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Großenhainer NitchMW- md AnzchtdlM. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke !n Großenhain. 50. Dienstag, den 3. Mai 1859. Bekanntmachung. Alle zum Dienste einberufene beurlaubte Soldaten der activen Armee, sowie die einberufenen Kriegsrcservisten, sollen auf allen inländischen Staatseisenbahnen sowohl, als auch auf der Leipzig- Dresdner Eisenbahn, gegen Vorzeigung der erhaltenen Einberufungsordre an der betreffenden Eisen bahnstation unentgeldlich befördert werden. Kriegs-Ministerium. Dresden, am 29. April 1859. p. Rabenhorst. Eckelmann. Tagesnachrichten. Sachsen. Laut Bekanntmachung des Gesammt- Ministeriums vom 29. April werden die Stände wegen der politischen Verhältnisse auf den 23. Mai zu einem außerordentlichen Landtage einberufen. — Se. k. Hoh. der Prinz Georg hat am 30. April Morgens die Reise nach Lissabon angetreten, wo Mitte Mai seine Vermählung stattflnden soll. — Ihre k. Hoh. die Frau Großherzogin von Genua sollte mit Ihren beiden Kindern am 1. Mai nach Sardinien zurückreisen. — Der wegen Ermor dung seiner Ehefrau zum Tode verurtheilte Fabrik arbeiter Karl Friedrich Weichert aus Ottendorf ist am 30. April früh 6 Uhr im Hofe des Be zirksgerichtsgebäudes zu Mittweida mittelst des Fallschwertes hingerichtet worden. — Der Post- verwalter Johann David Wünsche in Alt-Eibau ist nebst seinem Sohne, dem Postexpedienten Wil helm August Wünsche, wegen Verdachts, sich an der Postkasse vergriffen und zu Verdeckung des Desects das Postarchiv in Brand gesteckt zu haben, vom Bezirksgericht zu Löbau in Untersuchungs haft genommen worden. Preußen. Man erwartete, daß am 2. Mai die Bewilligung einer Anleihe von 50 Mill. Thlrn. von den Kammern gefordert werden würde. — Der König und die Königin werden zum 6. Mai aus Italien zurückerwartct. — Die neuesten Nach richten aus Berlin melden, daß die Regierung wegen sich steigernder Unsicherheit der politischen Verhältnisse beschlossen hat, die Marschbereitschaft auch auf die übrigen sechs preußischen Armeecorps auszudehnen. Oesterreich. Durch ein kaiserl. Manifest wird den Völkern Oesterreichs der Beginn des Krieges mit Sardinien und die Ursachen desselben bekannt gemacht. — Ein Anlehen von 200 Mill. Gulden ist angeordnet worden. Die Nationalbank wird zwei Drittel in neuen Fünfguldennoten vorstrecken, und wird dieselbe der Pflicht zu Einlösung der Noten zeitweilig entbunden. — Ein neues Ge meindegesetz ist günstig ausgenommen worden; auch erwartet man demnächst die Veröffentlichung einer auf die bürgerliche und politische Stellung der verschiedenen christlichen Cvnfessionen bezügliche Verordnung, in welcher der Geist ächter Parität und Toleranz wehe. — Die österreichische Armee in Italien war am 25. April 200,000 M. stark. An den Küsten wird ein Bewachungscorps von 60,000 M. aufgestellt, um eine französ. Landung in Istrien zu verhindern. Die bereits verfügbare kaiserliche Armee beläuft sich auf ca. 500,000 M. mit 1500 Geschützen, die Besatzung der Festungen und die Reserve nicht gerechnet. — Der dänische Gesandte am österreichischen Hofe stellt in Wiener Blättern die von der „Neuen preußischen Zeit." gemeldete französisch-dänische Allianz entschieden in Abrede. Auch wird gemeldet, daß Dänemark dem Bundesbeschlusse hinsichtlich der Marschbereit schaft beigetreten sei. Sardinien. Die in voriger Nummer d. Bl. gemeldete Offensivbewegung der Oesterreicher war unrichtig. Allerdings hatte am 26. April auf der ganzen Licinolinie eine große Bewegung stattgefunden, aber in Folge eines erhaltenen Gegenbefehls wurde am Ticino Halt gemacht. — Aus Bern wird vom 30. April nach einer ofsi- ciellen Depesche gemeldet, daß die Oesterreicher die Feindseligkeiten nun wirklich begonnen hätten, indem sie am 29. um 4 Uhr Abends die Grenze überschritten haben. — In Chambery kamen am 25. April die ersten französischen Truppen, In fanterie, an; ihnen folgten am andern Tage neue Truppen, Infanterie, Cavalerie und Artillerie, die von 3 zu 3 Stunden auf der Eisenbahn ankamen. — Die Straße über den Mont-Cenis ist gangbar. Truppenbewegungen darüber sind erfolgt; sie gehen aber unerwartet langsam von statten. — Die am 26. April in Genua gelandeten und die über Sa voyen cinrückenden französischen Truppen wurden überall mit den sympathischsten Demonstrationen empfangen. — Der Großherzog von Toscana war, da ihn die Armee im Stiche ließ, mit Fa milie abgereist, in Bologna angekommen und vom Kaiser eingeladen worden, sofort nach Wien zu