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WenW-CrOWAilzeiM Tageblatt fLr Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Dcr.Hohenstein-Erustthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts, stillen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.60. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Al» Extrabeilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die ügespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile MPfg. Die -gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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MW iMdl H in lr nnbvn-^NANAtw bis rum krausten Kem« D» 8!» Mdn ÜU »Mllrm i krstkinssiAe, beste Loukektion. MMMM i MemröklM» Lurl »ob. Hsnptsir. 4. Illit.: ?ssl 8siilel. Nr SIMMs des Linienschiffes „König Albert". Ain Sonnabend trafen König Friedrich August von Sachsen und Prinzessin Mathilde mit Gefolge auf der Schichauwerft in Elbing ein, wo sie von dem Kronprinzen, dem Staats sekretär v. Tirpitz, dem Geheimrat Ziese, dem Direktor der Werft, Karlson, dem kommandie renden General, dem Oberpräsidenten u. a. begrüßt wurden. Auf dem Gelände der Schi chauwerft hatte ein Bataillon des Infanterie- Regiments Nr. 126 Aufstellung genommen, das Spalier bildete. Außerdem hatten sich ein gefunden die Vereinigung der Sachsen von Dw zig und Westpreußen, etwa hundert Her ren unter Führung des Bürgermeisters Schrö ter aus Tiegenhof, und eine Abordnung des Drag mer-Regiments „König Albert von Sach sen* (ostpreußisches) Nr. 10 aus Allensteiu. Vor dem Pavillon hatte eine kombinierte Ehre ukompagnie des Grenadier-Regiments „König Friedrich I." (4. ostpreußisches) Nr. 5 Aufstellung genommen. Das Ehrengeleit der hohc.i Herrschaften auf der Fahrt nach der Wersc bildeten zwei Schwadronen des Leib- Hus iren-Regiments. Bei Betreten des Werft geländes begrüßte die Vereinigung der Sach sen den König, der huldvoll dankte und einige Herren durch Ansprachen auszeichnete. Der König begrüßte sodann die Abordnung des Dragoner-Regiments Nr. 10. Nach Abschrei- tung der Ehrenkompagnie betrat der König die Taufkanzel und hielt folgende Taufrede: „Vor nunmeHr sechs Jahren war es mir vergönnt, einem Dampfer der Handelsmarine bei seinem Stapellauf ein Geleitswort mitzu geben und dabei der Bedeutung des über seeischen Verkehrs fiir unser ganzes deutsches Vaterland und für mein Sachsenland insbe sondere zu gedenke». Mit noch tieferer Be wegung trete ich heute an diese Stelle, wo ei» Schiff vom Stapel laufen soll, das be stimmt ist, die Macht und das Ansehen des Reiches zur See zu bekunden und an seinem Teile dazu beizutrageu, die friedliche Mitarbeit der Deutschen im Wettbewerb der Völker sicher zu stellen. In die achtunggebietende Reihe der Linienschiffe „Kaiser", „Kaiserin", „Friedrich der Große" und „Prinz-Regent Luitpold" soll dieses stolze Schiff sich einfügen. Vor uns liegt es, ein Erzeugnis deutschen Gewerbe fleißes, kunstvoll gestaltet nach gewissenhafter Vorbereitung durch unsere Marinebehörde, ge bildet durch bis ins kleinste treue Arbeit; in seiner Gesamtheit aber ein kraftvolles Ergeb nis jener unermüdlichen Fürsorge für des Reiches Wohl und Wehr, für die wir alle unserem Kaiser danken. Ich insonderheit aber danke es Seiner Majestät, meinem treuen Freunde und Bundesgenossen, daß er mit dem Ruf zu diesem Stapellaus mich in so unmit telbare Verbindung bringt mit einem der be deutungsvollsten Teile seiner Lebensarbeit. Mein ganzes Haus und Land sind gleichzei tig erfüllt mit hoher Freude, und herzlicher