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15. April 1847. *Aus Odersachsm, 1l. April. Wie die chemnitzer Schutzzoll- Partei den dortigen Freunden der Handelsfreiheit, auch wenn es nur kleine und arme Weber sind, begreiflich machen will: „daß der drückende Noth stand, der auf unserm Gewerbsbetriebe lastet, mit jedem Stück Arbeit, was wir selbst machen könnten, aber vom Ausland anfertigen lassen, noth wendig und naturgemäß (sie!) vermehrt werden müsse" (Nr.SZ), ge stehen wir nicht begreifen zu können. Hätten sie noch gesagt: daß er mit jedem Stück Arbeit, wäS zeither im Auslände besorgt worden und nun im Jnlande verrichtet würde, vermindert würde. Und auch dann würde die Sache nicht für Schutzzölle sprechen; denn es würde dabei bedingt, daß die Arbeit „naturgemäß" im Jnlande besorgt werden „könnte", und dergl. braucht keine Schutzzölle, und ein Mittel zur Abhülfe eines auf Theucrung gewisser Bedürfnisse beruhenden NothstandeS ist es nicht, daß man auch noch andere Bedürfnisse vertheuert. - Eben fällt uns auch ein komischer Artikel der Elberfelder Zeitung in die Hände, der sich ebenfalls über die Arbeitslosigkeit in den Fabriken verbreitet. Der Verfasser desselben sucht im Anfänge deren Ursache in den hohen Zöllen der Nachbarstaaten und schlägt dann doch, ohne den Widerspruch zu fühlen, selbst erhöhte Zölle vor, die er keineswegs blos als Retorsion angewendet wissen will, sondern die »bleiben sollen, bis „der Kultur- und Jndustriezustand aller Länder und Völker ein und denselben Höhepunkt erreicht hat". Im Uebrigen enthält der Aufsatz alle die alten Vorurtheile der Unwissenheit und Gedankenlosigkeit von dem Zmlande- bleiben des Geldes re. Er will „der einheimischen Industrie", worunter er immer nur dir Fabriken und vor allen Dingen die Spinnereien versteht, „den einheimischen Markt erhalten, zugleich aber der Ausführung einhei mischer Erzeugnisse ins Ausland Vorschub geleistet wissen", zwei Zwecke, die sich widersprechen und nur durch Freiheit zu versöhnen sind, und führt «l» Grund an: „daß das baare Geld des Auslandes sich uns zuwenk". Dem Küsschen Nationalcharakter sei eS angeboren, dem Ausländischen och. M. -letzch« Dkik- «ad Werthbedmgungen den Vorzug zu geben. Das müsse ihm zwangsweise abgewöhnt werden, zumal auch der „Händ ler" jene Sucht befördere. „England und Oesterreich liefern den Be- weH(?), daß ein kräftiger Zollschuh selbständige Moden schafft"(!). England „predigt die Freihandelstheorie nur, um andere Völker zu bethö- ren". Der „kosmopolitische" — der Verfasser meint wahrscheinlich philan thropisch» — „Einwand, daß eine zu große Erstarkung der Industrie den Mittelstand untergraben und die Capitalien zu leicht in einzelnen Händen an- häufen könne, verdient kaum eine Widerlegung", erfährt auch keine, denn der Verfasser verweist blos auf die Concurrenz der Fabrikanten und darauf, daß es doch besser sei, das Erworbene im Lande zu behalten, wo eS dann schon durch Erbschaften vertheilt werde, wie auch der Fabrikant, 'dem eS wohl gehe, schon von selbst für das Wohl seiner Arbeiter sorge. UebrigenS hat Niemand von einer „Erstarkung der Industrie" jenen Nachtheil besorgt, sondern die Besorgniß gilt nur der erkünstelten Auftreibung einzelner Ge werbszweige und ihrer speciellen Organisation. Zum Schluffe wird noch mals versichert, daß die Vermehrung der Spinnereien dem ganzen Lande zum größten Nutzen gereichen würde. Das Alles ist nun schon ein sechs, sieben Jahre daher immer in derselben Weise gepredigt worden und will doch nicht durchschlagen. O verstockte Menschheit! — Aus Mannheim vom II. April berichtet das dortige Journal: „Gestern war in der Stadl 8aS Gerücht verbreitet, als seien im Oden- waldc Brotunruhen ausgebrochen. Es waren deshalb hier einige Vorsichtsmaßregeln getroffen worden." - Die Abendzeitung verbreitet sich über diese Gerüchte etwas näher: „Seit gestern trägt man sich hier mit den Gerüchten über Unruhen, welche in einzelnen Bezirken des badischen Odenwaldes auögebrochen seien oder doch beoorständen; bald nennt man Boxberg und Mudau, bald Mosbach als den Herd derselben. Die allgemeine Theuerung und Unzufriedenheit mit grundherrlichen Verhältnissen sei die Ursache, und das Benehmen ei nes Beamten der nächste Anlaß. Mit Bestimmtheit wird versichert, daß in der Druckerei des hiesigen MorgenblatteS bereits vorgestern eine amt liche Prcclamation an die dortigen Bewohner in Placatform gedruckt worden sei, worin eS heiße: Es sei von böswilliger Seite eine Revolu tion auf den 12. April ««gekündigt; die Regierung fodcre die Bürger auf, sich ruhig zu verhalten; sie könnten völlig beruhigt sein; sie werde für die öffentliche Sicherheit und Ordnung alle Sorge tragen. Der Re- gicrungßdirector Schaaff soll sich an Ort und