Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120301011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912030101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912030101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-01
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis »«» »n PeUi tmlnHat» V—l>chl«»d, ,,» »« deetlch« «elmtt»« »«»tteliädrl ».« Btt. »oiatl. »».Ml P-«d-ft-ll-,I» »«,»« t» Belaus. Vä»»«att »»» ^«naaftaai»^ Italien. z!ai»md»i». *>«»»>>,»»« «<a<n, rek»"»'« U-aain «»ltt-nd. S<l>w»d»».tridM«u« B»»»«»». .t- all«» üdria»» ^i»aia» »»> »n,N »»ich dl» PelchaneiieU« »«» Blatt«» ettzalllich. Da» Ta,«blatt «i,»«i„ ,,»l ti,l«l>. So»». » <<«>«««,» »,« «««„»». >bo«n«»»»l».<nna»«» A»,,,»i,«all« ll, da» »»leien 1'«a-r». ^«>,1»». N»»dil«»i«» im» U»na»»«a,il»s ,.„« P,xa»i«l» »»» Bn»kt«a„«n. G»»1»I»a«k«,>,»,,»» u» Bd Morgen Ausgabe. MpMerTageblaü rel.-IMU 1«« «NaNVelvKklkNNg. eel.-r-W.il««» Amtsblatt des Nates und des Solizeiamtes der Ltadt Leipzig. »r. t t t. /rett»,, üe» >. msn isi?. LuzeigeuPreii 2»>»ret« »an BedSrd«, ,n> . UM«. r«tt m» B«m.«,l«« P, Eelchifteannt,«» »tt vlaseerl», Rabatt »a aasiag« L! , !la,»attchtttt»» >» »ml« mdSht. ! Tavs Be»la,«a«dllt» G«Ia«t» er » Ta»>«a» erkl. v»ft,«bü!,^ T«lld,»la,« GSHar. llestertellt« »,ttt,«« küv»» »tiltt »nttlck» ßet,«n w«,d«». »«, »rtchela«, « d«M»»l«n Ta,«a ,»» HftS»«» ,tr» kala, Paronil« td<n>«mm«». »n»«tge».»nnatzm«: 2-tz,»»i»,«H« 4 b«l lSmttlch«» Xlilalen n. all«» «nnaare»» ttrv«dlN»n«a »«» 2a- aad »«»lande». Daük »»» L-rl», »a» Kttch«« L MrftM» Iahade«. Paal ttiirft«,. ««da««»» »«>»»»««,I«: 2ovan»t»aatl« L H»»»« > gtltil« H««,»«» veesitäk« < T tT«l<pha» «snz. tos. Zshrgsllg. IE" Unser« gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seiten, di- vorliegende Morgennummer 22 Seiten, zusammen s- Seiten. , Vas Wichtigste. * Im Reichstag« legte Bassermann die Richtlinien der nationalliberalen Frak tionspolitik dar. (S. bes. Art. S. 1 und Bericht S. 11.) * In der Sächsischen Er st en Kammer kam es am Donnerstag bei Beratung des Ge setzentwurfes über die Abänderung der Gym- nasien, Realschulen und Seminare zu einer De batte über den Volksschulgesetzentwurf. (S. Bericht S. 11.) * Die Sächsische Zweite Kammer beriet am Donnerstag über die Interpellation des Abg. Hettner betr. dieZusammensetzung der Ersten Kammer. (S. Bericht S. 11.) »Das Preußische Abgeordneten haus beendete am Donnerstag die zweite Lesung des Etats des Innern. (S. BerichtS. 12.) * Der englische Lergarbeiterstreil hat am Donnerstag begonnen. Die Zahl der Ans- ständigen beläuft sich auf über eine halbe Mil. lion. (S. den bes. Art. Seite 2.) » Theateranzeigen siehe Seite 20 „Lin Königreich kür ein Programm." Ein konservatives Blatt faßt feinen Ein druck von der politischen Lage in die Worte zu sammen: „Es geht heute um den historischen Ruhm und Staatenbau der ganzen pr«ußisch-deutschenVergangenheit". Es sch.int wirklich, a.s wenn «.in großer Teil des Volkes geneigt märe, diesen Staatenbau niederzureißen und einen neuen zu errichten. Jian glaubt das Knistern im Gebälk zu ver nehme,l. Im neuen elsaß-lothringischen Abgeord- nelenbau,e — zunächst im Ausschüsse —' wird der Gnadenfonds des Kaisers gestrichen. Drei Mitglieder der alten Kaiserpartei, der national liberalen, gehen im Reichstage zum Abgeord neten Bebel und erklären ihm aus freien Stücken, sie wären zufrieden, wenn ein sozialdemokra tischer Rcichstagspräsident die staatsrechtlichen Verpflichtungen gegenüber der Monarchie über nähme, und in dec sozialdemokratischen Fraktion herrscht darüber, wie Bebel am 19. Februar dem versammelten Reichstage mitteilt, große Genugtuung, „weil man das nicht er