Zustimmung im ganzen Reiche wird es be gegnen, daß nach dem Willen Sr. Majestät des Kaisers dieses Schiff dem Gedächtnis eines Monarchen geweiht sein soll, der getra gen von der Liebe seiner Sachsen, von dem Vertrauen aller Deutschen in der großen Zeit der Gründung des Reiches unter den Ersten gestanden hat. Die Freundschaft, die mit drei Kaisern ihn verband und die des regierenden Kaisers Majestät über das Grab hinaus auf mich, seinen Nachfolger, übertragen hat, fin det darin einen erhebenden Ausdruck für alle Zeiten, daß dieses Schiff den Namen „König Albert" führen soll. Es ist ein gutes Panier, unter dem es sahren wird, und sein Name wird ihm der Leitstern sein, in der Erfüllung des hohen Berufs nach den Befehlen des Kai sers einzustehen für Deutschlands Ehre und Macht. Der Segen des dreieinigen Gottes ge leite das Schiff und alle, die es tragen wird!" Hierauf begaben sich der König und Prin zessin Mathilde nach der Ablausstelle. Die Prinzessin vollzog den Taufakt mit den Wor ten: „Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers taufe ich dich „König Albert." Ein vom König ausgebrachtes, von der Versammlung begei- stert aufgenommenes Hoch auf den Kaiser schloß den festlichen Akt, dem auch der Kron prinz und die Kronprinzessin beiwohnten. Direktor Karlson brachte ein dreimaliges Hurra aus, worauf der Riesenkolotz glatt ins Wasser glitt. Auf dem Rückwege nahm der König den Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie ent gegen und begab sich dann zu Wagen mit dem Kronprinzen, wiederum von Husaren eskortiert, nach dem Danziger Hof, wo ein vom Staats sekretär des Reichsmarineamts gegebenes Früh stück stattfand. Abends 10 Uhr trat der König die Rück reise nach Dresden an, wo er gestern vormit tag gegen 10 Uhr wieder eintraf. Tagesgeschichte Die Friedensrede des russischen Ministers Sasonow bei der Beratung des Etats des auswärtigen Ministeriums hat einen um so stärkeren und freudigeren Widerhall gesunden, als man von Rußlands Haltung in der Dardanellenfrage und überhaupt dem italienisch-türkischen Kriege gegenüber vielfach ernste Verwicklungen be fürchtet hatte. Hieß es doch sogar, das rus sische Schwarze-MeerGeschwader hätte mit der am südlichen Eingang der Dardanellenstraße haltenden italienischen Kriegsflotte gemeinsame Sache gemacht. In voller Uebereinstimmung mit der Rede des deutschen Reichskanzlers zu den Wehrvorlagen stellte der russische Minister des Auswärtigen fest, daß dem Frieden Euro pas in absehbarer Zeit keine Gefahr drohe, und daß sich namentlich der türkisch-italienische Krieg nicht zu einen, europäischen Konflikt auswachsen werde. Wob! hob der Minister einleitend das Bündnis mit Frankreich und das Einvernehmen mit England hervor; er reihte daran aber sofort die Versicherung von dem unveränderten Fortbestände der traditio nellen deutsch-russischen Freundschast, die durch die Potsdamer Begegnung noch befestigt wor den sei. Nächst dieser war die andere Erklä rung des Ministers besonders zu begrüßen, daß nach der glücklich überwundenen Verstim mung das alte gute Verhältnis zwischen Ruß land und Oesterreich - Ungarn wiederherge stellt sei. Eine Zunahme der Spionaqcfalle ist in Deutschland in den beiden letzten Jah ren zu verzeichnen gewesen. Während in den Jahren 1908 und 1909 je 8 Fälle in Leip zig zur Verhandlung kamen, waren es 1910 und 1911 schon je 13, die sämtlich mit der Verurteilung der Angeklagten, darunter bis zu 12 Jahren Zuchthaus, endeten. Die meisten Spione waren Deutsche und Elsässer, die