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DerSWMLrzqLr Str.«« 83. Jahrganz sowie «rsere UAEU eNiAEAeu Mischosswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Di« Blatt enchäü l»te amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschast, der Schultnfpektion und de» Hauptzollanü» -u Bautzen, de» Amtsgericht», de» Finan-antte» mck de» Stadtrat» M Bischosmverda. 'MrgeSccrtt-. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Bllderwoche, Iugmd u. Deutschtum, Mode vom Tag* Fr«s und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druckt und mm Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 4<4 und Deweix»«, «»zetaenprel« (in Retch-mark): Die « mm breite _ „ „ .^t-werba «o»to Nr. S4. Gnmdschrsit-etl« 25 Psg., öNNche «n,rk« » «L/i »stelle Im Falle höherer Gewalt — Krieg aber sonstiger irgrad welcher breite Aeklamezeile unb StSnmg de« Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich. — -— von Anzeigen in bestimme» Rum»«, «h „ h, Plätze, keine Gewähr. — Rabatt «ach Tarik. — M» anzebren tarifmätzigea Ausschlag. — Erstillung—t «sch» G»sch«i—xammtts« ged«««A« abmd, D-densolgmd. Lag. Be»,S«vrel« Mr die Zeit Ms halb«, «onatsr Frei ttm tz«w halbmonatlich Mk. Ich», beim Abholen i, d«r Gelchästss »vchentltch SV Psg. Gtuzelmemm« 10 Psa. (Eomnwnid» Smmtag,««m»»r tv PK.) — All« P «starr ' tzrituug»au«tr2g«»di« Seschäftssteü« «hm« P»ftsch«M«Ko«to r «mt Lrerden St». t»21. I »erba»d»gtrokafie Bischofowerda Ko«to N». Falle höher« Gewatt — Krieg »der sonstig« irgri tuagen — hat d« Bezieh« kein« Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung d« Zeitung oder aus Nachzahlung dm Bezugspreise,. Sonnabend, den17. März 1S28. Lagesschau. Das Relchskabluett trat am Donnerstaa zu einer Sit zung zusammen, in der Reichskanzler Dr. Marx zum ersten Male seit seiner Erkrankung den Vorsitz führte. Dr. Stress- mann berichtete über di« letzte Tagung des Völkerbundsrats in Gens. * Die deutsch-russischen wlrtschastsverhaudlungen find infolge der Verhaftung deutscher Ingenieure im Donez- decken abgebrochen worden. Im Befinden de» Reichslnueuminister» v. Seudell ist eine erhebliche Besserung eingetreten, so daß er wahrschein lich in den nächsten Tagen seine Amtsgeschäfte wieder auf nehmen wird. Auf der Abrüstungskonferenz la Sens forderte die deutsche Delegation als Voraussetzung für Sicherheitsbespre chungen genaue Angaben über den Rüstungsstand und die Rüstungsmöglichkeiten der Staaten. * Aus einem vor Malta liegenden englischen Schlacht schiff ist eine Meuterei unter den Offizieren ausgebrochen. * In Afghanistan sollen Unruhen drohen, so daß das Königspaar von London aus direkt nach seiner Residenz Kabul zurückkehren wird. 8« dm mit * bezeichnet« Meldung« sind« di» Leser Aus führliche» an and«« Stell«. SMwmeiiierei aus einem englischen Schlachischiss. Gehorsamsverweigerung britischer Marineoffiziere auf dem „Royal Gab" bei Malta? London, 16. März. (Drahtb.) Die Sensation der heu tigen Presse ist ein angeblicher Aufruhr von britischen Marineoffizieren aus Malta. Die erste Nachricht von ernsten Schwierigkeiten ans dem Schlachtschiff „Royal Vak- wurde kurz vor Mitternacht im Unterhause durch eine Anfrage der konservativen Mitgliedes Commander Bellairs bekannt. Eine spätere Agenkurmeldung aus Malta besagt, daß dort beträchtliches Interesse wegen der Verzögerung in der Ab fahrt des ersten Schlachkgeschwader» der Mittelmeerflotte aus Malta erzeugt worden ist. Die Flotte sollte am Sonn tag nckch Gibraltar abfahren, lichtete jedoch am Montag vormittag erst die Anker, nachdem man gesehen halte, wie die Flagge des Flaggschiffes „Royal Oak" nledergeholk wurde. Diese Zeremonie wird durchgesührt, wenn der Ka pitän