wartet hatte". Also die Nationalliberalen be reiten der sozialdemokratischen Fraktion eine Ueberraschung durch ihre Anspruchslosigkeit in einer monarchischen und nationalen Frage. So etwas ist noch nicht dagewesen. Und doch kommt man mit einem einfachen Urteilsspruche, der den Liberalismus für „schuldig" erklärt, nicht durch. Vielleicht gegenüber den drei nationalliberalen Rcichstagsabgeordneten — das mag heute auf sich beruhen. Nicht aber gegenüber dem reichs- ländischen Liberalismus; denn gerade dieser hat im Gegensatz zum dortigen Zentrum und zur Sozialdemokratie nicht die Hand zur Brüs- kierung des Kaisers bieten wollen. Und wo waren in Straßburg die Konservativen? Sie sind nicht da, sie haben in dem neuen Reichslande keine Wurzel und werden sie so bald nicht schlagen. So mahn.n die Straßburger Beschlüsse auss neue, nicht leichtfertig auf die Mitarbeit des Liberalis mus zu verzichten. Er hat zweifellos eine radikale Ausgestaltung erfahren, aber eben wer den Radikalismus nicht will, muß auch gegenüber den Erscheinungsformen und Handlungen d«S gesamten Liberalismus die Gerechtigkeit und Objektivität walten lassen, die der Radikalis mus, der des ganz« politische Leben auf einfache, öde Formeln bringen will, durch „charaktervolle" Einseitigkeit ersetzen will. Dieser Einseitigkeit, di; schließlich zur Kultur- und Blldungslosigkeit führen muß, wollen w i r uns selbst bei Beurtei- lung der Sozialdemokratie nicht schuldig machen. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hat sich »u zweien Malen bei der EtatSauSsvrache mit dcm Liberalismus au-einandergesetzt. Ein Führe: dr nür.tembergischen Forlschriit.er, Aba. von Pay.r, hatte zu einer Aenderuna der Regie- rungSpolitik aufgefordert; die Dahlen — so m.inte er — feien ein Verdikt, da- die Verbündeten Regierungen in den letzten zwei Fahren mit der bisherigen Mehrheit getrieben hätten. Der Kanz ler hielt dem Redner entgegen, daß die Partei de- Herr« v. Payer an allen großen Gesetzen, die in den letzten zwei Fahren gemacht wurden, mitge arbeitet habe. Der Kanzler war zu dem HinweiS berechtigt; er hätte die elsay- lothringische Berfas ung beson ers nen..e.i löunen, gegen vie die Konseroaliven entschieden Front ge macht haben und die es dem Radikalismus nun ermöglicht, sich in der geschilderten Weise zu be tätigen. Herr v. Bethmann Hollweg hat oft ge- nug zu erkennen gegeben, daß er ein blau schwarzer Kanzler nicht sein will, und ist hart mit dm Konservativrn zusammengeßoßen. Hilft nichts, er wird verbrannt. Menn er nicht alles tut, was die „Linke" will, bleibt er doch nur ein elender „Reaktionär". Ist aber der Hinweis des Kanzl rs berechtigt, so i,l er doch nch v llständig. An c-i: eigen.liü.e Ge.e^gebungsür^eit de.ckm die Agitatoren nicht, die über eine reaktionäre R.ichst.egierung scheiten. .Für die Stimmung der Wählermassen kommt es nicht nur auf Gesetze an. Würde eine „Großblockregierung" im Reiche etaoliert, so brauchte sie kein einzlges Gesetz zu ändern; der Volksteil, der Herrn v. Payer folgt, wäre schon für Monace allem durch die Tatsache befriedigt, daß er „seine" Männer an der Spitze weiß. Die Zufriedenheit großer Volksschichten ist zum großen Teil eine gesellschaftliche und ge sellige Frage. So lange Leute am Ruder sind, die sie als zu sich gehörig betrachten, sind sie zufrieden. Ihre Genossenschaft, ihre Kamerad schaft ist ihnen der Staat, und den Staat als Einrichtung nehmen sie dann ruhig m it in Kauf. Es ist dem Kanzler hoch anzurechnen, daß er die Notwendigkeit empfand, obwohl wir aus einer Periode fortgesetzter Reformen kommen, dem Volke doch wieder neue Aufgaben vor Augen zu stellen; aber sein „Programm" er scheint bei