der Vertrags ani 20. März erledigt sein soll und daß das Volk mit cspannung der Erledigung entgegenichr. Die Berathung erstreckt sich zunächst auf Artikel 1. Gleick'telluiig der Angehörigen des fremden Staates mit den Einheimischen in Bezug aus Handel und Gewerbebetrieb und der Zusicherung der Meistbegünstigung mit der Maßgabe, daß die Landcsgesetzc aus die Fremden Anwendung finden sollen. — Nach einem eingehende" Referat des Abg. Möller (nat.-lib.) nimmt das Wort zunächst Abg. Hasse l"at.-libO: Die in der Kommission seitens der Re gierung abgegebene Erklärung über die wirthschastlich-politifche Bedeutung dieses Artikels hat uns nicht völlig aenüat: wir bitten deshalb um Wiederholung dieser Erklärung liier. Die Bestimmungen über den Bevölkerungs-Austausch sind hier nicht so klar, wie dies z. B. im serbischen Vertrag war. Es bedarf u. A. der näheren Aufklärung über die Behandlung der Juden, die nicht Rcicksa»- grhöriae sind. Wie verhält sich Artikel 1 mit deni H 22 des schluWrotokollS, wonach die russischen Juden tu Rußland auch ohne Paß ausgenommen werden müssen, wenn ihr Aufenthalt in Tentichland mcht läiiaer als einen Monat gedauert hat. Was die Einwanderung russischer Arbeiter anlangt. welchc man früher als Folge der Eachscngänaerei aniah. so bat sich indeß gezeigt, daß man die Ursache und Wirkung verwechselt hat Diese Ein wanderung ist jedenfalls entbehrlich, wir werden aber trotzdem eine ganze Anzahl meiner Freunde, für den Artikel und de» Vertrag stimmen rrerpcr wünschen wir eine Bestätigung der Aushebung 1 September - Reichs . ^ wirthschaslliche Bedeute», die Staffeltarife schon ani^I. August ciiiszuhebe». bestehen nicht Tie Zweifel, ob auch die Staffeltarise für die ganze Dauer des "lssischen Vertrages aufgehoben bleiben werde», haben sich durch die einfache Erwägung, daß >a die Motive für die Austiebnng der Staffeltarife im Wesentlichen zusainine,'hängen »ul dem Handelsvertrag und der Aushebung des^Jdentitätsnachweises erledigt. Es ist also eine einfache logische Schlußfolgerung, daß die Staffeltarif für die Dauer des Vertrags auigehoben bleiben. Bindende Erklärunge» können wir darüber natürlich nicht geben, da ja die Möglichkeit vo» Nothstandssältrii eintreten kann Was die Ursache der Aus hebung der Staffeltarise anlangt, so kann icd erklären, daß die erste Anregung dazu von der entscheidenden Stelle in Preußen ausgegangen ist. — Staatssekretär Frhr. v. Macschall: Die Re gierung hat Vollständig freie Hand, russische Persönlichkeiten abzn- schieben, auszuweisen oder nicht zurulassen. Das Hoheitsrecht bleibt vollständig unberührt. Verschieden Von der Frage, wie russische Staatsangehörige zu behandeln sind, ist die, wie Die jenigen zu behandeln sind, welchc die russische Staatsangeaörigkeit verloren have». In dieser Beziehung enthält ß 22 des Schluß- Protokolls einen! großen Fortschritt, insofern sich Rußland ver pflichtet hat. auch solche Personen wieder aufzunehmen; bisher war es dazu nicht verpflichtet. — Abg. Lotze <Ref.): Wir erblicken in diesem Artikel eine nicht zu unterschätzende nationale Gefahr. Es ist sa bekannt, welcher Art die ruffisch-iüdischen Einwanderer sind. Scho» dieses Artikels 1 halber müssen wir den Vertrag ab- lcbnen. Es ist bekannt, wie der Reichskanzler über die Antisemiten denkt. Er sieht in uns die Vorfrucht der Sozialdemokratie. Er weiß ia nichts von der Landwirthschaft. kennt also auch nicht die Frnchtsolge. '.Heiterkeit.» Nicht wir. sondern die Inden sind die Vvrsrncht der Sozialdemokratie. — Avg. Rickert (kreis. Ver.»: Ich babc die Erklärung des Vertreters der Regierung so aufgesaßt. daß eine generelle Reform des Eikenbahnlariswesens in Aussicht ge nommen ist. Aus die Judensragc cinrugcheit. halte ich nicht nir nöthig, »in so weniger, als die Erledigung des Vertrags nicht ansgebaltrn werden soll. Eine nationale Gefahr liegt in dem Artikel l nicht, dazu iit die Zahl der russischen Staatsangehörigen bei uns zu gering, unicrc Regierung bat auch ausreichende Macht mittel. lim eine Ueberlchwemmung von Einwanderern zu verhüten. — Abg. Liebermann v. Soiinenverg (deutsch-soz.) will gegen den Vertrag im Allgemeine» sprechen, wird jedoch daran von dem Vor sitzenden verhindert, worauf er in Aussicht stellt, in der General debatte der 3. Lesung darüber zu sprechen. 