sich für schnöden Geldgewinn zum Verrat am Vaterland herbeiließen. Weiter hatten sich u. a. drei Franzosen und vier Engländer wegen Spionage zu verantworten. Frankreich. Der Ministerrat unter dem Vorsitze des Präsidenten Fallieres beschäftigte sich am Sonn abend in dessen Sommersitz Rambouillet mit der Lage in Marokko. Es handelte sich erstens uni die Truppenverstärkung, die aus Anlaß der jüngsten Erhebung in Fez, sowie der Gärung unter den Stämmen notwendig ge worden ist. Wie zu erwarten war, beschloß der Ministerral die sofortige Absendung einer erheblichen Verstärkungstruppe. Eine zweite Frage betraf die Ernennung eines definitiven Präsidenten oder Gouverneurs in Fez, in des sen Händen die Ausübung des Protektorats über Marokko konzentriert werden soll. Heber diesen Punkt bestanden Meinungsverschieden heiten im Kabinett; einige radikale Minister waren für die Erennung eines Zivilresidenten und empfahlen den ehemaligen Gouverneur von Algier, Jonnart. Die Mehrzahl der Kabinettsmitglieder neigte jedoch der Ernen nung eines Generals zu, die dann auch er folgte. Es wurde General Liautey, der sich als Verwalter Marokkos bereits gut bewährte, zum Residenten in - Fez ernannt. — Die Gärung in Marokko dauert an. Der franzö sische Rittmeister Varh in Arbaua, dem 150 Mann seines Regiments desertiert waren, er hielt zwei Kompagnien Kolonialinfonterie und eine Maschinengewehrabteilung als Verstärkung. Es ist jedoch sehr fraglich, ob diese Verstär kungen genügen werden, da auch die von Varh befehligten scherifischen Truppen deser tieren dürften. Die Rückwirkung der Ereig nisse von Fez auf die Meuterer von Arbaua wird sich bald auch in Nordmarokko fühlbar machen. Unter den europäischen Ansiedlern in Tanger hat bereits eine gewisse Beunruhigung Platz gegriffen. Frankreich wird daher auch einige Kriegsschiffe in die marokkanischen Ge wässer entsenden müssen. Türkei Sultan Mohammed V. beging am Sonn abend den dritten Jahrestag seiner Thronbe steigung naturgemäß in gedrückter Stimmung. Immerhin wurde die übliche Krönungsparade abgehalten. Bei dieser Gelegenheit führte der englische Aviatiker Bell mit einem türkischen Offizier als Passagier einen Flug von San Stephans am Bosporus nach dem Freiheits hügel in Schischli, einer Vorstadt von Pera, aus. Anläßlich des Thronbesteigungsfestes fand am Sonntag eine Parade von 40 000 Soldaten aller Waffengattungen auf dem Frei heitshügel statt, wo sechzehn prachtvolle Zelte für den Sultan und dessen Gefolge aufgeschla gen waren. 250 politische Gefangene wurden aus dem gleichen Anlaß begnadigt. Der Ein- weihungsfeier der neuen Brücke, die von Stam- bul nach Galata führt und von der Augsbur ger Maschinenfabrik erbaut worden ist, wohn ten am Vorabend des Festtages als Fremde hauptsächlich Deutsche bei. Das Erösfnungs- gebet gedachte mit rührenden Worten des Heeres und Reiches und forderte die Vernich tung des Feindes in Nordasrika. Der Krieg zwischen Italien und der Türkei. Das türkische Kriegsministerium veröffent licht ein Telegramm Enver Beys vom 23. April über einen Kampf, der in dieser Nacht bei Tobruk stattgefunden hat. Die Italiener hätten etwa 40 Tote gehabt. Ferner seien zwei Maschinengewehre unbrauchbar gemacht und ein Scheinwerfer zerstört worden. Die türkischen und arabischen Truppen hatten zwei Tot« und drei Verwundete. Di- persische B-w-gung gegen die Russen. Eine russische Permessungsabteilung mit Kosakenbedeckung wurde in der Umgebung von Kalkhal in Persien von Schahsewennen um ringt und beschossen, konnte sich aber nachts durchschlagen. Von General Fidarow abge sandte Verstärkungen mit zwei Berggeschlltzen nahmen nach siebenstündigem Kampf die Be festigung der Schahsewennen ein. Auf russi scher Seite wurden zwei Kosaken getötet und ein Offizier und acht Kosaken verwundet, die Schahsewennen hatten 100 Tote und Schwer verwundete und viele Leichtverwundete. Auch der Häuptling der Schahsewennen Schukur Khan ist gefallen. Deutscher Reichstag. 