nochmaliger Prüfung doch nicht als ausreichend. ES Hilst nun einmal nichts; mag die Unruh«, die in der Zeit steckt, zum großen Teil unberechtigt sein, und sich nicht immer auf erhabene Eigenschaften des Verstandes und Her rens gründen: wer die Unruhe aus der Welt schaffen w«'ll, kann eS nur durch Aufwendung einer sehr starken Geaenenergie. Sv ver langt kenn auch bä- konservative BlaE iW dcn deutschen Staatenbau bedroht sieht, gebiete risch ein positives Regierungspro gramm, das die Schatten der Vergangenheit begräbt und die politische Welt vor neue Auf gaben und Gedanken stellt. DaS „Programm" des Kanzlers vom 16. Februar ist nicht arm. Es enthält, wenn wir seine Bemerkungen recht verstehen, die Fortführung der Sozialpolllik in weitem Sinne, die Regelung des Wohnungs wesens, die innere Kolonisation, die Ordnung des KoalitionSwefens, die Verbesserung des Steuerwesens durch Monopole; dabei ist die in Vorbereitung begriffene große Reform deS Straf rechts und Strafprozesses noch nicht einmal ge- nannt. Das Programm der näheren Zukunft besteht im Staatsangehörigkeitsgesetz, in den Wchrvorlagen und in den Handelsverträgen. Die ses dopvelte Programm hätte sicherlich für das Jahr 1903, als der neue Reichstag zusammen trat, genügt; heute befriedigt es die vorwärts drängenden Schicksten nicht. Das Hauptinteresse gilt heute den gesell schaftlichen und den parteipolitischen Machtsragen und Stimmungen. Der Kanzler behandelt die Politik immer noch allzusehr als eine Beschäf tigung der Gescheiten und der Patrioten. Letder kommt für die staatlichen Dinge auch das Han deln derer, die weder besonders gescheit noch besonders pa riotisch sind, sehr erheblich in Be tracht. Der Kanzler wird mehr als bisher diese irrationalen Kräfte berücksichtigen und sich mit ihnen durch Abwehr und gelegentlich auch durch Entgegenkommen auseinander fetzen müssen. Vor allem aber zögere man nicht mrt der Einbringung der Wehrvorlagen. Selbstverständlich ist die sorgfältigste Vorberei tung geboten, auch für die Deckungsvorschläge; ohne Be echnung aller Umstände wird sich kei ner an eine Aufgabe machen dürfen, die mit der jenigen eine so peinliche Ähnlichkeit hat, an der ein Mann von den diplomatischen Fähigkeiten deS Fürsten Bülow scheiterte; aber schließlich liegt vie Entscheidung doch beim Willen. Nach- her kommt es wahrscheinlich doch anders, als die sorgfältigste Berechnung voraussehen konnte. Lsllermann unö -er Ltsstslekretir. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) O Berit«, SS. Februar. Ter Führer der Rationalliberalen, Basser- mann, hatte bisher an sich gehalten. Er wollte wohl erst die Wasser der Erregung in der eigenen Partei verlaufen lassen. In der allgemeinen Aus- spräche zum Etat waren zwei andere Mitglieder der Fraktion vorgeschickt worden, nun, beim «eich»- amt des Innern, hielt er die Zeit für gekom men, siL vernehmen zu lassen. Da wnnte er seine allgemeine politische Stellung in de« sozialpolitischen und wirtschaftlichen Dingen verankern; denn er bot beides: eine Darlegung der nationalliberalen Wünsche zum Reich-amt des Innern und eine Be- -ründung der gesamten Haltung der von ihm ge leiteten nationalliberalen Fraktion. Gegen den Kanz ler, der im Hause nicht anwesend war, sprach er mit erheblicher Schärfe; eS war eine Gegen- kanzler-Rede, ein Geae »Programm zu dem deS Kanzlers vom 16. Februar. Vieles von dem, war Bassermann sagte, verdient Zustimmung. Tie sozialpolitischen Dinge behandelte er in der Form einer, wenn auch sanften, Polemik gegen den sozialdemokratischen Abg. Wurm. Basser- mann will eine maßvolle, besonnene Sozialreform, nicht eine maßlose, unbesonnene. Sozialreform aber ist ihm die