Stelle begeben haben; auch der Abgeordnete Obcramtmann Fauth von Schwetzingen soll in Nr Ws I» «Heyer ist ein aus den achtbarsten Personen zusammengesetz te» Generalcomite zur Bildung eines Actienvereins zusammengetreten, welcher die Mittel zum Ankauf der nöthigen Saatkartoffcln für die dürf tigsten Gemeinden aufbringcn soll. Der Regierungspräsident, die Negie- rungSdirectoren und NegicrungSräthe stehen an der Spitze dieser Maß nahme. (Fr. I.) — Die Proviantverwaltung des Militairmagazins in Dresden macht unterm 13. April bekannt, daß vom 16. April an und bis zum Eintritt anderweiter Maßregeln täglich 2VÜV Pfd. Brot von der Beschaffenheit, wie die Mannschaft der Garnison es erhält, in Broten zu 3 Pfd. von der Backerei des Magazins gebacken und zu einer dem Marktpreise des KornS entsprechenden Taxe verkauft werden sollen. Der sich etwa erge bende Ueberschuß soll zu einem öffentlichen Zwecke verwendet werden. L Leipzig, 13. April. Auf die bekannte, auch in vielen Blättern Nord- beutschlandS mitgethcilte Auffodcrung des k. k. Landesgubcrniums in Prag, die Auswanderung des Schriftstellers Hrn. Karl Herloßsohn betref fend, veröffentlicht der Betheiligte in seiner hier erscheinenden Zeitschrift „Der Komet" folgende Erklärung: „Meinen Freunden und Bekannte« wie auch den; deutschen Pubticum, so weit eö sich für einen Schriftsteller interessirt, zur Nachricht, daß ich durch nichts in der Welt die neuerlich erlassene, von zahlreichen Blättern mitgetheilt«, stcckbriefartige *) — exceptionelle — Auffoderung des k. k. böh mischen LandcSguberniumS verschuldet habe. Seit 21 Jahren lebe ich in Leipzig, bereits vor 8 Jahren wurde ich von österreichischen Behörden al- sächsischer Unterthan, so. Ausländer erkannt,' indem ich mit sächsischen, von den resp. k. k. Consulaten und Gesandtschaften visirten Pässen in Oesterreich gereist bin, ohne irgend einen Anstand, ohne Nachfrage über meine Hei- mattangehörigkeit, im Gegcntheil, unter Erzeigung mancher wohlwollenden Aufmerksamkeit**). — Betrübt zwar über die nunmehrige grundlose Ver folgung, aber dadurch auch gezwungen, habe ich sofort, so weit Das in meinen Kräften steht, höhern Orts gegen diese auf mir noch unbegreifliche Weise angeregte Maßregel Beschwerde eingelegt, deren Erfolg doch wenig stens dahin lauten wird, daß der erlassenen Citation keine für mich beschim pfende Absicht zu Grunde liegt. Leipzig, den 4. April. >8-17. vr C. Herlofisohn." *) Nach den Corresp. auSw. Bl.: „Androhung von Gefängnis, ver schärft durch Fasten!" **) Die hierauf bezüglichen Papiere: Briefe und Pässe, befinden sich seit mehr als einem Jahre schon in den Händen des gegenwärtigen k. k. Generalkonsul» für Sachsen Legationsrath« ,c. Hrn. v, Hübner, von dem sie mir behufs einer Einsicht abverlangt worden sind. Ite-ervH» »««tschlaNd. Actienver-in in Speyer. — Die Militairbrotbäckerei in Dresden, z Leipzig. Erklärung des Hrn. Herloßsohn. »Aus Dber- sacheen. Die Arbeitslosigkeit und di- Schutz,Lllner. — Unruhen im Oden- walde. — LandlagSwahl in Hersketd. — Berichtigung aüe Kassel- — Die Spielbank zu Wilhelmsbad. **Äus Holstein. Kirchliche Reibun gen. — Steinacker'« Hinterbliebene. 41re»»T«n. Vertin- Vorstellung der Stände beim Könige. -e> Berlin. Das Patent vom 3. Febr. * Berlin. Di« Gegner deö Patents vom 3. Febr. Die Thronrede. — Rußland, Frankreich und Deutschland. IVeKessetch. Das zweite Husarenregiment, f Tarnow. Die Eintheilung Galizien«. Die Bartfrage. Der Nothstand. Brandstiftungen. «Yanten. Vorgänge im Palast. Die Besoldungsrückstände. Hr. Gonzalez Bravo. Die Montemolinisten- <Mr»H*ritannten. Die Bank von England. Das junge Irland. Ein irischer Gutsbesitzer. Die Soyer'sche Suppenanstalt. Sammlungen im britischen Westindien für Irland und Schottland. Die Katholiken in Edin- burg. Sir Dugald L. Gilmour. Das Postdampfschiff Tweed. Provinzial parlament in Canada. Die Intervention in Portugal. Saldanha. Spa nien und Sardinien. Frankreich. Parlament. Der Gesetzentwurf über den Secundairuntcrricht- Die unabhängigen konservativen. TodeSurtel. Der Prinz von Joinville. Der Graf von Montemolin. «chtveij. Die Verfassung von Basel. Tod des Obersten Lclewel. AtaNev. Rom- Ministerconsilium. Die schweizer Jesuiten, kom. Päpst lich« Wohlthaten. Turin. Die Waffensendungen nach Spanien. Der österreichisch-sardinische Handelsvertrag. — Prinzessin Luitpold. Orirchenia«-. Schreiben an den Fürsten v. Metternich. Das englische -^Geschwader. Kalergi«. Mrldai» und ßMalachei. Bukarescht. Der Metropolit. Hr. v. Daschkoff. Präsident Riche stirbt, Solouque sein Nachfolger. H»-rsoattmchrtchten. Kode! nah giNduftrie. * Leipzig. Börsenbericht. — Wafferstand der Elbe. — Berlin. Deutsche Allgemeine Zeitung. AKT «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»