eines Schiffes seinen Befehl nlederlegt. Die volle Be deutung dieses Akter ist noch nicht bekauntgegebea worden. E, wird gemeldet, daß er erfolgte wegen de» Verhalten» ge wisser höherer Offiziere, von denen zwei nach England über Gibraltar abgefahren sein sollen. Da» Schlnchtgeschwech« ist unter Kapitän O-borne (vom Kriegsschiff „Eguwnt") al» Kommandant de» „Royal Oak- in See gegangen. M« dir Blätter weiter melden, verlautet, daß bei der Admiralität Inzwischen bestätigende Meldungen ei »gegangen sind, daß aber bisher noch keine Einzelheiten über die Art der Ver gehen und die Anschuldigungen, die gegen die in Frage kommenden Offiziere erhoben werde«, bekannt find. Vas Unterhaurmitglled Commander Bellair» hatte gestern «acht im Unterhanse erklärt, daß ein Telegramm heute morgen in der Presse erscheinen werde, wonach die Offiziere de» Schlachtschiffes „Royal Oak" sich geweigert hätten, unter dem Admiral in See zu gehen und daß sie vor eia Kriege geeicht gestellt und als Passagiere nach Gibraltar geführt worden seien. Der Finanzsekretär der Admiralität erwidert», was die Schwierigkeiten aus dem „Royal Oak- beträfe, so lägen nicht genügend Informationen vor. um eine Antwort zu erteilen oder irgendwelche Erklärung«« zur Frage ah- zugeben. Sowjet-Nepp. Noch immer sind die verhafteten deutschen Ingenieure lm Donez-Becken von der Sowiet-Regierung nicht freigelas sen worden. Tschitscherin erklärt dem deutschen Botschafter in Moskau, daß er nicht genügend unterrichtet sei. Und der sowjetrussische Botschafter in Berlin, Krestinski, will über haupt ohne geeignete Unterlagen und Nachrichten sein. Dabei ist die Staatsgewalt der Sowjet-Republik im Kreml zu Moskau vereinigt. Wenn Tschitscherin im politischen Büro sich erkundigt, wird er genau erfahren, weshalb un tergeordnete Sowjetbehörden diesen dreisten Anschlag auf die deutschen Ingenieure gewagt haben. Eine andere Frage ist es allerdings, ob Tschitscherin dem deutschen Botschafter die wirklichen Gründe mitteilt, oder ob er weiter lächelt und die Achseln zuckt. Einstweilen hat dieser Zwischenfall im Donez-Becken zum Abbruch der deutsch-russischen Wirt- schaftsverhandlungen geführt. Dieser Abbruch hätte sich ohnedies nicht langer mehr hinausschieben lassen können, denn die Forderungen der Sowjetleute waren so hoch ge- spannt, daß sich nicht einmal ernstlich über sie verhandeln ließ. Der Außenhandel Deutschlands und Rußlands hatte 1927 einen Wert von 760 Millionen Mark, von denest 432 Millionen Mark auf die Einfuhr auf Rußland entfielen. Das mag gegen 1926 eine leichte Besserung sein, reicht aber nicht aus, um neuerdings «ine Kreditsorderung Rußlands in Höhe von 600 Millionen Mark zu begründen. In deutschen Wirtschaftskreisen besteht überhaupt «ine Abneigung, den Warenaustausch mit Rußland unter den bisher üblichen Formen fortzusetzen. Die Sowjet-Regierung hat im Rah men ihres Außenhandelsmonopols in Deutschland eine viel köpfige Handelsvertretung aufgebaut. Da» sichert der Sow- jet-Regierung schon rem handel-technisch eine gewisse Ueberlegenhett. Die russische Handelsvertretung kann mit jeder deutschen Behörde, kann mit jedem privaten Unterneh men in Verbindung treten, um sich Auskünfte zu verschaf fen, die sie für die Abwicklung von Geschäften ntr notwen dig hält. Der deutsche Interessent kann dem Gleichwertiges nicht entgegensetzen. In Rußland kann er überhaupt nicht Verbindungen unmittelbar anknüpfen, sondern mutz sich immer wieder an die Handelsvertretung wenden, dl« nur so viel mittellt, al» ihr da» zweckmäßig «scheint. Di« Sow- jetl«ut« scheinen überdies der Auffassung zu fein, daß st« auf den Ausbau der deutsch - russischen Wirtschaftsbeziehungen nicht allzuviel