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Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 233. Mittwoch dm 21. August. 1861. Bekanntmachung. DaS 7. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes, enthaltend: Nr. 52. Verordnung, die Kohlenzweigbahn deS DreSden-Possendorfer Steinkohlenbauvereins betreffend, vom IS. Juni 1861; - 53. Decret wegen Bestätigung der Statuten des Erlbach-Leipziger Steinkohlenbauvereins, vom 17. Juni 1861; - 54. Gesetz, die Verbindlichkeit zu Anwendung gestempelter Alkoholometer betreffend, vom 8. Juli 1861; - 55. Ausführungsverordnung zu dem Gesetze, die Verbindlichkeit zu Anwendung gestempelter Alkoholometer betreffend, vom 8. Juli 1861; - 56. Bekanntmachung, die Eröffnung zweier neuen Eisenbahnbetriebs-Telegraphenstationen der östlichen StaatS- eisenbahncn für die allgemeine telegraphische Korrespondenz betreffend, vom 25. Juli 1861; - 57. Decret wegen Bestätigung der Statuten des Vorschuß- und CreditvereinS zu Großenhain, vom 17. Juni 1861; - 58. Verordnung, die Maturitätsprüfung der Inländer betreffend, welche dieselbe nicht unmittelbar vor ihrem Abgänge an der Gelehrtenschule, auf welcher sie gebildet sind, bestehen, vom 30. Juni 1861; - 59. Verordnung, die Canalordnung für die Benutzung deS Grödel-Gröditzer Canals betr., vom 26. Juli 1861; - 60. Decret wegen Bestätigung der Statuten deS Zwickau«Oberhohndorfer Steinkohlenbauvereins, vom 2. Juli 1861; - 61. Decret wegen Bestätigung der Statuten der landwirthschaftlichen Affecuranzbank für Deutschland, vom 17. Juli 1861; - 62. Bekanntmachung, die Rücknahme der der FeuerversicherungSgesellschast 6lod« ^uranee ertheilten Concession betreffend, vom 17. Juli 1861; - 63. Gesetz über Zusammenlegung der Grundstücke, vom 23. Juli 1861; - 64. Verordnung zu Ausführung deS Gesetzes über Zusammenlegung der Grundstücke, vom 23. Juli 1861; - 65. Landtagsabschied für die Ständeversammlung der Jahre 1860 und 1861, vom 2. August 1861, ist bei uns eingegangen und wird bis zum IO. September d. I. auf hiesigem RathhauSsaale zur Kenntnißnahme öffentlich auShängen. Leipzig den 19. August 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Thorbeck. äur Geschichte -es Wechsels. (Fortsetzung und Schluß). Ueber den Ursprung deS Wechsel« wurden in späterer Zeit manche abenteuerliche Geschichten in Umlauf gesetzt. Allein diese Erzählungen haben, abgesehen von ihrer gänzlichen Beweislosig keit, den natürlichen Lauf der Geschichte gegen sich; so^ B., daß die Juden bei ihrer Vertreibung aus Frankreich den Wechsel als ein Mittel erfunden hätten, um ihr Vermögen vor der Con- fi-cation zu retten und nach Italien zu schaffen. Eine andere Mythe ist, die Kreuzzüge hätten da- Wechselgeschäft veranlaßt. Andere erzählen, die aus Italien vertriebenen Ghibellinen seien die Erfinder de« Wechsels. — Nach seiner ganzen Construc- tion ist das Wechselgeschäft sicher keine Erfindung eines spekula tiven KopfeS, sondern hat sich von selbst durch den Geldverkehr gemacht und auSgebreitet. In der alten Welt, in Griechenland und Rom, finden wir wohl Anweisungen, nicht aber Wechsel. Der Wechsel in seiner charakteristischen Eigenthümlichkeit hat seine Heimath im mittelalterlichen Italien. Au- der Ent stehung und Ausbildung deS Wechselverkehr-, wie sie vorhin ge schildert worden, aus der Tharsache namentlich, daß die Ita liener als die Erfinder deS Wechselgeschäfts erscheinen, — wie denn auch die ersten Schriftsteller, welche Wechsel erwähnen oder behandeln, Italiener sind, — erklärt eS sich, daß die auf Italien hinweisenden KunftauSdrücke: Tratte, Rimesse, Giro, Scontro u. a. m., dem Wechsel überall geblieben sind, und daß in Leipzig noch ln den Jahren 1711 und 1742 der CourSzettel für Wechsel italienisch abgefaßt war. Ueberhaupt stand ja im Mittelalter Italien an der Spitze der Eivilisation, wie denn nicht mr die Jurisprudenz deS römischen Recht- sich von Italien auS über ganz Europa verbreitet hat, sondern auch in dem ausgedehn teren Handel die Italiener durch ihre überseeischen Unternehmungen de« übrigen Europa vorausgegangen sind. Aber in demselben Jahrhunderte, welche- in den anderen Stücken die Italiener zu rücktreten sieht, hört auch ihre frühere Beherrschung deS Wechsel geschäfts auf. Als Denkmal des alten italienischen Wechselverkehrs dient unS eine, der heutigen Form sich nähernde Wechselurkunde vom Jahre 1395, welche 8a1äus äs Ilbaläis in seinen Consilien aufbewahrt hat: ksxats per gusbts. prim» Isttsra » 61 IX Ottodrs Ir I-uo» äs Ooro läb. X8V sono per 1» vsluts. gui äs. dlasio Leas, »1 tswpo 1i psgsts s pousts k. m!o eovto s 8. ebo Okri»to vo Zusräs. Lonromso äs Rovromei »slute, äs ZSilsiro k äi IX äs ölsrrs U666X6V (s. lergo:) ^Isssaäro äs Looromsi v vomsmeo äs Andres in Vsaeri» prima äs 8ib. X8V. (Zahlet gegen diesen ersten Brief am 9. Oct. an 8. v. k. 45 Lire, sie sind für die Valuta, welche dl. R. gibt; zahlet sie zur Zeit und stellet eS auf meine Rechnung. Christus behüte euch; 8. v. 8. grüßt euch; auS Mailand den 9. März 1395. Rückseite: An v. 8. und v. v. zu V. Prima über 45 Lire.). UebrigenS sind uns (wiewohl nicht in so vollendeter Form) schon auS den Jahren 1200 — 1207 Wechsel aufbehalten, von Genueser Bankiers ausgestellt, deren einer (in Uebersetzung) lautet: „8imon Ross! davedsrius bekennt Lire 34 genuesisch und 32 De nare erhalten zu haben, für welche dessen Bruder WillelmuS in Palermo Dem, welcher gegenwärtigen Schein vorzeigt, 8 Mark guten Silber- au-zuzahlen hat." AIS in der ersten Hälfte deS 17. Jahrhundert- der Einfluß der Italiener, durch welchen sie lange Zeit hindurch da« Wechsel geschäft in Europa beherrscht hatten, aufhörte, gewann Frank reich den Vorrang in der praktischen Fortbildung de« Wechsel«, besonders durch das damals erst erfundene Indossament, wo- durch der Wechsel beweglicher wurde. AuS der Aufnahme de« Indossamente- in da« Wechsel geschäft sind mancherlei Wirkungen hervorgegangen. Der Wechsel, welcher früher nur ein Aahlmittel unter den contrahirenden Per sonen war, konnte fortan diese Function mehrmals und dabei unter Solchen vertreten, die dem ersten Contraüe fremd wari^;