Hilfeleistung beim Emporsteigen der Schichten, die einporzustcigen sich bemühen. Zu- kunst-wünsche hat er für die Jugendpflege, für Vas Wohnungswesen, die Handwerker, die Fort bildungsschule. Ferner stellt er Forderungen in Rich- tung der Festlegung eines PrivatrechtS der Angestell ten, der Fürsorge für die Gehilfen der Nechtsanwälie, der Ausfüllung der Lücken der Beamtenpesoldung, der Durchführung des Vereins- und Ve sainmlungS- aesetzes, der Zerlegung der größten MichStagswabl- kreise in Verbindung mit dem Proporz wofür eine recht anschauliche Begründung gegeben wurde) und der Wahrung deS Grundsatzes der Steuergerechtigkeit bei der Deckung der kommenden Wehrvorlagen. DaS ist ein umfassendes gesetzgeberische) Pro- gramm. Aber von den Arbeiten der Paragraphen fabrik allein, hofft er, wie er in etwas anderem Zusammenhang auSfvdrte, doch nicht die Befriedigung des Volkes. Dieses Ziel glaubt er durch volks tümliche Politik, durch Vertrauen zum Volk und liberale Verwaltung zu erzielen. Ticse) Rezept ist so einfach, daß sich mancher sagen wird: wenn Bethmann Hollweg eZ nicht befolge, so müsse er doch wohl der dumme Kerl sein, als den Bassermann ihn mehrfach hinstellte. Wir glauben auch: der Kanzler sollte sich ruhig den Rat gefallen lassen, wo es möglich ist, das Volkstümliche zu tun und alle Entscheidungen in volkstümliche Formen zu kleiden. Freilich sind das nicht die besten Volks freunde, die immer nur den Massen nach dem Sinne reden. Keiner von denen, die das deutsche Volk heute al- seine wahren Freunde und Führer anerkannt, haben sich nur zum Sprachrohr der Wünsche deS Tage- gemacht, weder Wilhelm I. noch BiSmarck, noch der Alte Fritz, noch Stein oder Scharnhorst. TuS Programm BassermannS bedarf also doch wohl der Ergänzung. Aber oavrn abaesehen ist es nicht unnötig zu wieder- holen, baß die heutige Lage durchaus danach an getan ist, eine Regierungskunst al- fehlerhaft und un zulänglich erscheinen zu lassen, die unnötig und vielleicht gegen die eigen« Absicht Volksströ- mungen gegen sich veranlaßt. Merkwürdig schwach war der Beifall am Schluß dir Rede BassermannS. Der Redner hatte nicht) ge ringeres als Kunst gezeigt, ein zufriedene« Volk zu schaffen. Man sollte meinen, daß solche Enthüllungen Beifallsstürme verdienten. Wenn eS nicht der Fall war, wenn der Beifall der Frei- sinnigen und selbst der Nationalliberalen recht schwach war, so ist das nicht ganz leicht zu ver stehen. Am zutreffendsten ist wohl die Erklärung, daß die Skepsis in diesen Reihen doch zu groß ist. Tie Gedanken schleichen sich ein: eine Volksschicht wird man vielleicht zufrieden machen, die andere doch nicht, am schwersten die, die jahrzehntelang von radikaler Seite noch viel schönere Versprechungen gehört hat. Aber wir geben zu: auch solche Skepsis darf nicht abhalten, das, was zur Mehrung des kostbaren Guts der Zufriedenheit geschehen kann, zu tun. Dem freisinnigen Mg. Tr. Toormann, der hauptsächlich die sozialpolitischen Fragen behandelte, und dem Staatssekretär Delbrück tritt man nicht zu nahe, wenn man sagt, daß ihre heutigen Reden in politischer Bedeutung hinter derjenigen Basser- mannS zurückstanden. Delbrück trat der Sozialdemo, kratie recht scharf entgegen. Ihren Wunsch, fetzt schon an der kaum verabschiedeten VersichecungSorb- nung zu rütteln, glaubt er nicht ernst nehmen zu sollen, auch ihren Anspruch, die ganze Sozialpolitik veranlaßt zu haben, kann er nicht anerkennen. Ter vorgeschlagenen Teilung des ReichSamts des Innern widersetzte er sich. Dagegen kündigte er die nächsten sozialpolitischen Werke seines Amtsbereichs an, die teils auf.dem Gebiete deS Arbciterschutzes im engeren Sinne, teils auf dem der