Gewicht zu legen brauchen. Sie such«« zwar russische Erzeugnisse, soweit das irgendwie möglich ist, in Deutschland unterzubringen, verhalten sich indessen ableh nend, deutsche Unternehmer für Lieferungen nach Rußland heranzuzieyen. Dabei hat Deutschland den Sowjetleuten 1926 einen Kredit von 300 Millionen Mart etnaeräumt, der von den Rusten etwas eifrig und in sehr einseitigem In terest« ausgenutzt worden ist. Cs steht weuer fest, daß Ruß land erhebliche Warenmengen au» den Bereinigten Staaten bezogen hat, trotzdem die Regierung in Washington weder offiziell noch inoffiziell den Rusten Kredit gewährt. Weiter sieht,» nicht so au», al» ob die Sowjet-Regierung erfolg reiche Kreditverhandlungen hat anknüpfen können. Da bedeutet für die Sowjets die Verschärfung der tnnerrussi- lchen Wirtschaftskrise. Die Opposition Trotzki» ist doch nicht ganz erfolglos gewesen. Tatsächlich hatte ja die neue Wirt schaftspolitik, der Nev, die soziale Stellung des Bauern ge hoben. Ohne den Nep hätten die Sowjets agrarische Er zeugnisse, por allem Getreide, nicht in so verhältnismäßig großen Mengen ausführen können. In dem Maße aber, wie der Bauer an wirtschaftlicher Kraft gewann, wurde die politische Vorherrschaft der Industriearbeiter erschüttert. Das mußte notwendig die Stoßkraft der kommunistischen Partei schwächen, deren Kern sich nun einmal aus den In dustriearbeitern zusammensetzt. Stalin konnte die Trotckisten niederknüppeln, aber er mußte die Waffen, die Trotzki ge schmiedet hatte, zur Verteidigung des Leninismus gegen das Dorf, gegen die reichen Großbauern, die Kulaken, anwen den. Das geschieht auch gründlich, denn die Sowjet-Regie rung hat ihre Polizisten und Kommissare gleich Heuschrek- kenschwärmen über die Dörfer herfallen lasten. Die Getreide vorrate werden den Bauern weggenommen, um die stok- kende Versorgung der Städte sicherzustellsn. Das ist aber nur ein vorübergehendes Aushilfsmittel. Die Bauern legen die Hände in den Schoß, sie weigern sich, Aussaaten in dem Umfang vorzunehmn, als sie das noch im vorigen Jahre ge tan haben. So wird der Crnteausfall in diesem Jahre un vermeidlich groß sein, damit aber auch zu einer Verschär fung der Krise führen. Aus Lenins Nepp ist Stalins Nepp geworden. Nepp ist es, was den Bauern, Nepp ist es, was den Industriearbeitern vorgeschwindelt wird. Vielleicht trifft es zu, daß die Aufdeckung der „Verschwörung" im Donez-Gebiet dazu bestimmt ist, die Bevölkerung in den Städten von dem krisenhaften Zustand der Sowjet-Wirt schaft abzulenken. Ebenso möglich ist es aber auch, daß diese „Verschwörung" ein groß angelegtes politisches Nevv-Ma- növer ist. Es sei daran erinnert, daß die französische Re gierung, in diesem Falle also DoincarS, wiederholt Ein spruch gegen di« Ausbeutung der Kohlen- und Erzgruben, vor allem gegen die Verleihung von Konzessionen an aus ländisch» Unternehmer erhoben hat. Und zwar deshalb, weil die Donez-Gruben in der zaristischen Zeit mit französischem Kapital ausaebaut worden sind, was aber die Sowet-Regie- rung nicht hinderte, alle Werksanlagen zu enteignen. Ob die französischen Interessenten durch Beauftragte wirklich Zerstörungsakte in den Donez-Gruben haben vornehmen lasten, steht noch nicht fest. Wohl aber steht fest, daß die Sowjet-Regierung offiziell deshalb die französischen Beauf tragten nicht festnehmen lasten kann, weil der Sowjet-Bot schafter in Paris zur Zett verzweifelte Anstrengungen macht, gegen Verpfändung von Napbtagruben Kredite von der französischen Regierung zu erhalten. Den Sowjetleuten, denen gewissermaßen das Mester an der Kehle steckt, ist er fahrungsgemäß jedes politische Druckmittel recht. So haben sie die deutschen Ingenieure, gegen die ja