'Heiterkeit.! I» diesem Vertrage siegelt alle Vortheile ans Seiten Rußlands und gar keine ans Seiten Deutschlands. Es ist bekannt, daß cs keinen schlechteren Markt giebt als den russischen. Vortheil von dem Vertrag haben nur einige deutsche Jndustrieen. Der Absatz nach Rußland wird auch trotz dieses Vertrages abnebmen, sobald der erste Waaren- bunger dort gestillt ist. Nun die nationale Seile des Vertrags: Jetzt, wo Rußland in wirthschaftlicher Nvtb war, hätte, wie dies ühcr Fürst Bismarck so Mt verstand, cs nahe gelegen, Stcimmesgeirosseii in den Os früher Fürst Bismarck so Mt verstand. cS nahe gelegen, mehr für die Interesse» uniercr Stcimmesgeirosseii in den Ostseeprovinzen zu sorgen. Ein kalter Wasserstrahl nach Rußland hätte ans die » Kriegsgerüchte, die sich an die Ablehnung des russischen Handels vertrages knüpften, ergehen müssen: wozu haben wir denn die alle Spritze, die „Norddeutsche Allgemeine". (Große Heiterkeit.) Daß der Bund der Landwirthe diesen Drohungen entgegengetrcten ist, ist ein Verdienst von ihm gewesen. Die Russen sollen nur kommen, wie eilt Mann werden wir zuscimnicnstehcii, selbst der Landsturm. 'Gelächter links. Ruse: Falstaffiade! Große Hertertcit Hr. Richter rust mir etwas zu, (Abg. Richter; Ich habe kein Wort gesagt: Sie wollen sich nur damit interessant mache», daß Sie meinen Namen nennen.) Nein. Herr Richter, die Zeiten sind vor über. wo man sich mit Ihrem Namen interessant machen konnte. (Heiterkeit.) Wir werden in Ostpreußen einen schweren Kamps haben und namentlich auch der neuen Einwanderung der russischen Juden wegen. Zehn Jahre sollen wir jetzt die russischen Juden behalten. Das ist genug, um uns zu ruiniren. — Abg. Frhr. v. Hammerstein (kont-i: Daß die russischen Juden eine Landplage sind, wird allgemein anerkannt, ebenso, baß denselben durch Artikel 1 der Zutritt nach Deutschland erleichtert wird. Deshalb stimmen wir gegen diesen Vertrag. — Fürst Radziwill (Pole) : Der heutige Harrdelsvertrag lasse sich nicht von der gesammte» Handelsvertrags- Politik loSlösen. Eine Ausrechterhaltung des Differentialzolls gegen Rußland sei um so weniger richtig, als auch ohne diesen R/r-Mark- Zoll über die anderen Grenze» große Mafien Getreide hercinitröme» würden. Auch würde die Ausrechlerbaitung des Differentialzolls die an Rußland grenzenden Landestheile zu einem tobten Wmtel machen. Wenn wir für den Vertrag summen, geschieht cs. weil wir die Versuche der Regierung nicht verhindern wollen, daß wir alle Beteiligten, die Landwirthschast nicht ausgenommen, eine größere Stabilität zu erringen juchen. — Abg. Hilpern (bavr Bauern- bündl.) cmpsicblt Ablehnung des Artikel 1 und damit des ganzen Vertrags, insbesondere vom Standpunkt der Landwirthschast. Gehe es mit den Handelsverträgen so weiter, so würde es zu einer Bauenideinokratie kommen. — Abg. Dr. Bachem (Centr.) protcstirt dagegen, daß in diesem Hause über die Jiidcnftagc io gesprochen werde, wie Liebennann v. Sonncnberg dies gelban — Abg. Richter schließt sich dem Antrag an nnd »ilnmt seinen abwesenden Freund Lenzmann dagegen in Schutz, daß er sich in der Kom mission als Jildentreund bekannt babc. — Abg. Richter bedauert dann die Aushebung der Staffeltarise, verlangt werde dieselbe nur van den intercssirten Produzenten und Müllerkreisen. Am aller wenigste» verk-»-'!"« r„: am die Dauer Staffel licreniiie» Proonzeinen uno wcnnelireiien. rnn auer- berechtigt sei das Verlangen, die Regierung solle sich uer an me Aufhebung der Staffeltarife binden. — Abg. Gras Arnim (ReichSP.) tritt für die Auftechterhaltuna der Staffel tarife ein, das Reich wolle Preußen zu deren Austiebnng zwingen. — Reichskanzler Gras v. Eaprivi weist diese Auffassung als falsch ' i»cm chrff zurück. — Abg. Schall ston^) erklärt aus seinem christlichen, wie aus seineni agrarischen Herzen heraus den Vertrag nblehnen zu müssen. Ser es denn wirklich gut, daß Leute wie die russischen Juden, die eben erst mit Sack und Pack über die Grenze kämen, solchen Einfluß bei uns gewönnen, sogar in religiösen Aiigclcge»- beiten ? — Abg. v. Hermann (Centr.): Die Art und Weise, wie die Juden hier anacgriffen werde», kann das Judenthum nur stärken. (Sehr richtig!) Bei uns im Westen wünscht kein Mensch die Staffeltarife, weil die Produktionsverhältnisse ungleich sind. — Mg. Richter: Die Aufhebung der Staffeltarife kommen nur den affenvegcn zu Gute. Je mebr er gegen uiibegrüirdetc Bevor- dcr Landwirthschast sei. desto mehr Protestier er gegen eine Siiitaiisctzuiig berechtigter Interesse» der Landwirklnchaft im (Bravo rechts.' — Abg. Holz cReichsp.) spricht sich gegen Artikel 1 aus. aber, wir er bemerkt, nur aus iachlichen, nicht etwa aus antijcniitischcn Gründen. — Abg. p. Kardorff (ReichSP.- weist zugniig d, solche Hii Osten. 0 Pfnnd'S 'LN «indermilch. LL Vtts-iltr Nolktrti Kebr. Pfund, Vi«h«trSr. 7S
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