Ausdehnung der Versiche rung (Feuerwehrleute) liegen. Ten Schluß machten heute Freiherr v. Camp (Reichsp), der eine Einwirkung der deutschen So- zialdemokraten auf ihre englischen und amerika nischen Genossen wünschte, damit diese Länder Deutschland auf seinem sozialpolitischen Standard folgen, und W i l l - Schlettstadt l Elsässer), der die Streichung des Gnadenfonds durch den Ausschuß der elsaß-lothringischen Kammer zu erklären suchte. Ole Mitwirkung -er Mtte del -er Lan-esoerlei-igmig bildet den Gegenstand eines Aufsatzes, den General leutnant z. D. v. Janson im Märzhefte der „Deutschen Revue" veröffentlicht. Sein Zweck ist, der keimenden Eifersucht zwilchen Heer und Flotte zu be gegnen und zu verhüten, daß von einem der beiden Telle unserer Wehrmacht «ine «inseitige Entwicklung auf Kosten des anderen angestrebt werde. Zur Er- relchung dieses Zwecke» entwickelt Generalleutnant v. Janson im wesentlichen folgenden Gedankengang: Die Entscheidung über das Dasein einer Festlands macht wie Deutschland kann nur auf dem Lande fallen und hängt in erster Linie vom Heere ab, «in« Schwächung de» Heeres zugunsten der Flotte wär« desbalb ein schwerer Fehler. Anderseits ist La» Heer allein nicht imstande, uns eine angemessene Stellung im weltwirtschaftlichen Verkehr zu erhalten. Der Verzicht auf ein« nennenswerte Seemacht würde Laber unsere« Handel der Gnade Englands anheim- aeoen, da» die unbedingte Seeherrschaft al» sein ge schichtliche» Vorrecht beansprucht. Damit hinge unter Umständen auch die Preisgabe unseres Kolonial besitzes zusammen, für den soviel Opfer an Gut und Blut gebracht worden sind. Welche Rückwirkung die Vernichtung des überseeischen Handels auf unsere Machtstellung ausüben würde, hat auch eine Autorität wie General v. Blume in seiner „Strategie" durch den Hinweis auf den Schaden betont, „der durch über- legene Seemacht besonders solchen Staaten zugefügr werden kann, die volkswirtschaftlich oder bezüglich der Beschaffung von Kriegsmaterial vom Seeverkehr ab hängig sind". Di« Flotte dient also dem Heere und der Landesverteidigung, wenn sie die Ausgabe löst, den Handel zu schützen. Zu dieser Aufgabe treten für di« Flotte nocb folgende hinzu: möglichste Entlastung des Heeres vom Küstenschutze, unmittelbare Unter stützung der Operationen des Heeres, Verhinderung einer Verstärkung unserer festländischen Gegner über See. In letzterer Hinsicht muß nach den Erfahrungen des vergangenen Sommers mit der Möglichkeit g«. rechnet werden, daß England durch eine Streit»' V von 160 000 Mann Frankreich auf dem Fef. unterstützt. Zwar ist «in englischer Landun-^sveri-. s an der deutschen Küste in größerem Maßstab r:-«r ' wahrscheinlich noch aussichtsvoll. Aber ! -.z ab gesehen von der Landung an der K>>'r oes ver bündeten Frankreich selbst, kann eine englische Lan dung in Jütland oder in Holland oder in Belgien versucht werden. Gelingt es, den beträchtlichen eng lischen Zuwachs zur Kampfkraft unseres festländischen Gegners vorher zu beseitigen, d. h. seine lleber- führung nach dem Festland zu hindern, so bedeutet das eine sehr ins Gewicht fallende Schwächung der feindlichen Landmacht; eine Schwächung, die sonst blutig erkämpft werden müßte. Ein Kampf mit der die Transportschiffe deckenden englischen Flotte ist aber keineswegs aussichtslos, weil selbst die britische Seemacht nicht gleichzeitig die deutsche Bucht der Nordsee wirksam einschließen und einen unbedingt überlegenen Teil zur Deckung des Transports verwenden kann. Der für uns un günstigste Fall ist der, daß bei enger Blockade der Durchbruch bereits mit schweren Opfern erkämpft werden muß. so daß ein neuer Kampf mit der Begleit flotte