nicht einmal ein Verdacht vorliegen kann, verhaften lasten, um in Pari» den Beweis zu erbnngen, daß sie selbst vor einem Bruch mit Berlin nicht zurückschrecken, wenn die Franzosen die unbe dingt notwendigen Kredite in genügender Höhe gewähren. Nur ist den Sowjets mit Krediten allein nicht geholfen, denn sie brauchen auch Märkte, um die russischen Erzeugnisse ab zusehen. Dafür »t Frankreich nicht geeignet, so daß die Sow- jets ihre Nepp-Versuche gegen Deutschland sicher fortsetzen werden. suchüng zu sichern und die deutsch-russischen Beziehungen vor einer ernsten Belastungsprobe zu bewahren. L» wär« durch- au» leichtsinnig und ein Bewei» falscher Eiustelluug zu den hiesigen Verhältnissen, wenn etwa in Deutschland nicht «ft voller Bestimmtheit auf die Erhebung der Anklage schon seht wie nuai Rostow am - gebracht find. «in amerikanischer Privaikredtt für SowjetruAand. London, 18. März. Der Flnanzkorrespondeat de» „Evenlag Standard" will wissen, daß di« Union Cold St* rage Company sich bereit erklärt hat, der Sowjettegieruug «inen Kredit von 800009 Pfund zu gewähren, »a«kem sie zuvor einen Kontrakt «egen Einfuhr russischer Molkerei produkte unterzeichnet hatte. Vie Sowjetregierung werde dle Kredite zur Entwicklung der Milchwirtschaft jy Sibirirü nech im Ural benutzen. Der Korrespondent Hirn für watzrWm- Abvrrrch der Mirtfchaftsvefprechnngerr mit Rußland. vtb. Berlin, 15. März. Wie na» von zuständiger Seite mitgetellt wird, ist au» Anlaß der Verhaftung deutscher Zn- genwure und Techniker im Doaezgebiet der deutsche Bot schafter in Moskau beauftragt worden, die Sowjelregieruug um sofortige und genaue Aufklärung darüber zu bitten, welche konkreten Beschuldigungen im elnzetaea gegen die Verhafteten erhoben werden und welche Beweise für dlefe Beschuldigungen vorllegen. Zugleich wird in Moskau auf Grund der bestehenden Vertragsbestimmungen dle Forde rung gestellt werden, daß dem zuständigen deutschen Ge neralkonsul in Charkow gestattet wird, die verhaftete« Reichsangehörigen zu besuchen. Feriwr bat der Relchsaußenminister den hiesigen Sonderbotschafter auf die Erregung bingewiesen, die der. Zwischenfall in der deutschen Oeffeakllchkeit, namentlich in den am Wirtschaftsverkehr mit Rußland beteiligten Kreisen, hervorgerufen hat. Er hat dem Botschafter mitgeteilt, daß es infolge der durch den Zwischenfall geschaffenen Sachlage an einer der wesentlichsten Voraussetzungen für ein gedeih liches Ergebnis der zur Zelt im Gange befindlichen Wirt- schaftsbesprechungen fehle, und daß die Reichsregierung es deshalb für geboten halte, diese Besprechungen bi» auf wei teres auszusehen. Die Relchsreaierung hoffe jedoch, daß durch schnelle Beilegung de» Zwischenfalle» eine Grundlage für die baldige Wiederaufnahme der Besprechungen ge schaffen werde. Das Schicksal der Doner-Angerrieure. Der Moskauer Korrespondent de» „Bert. Tgbl." meldet seinem Blatt: Da» von der Agentur Taß au da« wölfische Telegraphenbüro gerichtete Telegramm, daß die Fortsetzung des verfahren» gegen die verhafteten deutschen Ingenieure , ankündlgl, ist al» Ausdruck de» Regierung»fiandpuukte» an- Zusehen und wirft dle Tür vor den letzten noch vorhandenen Möglichkeiten zu, die Angeklagten vor monatelanger Unter suchung zu sichern und die deutsch-russische» Beziehungen vor einer ernsten Belastungsprobe zu bewahre«. E« «är« durch- au» leichtsinnig und eia Beweis falscher Eiustelluug zu den hiesigen Verhältnissen, wenn etwa in Deutschland nicht «ft voller Bestimmtheit auf die Erhebung der Anklage schon jetzt gerechnet würde. Die verhafteten Ingenieure befinde« sich, Ehr endlich festgefiellt wird, im Gefängnis kn Rostow am Don. L» wird versichert, daß sie dort gut «ater-