48. Sitzung vom 27. April. Die zweite Lesung des Etats der Reichs eisenbahnen wird fortgesetzt. Abg. Koßman n (Ztr.) wünscht wei tere Ausdehnung des Eisenbahnnetzes auch auf die landwirtschaftlichen Gegenden und Vor sorge gegen die Ueberlastung der Arbeiterzüge, Heizung derselben usw. Keine Arbeitergruppe steht so treu zu ihrer Verwaltung wie die Eisenbahnarbeiter. Ich bitte deshalb, auch die Wünsche der Eisenbahnarbeiter zu berücksich tigen. Preußischer Eisenbahnminister v. Brei tenbach erwidert auf die gestrigen Ausfüh rungen der Abgg. Liesching und Weill; erste- rer will einen Ausgleichfonds aus den lleber- schüssen, Weill will sie im Interesse des Lan des verwenden. Die Rente der Reichseisen bahnen ist aber nicht darnach, die Möglichkeit eines Ausgleichsfonds erhoffen zu lassen. Was Herr Weill will, ist eine societaS leonina, eine Löwenanteilsgesellschaft; er will die Ver waltung, die Etatsaufstellung dem elsässischen Lande geben und dem Reich das finanzielle Risiko überlassen. Sein Vorschlag widerspricht auch seinem Prinzip der Reichseisenbahnge meinschaft; denn er will eine partikulare Ver- waltung schaffen mit den Mängeln kleinerer Verwaltungen. Es ist aber wohl auch mehr Preußenhaß, was ihn leitet. Der Minister wiederholt im übrigen seine Ausführungen aus der Kommission und aus dem preußi schen Abgeordnetenhause. Die Erhöhung der Arbeiterlöhne findet ihre Grenze an der Rück sicht auf die Industrie. Die Fahrkartensteuer kann nur revidiert werden in der Richtung der Freilassung der viertem Klasse, der Ent lastung der ersten Klasse mit dem Ausgleich bei der zweiten und dritten. Auf dem Ge biete der Pensionseinrichtungen werden wir nach dem preußischen Vorbild die Interessen unserer Arbeiterschaft weiter fördern. Abg. Weill (Zentrum-Elsässer) verlangt zur Entlastung der oberelsässischen Linie von Colmar nach Mühlhausen eine neue Haupt linie im Rheintal mit Nebenbahnen und kri tisiert die Anstellungs-, Lohn- und Arbeits zeitverhältnisse der Eisenbahner. Abg. Ickler (natl.) erörtert die Verhält nisse einiger Beamten- und Nrbeiterkategorien und empfiehlt besonders die Wünsche der Werk führer und Magazinaufseher. Abg. Werner- Gieße» (Wirtsch. Vg.) spricht gege» die Konkurrenz, die die Eisen bahnkonsumvereine dem Mittelstand machen, verlangt eine reichsgesetzliche Regelung der Ruhezeit, ein Eingreifen gegen das Plakat- Wesen auf den Bahnhöfen und befürwortet Beamtenwimfche. Abg. Pei rotes (Els., Soz.): Wir Elsässer würden unsere Forderungen lieber in Straßburg vorbringe», dort würden wir ein willigeres Ohr finden als hier. Aber bei der Beratung der Verfassung hat uns der Reichs tag die Eisenbahnhoheit verweigert. Hätte» wir doch wenigstens ei» Mitbestimmungsrecht bei der Ausführung! Unsere Befürchtungen in bezug auf die Wirksamkeit des jetzigen Eisen- bahnchefs haben sich voll bestätigt. Zur Be seitigung der Hunge«:löhn« hat er nicht» ge tan. Das Sparsystem treibt nette Blüten. Abg. Schiffer (Ztr.): Die Verwaltung muß beachten, daß die Sozialdemokraten sich eifrig nm die Werkstättenarbeiter bemühe».