aussichtslos werden kann. Sache der Führung wird es dann lein, durch Torpedobootsflottillen und andere leichte Streitkräfte, vielleicht unterstützt durch Demonstrationen, die Landung zu gefährden, wo möglich zu stören. Ein Erfolg wird es auch dann schon sein, wenn unseren Opfern mindestens ebenso große Verluste des Gegners gegenüberstehen. Im Falle einer weiten Blockade, di« man sich etwa von der Hübe von Schottland bis zum Kanal reichend denken könnte, würde der rechte englisch« Blockade flügel gleichzeitig den Transvort durch Abichließunq des Kanals decken. Der deutsche Gegner würde dann allo nur mit einem Teile der Flotte zu tun, also Aus sicht auf Erfolg haben. So erscheint die Unterstützung des Heeres durch die Flotte dem Generalleutnant v. Janson nicht nur überhaupt als möglich, sondern auch als ein« groß« und lohnende Aufgabe. Im Munde eines An gehörigen des Heeres wiegt dieses Urteil zugunsten der Flott« doppelt schwer. Regierung unL Sastslüemokratie in Italien. Aus Rom wird uns geschrieben. Nur ganz naive Gemüter oder Leute, die die italienische Volksseele nicht kennen, möchten glauben, daß die Regierung bei der Einbringung des Gesetz- entwur s betr. die „absolute und vollkommene Sou veränität über Tripolitanien" einen nennenswerten Widerstand in der Kammer finden würde. Das Volk wollte den Krieg, das Volk will die Hand habung der angedeuteten Souveränität, das Volk würde nur dann rebellieren, wenn die Regierung gezwungen würde, infolge internationaler Kompu tationen einen „faulen Frieden" zu schließen. Ueber die Stimmung von Volk und Parlament ist die Regierung in diesen beiden letzten Tagen in höchster Eindringlichkeit unterrichtet worden. Nur wer Blind heit und Taubheit markieren wollte, könnte die elementare Wucht der Jubelfanfaren inner halb und außerhalb des Parlaments in Ab- rede stellen. Die brandenden Wogen patriotischer Begeisterung, die über: die Mauern der Deputierten, kammer hinwegschluaen und draußen eine nach Tausenden und aber Tausenden zähiende Bolksmenye erfaßten und sie in flammendem Enthusiasmus brs zu den Pforten des Königsschlosses trugen, laßen nur eine Deutung zu: Regierung. König und Volk sind eins in dem Gedanken und Wunsch, den Krieg um jeden Preis zu Ende zu führen! Was wir hier als Zeugen dieser unvergeßlichen Er eignisse staunend erlebt baden, läßt sich in Worten schwer wiedergeben. Man muß rn das Jahr 1870 oder 1813 hinabsteigen, wo — will man Vergleiche heranziehen — „ein Ruf wie Donnerhall" die deutschen Lande durchbrausie. Italienische Blätter sagen, daß der Jubel nicht größer gewesen ist in dem Parlament, in dem 1861 Lamill Cavour die italie nische Einheit proklamierte, cder 1871, als König Viktor Emanuel II. in der ersten Sitzung des nach Rom verlegten Parlaments ausrief: „Wir sind in Rom und hier bleiben wir!" Ein Volksfest im besten Sinne des Wortes liegt hinter uns. Die Geschäfte hatten zur Feier des Tages geschlossen. Ein Leben und Fluten festlich geputzter Mengen in den Straßen, wie es die alte Roma seit den Zeiten der alten Römer kaiser kaum je gesehen haben dürfte. Auch beute will man die Freudenfahnen noch nicht vom Dach Herunter holen. Noch nie zuvor konnte ein Ministerprä sident vom Balkon der Deputiertenkammer zu der stundenlang draußen auf sein Erscheinen harrenden Menge sprechen wie es am Abend der denkwürdigen Sitzung Gerr Giolitti getan. „Römer! Im Namen der Ration danke ich Euch für diese großartige De monstration. und bitte Euch, mit dem Rufe au»« etnanderzugehen: „Es lebe Italien!" Ts war ei» - Veaehten Sie di« kleinen Inserat« in» „Letal »Anzeiger" der Abend »Ausgabe. "" >
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite